Konrad der Große
Konrad I. (* um 1098; † 5. Februar 1157 im Kloster auf dem Lauterberg), der Große oder auch der Fromme genannt, war ab 1123 Markgraf von Meißen. Er gilt heute als Stammvater des sächsischen Königshauses und führt den Fürstenzug der Wettiner am Dresdner Schloss an.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Konrad war der Sohn des Grafen Thimo, der sich nach der von ihm erbauten Burg Wettin nannte. Schon zu Lebzeiten seines Vetters Heinrich II. von Eilenburg trat Konrad mit Ansprüchen auf dessen Mark Meißen auf. Dazu verbreitete er Gerüchte, dass jener ein untergeschobenes Kind sei. Konrad bezog sich dabei auf eine seinem Vater von Kaiser Heinrich IV. verliehene Anwartschaft. Zunächst waren jedoch Egbert I. von Meißen, dessen Sohn Egbert II. und dann schließlich dessen Schwager Heinrich I. vorgezogen worden. Mit dem Tod von dessen Witwe, Gertrud von Braunschweig, im Jahre 1117 erhob Konrad seine Ansprüche. 1119 legte er sich den Titel eines Markgrafen von Meißen zu. Darauf kam es zur Fehde mit Heinrich II., in deren Verlauf Konrad in dessen Gefangenschaft auf dem Kirchberg bei Jena geriet.
Heinrich II. hinterließ bei seinem Tod 1123 keine direkten Erben. Das Erbrecht innerhalb der Familie war zwar noch nicht fest verankert, wurde aber bereits zunehmend angewandt. Kaiser Heinrich V. belehnte aus machtpolitischen Überlegungen allerdings Wiprecht von Groitzsch mit Meißen, der ihn im Kampf gegen die abtrünnigen (Alt-)Sachsen unterstützen sollte. Als Vorwand bezeichnete er das meißnische Lehen als erledigt, weil mit dem Tode Heinrich II. die Wettiner ausgestorben seien. Für Konrad trat Herzog Lothar von Sachsen, ein führender Kopf der anti-kaiserlichen Allianz, ein. Lothar war mit Konrad durch seine Gemahlin Richenza verschwägert. Die Aufrechterhaltung des Erbrechts der Anverwandten lag aber auch in seinem eigenen Interesse. Im Bunde mit Albrecht von Ballenstädt vertrieben beide Wiprecht mit Gewalt aus der Mark Meißen, ohne dass die vom Kaiser zu Wiprechts Schutz aufgebotenen Herzöge Vladislav I. von Böhmen und Otto von Mähren in den Kampf eingegriffen hätten. Durch diese Usurpation, welche der inzwischen zum König gewählte Lothar nachträglich im Jahre 1127 endgültig anerkannte, nachdem die wesentlichsten Opponenten wie Wiprecht von Groitzsch gestorben waren, kam die Markgrafschaft Meißen in den erblichen Besitz der Wettiner.
Nach dem Tode Heinrichs von Groitzsch 1135 erwarb Konrad noch die Pegauer und Zwickauer Gegend hinzu und wurde vom Kaiser 1136 auch mit der Niederlausitz belehnt; 1143 schenkte ihm Kaiser Konrad III. Rochlitz. Im selben Jahr kam auch Nisan wieder in den Besitz der Wettiner. Wegen dieses reichen Besitzes haben die sächsischen Geschichtsschreiber des 16. Jahrhunderts ihm den Beinamen des Großen verliehen. Konrad beteiligte sich außerdem an mehreren Kriegszügen. 1136 belagerte er in Italien Ancona, 1138 nahm er auf Veranlassung der Kaiserin Richenza am Kampf gegen Albrecht den Bären teil, welchem das Heinrich dem Stolzen abgesprochene Herzogtum Sachsen verliehen worden war. Zweimal unternahm Konrad Pilgerfahrten ins Gelobte Land und gründete dort 1145 eine Stiftung für das heilige Grab. 1146 unternahm er im Verein mit anderen Fürsten einen Feldzug nach Polen, 1147 einen Kreuzzug gegen die Abodriten.
Konrad starb in dem von seinem Bruder Dedo IV. gestifteten, von ihm selbst vollendeten Kloster auf dem Lauterberg, in das er zwei Monate vorher als Mönch eingetreten war. Seine Gebiete teilte er unter seine fünf Söhne. Seine Tochter Adela von Meißen wurde dänische Königin. Otto der Reiche folgte ihm als Markgraf von Meißen. Die Conradstraße trägt seinen Namen.
[Bearbeiten] Quellen
- Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 406-409.
- Heinrich Theodor Flathe: Artikel „Konrad, Markgraf von Meißen“, in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 598–599
- Hingst: „Markgraf Conrads Regierungsantritt“. In: Archiv für die sächsische Geschichte, Bd. 3, H. 1, Leipzig 1864, S. 72–81