Friedrich Erdmann Flachs

Friedrich Erdmann Flachs (* 4. November 1810 in Dresden; † 14. Dezember 1878 ebenda) war ein Dresdner praktizierender Arzt und Armen-Geburtshelfer. Er arbeitete auch als Polizei- und Gerichtsarzt am Dresdner Bezirksgericht, zuletzt im Rang und mit Titel eines königlich-sächsischen Medizinalrates. Er war Stifter, Gründer[1] und Vereinsvorsitzender für ein Obdachlosenheim für Frauen und Kinder, das auch nach seinem Tod noch weiter, bis 1945 in der Rosenstraße 79 existierte.[2]
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[Bearbeiten] Familie
Friedrich Erdmann Flachs entstammte der weit verzweigten Pirnaer Seifensiederfamilie Flachs. Der Name Flachs ist geschichtlich zuerst in einer Urkunde vom 14. April 1386 im Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae der Stadt Pirna mit „Hannos Flachs“ als „gesworn Ratmann“ nachweisbar. Auch drei Jahre später ist dieser Hanns Flachs als Ratsherr aufgeführt. Flachs entstammte dem dritten Ast der Familie, sein Urgroßvater väterlicherseits war der Pirnaer Seifensiedermeister Christoph Andreas Flachs (1694–1755), sein Großvater Christoph Ehrenhold Flachs (1736–1772), ebenfalls Seifensiedermeister in Pirna.
Friedrich Erdmann Flachs war der Sohn des kursächsischen Festungstorschreibers am Wilsdruffer Tor, Christian Friedrich Flachs (* 12. Juni 1762 in Pirna; † 28. Mai 1834 ebenda) und dessen erster, 1807 geheirateter Ehefrau Marie Henriette verw. Hartmann geb. Gerbing († 13. November 1813 in Pirna), die aus Neustädtel stammte. Flachs' Vater war zuletzt königlich-sächsischer Hauptzollamtsassistent und heiratete in zweiter Ehe Juliane geb. Winter, Tochter des Dresdner Brauers Winter (1782–1855).
Friedrich Erdmann Flachs heiratete 1834 in Leipzig Laura geb. Müller (* 15. März 1810 in Leipzig; † 22. Juli 1861 in Dresden), Tochter des Leipziger Protonotars Gustav Müller.[3] Das Ehepaar Flachs hatte eine Tochter:
- Marie Flachs (* 13. August 1840 in Dresden; † ?), sie heiratete den Sprachlehrer in Paris, Herrn Corbier und zog mit ihm nach Frankreich.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Flachs studierte nach seinem höheren Schulbesuch auf dem Dresdner Gymnasium in Leipzig Medizin und promovierte zum Doktor der Medizin (Dr. med.). Er ließ sich nach seinem Studium 1834 in Dresden nieder und ist erstmals 1835 im Dresdner Adressbuch als Doktor der Medizin und praktischer Arzt im Erdgeschoss des Hauses 26 in der Johannesgasse verzeichnet,[4] wo er allerdings nur wenige Monate blieb. Ein Jahr später ist er als praktischer Arzt und Geburtshelfer im Haus 709 in der Großen Schießgasse aufgeführt,[5] die spätere Hausnummer 5 dieser Straße.[6] Bereits 1837 war Flachs Co-Autor eines Handbuches der gerichtlichen Arzneikunde für Ärzte und Rechtsgelehrte.
1845 zog Flachs privat und mit seiner Arztpraxis in das erste Obergeschoss der Kreuzgasse 4,[7] 1848 in die Frauengasse 5b.[8] 1850 eröffnete Flachs eine zweite Praxis in der mittleren Frauengasse 8. Die öffentlichen Sprechstunden fanden früh ab 7 Uhr morgens, nachmittags ab 15 Uhr statt.[9] 1855 zog er in die Wilsdruffer Gasse 43,[10] 1859 dann in die damals neu aufkommende Geschäftsstraße und zum Böhmischen Bahnhof führende Prager Straße 6a,[11] ein Jahr später dort in die Hausnummer 11. Im gleichen Jahr, 1860 wurde er erstmals als Polizeiarzt für Kriminalfälle berufen, anfangs noch interimistisch,[12] ab 1861 als ordentlich berufener Polizeiarzt,[13]
1865 wurde Flachs neben seinen bisherigen Tätigkeiten als praktischer Arzt, Geburtshelfer und Polizeiarzt erstmals zum stellvertretenden Gerichtsarzt beim königlichen Bezirksgericht zu Dresden berufen.[14] Damit wurde er bei Gerichtsprozessen als vereidigter Gutachter herangezogen.
