Schnorrstraße
Die Schnorrstraße in der Südvorstadt erhielt 1872 mit der Bebauung des sogenannten "Amerikanischen Viertels" ihren heutigen Namen [1]. Sie verlief damals als direkte Verbindung zwischen der Winckelmannstraße und der Ackermannstraße. Durch die Bebauung östlich der Semperstraße wurde die Schnorrstraße unterbrochen. Für den östlichen Teil bis zur Ackermannstraße gibt es seit Februar 1993 die Bezeichnung Georg-Wrba-Straße. Eine weitere Straße in Strehlen, die heutige Barlachstraße, hatte anfangs ebenfalls den Namen Schnorrstraße.
Benannt wurde sie nach Julius Schnorr von Carolsfeld (* 26. März 1794 in Leipzig; † 24. Mai 1872 in Dresden). Er war ein Maler der deutschen Romantik, seit 1846 Professor an der Dresdner Kunstakademie und Direktor der Gemäldegalerie.
Im Jahr 1904 befanden sich durch die Nähe zum Hauptbahnhof zwölf Pensionen [2] und es wohnten zu unterschiedlichen Zeiten eine Vielzahl von Gelehrten, Rechtsanwälten und Künstlern in der Straße. Zu ihnen zählten die Kunstmaler Wera von Kieter (Nr. 19), Anna Benkendorff (Nr. 23), Ernst Bursche (Nr. 46), Elsa Dausz (Nr. 62), Charlotte Rudolph (Nr. 53, HG) und Alfred Schütze (Nr. 74), der Sprachwissenschaftler und Volkskundler Hermann Dunger (Nr. 3), der Professor für Statik und Rektor der TH Dresden Georg Mehrtens (Nr. 63), der Professor für Geometrie Rudolf Bereis (Nr. 76) und der Kantor bzw. Religionslehrer der israelitischen Gemeinde Adolph Wolfsohn (Nr. 5).
Anfang des 20. Jahrhunderts fuhr sogar die Straßenbahn der Dresdner Verkehrsbetriebe durch die Schnorrstraße. Im Stadtplan von 1911 ist der Verlauf der damaligen Linie 4, die ihren Ausgangspunkt zu dieser Zeit am Neustädter Bahnhof hatte, eingezeichnet. Die Straßenbahn überquerte an der Anglikanischen Kirche die Wiener Straße, folgte der heutigen Andreas-Schubert-Straße (früher Werderstraße) und bog danach in die Schnorrstraße ein. Nach zwei Querstraßen bog die Bahn in die Franklinstraße ein und verließ über die Wiener Straße/Gellertstraße wieder das Amerikanische Viertel.
"Bis zur Zerstörung 1945 befanden sich an der Schnorrstraße mehrgeschossige Wohnhäuser mit Läden und kleinen Handwerksbetrieben. In einem dieser Häuser (Nr. 16) lebte zeitweise der “Brücke”-Maler Ernst Ludwig Kirchner während seiner Studentenzeit. Nr. 82 beherbergte das “Südsanatorium” Dr. Denkers. Unweit davon lud mit dem “Südcasino” eine von zahlreichen Gaststätten in diesem Viertel zum Besuch ein. Zwischen Reichs- und Sedanstraße stand seit 1875 das im Zusammenhang mit dem Polytechnikum errichtete Chemische Laboratorium der Technischen Hochschule." [3]
Bei den Bombenangriffen auf Dresden weitestgehend zerstört, wurde die Schnorrstraße in den fünfziger Jahren wieder bebaut, unter anderem bis Ende 1955 mit einem Studentenwohnheim der Hochschule für Verkehrswesen, in Studentenkreisen "Schnorre" genannt. Das Wohnheim bestand aus drei Steinbaracken mit 136 Wohnheimplätzen. [4] Heute befinden sich in der Schnorrstraße Gebäude der Hochschule für Wirtschaft und Technik sowie Wohn- und Bürohäuser.
- Ansicht „Schnorrstraße“ auf openstreetmap.org
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Adolf Hantzsch: Namenbuch der Straßen und Plätze Dresdens. Baensch, Dresden 1905.
Schriftenreihe Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens, 17/18., S. 129 - ↑ Adressbuch für Dresden und seine Vororte, 1904, S.597ff.
- ↑ Dresdner Stadtteile, Straßen und Plätze
- ↑ Geschichte der Hochschule für Verkehrswesen "Friedrich List" Dresden, Transpress Verlag Berlin 1989, Prof. Dr. sc. oec. Werner Gross und Prof. Dr. sc. oec. Gerhard Rehbein, ISBN 3-344-00324-0, S. 19