Christoph von Unruh

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Wappen der Grafen von Unruh/ Unrug

Christoph Reichsgraf von Unruh, geboren als Christof von Unruh (* 29. Oktober 1689;[1]22. Juni 1763 in Dresden) war ein kurfürstlich-sächsischer und königlich-polnischer Offizier und General, zuletzt als Präsident des sächsischen Kriegsratskollegiums im Rang eines Generals der Infanterie. Er war Erbherr der Herrschaft auf Birnbaum in Schlesien, die sein Bruder Peter verwaltete.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Christoph von Unruh entstammte der aus Schlesien stammenden Adelsfamilie von Unruh, die im polnischen Raum auch unter dem Namen Unrug polonisiert wurde. Nach innerfamiliärer Überlieferungen soll die Familie ursprünglich aus dem Elsaß stammen, sich dann von hier über Bayern und Böhmen in die Lausitz, nach Schlesien und Polen ausgebreitet haben. In Schlesien wird 1300 „Jan Vnru“ genannt, der möglicherweise identisch mit dem Erbauer der Kirche in Lawaldau Waltenberg (heute Racula bei Zielona Góra) in 1315 ist. Dieser gilt als Stammvater der später in Polen ansäßig gewordenen Familie.

Christoph von Unruhs Urgroßvater väterlicherseits war Georg von Unruh (15901652), der 1620 die Herrschaft über das Rittergut Birnbaum übernahm. Sein Großvater hieß ebenfalls Christoph von Unruh (16241689), königlich-polnischer Oberst, Starost von Gniezno und Birnbaum und Gründer der Exulantensiedlung Unruhstadt.

Christoph von Unruh war der älteste Sohn des Starost zu Gnesen und königlich-polnischen Gesandten am ostpreußischen Hofe, Bogislaus von Unruh auf Birnbaum und Tirschtiegel (* 14. Februar 1661; † 16. März 1725) und dessen Ehefrau Anna Konstancja Luisa von Żychlińska (deutsche Schreibweise: Zychlinski, * 1666; † 22. September 1737), Tochter des Kämmerers von Kalisch, Peter Żychlińsky auf Röhrsdorf und der Margarethe Sybilla geb. Döhnhoff. Christophs Urgroßmutter war eine geborene Prinzessin von Liegnitz-Brieg und eine Hohenzollerntochter (Tochter von Dorothea Sybilla von Brandenburg). Christoph von Unruh hatte noch sechs Brüder:

Christoph von Unruh heiratete am 20. August 1737[2] Maria Franziska geb. Gräfin von Kokorzowec-Kokorzova († November 1779 in Dresden). Die Feier fand in Anwesenheit des sächsischen Hofes im Schloss Moritzburg statt, da der sächsische Kurfürst die Hochzeit arrangiert hatte. Von Unruhs Ehefrau war 1727 Hofdame und Kammerfräulein der Kurprinzessin und späteren Kurfürstin und Königin Maria Josepha (16991757).[3] Das Ehepaar von Unruh hatte eine Tochter:

In seinem Testament bedachte von Unruh seine Witwe nicht sehr reichhaltig, so dass es 1764 in einem Erbenstreit und einem Vergleich mündete.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Christoph von Unruh war nach seiner höheren Schulbildung von 1708 bis 1709 auf der Universität in Frankfurt an der Oder immatrikuliert, ging aber anschließend auf eine Kavaliersreise und entschied sich schließlich noch im gleichen Jahr für eine militärische Karriere, so wie andere Mitglieder seiner Familie. In seiner 36-jährigen Dienstzeit bei verschiedenen Armeen bis zu seiner späteren Erhebung in den Grafenstand diente von Unruh anfangs in Brabant in den Niederlanden, später in Pommern, Polen und Böhmen.

Nach ungefähr 10 Jahren Dienst in den vorgenannten Armeen trat von Unruh während der Regentschaft von August dem Starken in die polnisch-sächsische Armee ein, diente 1720 in Adorf, 1722 in Dresden, 1724 dann in Leipzig. 1725 ist von Unruh als Obrist-Lieutenant nachgewiesen. Im gleichen Jahr übernahm er als Haupterbe die Herrschaft Birnbaum in Schlesien.

