Friedrich Johann von Tschirschky und Bögendorff
Friedrich Johann von Tschirschky und Bögendorff (* 6. Januar 1858 in Dresden; † 7. August 1929 in Langebrück),[1] war ein königlich sächsischer Offizier, langjähriger Festungskommandant der Festung Königstein zuerst von 1904 bis 1912 sowie ein zweites Mal von 1914 bis 1917, zuletzt als Oberst. Er war Ehrenritter des Johanniterordens.
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[Bearbeiten] Familie
Friedrich Johann von Tschirschky und Bögendorff entstammte dem schlesischen Adelsgeschlecht von Tschirschky (ursprünglich Schirouski aus Breslau, weitere Schreibweisen unter anderem später Schirisky, Tschirszke und Tschirsky) aus dem Stammhaus der schlesischen Linie von Tschirschky und Boegendorff.
Friedrich Johann von Tschirschky und Bögendorff wurde am 6. Januar 1858 als zweites Kind seiner Eltern Adolf von Tschirschky und Bögendorff (* 31. Dezember 1828 in Dresden; † 30. Juli 1893 ebenda), ein königlich sächsischer Generalleutnant und Helene Luise Wilhelmine von Heynitz (* 3. Oktober 1832 in Hermsdorf; † 21. November 1862 in Dresden) geboren. Sein Onkel Wikipedia:Otto Julius von Tschirschky und Bögendorff (1818–1903) war Generaldirektor der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen, sein Großvater Friedrich Julius von Tschirschky (1777–1853) war ein königlich sächsischer Kriegsrat.
Friedrich Johann von Tschirschky und Bögendorff heiratete am 19. November 1894 in Dresden Gabriele Margarethe von Sahr (* 16. Dezember 1865 in Großenhain; † nach 1943/44). Das Paar hatte zwei Kinder:
- Helene Anna Eleonore (* 30. Oktober 1895 in Dresden). Sie heiratete am 30. September 1919 in Langebrück den Adjutanten des Reichswehr-Regiments Nr. 24 in Bautzen, Oberleutnant Werner von Erdmannsdorff.
- Gustav-Adolf Friedrich (* 23. November 1897 in Dresden; † 2. April 1918 in Hattencourt), königlich sächsischer Leutnant im des Schützen-(Füssilier-)Regiments Nr. 108, der im Ersten Weltkrieg an der am 29. März zugezogenen Verwundung im Gefecht bei La Neuville verstarb.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Friedrich Johann von Tschirschky und Bögendorff schlug wie sein Vater eine militärische Karriere ein. Er trat 1872, als Vierzehnjähriger als Kadett in das adelige Kadettenkorps ein und erhielt in der neuen Kadettenanstalt in der Marienallee in der Dresdner Albertstadt seine erste militärische Bildung.
Am 4. April 1877 wurde von Tschirschky und Bögendorff zum Portepee-Fähnrich im Schützen-Füsilier-Regiment Nr. 108 ernannt. Er wurde der 10. Kompanie zugeteilt, wo er ungefähr eineinhalb Jahre als Offiziersanwärter diente. Am 6. Oktober 1878 erhielt von Tschirschky und Bögendorff sein Offizierspatent im ersten Leutnantsdienstgard als Sekondé-Lieutenant. Gleichzeitig wurde er in die 12. Kompanie versetzt. Er ist erstmals 1880 im Dresdner Adressbuch verzeichnet, zu dieser Zeit in der Schützenkaserne am [[Alaunplatz.[2] 1882 wurde er zum Adjutanten des 3. Bataillons ernannt, was er bis 1886 blieb. 1884 zog er privat in eine Wohnung in die Grenadierstraße 10.[3] Am 22. Juli 1886 wurde von Tschirschky und Bögendorff zum Premier-Lieutenant befördert, in die 9. Kompanie des Schützen-Füsilier-Regiment Nr. 108 versetzt, allerdings noch im gleichen Jahr zum Kadettenkorps in der Albertstadt als Lehrer und Erzieher kommandiert. Er zog in das Hauptgebäude des neuen Kadettenhauses und blieb dort bis 1888.[4] Im gleichen Jahr zog er in die Louisenstraße 51.[5]
1890 wurde von Tschirschky und Bögendorff Zugführer in der 4. Kompanie und Stellvertreter des Kompaniechefs Freiherr von dem Busche-Ippenburg. Am 16. September 1891 wurde von Tschirschky und Bögendorff zum Hauptmann (2. Klasse) befördert, weiter im Schützen-Füsilier-Regiment Nr. 108 dienend. Gleichzeitig übernahm er als neuer Kompaniechef die 1. Kompanie des Regiments und zog auch wieder in ein Dienstzimmer in der Schützenkaserne.[6] 1893 zog er in die Melanchthonstraße 10,[7] 1894 in die Hellerstraße 2.[8] Anfang desgleichen Jahres wurde von Tschirschky und Bögendorff in seiner Dienststellung als Kompaniechef zum Hauptmann 1. Klasse erhoben. Am 1. April 1896 zog er in den Oberen Kreuzweg 2.[9]
Am 20. Januar 1901 wurde von Tschirschky und Bögendorff bei gleichzeitiger Beförderung zum Major zum neuen Kommandeur des 2. Bataillons des 15. Infanterie-Regiments Nr. 181 in Chemnitz ernannt. In Chemnitz zog er mit seiner Familie in eine Wohnung über drei Etagen in der Treffurthstraße 2.[10] Dort blieb er bis 1904.