Nach dem Tod seiner Ehefrau stiftete Flachs von seinem Vermögen 1871 eine Obdachlosenunterkunft für Frauen in Dresden im Rosenweg 22b/23 (spätere Rosenstraße 79). Diese soziale Einrichtung wurde ab Ende 1871 auf einem eigenen Grundstück erbaut, am 25. September 1872 eröffnet und ist erstmals im gleichen Jahr im Dresdner Adressbuch vermerkt, anfangs noch unter dem Namen Asyl für Obdachlose,[15] ab dem Folgejahr dann unter dem Namen Asyl für obdachlose Frauen.[16] Die Unterkunft wurde vom gemeinnützigen Verein „Asyl für Obdachlose“ finanziert, verwaltet und geleitet. Laut Vereinsatzung gewährte
- „...das Asyl für Frauen, Mädchen und Kinder, die in Fällen unverschuldeteter, wie verschuldeter Obdachlosigkeit für eine oder mehrere Nächte (bis zu fünf Mal im Monat) unentgeltlich Unterkommen für die Nacht sowie körperliche Verpflegung. Nach Namen, Stand und sonstigen Verhältnissen der das Asyl Benutzenden wird nicht gefragt.“
Der Vorstand des Vereins bestand 1873 aus zehn Mitgliedern und fünf Stellvertretern. Vorsitzender des Vereins war zu diesem Zeitpunkt Dr. med. Flachs, sein Stellvertreter der königlich-sächsische Zoll- und Steuerdirektor Friedrich Moritz Lehmann (1806–1885).[17][18] Nach dem Tod von Flachs übernahm der mittlerweile pensionierte Zoll- und Steuerdirektor Lehmann den Vorsitz des Vereins. Sammelstellen des Vereins befanden sich bei dem Bankier Joseph Bondi in dessem Bank- und Wechselgeschäft in der Landhausstraße 10,[19] bei Kaufmann Richard August Richter am Altmarkt[20] und der Seestraßen-Ecke sowie beim Buchhändler Woldemar Türk,[21] ebenfalls am Altmarkt im Alten Rathaus.[22] 1914, als deas Asylhaus immer noch existierte, war dann der Vereinsvorsitzdende der königlich-sächsische Justizrat Dr. jur. Felix Bondi.[23]
Flachs wurde für seine Leistungen und Verdienste 1873 mit dem Ritterkreuz des königlich-sächsischen Albrechtsordens ausgezeichnet. 1876, zwei Jahre vor seinem Tod erhielt Flachs vom sächsischen König Albert den Rang und den Titel eines königlich-sächsischen Medizinalrates.[24] 1877 ist er als solcher im Staatshandbuch des Königreiches Sachsen verzeichnet.[25] Im gleichen Jahr zog Flachs ein letztes Mal in eine andere Wohnung, diesmal in die Struvestraße 6, dort in das erste Obergeschoss.[26] Flachs war Mitglied der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde des Königreiches Sachsen.[27]
Aufgrund seines späten Todes im Dezember 1878 ist Flachs auch noch nach dem im gleichen Monat erfolgten Druck des Adressbuches für 1879 verzeichnet.[28] Flachs starb einen Monat nach Vollendung seines 68. Geburtstages.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)
- 1837: Encyclopädisches Handbuch der gerichtlichen Arzneikunde für Aerzte und Rechtsgelehrte (Co-Autor)[29]
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1873: Ritterkreuz (1. Klasse) des königlich-sächsischen Albrechtsordens
[Bearbeiten] Quellen
- Bernhard Richard Flachs: Stammbaum der Familie Flachs ca. 1570-1909 : Überreicht zum 70 jährigen Geburtstag des Seniors der Familie Gottlob Bernhard Flachs, geboren am 2. Dezember 1839: von Bernhard Richard Flachs, Datensatz auf Familysearch, Digitalisat auf Familysearch, jeweils Anmeldung erforderlich.
[Bearbeiten] Einzelnachweise und Hinweise
- ↑ Friedrich Erdmann Flachs in: Mitteilungen zur Geschichte der Medizin, der Naturwissenschaften und der Technik, Bände 37-38, 1938, Snippet-Vorschau auf Google Books, S. 24.
- ↑ Adressbuch Dresden 1943/44, S. 694, SLUB
- ↑ Letztmalig im Leipziger Adreß-Buch 1855, S. 103, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1835, S. 34, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1836, S. 54, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Handbuch 1840, S. 55, SLUB
- ↑ Dresdner Adress-Handbuch 1846, S. 49, SLUB
- ↑ Adreß-Handbuch Dresden 1848, S. 25, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1851, S. 29, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1856, S. 44, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1860, S. 44, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1861, S. 46, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1862, S. 48, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1866, S. 59, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1872, S. 13, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1873, S. 13, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1873, II. Abteilung, S. 134, SLUB
- ↑ Datensatz Lehmann auf Ancestry, Anmeldung erforderlich.
- ↑ Adressbuch Dresden 1881, S. 45, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1881, S. 355, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1881, S. 454, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1881, II. Abteilung, S. 134f., SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1914, II. Abteilung, S. 143, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1877, S. 87, SLUB
- ↑ Staatshandbuch für das Königreich Sachsen auf das Jahr 1877, Dresden 1877, Digitalisat auf Google Books, S. 332.
- ↑ Adressbuch Dresden 1878, S. 88, SLUB
- ↑ Theodor Christian Friedrich Enslin: Bibliotheca medicochirurgica et pharmaceuticochemica, oder Verzeichniss derjenigen medizinischen, chirurgischen, geburtshülflichen und pharmazeutischchemischen Bücher, welche vom Jahre 1750 bis zur Mitte des Jahres 1837 in Deutschland erschienen sind..., 1838, Digitalisat im Internet Archive.
- ↑ Adressbuch Dresden 1879, S. 90, SLUB
- ↑ Allgemeine Bibliographie für Deutschland. Die Literatur Deutschlands, No. 27, Leipzig 1837 Digitalisat auf Google Books, S. 434.