Von Unruh wurde am 10. Oktober 1729, im Alter von 39 Jahren kurfürstlich-sächsischer und königlich-polnischer Janitscharen-Obrist. Das polnische Obristendiplom über diese Einheit erhielt er erst am 14. März 1731. Ab 1729 blieb von Unruh in Dresden. Er wurde hier Generaladjutant bei dem sächsischen Feldmarschall Jakob Heinrich von Flemming. Nach dessen Tod wurde er kursächsischer und königlich-polnischer Generaladjutant von Kurfürst und König August II.. Dieser übertrug ihm noch vor seinem Tod die Befehlsgewalt über ein sächsisches Infanterieregiment. Als 1733, nach dem Tod von des Königs der polnische Thronstreit begann, trat vom Unruh nachdrücklich auf die sächsische Seite.

Zum Dank für die Treue zum sächsischen Kurfürstentum erhielt von Unruh von August III. mehrere Rittergüter im Osten, so Buchwald im Kreis Elbing, Grunau im Kreis Marienburg, Brzozowko im Kreis Kulm sowie Kommerau, Neudorf und Telkwitz im Kreis Stuhm. Anfang Mai 1736 verkaufte sein jüngerer Bruder als Verwalter alle diese Güter bis auf Grunau an Johann Grombczewski (Gramsch). 1735 ist von Unruh als Obrist der Infanterie im sächsischen Hof- und Staatskalender verzeichnet.[4]

Am 26. Juni 1737 wurde von Unruh unter gleichzeitiger Beförderung zum Generalmajor vom sächsischen Kurfürsten zum Vizepräsidenten des Geheimen Kriegsratskollegiums ernannt. Im Mai 1740 erhielt von Unruh den Rang und den Titel eines Wirklichen Geheimen Kriegsrates. Am 20. Februar 1745 wurde von Unruh zum Generalleutnant befördert und zum Kommandanten der Festung Neustadt auf der rechten Seite der Elbe. Er übernahm diesen eher als Ehrenamt zu verstehenden Posten von dem im gleichen Jahr verstorbenen General der Infanterie Jean de Bodt. Aufgrund seiner Beförderung zum Generalleutnant durften von Unruh und seine Ehefrau den Ehrentitel Exzellenz tragen. Das Amt als Kommandant von der Dresdner Neustadt behielt von Unruh bis zu seinem Tod.

Am 13. September 1745 wurde von Unruh während des sächsischen Reichsvikariats vom sächsischen Kurfürsten zusammen mit seinem Bruder Constantin in den erblichen Reichsgrafenstand erhoben. Am 22. Juli 1747 erfolgte die Beförderung von Unruh zum General der Infanterie, unter Beibehaltung der Stellung als Vizepräsident des sächsischen Kriegsrates. Von Unruh hatte damit den zweithöchsten Dienstrang nach dem General-Feldmarschall inne, der allerdings in der sächsischen Armee nicht immer vergeben wurde. Am 25. September 1755 wurde von Unruh vom sächsischen Kurfürsten schließlich zum Präsidenten des Kriegsratskollegiums ernannt: Damit wurde von Unruh zum Nachfolger des bisherigen Präsidenten Kiesewetter. Auch dieses Amt übte er bis zu seinem Tod aus.

In seiner vom Vater geerbten Herrschaft Birnbaum wirkte von Unruh maßgeblich als Stifter, so 1735 für ein Hospital, 1746 mit einer Erweiterung für dieses Krankenhaus, 1750 für ein Waisenhaus und 1757 für eine Stiftung für arme Schulkinder.

[Bearbeiten] Quellen

  • Die Birnbaumer Umrugs in: Paul Dünnhaupt: Die Unrugher, eine zeitgenössische Studie, Versuch eines Anfanges zur Stoffsammlung für die Uhruh'sche Familiengeschichte... Digitalisat der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, S. 299ff.
  • Justus Perthes (Hrsg.): Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser, Gotha 1891, Digitalisat auf Google Books, S. 1078f.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Nach anderen Angaben am 2. November 1689.
  2. Nach einer anderen Quelle am 17. August 1737.
  3. Fußnote 15 in: Detlef Döring, Franziska Menzel, Rüdiger Otto, Michael Schlott (Hrsg.): Johann Christoph Gottscheds Briefwechsel, Historisch-kritische Ausgabe, Juli 1739 – Juli 1740, Im Auftrage der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, De Gruyter Verlag 2012, ISBN 978-3-11-028725-7, Leseprobe auf Google Books, S. 555.
  4. Königl. Koln. Khurfürstl. und Sachsischer Hof und Staats Kalender, auf das Jahr 1735..., Dresden 1735, Digitalisat auf Google Books.

[Bearbeiten] Weblinks

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