Nach der in der 2. Hälfte des Jahres 1904 erfolgten Abberufung von Theobald Freiherr von Oer wurde von Tschirschky und Bögendorff neuer Kommandant der Festung Königstein. In dieser Dienststellung erhielt er am 17. August 1906 seine Beförderung zum Oberstleutnant und am 21. Januar 1910 den Charakter als Oberst verliehen. Am 13. April 1912 schied von Tschirschky und Bögendorff als Oberst z.D. (zur Disposition) unter Fortzahlung der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubnis zum Tragen der Armeeuniform in der Öffentlichkeit aus dem aktiven Militärdienst aus.
Danach zog von Tschirschky und Bögendorff nach Blasewitz in die Emser Allee 50.[11] Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde von Tschirschky und Bögendorff als Offzier der sächsischen Armee reaktiviert und in ein aktives Dienstverhältnis übernommen. Nachdem bereits zu Beginn des Krieges auf der Festung Königstein ein Kriegsgefangenlager, vor allem für französische und englische Offiziere eingerichtet wurde, ernannte der sächsische Kriegsminister Adolph von Carlowitz von Tschirschky und Bögendorff erneut zum Kommandanten der Festung Königstein. Diese Dienststellung hatte er von 1914 bis 1917 inne. Seine Familie wohnte während des Krieges weiter in Blasewitz in der Emser Allee, wohin von Tschirschky und Bögendorff auch 1918 wieder zurückkehrte.
Nach dem Krieg, 1919 kaufte von Tschirschky und Bögendorff von Wanda von Tschirschky und Bögendorff,[12] einer Tochter des preußischen Obersts Ernst Richard von Tschirschky und Bögendorff, das Haus in der Carolastraße 5 in Langebrück bei Dresden.[13] Bis 1921 noch als aktiver Oberst verzeichnet, wurde er mit der Auflösung der sächsischen Armee in diesem Dienstgrad erst zur Disposition gestellt,[14] schließlich nach der Verkleinerung der deutschen Armeen in eine 100.000 Mann starke Reichswehr als Oberst a.D. (außer Diensten) unter Fortzahlung der gesetzlichen Pension und der Erlaubnis des Tragens der Armeeuniform in der Öffentlichkeit in den endgültigen Ruhestand verabschiedet.[15] Trotz seines bereits 1929 erfolgten Todes ist er noch 1930 im Adressbuch verzeichnet.[16] Seine Witwe wohnte noch bis mindestens 1943 im Haus in Langebrück.[17]
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- 1902: Königlich-sächsisches Dienstauszeichnungskreuz für 25 Berufsjahre in der sächsischen Armee
- 1903: Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1907: Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1908: Fürstlich-schwarzburgisches Ehrenkreuz 2. Klasse
- 1912: Offizierskreuz des königlich-sächsischen Albrechtsordens
- 1912: Ehrenritter des königlich-preußischen Johanniter-Ordens
[Bearbeiten] Quellen
- Ranglisten der Königlich-Sächsischen Armee, 1850 bis 1914, Digitalisierte Bände der SLUB
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, Deutscher Uradel, 21. Jahrgang, Gotha, Justus Perthes, 1920
- Festungsverein Königstein, Persönlichkeiten der Festung Königstein, Fritz Ziegenbalg
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Datensatz auf Ancestry
- ↑ Adressbuch Dresden 1880, S. 460, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1885, S. 490
- ↑ Adressbuch Dresden 1887, S. 566, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1889, S. 623, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1892, S. 724, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1894, S. 790, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1895, S. 832, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1896, S. 870, SLUB
- ↑ Adressbuch Chemnitz 1902, S. 721, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1913, S. 2627, SLUB
- ↑ Häuserbuch Langebrück 1918, S. 2341, SLUB
- ↑ Häuserbuch Langebrück 1920, S. 2353, SLUB
- ↑ Adressbuch Langebrück 1922/23, S. 2538, SLUB
- ↑ Adressbuch Langebrück 1924/25, S. 2262, SLUB
- ↑ Adressbuch Langebrück 1930, S. 2466, SLUB
- ↑ Adressbuch Langebrück 1943/44, S. 2557, SLUB
[Bearbeiten] Weblinks
- Tschirschky und Bögendorff, Friedrich Johann von, Datensatz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Datensatz auf Geni