Calberlastraße
Die Calberlastraße befindet sich im Stadtteil Loschwitz und führt als eine Nebenstraße mit enormer Steigung (18%) direkt den Elbhang hinauf nach Rochwitz.
Bemerkenswert dabei ist, das der obere Teil der Straße eher (1875) fertiggestellt wurde als der untere Teil (1921). Am Beginn der Straße befindet sich auch ein interessantes Sandsteinmonument (Entwurf: Martin Pietzsch), welches anlässlich der trotz Widerstand der Einwohner vollzogenen Eingemeindung 1. April 1921 von Loschwitz nach Dresden gesetzt wurde.
Diese wiederum setzten unweit des Monumentes ein eigenen Denkstein, der einen Raben mit drei goldenen Ringen im Schnabel darstellt, welche die von der Stadt Dresden gestohlenen Gemeinden Loschwitz, Weißer Hirsch und Blasewitz symbolisieren.
Literarisch hat Arthur Schurig (1870–1929) in seinem Werk „Seltsame Liebesleute“ (1921), einer Amitié amoureuse, die Calberlastraße wie folgt verewigt:
Georg an Agathe 8. Juli.
Meine liebe Freundin.
Gewiß muß ich Ihnen unliebenswürdig erscheinen. Aber Sie sind selbst schuld daran. Am Sonnabend abend wollte ich zu Ihnen zum Abendessen kommen. Ich wußte, daß Sie zu Haus waren. Wie ich nun in der Straßenbahn über die Elbbrücke fahre, da holt mich das von ihm selbst gefahrene Fuchsgespann des Herrn von Wolfframsdorf ein. Als ich dann an der Calberla-Straße ausstieg, kam es im Schritt die Straße schon wieder den Berg herunter. Der Kutscher hielt an, um mich zu fragen, ob er mich die Straße hinauffahren dürfe.
Brav Zweiter sein? Nein! So ließ ich Sie dem Ersten und schlenderte vorüber am Rosenhof, unter den Qualen des Inferno, die Höhe hinan, über die Kügelgen-Straße hinaus, bis an die Waldung. Auf der Bank am Rande habe ich eine Stunde lang geträumt. In der Tiefe, bei den hohen Pappeln, blinkte das rote Dach Ihres Hauses...".
Ihren Namen verdankt die Straße Heinrich Wilhelm Calberla und seinem Sohn Gustav Moritz (1809–1906), zwei ortansässigen Industriellen[1]
[Bearbeiten] Adressen (Auswahl)
- Nr. 2: Museum Josef-Hegenbarth-Archiv (seit 1998); Wohnhaus des Künstlers Josef Hegenbarth von 1921 bis zu seinem Tod 1962, anschließend noch bis 1988 Wohnhaus der Witwe Johanna; sie vermachte Haus und Nachlass dem Dresdner Kupferstich-Kabinett; Gebäude 1848 als Winzerhaus errichtet; einige Jahre im Eigentum von Gustav Moritz Calberla, Sohn des Fabrikanten Heinrich Wilhelm Calberla, nach dem die Calberlastraße benannt ist; 1921 kaufte es Hegenbarth gemeinsam mit seinem Vetter; Anfang der 1940er Jahre zog er für einige Jahre in seine alte Heimat Böhmen zurück, wurde aber 1945 von dort ausgewiesen; Haus renoviert Ende der 1990er Jahre und 2012[2]
[Bearbeiten] Geschichte
Vor 1882 führte lediglich ein steiler Fußweg von der Pillnitzer Landstraße den Elbhang hinauf zum so genannten oberen Spittelteich, weshalb der Weg auch Spittelweg oder Spittelgasse genannt wurde. Der Weg endete am 3. Steinweg (heute Robert-Diez-Straße. Der Arzt Dr. med. Carl August Reichel ließ im unteren Teil ein Stück des Weges pflastern. Deshalb wurde der Weg manchmal auch als Reichelweg bezeichnet.
Der Kaufmann und Villenbesitzer Gustav Moritz Calberla hatte 1871 geplant, den Weg durch eine Fahrstraße zu ersetzen. Ab 1874 ließ er die Straße dann auf eigene Kosten bauen. Der Bau verzögerte sich immer wieder, weil es erhebliche Schwierigkeiten gab. Die großen Steigungen und der umständliche Grund- und Bodenerwerb machten das Projekt sehr teuer. Jedoch wurde die Straße doch noch im Jahre 1882 fertig gestellt und an die Gemeinde übergeben. Der Name Calberlastraße taucht erstmals 1886 im Adressbuch auf.
Auf halber Höhe wurde ein kleiner Platz angelegt, von dem man einen schönen Ausblick auf die Stadt hat. Die inoffizielle Benennung Matz-Platz erfolgte wahrscheinlich nach dem Heimatforscher Matthias „Matz“ Griebel, früherer Direktor des Stadtmuseums.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ deutschsprachige Wikipedia: Gustav Moritz Calberla
- ↑ Thessa Wolf: Mehr als ein Hauch von Hegenbarth. In: SZ-Immo-Magazin 2/2019, S. 50–52.