Heinrich August Schön
Heinrich August Schön(e), teilweise auch Schoen (* 17. März 1774 in Dresden; † 16. Januar 1828 ebenda)[1] war ein sächsischer praktizierender Arzt und Militärarzt, u.a. als kurfürstlicher Feldmedikus, zuletzt im Rang des königlich-sächsischen Generalstabsmedikus und damit als Chef des Sanitätsdienstes in der sächsischen Armee.
[Bearbeiten] Familie
Heinrich August Schön(e) entstammte einem wenig bemittelten Elternhaus. Er war der Sohn des Hausbesitzers und Auktionsaufwärters Johann Paul Schön(e) (* 1741; † 7. März 1803 in Dresden). Sein Vater besaß ein Haus in der Nähe des Zwingers hinter der damaligen Hofbauschreiberei.[2]
Schön heiratete am 29. Mai 1806 in Dresden Auguste Theodore geb. Bürger (* 1786; † 5. März 1833 in Dresden), Tochter des bereits zu dieser Zeit verstorbenen Friedrichstädter Pastors Gotthelf Ehrenreich Bürger (1742–1799) und dessen Ehefrau Catharina Theodora geb. Raschig (* 1749).[3]
Schöns Ehefrau begleitete - so oft es ging - ihren Ehemann auf dessen Feldzügen im In- und Ausland. Sie erbte als Witwe das Haus ihres Mannes in der Großen Meißner Gasse Nr. 1 in der Dresdner Neustadt [4] und wurde am 8. März 1833 in Dresden beerdigt. Das Paar hatte vier Kinder:
- Herrmann August Schön (~ 30. September 1812 in Dresden),
- Theodore Marie Schön (* ca. 1814), ∞ am 6. Mai 1835 in Dresden Carl Friedrich Redlich, Sohn des Friedrich Traugott Redlich. Für Redlich war es dessen zweite Ehe. Er war vorher seit 1824 mit Auguste Louise geb. Harten, Tochter des Carl Heinrich Harten verheiratet.
- Ferdinand Julius Schön (~ 11. Dezember 1816 in Dresden) und
- Louise Pauline Schön. Sie wohnte noch bis 1846 in der Großen Meißner Gasse.[5][6] Nach dem Tod der Mutter fiel das Haus in der Großen Meißner Gasse 1 an die Geschwister Schöne als Erbengemeinschaft.[7]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Heinrich August Schön interessierte sich frühzeitig für die Chirurgie, so dass er im Alter von 12 Jahren an die Schule nach Waldheim kam. Danach studierte er 3 Jahre am Medizinisch-Chirurgischen Kollegium (Collegium Medico-Chirurgicum) in Dresden und begann anschließend seine aktive Laufbahn bei der sächsischen Armee, wo er als Unterchirurg in Feldhospitälern diente, als die Armee des Kurfürstentums Sachsen in den Napoleonischen Kriegen von 1793 bis 1795 an den Rheinkampagnen des Ersten Koalitionskrieges teilnahm. 1796 wurde Schön als Kompanie-Chirurg im Leichten Karabiner-Regiment angestellt, das u.a. in Borna und Pegau sowie mit einer kleinen Garnison in Lützen, wo er selbst diente, disloziert war.
Zur Vervollkommnung seiner Kenntnisse wurde Schön 1800 nach Dresden, abermals an das Collegium Medico-Chirurgicum abkommandiert. 1801 bis 1803 setzte er sein Studium der Medizin an der Universität Jena fort. Dazu hatte er eine Bewilligung seines Regiments und wurde von zwei Stipendien von dem Salinendirektor von Hardenberg und dem Rittmeister von Sastrot unterstützt. Von 1803 bis 1804 lebte und arbeitete Schön als "aggregierter Pensionär-Chirurg" in Dresden am Medizinisch-Chirurgischen Kollegium. Im Juni 1804 promovierte Schön zum Doktor der Medizin (Dr. med.) an der Universität im damals noch sächsischen Wittenberg. Anschließend lebte er als praktizierender Arzt in seiner ehemaligen Garnisonstadt in Lützen.
Noch während des Dritten Koalitionskrieges wurde Schön 1805 wieder als Feldmedikus in der kurfürstlich-sächsischen Armee angestellt und diente in den Feldhospitälern in Gera und Chemnitz. Mit Ausbruch des Vierten Koalitionskrieges wurde Schön in der Schlacht bei Jena gefangen genommen, aufgrund der folgenden Neutraliät Sachsens aber wieder frei gelassen. Auf dem Rückzug nach Dresden gelang es ihm das gesamte Feldlazarett zu retten und die 72 Pferdewagen des Lazarettwesens wieder zurück in die sächsische Hauptstadt zu bringen.
Danach ging Schön in das Feldhospital Weida, wo er sich um Kranke kümmerte, die bis dahin von dem Generalstabsmedikus Dr. Raschig versorgt wurden. 1807 wurde Schön nach Polen versetzt, wo er der Belagerung von Danzig beiwohnte, danach bei den Schlachten bei Heilsberg und Tilsit. Anschließend leitete er die Hospitäler in Graudenz, Warschau und Sordon, wo er selbst ein schweres Nervenfieber überstand. Daher zog er sich nach weiteren Erkrankungen 1808 nach Dresden zurück. Im Herbst desgleichen Jahres wurde er nach Bautzen versetzt, wo er die Leitung des dortigen Hospitals übernahm.
