Eduard Avenarius

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Eduard Avenarius
Avenarius' Ehefrau Cäcilie, Tochter von Ludwig Geyer aus Dresden

Eduard Avenarius (* 5. Oktober 1809 in Halberstadt; † 20. Februar 1885 in Dresden) war ein Buchhändler und Verleger.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Avenarius besuchte in Halberstadt das Domgymnasium. Er beendete die Schule aber vorzeitig und erlernte ab 1825 den Buchhandel in Erfurt. Bücher waren für Avenarius der Inbegriff von Geist und Bildung. Er trennte sich dafür auch von seiner Familie, die ab 1829 ein Gut in Ostpreußen besaß. Nach Zwischenstationen in Königsberg und Berlin kam Avenarius 1833 nach Leipzig als Buchhandelsgehilfe von Friedrich Brockhaus & Heinrich Brockhaus.

Der ehrgeizige Avenarius wollte selbstständig arbeiten und gründete 1836 mit einem weiteren Gehilfen von Brockhaus, Hartmann Friedlein, die Firma Avenarius & Friedlein. Zur Vergrößerung des Geschäfts wurde das ausländische Sortiment von Bossange Père in Leipzig, Zweiggeschäft der Gebr. Bossange in Paris, erworben. 1837 traten Friedrich und Heinrich Brockhaus in das Geschäft ein, das jetzt unter dem Namen Brockhaus & Avenarius firmierte und deutsche und ausländische Literatur in Leipzig und Paris anbot. Im Hause Brockhaus lernte Avenarius auch seine spätere Frau Cäcilie, eine Tochter von Ludwig Geyer aus Dresden, kennen. Zwei von deren Halbschwestern waren mit zwei Brockhaus-Brüdern verheiratet.

Avenarius leitete die Filiale von Brockhaus & Avenarius in Paris. Er scharte hier junge Deutsche um sich, die sich in dieser vorrevolutionären Zeit in Paris aufhielten. Zum Bekanntenkreis gehörten Heinrich Heine und Heinrich Laube. Seinen in Not geratenen Schwager Richard Wagner gewährte er zeitweise Unterstützung. Das Geschäft in Paris lief aber schlecht und so kehrte Avenarius 1844 nach Leipzig zurück, wo er die seit Friedlands Weggang vakante Filiale übernahm. Avenarius gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Leipziger Deutschen Vereins und begrüßte die Revolution von 1848. Auf das Geschäft hatten die unruhigen Zeiten aber keinen guten Einfluss und so wurde der Assoziierungsvertrag mit den Brüdern Brockhaus 1849 nicht verlängert. Auch Friedrich Brockhaus schied aus und ging nach Dresden. Heinrich Brockhaus führte den Brockhaus-Verlag seit dieser Zeit alleine.

1850 verband sich Avenarius mit dem Juden Hermann Mendelssohn. Sie gründeten in Leipzig den Verlag Avenarius & Mendelssohn. Avenarius war vorrangig für die Herausgabe von Zeitschriften verantwortlich. 1852 übernahmen sie den „Meßkatalog“ und den Verlag des „Literarischen Centralblattes“, eine Zeitschrift, die für ihre Literaturkritiken bekannt war. Avenarius blieb politisch engagiert, wandte sich gegen die Gängelung der Presse und war Leipziger Stadtrat. Mehreren seiner Projekte blieb aber der Erfolg versagt, so der deutschnationalen Fragen gewidmeten „Germania“ und dem „Zentralblatt für Naturwissenschaft und Anthropologie“. Der finanzielle Erfolg des Verlagsgeschäfts blieb unbefriedigend. 1854 trennten sich Mendelssohn und Avenarius, der den „Meßkatalog“ und den Verlag des „Literarischen Centralblattes“ behielt.[1]

1855 ging Avenarius nach Berlin, wo zwei seiner Brüder ein Spirituosengeschäft betrieben. Er zeichnete zeitweise für das Russland-Geschäft verantwortlich und wurde 1864 Geschäftspartner. In Berlin wurde auch sein jüngster Sohn, Ferdinand Avenarius, geboren. Auch wenn sich Avenarius mit dem Spirituosengeschäft inhaltlich nicht identifizieren konnte, so lohnte es sich wirtschaftlich. Als Besitzer führte er seinen verbliebenen Anteil vom Verlag mit Mendelssohn unter dem Namen Eduard Avenarius Verlag weiter.[2] In Moskau bemühte er sich um den deutsch-russischen Literaturaustausch. Das „Literarische Centralblatt“ gab er in Kommission, der „Meßkatalog“ ging 1860 ein.

1870 zog sich Avenarius aus dem Geschäft zurück. Auf Wunsch seiner Frau verlebten sie ihren Lebensabend in deren Heimatstadt Dresden. Sie wohnten Blochmannstraße 20.[3] Seine Erben behielten den Verlag zunächst und verkauften ihn erst um 1896 an Dr. Adolf Goldbeck-Löwe in Leipzig. Ferdinand Avenarius setzte sein Erbe zur Gründung des Kunstwart-Verlages ein.

[Bearbeiten] Familie

Avenarius war ein Sohn des preußischen Kammerrats, Unternehmers und ehemaligen Freimaurers Ludwig Avenarius (1774-1838). Weitere Vorfahren waren die evangelischen Theologen und Liederdichter Matthäus Avenarius (1625–1692) und dessen Sohn Johannes Avenarius (1670–1739) in Thüringen. Am 5. März 1840 heiratete Avenarius in Leipzig Cäcilie geb. Geyer (* 26. Februar 1815, † 1893), Tochter des Schauspielers, Sängers, Schriftstellers und Malers Ludwig Geyer. Zu deren Halbgeschwistern gehörten die Schauspielerinnen Rosalie Wagner und Luise Wagner sowie der Komponist Richard Wagner. Cäcilie war mit Richards erster Ehefrau, Minna Wagner, eng befreundet, was nach der Scheidung das Verhältnis zu ihrem Bruder belastete.[4] Avenarius hatte fünf Söhne, darunter den Kulturreformer Ferdinand Avenarius und den Philosophen Richard Avenarius.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Thomas Lick: Friedrich Zarncke und das "Literarische Centralblatt für Deutschland": eine buchgeschichtliche Untersuchung, Band 43 von Buchwissenschaftliche Beiträge aus dem Deutschen Bucharchiv München, Otto Harrassowitz Verlag, 1993
  2. Bücher des Eduard Avenarius Verlages
  3. Adressbuch der Stadt Dresden, 1877
  4. SLUB erwirbt unveröffentlichte Briefe Minna Wagners

[Bearbeiten] Weblinks

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