Theobald Freiherr von Oer
Theobald Emil Alfred Freiherr von Oer, auch von Oër (* 21. Dezember 1849 in Dresden; † 6. Oktober 1924 in Erlangen) war ein königlich-sächsischer Offizier und General, u.a. als Kommandant der Festung Königstein, zu dieser Zeit als Oberst, zuletzt mit dem Charakter eines Generalmajors.
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[Bearbeiten] Familie
Theobald Emil Alfred von Oer entstammte der ursprünglich westfälischen Uradelsfamilie von Oer des Vestes Recklinghausen, die mit Godefridus de Uore erstmalig urkundlich erwähnt und am 10. Mai 1677 durch den deutschen Kaiser Leopold I. von Habsburg für Burchard von Oer in den Reichsfreiherrenstand erhoben wurde. Er entstammte der II. Linie (vormals Nottbeck) mit dem Stammvater Clemens Wenzeslaus Freiherr von Oer (1768–1834), Gutsbesitzer und königlich-preußischer Landrat, von Oers Großvater. Der Dichter Maximilian Joseph Freiherr von Oer (1806–1846) war von Oers Onkel.
Theobald Freiher von Oer war das sechste Kind und der vierte Sohn des Kunstmalers und Ehrenmitglieds der Kunstakademie, Theobald Reinhold Anton Freiherr von Oer (* 9. Oktober 1807 auf Haus Nottbeck bei Stromberg/Oelde; † 30. Januar 1885 in Coswig) und dessen 1840 geheirateter Ehefrau Marie Ernestine geb. Schumann (* 17. Januar 1816 in Dresden; † 10. Juli 1878 ebenda), Tochter des Präsidenten des Oberappellationsgerichts Ernst Schumann. Von Oer hatte noch sieben Geschwister:
- Alexander Freiherr von Oer (1841–1896), Zivilingenieur, Betriebsdirektor der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen, Professor und Rektor an der Polytechnischen Schule, königlich-sächsischer Geheimer Hofrat.
- Elisabeth Freiin von Oer (1844–1900) ⚭ 1872 Franz Christian Freiherr von Hausen (1830–1906), königlich-sächsischer Oberst, Sohn des sächsischen Generalmajors Heinrich Freiherr von Hausen (1786–1844).
- Ernst Freiherr von Oer (1845–1925), königlich-sächsischer Offizier, zuletzt Major, Erzieher am sächsischen Hof in der Adjutantur der königlichen Prinzen, trat 1892 in den Benediktinerorden als Pater Sebastian ein, geistlicher Schriftsteller.
- Anna Maria Freiin von Oer (1846–1929), Malerin der Düsseldorfer Malerschule.
- Clemens Freiherr von Oer (1848–1913), königlich-sächsischer Offizier, zuletzt Chef des Bekleidungsamtes des XII. (1. königlich-sächsischen) Armeekorps im Rang als Oberstleutnant.
- Franz Freiherr von Oer (1852–1930), katholischer Kirchenhistoriker, päpstlicher Kämmerer, Domprobst der Basilika Seckau, lebte 1922 in Graz.
- Maximilian Freiherr von Oer (1860–1926), Jurist und Verwaltungsbeamter, Amtshauptmann in Meißen, zuletzt sächsischer Geheimer Regierungsrat und Stellvertreter des Kreishauptmanns zu Leipzig.
Theobald Freiher von Oer heiratete in erster Ehe am 20. April 1882 in Haidenburg Friederike geb. Freiin von Aretin (* 20. Dezember 1852 in Haidenburg; † 15. September 1893 in Dresden). Das Paar hatte zwei Kinder:
- Maria Elisabeth Adelheid Anna Monika Freiin von Oer (* 10. Oktober 1885 in Dresden), Hofdame der Prinzessin Anna von Sachsen, wohnte 1938 in Großenhain.
- Karl Theobald Franz Joseph Maria Freiherr von Oer (* 8. August 1889 in Dresden), studierte Theologie, 1922 Kaplan an der katholischen Hofkirche Dresden, zuletzt (1938) Erzpriester in Großenhain.
Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete von Oer am 20. Mai 1895 in Dresden seine Cousine Elisabeth Marie Therese geb. Freiin von Oer (* 1. September 1868 in Frankenberg; † 31. Juli 1932 in Dresden), älteste Tochter seines Bruders Alexander Freiherr von Oer. Mit seiner zweiten Ehefrau hatte von Oer nochmals zwei Kinder:
- Maximilian Theobald Albert Maria Freiherr von Oer (* 2. März 1896 in Chemnitz), Major und Kommandeur der Nachrichtenabteilung 31 ⚭ 1918 Hella Irma geb. Brockhaus (* 1893), wohnte 1938 in Braunschweig.
- Helene Isabella Maria Freiin von Oer (* 4. September 1897 in Leipzig; † 10. Dezember 1935 in Dresden).
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Theobald Freiher von Oer schlug wie mehrere Familienangehörige und auch zwei seiner älteren Brüder eine militärische Karriere ein. Anfang 1870 wurde er als Kadett bei der sächsischen Armee angestellt und im gleichen Jahr, mit Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges zum Portepee-Fähnrich in der sächsischen Infanterie ernannt.
Am 7. Oktober 1870 erhielt Freiherr von Oer sein Offizierspatent im ersten Leutnantsdienstgrad als Secondé-Lieutenant. Er wurde im Schützen-Füsilier-Regiment Nr. 108, dort in die 12. Kompanie übernommen. In diesem Regiment diente er die meiste Zeit während seines Militärdienstes. Nach dem Krieg, 1872 wechselte er in die 11. Kompanie. Im gleichen Jahr ist er erstmals im Dresdner Adressbuch verzeichnet. Zu dieser Zeit wohnte er in einem Dienstzimmer in der Schützenkaserne in der Königsbrücker Straße.[1] Am 20. Mai 1876 wurde er dort zum Premier-Lieutenant befördert. Bis 1878 blieb er in der Kaserne am Alaunplatz.
1879 wurde Freiherr von Oer à la suite des Schützen-Füsilier-Regiments gestellt und ging bis 1881 auf Reisen. Ein Jahr später heiratete er. 1882 in den Dienst zurückgekehrt, wurde er als Oberleutnant Zugführer und stellvertretender Kompaniechef der 1. Kompanie des Schützenregiments. Dort war er Stellvertreter des späteren Generalleutnants Julius Blohm. Privat zog er mit seiner Ehefrau in die Markgrafenstraße 44,[2] 1883 in die Sängerstraße 8,[3] 1885 in die Hospitalstraße 4.[4] Am 24. Januar 1883 wurde von Oer zum Hauptmann 2. Klasse befördert und übernahm als Kompaniechef die 7. Kompanie des Schützen-Füsilier-Regiments Nr. 108. Diese Einheit führte er zehn Jahre. 1888 zum Hauptmann 1. Klasse erhoben, war er schließlich 1892 dienstältester Hauptmann und Kompaniechef im Schützenregiment
Am 16. Januar 1893 wurde Freiherr von Oer unter gleichzeitiger Beförderung zum Major zum Kommandeur des 3. Bataillons des 5. Infanterie-Regiments Nr. 104 in Chemnitz ernennt, wo er bis 1897 diente. Er bezog eine Wohnung in der Kaßbergstraße 12.[5] 1896 zog er in Chemnitz in die damalige Sedanstraße 3.[6] Am 24. März 1897 zum Oberstleutnant befördert, wurde von Oer nach Leipzig versetzt und dort zum etatmäßigen Stabsoffizier des 7. Infanterie-Regiments Nr. 106 ernannt. In der Messestadt bezog er eine Wohnung am Nordplatz 2.[7]
1898 wurde er à la suite des 7. Infanterie-Regiments Nr. 106 gestellt und als Nachfolger von Alexander von Pereira zum neuen Kommandanten der Festung Königstein ernannt. Am 13. September 1899 erhielt von Oer den Charakter als Oberst. 1903 war von Oer als Garnisonchef und Kommandant auf Königstein für folgende Truppenteile und militärische Ämter verantwortlich:
- der Kommandantur der Festung,
- dem 2. Bataillon des 12. Infanterie-Regiments Nr. 177
- dem Artillerie-Detachement vom Fußartillerie-Regiment Nr. 12.
