Bauverein Gartenheim
Der Bauverein Gartenheim Dresden war eine Wohnungsbaugenossenschaft, die am 23. Juni 1917 auf Initiative ihres späteren Vorsitzenden Max Oertel (*1870; †1953) gegründet wurde. Max Oertel war Stadtverordneter und ab 1922 zudem Stadtbaudirektor, als welcher er u.a. den Vorsitz des Verbandes der Baugenossenschaften und gemeinnützigen Bauvereinigungen in Sachsen (ggr. 1912) übernahm. Sie existierte unter verschiedenen Namen bis zum 1. Januar 1980, danach wurden ihre Anlagen je nach Standorten in drei verschiedene Wohnungsbaugenossenschaften integriert, wie es bis heute, einschließlich nachwendischer Umstrukturierungen, geblieben ist. Ihr finaler Wohnungsbestand (Stand: 1940) wird mit 1710 Wohnungen angegeben.[1]
Die erste Anlage des an der Gartenstadtbewegung orientierten Bauvereins - die Gartenheimsiedlung Gruna - ist zugleich auch ihre bekannteste. Sie liegt südlich der Hepkestraße und westlich des Prohliser Landgrabens. Bereits 1918 sicherte sich der Bauverein, in Abstimmung mit dem Dresdner Spar- und Bauverein, durch einen Erbbaurecht-Vertrag mit der Stadt das dortige Baugelände. Beide Genossenschaften ließen durch den Architekten Paul Beck (*1887; †1964) einen Gesamtbebauungsplan entwerfen, der noch 1919 von der Stadt bestätigt wurde. In Folge wurde Paul Beck auch mit der Ausführungsplanung für das gesamte Gelände (westlich wie östlich des Landgrabens) beauftragt. Während der Wirtschaftskrise und Inflationszeit mussten die von Max Oertel geleiteten Baumaßnahmen an der Siedlung für fast zwei Jahre unterbrochen werden und kamen letztlich etwa 1926 zum Abschluss. Kaum beendet, wurden schon Erweiterungen vorgenommen - auf vorgelagertem Areal wurde bis 1927 eine von Bruno Zehmisch geplante Holzhaussiedlung, mit Häusern der Firma Christoph & Unmack aus Niesky realisiert.
Nach dem erfolgreichen Auftakt in Gruna behielt die Genossenschaft ihre enge Zusammenarbeit mit Paul Beck bei. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, wurden alle Anlagen des Bauvereins von ihm entworfen. Ähnliches schien für die Kooperation mit dem Dresdner Spar- und Bauverein zu gelten, wovon die Bebauung von Leubnitz-Neuostra das wohl augenfälligste Beispiel gibt.
Gestalterisch betrat der Bauverein Gartenheim besonders mit den Bauten zwischen Münchner und Nöthnitzer Straße Neuland. Auf den Vorwurf der Verschandelung seitens des ansässigen Bürgervereins erwiderte der Bauverein:
Wenn die Verfasser der Eingabe die bauliche Entwicklung anderer Städte, die dem neuzeitlichen Baugedanken weite Zugeständnisse machten, studiert hätten, würden sie wohl einsehen, daß mit Neuschöpfungen am Münchner Platz dem kulturellen Ansehen Dresdens mehr genützt wurde, als wenn die Bauformensprache der vor 25 Jahren hergestellten Wohnbauten dieser Gegend gewählt worden wäre.[2]
[Bearbeiten] Bauanlagen des Bauvereins Gartenheim
Jahr | Adresse | Größe | Anmerkungen | Bild |
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1919–1925 | Gartenheimsiedlung Gruna Junghansstraße 36–48 Hepkestraße 56–110 Am Grüngürtel 1–5 und 2–14 Gartenheimsteg 1–11 und 2–4 Postgang 2–6 Am Anfang 1–3 und 2–10 Baumzeile 1–19 Lange Zeile 1–17 und 2–16 Gartenheimallee 1–19 und 2–22 Grabenwinkel 1–45 und 2–22 Kurzer Schritt 1–27 und 2–4 Kleinhausweg 1–47 und 2–40 Am Ende 2–18 An den Gärten 2–20 Schlüterstraße 8–14 Schrammsteinstraße 15–19 Gruna |
821 Wohnungen in 277 zwei- und dreietagigen Häusern, davon 128 Einfamilienhäuser [3] |
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1925 | Wohnanlage Neugruna Tauscherstraße 15–27 Tolkewitzer Straße 42–44 Blasewitz |
1 Dreifach-, 2 Doppel-, 2 Einzelhäuser |
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1926 | Holzhaussiedlung Gruna Junghansstraße 50–92 Schrammsteinstraße 22–24 Gruna |
24 Häuser |
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1926 | Kleine Gartenheimsiedlung Trachau Wahnsdorfer Straße 6–12 Trachau |
1 Dreifach-, 1 Doppel-, 1 Einzelhaus |
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1927–1928 | Bernhardstraße 134–140 Leibnizstraße 8–14 Nietzschestraße 7–11 Plauen |
4 Doppel-, 3 Einzelhäuser |
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1927–1929 | Große Gartenheimsiedlung Trachau Aachener Straße 34–50 Platanenstraße 17–33a, 35–39 Burgsdorffstraße 31–33 und 22, 30–34 Kronenstraße 40–46 Böttgerstraße 31–39, 47 und 22, 48–52 Stephanstraße 47–59 und 54–60 Trachau |
1 Vierfach-, 8 Dreifach-, 8 Doppel-, 4 Einzelhäuser |
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um 1928 | Reichenbachstraße 33–41 Gutzkowstraße 36 Südvorstadt |
54 Wohnungen mit Etagenheizung; Häuser zudem mit Fahrstühlen [3] |
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1929–1930 | Münchner Straße 27–33 Münchner Platz 5 Abekenstraße 2–28 Regensburger Straße 1–23 Nöthnitzer Straße 45–49 Plauen |
286 Wohnungen in vier- und fünfetagigen Häusern mit Zentralheizung [3] |
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1936–1937 | Kleincarsdorfer Straße 1–23 Zughübelstraße 1–19 und 2–16 Spitzbergstraße 2–20 Leubnitz-Neuostra |
104 Wohnungen in 52 Häusern [3] |
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1952–1960 | Gartenheimsiedlung Gruna Gruna |
Instandsetzung der ausgebrannten oder von der Bombardierung schwer beschädigten Wohnbauten (etwa 50% der Anlage) |
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[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Karl-Heinz Löwel: Zur Geschichte des Genossenschaftswesens, in: Wohnungsgenossenschaften in Dresden, Dresden 2004, S. 26
- ↑ SLUB, Digitale Sammlungen, Dresdner Nachrichten, 1. Juni 1930 Seite 6
- ↑ a b c d Ein Architekt besucht Dresden. Bearbeitet von Dr. Julius Vischer, in: Moderne Bauformen. Monatsheft für Architektur und Raumkunst, Julius Hoffmann Verlag Stuttgart, 36. Jahrgang, Heft 1, Seite 3, 1937
[Bearbeiten] Literatur
- Karl-Heinz Löwel: Zur Geschichte des Genossenschaftswesens, in: Wohnungsgenossenschaften in Dresden, Michel Sandstein Verlag, Dresden 2004, S. 26