Gottfried Fritzsche
Prof. Dr.-Ing. habil. Gottfried Fritzsche (* 23. Februar 1922 in Göppersdorf bei Rochlitz; † 24. Oktober 2013 in Dresden) war ein deutscher Ingenieur und Hochschullehrer an der Hochschule für Verkehrswesen (HfV) "Friedrich List" in Dresden.
[Bearbeiten] Familie
Gottfried Fritzsche wurde am 23. Februar 1922 als Sohn eines Kleinbauern und Kriegsinvaliden geboren. Er war ab 1957 mit der Buchhalterin Jutta geb. Oehme verheiratet. Das Paar hat vier Kinder.[1]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Nach dem Besuch der achtklassigen Volksschule, die Gottfried Fritzsche als Klassenbester abschließen konnte, begann er als 14-jähriger eine Lehre als Feinmechaniker in Chemnitz. Nach dem Bestehen der Aufnahmeprüfung studierte er ab 1939 als Werkstudent an der Ingenieurschule in Chemnitz, wo er bereits im 2. Semester als Bester der Lehranstalt ausgezeichnet wurde.
1941 wurde Fritzsche während des Zweiten Weltkrieges zuerst zum Reichsarbeitsdienst und ab Dezember desgleichen Jahres in die Deutsche Wehrmacht eingezogen, wo er in einer technischen Einheit des Ostheeres diente. Nach einer Verwundung geriet Fritzsche im Rang eines Leutnants im Mai 1944 in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Im Gefangenenlager erregte er mit seinen technischen Leistungen u.a. dadurch Aufsehen, als er eine Lageruhr mit 2,20 Meter Durchmesser baute.
Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft im März 1949 konnte Fritzsche das Studium zum Ingenieur für Elektrotechnik 1950 an der Ingenieurschule Mittweida abschließen. Aufgrund seiner Prüfungsergebnisse wurde er ab März desgleichen Jahres als Dozent für Mathematik und Physik eingestellt. Wenig später, im September 1950 ging Fritzsche zu einem weiterführenden Studium nach Dresden, das er auf dem Gebiet der Elektrotechnik und Ingenieurpädagogik an der Technischen Hochschule Dresden 1953 "mit Auszeichnung" abschließen konnte. Prägend für ihn war zu dieser Zeit der enge Kontakt zu seinen Lehrern, den Professoren Heinrich Barkhausen und Heinz Schönfeld.
Ab 1954 war Fritzsche zuerst Aspirant und danach wissenschaftlicher Assistent am Institut für Fernmeldetechnik der TH Dresden. 1957 promovierte er mit einer Arbeit zur "Synthetischen Systemtheorie" zum Dr.-Ing. und konnte bereits vier Jahre später, in dieser Zeit wissenschaftlicher Oberassistent, im Frühjahr 1961 mit einem "Entwurf linearer Netzwerke" zum Dr. sc. techn. habilieren. Seine Promotion B wurde 1991 zum Dr.-Ing. habil. umgewandelt.
Da Fritzsche sich aufgrund des Baus der Berliner Mauer am 13. August 1961 weigerte, von seinem Wahlrecht zur Volkskammerwahl im September desgleichen Jahres Gebrauch zu machen, wurde er fristlos aus der TH Dresden entlassen. Ab 1962 ging Fritzsche deshalb in die Industrie und leitete das Grundlagenlabor im VEB Funkwerk Dresden. Das herausragende Ergebnis zu dieser Zeit ist die Berechnung umfangreicher Filterkataloge sowie weitere Pionierarbeiten auf dem Gebiet des rechnergestützten Schaltungsentwurfs.
1964 wurde Gottfried Fritzsche zum ordentlichen Professor für die Fachgebiete Theoretische Elektrotechnik und Theorie der Nachrichtentechnik an die Hochschule für Verkehrswesen "Friedrich List" berufen. Seine hauptsächlichen Wirkungsbereiche seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit war die Systemanalyse, die Theorie liniearer Netzwerke und die Signal und Systemtheorie auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik. 1987 wurde Fritzsche emeriert, blieb aber weiterhin bei Lehrtätigkeiten und Diskussionen aktiv. Noch 2007 war er als Gast beim Kolloquium am Institut für Regelungs- und Steuerungstheorie der Fakultät Elektro- und Informationstechnik an der TU Dresden anwesend.[2]
Prof. Gottfried Fritzsche wohnte zuletzt in der Heinrich-Zille-Straße 8 in Strehlen.[3]
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
Professor Gottfried Fritzsche veröffentlichte über 200 wissenschaftliche Aufsätze und verfasste 15 Lehrbücher und Monographien als Autor und Mitautor, davon zwischen 1962 und 1987 allein zwölf Bücher.
- Lehrbuch: Systeme, Felder, Wellen
- 1977: Informationsübertragung. Wissensspeicher, Verlag Technik Berlin und Heidelberg, Dr. Alfred Hüthig Verlag, ISBN 3778503979
- 1985: Signale und Funktionaltransformationen - Informationselektronik, Berlin, VEB Verlag Technik
- 1987: Theoretische Grundlagen der Nachrichtentechnik, Verlag Technik Berlin, ISBN 3341003142
- 1987: Signalübertragung - Informationselektronik, Berlin, VEB Verlag Technik
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 2010: Ehrenmedaille der TU Dresden, verliehen durch den Senat der TU auf Vorschlag der Fakultät Elektro- und Informationstechnik
[Bearbeiten] Quellen
- Geschichte der Hochschule für Verkehrswesen „Friedrich List“ Dresden, Prof. Dr. sc.oec. Werner Gross und Prof. Dr. sc.oec. Gerhard Rehbein, Transpress Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1989, 1. Auflage, ISBN 3-344-00324-0
- Zum 80. Geburtstag von Prof. em. Dr.-Ing. habil. Gottfried Fritzsche, Hans Joachim Jentschel, in: Dresdner Universitätsjournal, 13. Jahrgang, Nr. 3, 12. Februar 2002, Online-pdf auf www.tu-dresden.de
- Nachruf für Prof. Gottfried Fritzsche, in: Dresdner Universitätsjournal, 24. Jahrgang, Nr. 18, 12. November 2013, Online-pdf auf www.tu-dresden.de
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Nachruf auf Prof. Gottfried Fritzsche unter www.sz-trauer.de
- ↑ Jahresbericht 2007, Institut für Regelungs- und Steuerungstheorie, Fakultät Elektro- und Informationstechnik, TU Dresden, Online-pdf auf www.et.tu-dresden.de
- ↑ Prof. Gottfried Fritzsche im Online-Telefonbuch