1809 nahm er am Feldzug der mit Napoleon verbündeten sächsischen Armee gegen Österreich teil und kehrte von dort 1810 zuerst wieder nach Weida zurück, bevor er in die Garnison nach Weißenfels ging. 1811 erhielt Schön beim Festungsneubau in Torgau die Aufsicht über das dortige Hospital. 1812 nahm Schön am Feldzug nach Rußland teil und wurde im gleichen Jahr für seine Tapferkeit bei der Schlacht um Podobna mit der höchsten militärischen Auszeichnung des Königreiches Sachsen, dem St.-Heinrichs-Orden ausgezeichnet. Beim Gefecht in Walkewitsche verlor Schön alle Wagen des Feldlazaretts. Zurückgekehrt nach Sachsen verwaltete Schön 1813 mehrere Hospitäler, am längsten das große Lazarett der sächsischen Armee im Schloss Hubertusburg. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied der französischen Ehrenlegion.
Nach der Völkerschlacht bei Leipzig arbeitete Schön an der Umgestaltung des Medizinalwesens der sächsischen Armee und leitete die Leipziger Hospitäler. 1814 und 1815 folgte er der sächsischen Armee auf dem Frankreichfeldzug gegen Napoleon Bonaparte. Während dieser Zeit erhielt er mehrere Angebote zum Eintritt in fremde Armeen, lehnte aber stets ab. Schön blieb noch bis 1818 bei der Okkupationsarmee der Allierten in Frankreich. Danach kehrte er nach Dresden zurück, wo er ein großes Vertrauen als Arzt genoss und zu den angesehensten Ärzten zählte. 1819 wurde Schön zum Mitglied der Medizinal-Direktion der königlich-sächsischen Armee berufen.[8]
Bereits 1815 begann Schöns lang anhaltene Krankheit, deren Ursache das 1807 duchlebte Nervenfieber war. Im Sommer 1822 befiel ihm eine leichte Lähmung der Sprache, bald darauf eine Taubheit der rechten Hand und des rechten Fußes. Zu dieser Zeit ging Schön noch seinen Militärgeschäften nach. Die kompletten Lähmungserscheinungen setzten einen Tag vor Heiligabend 1824 ein. Trotzdem wurde er noch 1825 zum Generalstabsmedikus der sächsischen Armee und damit zum Chef des sächsischen Sanitätsdienstes ernannt, was einer Anerkennung seines Lebenswerkes gleich kam. Damit hatte er nach heutigen Maßstäben den Rang eines Generals inne. Ende 1827 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand, bis er schließlich wenige Wochen später, am 16. Januar 1828 nach einer dreijährigen Leidensgeschichte verstarb.[9]
Generalstabsmedikus Schön wurde am 20. Januar 1828 mit allen militärischen Ehren beerdigt. Sämtliche in Dresden weilenden Generäle und Offiziere nahmen an der Beerdigung teil. Eskordiert von einem Bataillon Infanterie sowie einer Militärmusikkapelle und einem Fahnenkommando verlas der königlich-sächsische Geheimrat sowie Generalleutnant Johann Adolf von Zezschwitz die Trauerrede für Schön, bevor das Bataillon eine dreimalige Ehrensalve abfeuerte. Schöns Nachfolger im Amt des Generalstabsarztes der sächsischen Armee wurde Johann Caspar Sahlfelder, der die von Schön begonnenen Umgestaltungen des Medizinal- und Sanitätswesens in der Armee fortführte.
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 4. September 1812: Ritterkreuz des königlich-sächsischen St.-Heinrichs-Ordens
- 5. Oktober 1813: Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion
[Bearbeiten] Quellen
- Neuer Nekrolog der Deutschen, 6. Jahrgang 1828, 1. Teil, Ilmenau 1830, Digitalisat auf Google Books, S. 54ff.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Genealogisch-historisch-statistischer Almanach: auf das Jahr 1830, Weimar 1830, Digitalisat auf Google Books, S. 135
- ↑ Dresden zur zweckmäßigen Kenntnis seiner Bewohner ... 1799, Digitalisat S. 432
- ↑ Genealogisches Handbuch Bürgerlicher Familien, 20. Band, Dr. Bernhard Koerner, Verlag C.A. Starke, Görlitz, 1912, Digitalisat im Internet Archiv, S. 333ff.
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1831, S. 243, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Handbuch 1846, S. 219, SLUB
- ↑ Genealogische Daten aus Ancestry
- ↑ So im Häuserbuch Dresden 1837, S. 327, SLUB
- ↑ Kurt Fassmann: Die Grossen der Weltgeschichte, Band 8, Kindler-Verlag 1971, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 379
- ↑ Leipziger Zeitung 1828, Nr. 20 vom 23. Januar 1828, Digitalisat auf Google Books, S. 208
[Bearbeiten] Weblinks
- Rolf Rehe: Schön (Schoen), Heinrich August, in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., Online-Ausgabe