Erich Isakowitz
Dr. med. dent. Erich Max Isakowitz (* 26. Februar 1891 in Königsberg/ Ostpreußen, heute Kaliningrad/ Russland; † Dezember 1979 in Camden, London/ Großbritannien) war ein deutsch-englischer Arzt und Zahnmediziner.
[Bearbeiten] Familie
Erich Max Isakowitz entstammte der jüdischen Familie Isakowitz aus Ostpreußen.
Erich Isakowitz heiratete Sofie geb. Berlowitz (* 1893 in Eydtkuhnen/ Ostpreußen, heute Tschernyschewskoje/ Russland; † 1951 in London), die Tochter eines wohlhabenden Geschäftsmanns, die eine beträchtliche Aussteuer mit in die Ehe einbrachte. Sie sprach fließend Englisch, kannte England aufgrund mehrerer Reisen und konnte nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland erreichen, dass die Familie, zwar unter beträchtlichen finanziellen Einbußen, 1936 nach Großbritannien emigrieren konnte. Das Paar hatte eine Tochter:
- Hannelore („Lore“) Isakowitz verh. Petzal (* 1915 in Tilsit/ Ostpreußen, Sowjetsk/ Russland; † 1986 in London/ Großbritannien). Da sie im Deutschen Reich zu Zeiten des Nationalsozialismus als sogenannte "Nichtarierin" nicht studieren durfte, studierte sie an der Universität Montpellier in Frankreich, wo sie auch ihr Diplom ablegte. Sie arbeitete später mehrere Jahre für den 1933 emigrierten Soziologen Karl Mannheim (1893–1947).[1] Im August 1985 besuchte Lore mit ihrem Mann Harry Petzal sowie ihren beiden Kindern Monica und Peter Dresden erstmals wieder, was sie sehr erschütterte. Sie verstarb im darauffolgenden Jahr. Die Verlegung der Stolpersteine für die Familie Isakowitz wurde von Lores Tochter, der Künstlerin Monica Petzal initiiert. Sie verarbeitete ihre Familiengeschichte künstlerisch in „The Dresden Project“, das sie 2015 in Dresden, u. a. in der Kreuzkirche ausstellte.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Erich Max Isakowitz kam 1891 in Königsberg zur Welt. Er studierte in Königsberg und München und arbeitete anschließend als Arzt und Zahnarzt. Sein Studium unterbrach er aufgrund der Teilnahme am Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918. 1924 zog die Familie nach Dresden, wo bereits Verwandte lebten und sie auf bessere berufliche Möglichkeiten hofften. Außerdem wollten sie dem wachsenden Antisemitismus in Ostpreußen entkommen. In Dresden ist Erich Isakowitz erstmals im Dresdner Adressbuch von 1925/26 am Georgplatz 1 im zweiten Obergeschoss verzeichnet.[2] 1928 zog die Familie in die Eisenstuckstraße 43 in das erste Obergeschoss um. Erich Isakowitz verlegte im gleichen Jahr seine Praxis in die Königsbrücker Straße 58,[3] später dann in die Hausnummer 25.
Schnell schloss sich die Familie den kreativen Kreisen der jüdischen Gemeinde in Dresden an. Zu ihrem Freundeskreis gehörten viele Künstler, u. a. der Maler Conrad Felixmüller (1897–1977), dessen Frau Londa und deren Söhne. Zwischen 1930 und 1936 kaufte Erich Isakowitz mehrere Werke von Felixmüller unter anderem ein Ölporträt von Sofie, Zeichnungen von sich und Lore sowie „Das Malerleben“, ein Zyklus von sechzehn Lithographien. 1930 zog die Familie nach Plauen in die Werderstraße 44 (heutige Andreas-Schubert-Straße) in das dortige Erdgeschoss,[4] in unmittelbarer Nähe der Lukaskirche. Seit den 1930er Jahren war die Familie Isakowitz auch mit Victor Klemperer (1881–1960) befreundet, der die Familie erstmals am 10. August 1933 sowie später noch mehrmals in seinen Tagebüchern erwähnte. Klemperer war nicht nur Lehrer von Lore Isakowitz, sondern später auch Patient bei Erich Isakowitz.
1935 fuhr Sofie Isakowitz nach London. Sie verhalf aufgrund ihrer Englischkenntnisse und ihrer dortigen Bekanntschaften und Beziehungen ihrer Familie, Deutschland zu verlassen. Die Familie Isakowitz emigrierte im Sommer 1936 mit Genehmigung des Nazi-Regimes nach Großbritannien und ließ sich im Nordwesten Londons nieder, wo Erich Isakowitz weiter als Zahnarzt praktizieren konnte. Der Besitz, den sie mitnehmen durften – u. a. Erichs Laborausstattung und „Das Malerleben“ –, wurde per Schiff verfrachtet. Erich und Sofie Isakowitz kehrten nie weider nach Deutschland zurück.
Am 29. September 2015 wurden durch Gunter Demnig drei Stolpersteine in Gedenken an die Vertreibung der Familie Isakowitz vor der Hausnummer 44 in der Andreas-Schubert-Straße verlegt.
[Bearbeiten] Quellen
- Angaben der Familie zur Stolpersteinverlegung im September 2015 in Dresden
- The Dresden Project – A German translation, Monica Petzal, Online auf der Homepage von Monica Petzal, engl. als pdf-Dokument auch ->hier
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 – 1945, Teil 1, Götz Aly, R. Oldenbourg Verlag München 2008, Online Leseprobe auf Google Books, S. 431, ISBN 978-3-486-58480-6
- ↑ Adressbuch Dresden 1925/26, SLUB, S. 442
- ↑ Adressbuch Dresden 1929, SLUB, S. 449
- ↑ Adressbuch Dresden 1933, SLUB, S. 383
[Bearbeiten] Weblinks
- Datensätze von Dr. Max und Erich Isakowitz in der Vereinigung Demokratische Zahnmedizin e. V.