- dem Filialdepot des Artilleriedepots Dresden
- dem Proviantamt auf Königstein sowie
- der Garnisonverwaltung und des Garnisonlazaretts.
Von Oer war bis zum 20. September 1904 Kommandant der Festung. Am gleichen Tag erhielt er zum Abschied sein etatmäßiges Patent als Oberst. Sein Nachfolger in diesem Amt war der damalige Major Friedrich Johann von Tschirschky und Bögendorff. Danach verblieb Freiherr von Oer ohne Dienststellung noch eine Zeit lang in der sächsischen Armee, bis er am 20. Februar 1905 als Oberst z.D. (zur Disposition) unter Fortzahlung der gesetzlichen Pension und der Erlaubnis des Tragens der Armeeuniform in der Öffentlichkeit in den vorläufigen Ruhestand verabschiedet wurde.
Am 13. Oktober 1906 wurde Freiherr von Oer in das königlich-sächsische Adelsbuch unter der Nummer 249 eingetragen. Nach seinem aktiven Militärdienst zog er nach Meißen, wo sein Bruder Maximilian zu dieser Zeit als Amtshauptmann arbeitete. Von Oer kaufte in der Domstadt das Haus in der Hohen Straße 4.[8] Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde von Oer als königlicher Oberst reaktiviert, kam allerdings nicht mehr zum Fronteinsatz, sondern wurde zu Verwaltungsaufgaben eingesetzt.[9]
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Auflösung der sächsischen Armee erhielt von Oer den Charakter als Generalmajor a.D. (außer Diensten). Er verkaufte sein Haus in der Hohen Straße in Meißen an William Seyffarth aus Waldkirchen bei Zschopau und zog in eine Wohnung in der Meißner Bergstraße 8.[10] Zuletzt wohnte er in Meißen in der Brauhausstraße 19.[11] Freiherr von Oer starb auf einer Reise in Erlangen. 1926 ist seine Witwe im Meißner Adressbuch in der Brauhausstraße verzeichnet.[12]
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1894: Königlich-sächsisches Dienstauszeichnungskreuz für 25 Berufsjahre bei der Armee
- 1899: Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1902: Offizierskreuz des königlich-sächsischen Albrechtsordens
[Bearbeiten] Quellen
- Ranglisten der Königlich-Sächsischen Armee, 1850 bis 1914, Digitalisierte Bände der SLUB
- Genealogische Daten:
- Justus Perthes: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, Teil A, 88. Jahrgang, Gotha 1938, Digitalisat der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, S. 364 ff.
- Justus Perthes: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, Teil A, 72. Jahrgang, Gotha 1922, Digitalisat im Internet Archive, S. 579f.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch Dresden 1872, S. 247, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1883, S. 310, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1884, S. 323, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1886, S. 379, SLUB
- ↑ Adressbuch Chemnitz 1894, S. 412, SLUB
- ↑ Adressbuch Chemnitz 1897, S. 454, SLUB
- ↑ Adressbuch Leipzig 1898, S. 729, SLUB
- ↑ Adressbuch Meißen 1908, S. 178, SLUB
- ↑ Adressbuch Meißen 1916, S. 256, SLUB
- ↑ Adressbuch Meißen 1921, S. 319, SLUB
- ↑ Adressbuch Meißen 1924, S. 305, SLUB
- ↑ Adressbuch Meißen 1926/27, S. 376, SLUB
[Bearbeiten] Weblinks
- Theobald Emil Alfred Freiherr von Oer in der Stammreihen-Datenbank, Online-Auswahl adeliger Genealogien bis 1918
- Theodor Emil Alfred Freiherr von Oer, fälschlicherweise als Theodor von Oer auf Geni