Walter Weidauer
Walter Weidauer (* 28. Juli 1899 in Lauter/Sa.; † 13. März 1986 in Dresden) war ein deutscher Politiker (KPD, später SED). Weidauer wurde vor allem als erster langjähriger Oberbürgermeister Stadt Dresden nach 1945 bekannt. Er war von 1946 bis 1958 im Amt.
[Bearbeiten] Leben
Von 1914 bis 1917 absolvierte Weidauer eine Zimmermannslehre. Im Ersten Weltkrieg war er Soldat eines Pionierbataillons. 1921 trat er die KPD ein und war in verschiedenen Funktion tätig. 1933 hielten die Faschisten ihn im Konzentrationslager Sonnenburg gefangen. 1942 wurde er vom Volksgerichtshof zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Im Oktober 1946 wurde Weidauer vom Stadtrat zum Oberbürgermeister gewählt, und damit Nachfolger von Gustav Leißner (SED, vormals SPD). Ein Schwerpunkt in den ersten Amtsjahren von Weidauer war die Trümmerberäumung und der Wiederaufbau der Stadt. In einem Machtkampf, der um 1949/50 entschieden wurde, setzte sich zunächst Mart Stam (Architekt) durch, der sich für einen totalen Umbau der Dresdner Innenstadt ohne jede Rücksicht auf historische Traditionen stark machte. Bei der Zielvorgabe „Dresden – eine werdende sozialistische Stadt” sah Weidauer Dresden vor allem als ein Zentrum der Arbeiterklasse und der Industrie, erst dann als eine Stadt der Wissenschaft, Kunst und Kultur. Mart Stam hatte die Aufgabe, die Akademie der bildenden Künste mit der Staatlichen Hochschule für Werkkunst (vormalige Kunstgewerbeschule) zu vereinen. Er führte beide Einrichtungen ab 1949 in Personalunion. Sein Konzept einer Synthese von bildender Kunst und Formgestaltung in der Tradition der Architektur des Bauhauses scheiterte jedoch am Widerstand einflussreicher Kräfte um Walter Weidauer und Lea Grundig. Besonders die geplante Abschaffung der Meisterateliers rief den einhelligen Widerstand der Dresdner Malerschaft hervor. Sein Verhältnis zur Gruppe der Intelligenz galt als kompliziert. Der Altmarkt und das Residenzschloss sollten aufgegeben werden und niedrig bebaute Häuserzeilen entstehen. Selbst Zwinger, Hofkirche und Semperoper sollten zugunsten eines riesigen Kulturpalastes weichen.[1] Dabei soll es zu einer folgenschweren Aussage von Weidauer gekommen sein: „Das sozialistische Dresden braucht weder Kirchen noch Barockfassaden!“ (Die Quellenlage hierzu ist jedoch unsicher.) Kunsthistoriker wie Fritz Löffler, Hans Nadler und später Gerhard Glaser versuchten, so gut es ging dagegenzuhalten. Sie sorgten dafür, dass die Ruinen (vorzugsweise: das Schloss) gesichert wurden und legten Konzepte für den Wiederaufbau vor. Nach vielen Kontroversen mit Löffler und Nadler stellte sich Weidauer gegen die Stadtverwaltung und gegen die bereits von der SED-Bezirksleitung bestätigten Aufbauentwürfe.
Erbaut wurde die Junge Garde von 1953 bis 1955 durch Dresdner Jugendliche und am 12. August 1955, dem „Vorabend der Eröffnung des II. Pioniertreffens der DDR“, „durch Oberbürgermeister Walter Weidauer [...] eingeweiht“.[2] Als Kulturdenkmal ist sie als Karcherallee 10, Flurstück 622/15 ausgewiesen.
Später betätigte sich Weidauer als Historiker. Er verfasste das Buch Inferno Dresden – Über Lügen und Legenden um die Aktion „Donnerschlag“ über die Bombenangriffe vom 13. bis 15. Februar 1945, das erstmals 1965 erschien und bis 1990 acht Auflagen erlebte.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- Ehrentitel Held der Arbeit (1959)
- Karl-Marx-Orden (1969)
- Ehrenspange zum Vaterländischen Verdienstorden in Gold (1974)
- Großer Stern der Völkerfreundschaft (1979)
- Ehrenbürger von Dresden (1969)
- Ehrensenator der Medizinischen Akademie Carl Gustav Carus (1964)
- Martin-Andersen-Nexö-Kunstpreis (1969)
Im Juli 1989 (noch zur DDR-Zeit) wurde der Rathausplatz umbenannt in Walter-Weidauer-Platz. Diese Benennung erfolgte anlässlich des 90. Geburtstages des langjährigen Dresdner Oberbürgermeisters. Seit Oktober 1990 trägt der Platz wieder seinen ursprünglichen Namen.[3].
[Bearbeiten] Literatur
- Der Widerstand des Einzelnen – Fritz Löffler contra Walter Weidauer. Eine Dokumentation, zusammmengestellt von Hans-Peter Lühr. In: Wiederaufbau und Dogma. Dresden in den fünfziger Jahren (Dresdner Hefte 28), Kulturakademie Dresden, 1991, S. 33–48.
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Ausstellung „Das Neue Dresden“, Wettbewerb zwischen Wiederaufbau und totalem Neubeginn
- ↑ Institut und Museum für Geschichte der Stadt Dresden (Hrsg.): Kleine Dresden-Chronik 1949–1969. Dresden 1969. S. 25.
- ↑ Karlheinz Kregelin: Dresden – Das Namenbuch der Straßen und Plätze im 26er Ring. Hrsg. Stadtmuseum, fliegenkopf-verlag 1993.