Carl Rönisch
Johann Carl Gottlieb Rönisch, auch Karl Rönisch (* 28. November 1814 in Goldberg bei Liegnitz in Schlesien, heute Złotoryja/ Polen; † 1. Juli 1894 in Blasewitz bei Dresden) war ein deutscher Klavierbauer, Königlich Sächsischer Kommerzienrat und Hofinstrumentenmeister.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Carl Rönisch wurde am 28. November 1814 im schlesischen Goldberg als Sohn armer Eltern geboren. Bereits mit zehn Jahren musste er nach der Schule arbeiten gehen. Er absolvierte zuerst eine Lehre als Schlosser in einer Maschinenbauanstalt. Nach der Lehre begann er seine Wanderjahre, wo er er auch den Beruf des Tischlers erlernte. Sein Interesse galt aber der Musik und der Tonkunst, so dass er 1830 nach Naumburg an der Saale ging. Dort erlernte er bis 1834 den Beruf des Klavierbauers bei dem Naumburger Instrumentenbauer Hänel. Danach ging er wieder auf Reisen. Ab 1843 erhielt Rönisch eine Anstellung als "Pianofortebauer" in Löbau/ Sachsen, ging aber bereits 1844 als Vorarbeiter und "erster Ausarbeiter" in die Pianofortefabrik von Ernst Rosenkranz nach Dresden.
1845 gründete Rönisch in der Palmstraße in Dresden die "Pianofortefabrik Carl Rönisch", stellte Arbeiter ein und baute fortan als genialer Konstrukteur Instrumente nach eigenen Berechnungen, die aufgrund ihrer Klangfülle bald den Ruf als außergewöhnliche Kunstwerke genossen. Aufgrund der steigenden Nachfrage zog er in eine Werkstatt in die Schreibergasse um, wo er seine Fabrik deutlich vergrößern konnte. Rönisch stellte fortan Pianos und Flügel in unterschiedlichen Größen her. Er war der erste Pianofabrikant in Sachsen, der Flügel in kleinem Format herstellte. So lieferte er 1857 u.a. dem Hofpianisten Professor Kräger einen Rönisch-Stutzflügel. 1858 erfolgte ein weiterer Umzug der Klavierwerkstatt Rönisch in die Breite Straße, wo die Herstellung der Instrumente fabrikähnliche Formen annahm. Bereits der dritte Flügel ging an den damaligen sächsischen König Johann, womit Rönisch 1859 zum Königlich Sächsischen Hoflieferanten ernannt wurde. 1862 erfolgte der Neubau einer Fabrik am Pirnaischen Platz, wo mittlerweile 60 Arbeiter beschäftigt wurden.
1866 gelang Rönisch mit der Erfindung der "Voll-Panzerplatte" eine, wohl sogar die bahnbrechende Erfindung im modernen Klavierbau. Der von ihm mit der Panzerplatte erfundene Gußrahmen wurde bald von allen Klavierbauern übernommen und ist noch heute Standard im Klavier- und Flügelbau. 1868 wohnte Rönisch als Königlich Sächsischer Hof-Instrumentenmacher in der Pirnaischen Straße 1 in Dresden.[1] 1873 begann die Fertigung der Instrumente in der neuen Fabrik im Wallgäßchen 1 in Dresden-Neustadt.
Seine Neuentwicklung im Klavierbau zeigte Rönisch auf den Weltausstellungen in Paris, Amsterdam, Sydney, Melbourne und Chicago. Carl Rönischs Pianos und Flügel genossen bald Weltruf. Er wurde Hoflieferant der Königreiche Sachsen, Schweden-Norwegen, Österreich-Ungarn und Spanien. Komponisten wie Richard Strauss, Edvard Grieg und Giacomo Puccini zollten den Instrumenten von Carl Rönisch Respekt. Seine Flügel gingen auch an weltberühmte Pianisten wie Anton Rubinstein und Sergej Rachmaninoff. Um seine Fabrik weiter ausdehnen zu können, eröffnete er ein weiteres Werk in Leipzig.
1874 eröffnete Rönisch in St. Petersburg eine weitere große Klavierfabrik und wurde auch Kaiserlich Russischer Hoflieferant.[2] Am 4. November 1884 verlieh der sächsische König Albert Carl Rönisch den Titel und Rang eines Königlich Sächsischen Kommerzienrates. Rönisch wohnte zuletzt in Blasewitz und wurde nach seinem Tod auf dem Inneren Neustädter Friedhof beerdigt. Nach seinem Tod übernahmen seine beiden Söhne:
die bereits am 1. Januar 1879 zu Prokuristen der Pianofabrik Carl Rönisch ernannt wurden, das väterliche Unternehmen und führten es noch fast 25 Jahre erfolgreich weiter.
[Bearbeiten] Weitere Entwicklung der Klavierfabrik Rönisch
1912 besuchte der sächsische König Friedrich August III. die Klavierfabrik Rönisch. 1918 wurde die Produktion der Fabrik von Ludwig Hupfeld (1864–1949) übernommen. Im Februar 1945 wurde das Fabrikgelände in Dresden beim Bombenangriff auf Dresden fast vollständig zerstört. Zu DDR-Zeiten firmierte de Betrieb unter "VEB Deutsche Piano-Union", der 1990 in die Leipziger Pianofortefabrik GmbH überführt wurde und stellte weiterhin Klaviere und Flügel unter dem Markennamen Hupfeld und Rönisch her.[3] 2009 wurde das Unternehmen von der Klavierbaufirma Blüthner übernommen.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Adreß- und Geschäftshandbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden für das Jahr 1868, S. 142 auf adressbuecher.genealogy.net
- ↑ Rönisch auf www.antiquepianoshop.com (englisch)
- ↑ Piano Rönisch auf www.pianoshop.co.uk
- Dresdner Geschichtsblätter, Band 1, Nr.1/5, 1892/1896, S. 151 in der SLUB Dresden
- Carl Rönisch auf www.roenisch-pianos.de
- "Zum 75jährigen Bestehen der Pianofortefabrik Carl Rönisch in Dresden" in Zeitschrift für Instrumentenbau (1920-21), Digitale Sammlungen der Bayrischen Staatsbibliothek (BSB)