Maximilian Freiherr von Oer
Maximilian ("Max") Hermann Paul Alexander Freiherr von Oer, auch von Oër (* 8. Mai 1860 in Dresden; † 12. November 1926 in Leipzig) war ein sächsischer Jurist und Verwaltungsbeamter, u.a. als Amtshauptmann in Meißen, zuletzt als Stellvertreter des Kreishauptmannes in Leipzig mit dem Titel eines sächsischen Geheimen Regierungsrates.
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[Bearbeiten] Familie
Maximilian Hermann Paul Alexander Freiherr von Oer entstammte der ursprünglich westfälischen Uradelsfamilie von Oer des Vestes Recklinghausen, die mit Godefridus de Uore erstmalig urkundlich erwähnt und am 10. Mai 1677 durch den deutschen Kaiser Leopold I. von Habsburg für Burchard von Oer in den Reichsfreiherrenstand erhoben wurde. Er entstammte der II. Linie (vormals Nottbeck) mit dem Stammvater Clemens Wenzeslaus Freiherr von Oer (1768–1834), Gutsbesitzer und königlich-preußischer Landrat, von Oers Großvater. Der Dichter Maximilian Joseph Freiherr von Oer (1806–1846) war von Oers Onkel.
Maximilian Freiherr von Oer war das achte und jüngste Kind des Kunstmalers und Ehrenmitglieds der Kunstakademie, Theobald Reinhold Anton Freiherr von Oer (* 9. Oktober 1807 auf Haus Nottbeck bei Stromberg/Oelde; † 30. Januar 1885 in Coswig) und dessen 1840 geheirateter Ehefrau Marie Ernestine geb. Schumann (* 17. Januar 1816 in Dresden; † 10. Juli 1878 ebenda), Tochter des Präsidenten des Oberappellationsgerichts Ernst Schumann. Von Oer hatte noch sieben Geschwister:
- Alexander Freiherr von Oer (1841–1896), Zivilingenieur, Betriebsdirektor der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen, Professor und Rektor an der Polytechnischen Schule, königlich-sächsischer Geheimer Hofrat.
- Elisabeth Freiin von Oer (1844–1900) ⚭ 1872 Franz Christian Freiherr von Hausen (1830–1906), königlich-sächsischer Oberst, Sohn des sächsischen Generalmajors Heinrich Freiherr von Hausen (1786–1844).
- Ernst Freiherr von Oer (1845–1925), königlich-sächsischer Offizier, zuletzt Major, Erzieher am sächsischen Hof in der Adjutantur der königlichen Prinzen, trat 1892 in den Benediktinerorden als Pater Sebastian ein, geistlicher Schriftsteller.
- Anna Maria Freiin von Oer (1846–1929), Malerin der Düsseldorfer Malerschule.
- Clemens Freiherr von Oer (1848–1913), königlich-sächsischer Offizier, zuletzt Chef des Bekleidungsamtes des XII. (1. königlich-sächsischen) Armeekorps im Rang als Oberstleutnant.
- Theobald Freiherr von Oer (1849–1924), königlich-sächsischer Offizier und General, u.a. als Kommandant der Festung Königstein, zu dieser Zeit als Oberst, zuletzt mit dem Charakter eines Generalmajors.
- Franz Freiherr von Oer (1852–1930), katholischer Kirchenhistoriker, päpstlicher Kämmerer, Domprobst der Basilika Seckau, lebte 1922 in Graz.
Freiherr von Oer heiratete am 17. August 1892 in Kopenhagen Clara Caroline Elisabeth ("Lilli") geb. von Schnack (* 25. April 1868 in Kopenhagen/Dänemark). Das Paar hatte keine Kinder. Von Oers Witwe wohnte zuletzt in Leipzig in der Rödelstraße 17 in Leipzig, wo sie noch 1947 verzeichnet war.[1]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Freiherr von der Oer entschied sich nach dem Abschluss des Reifezeugnisses für ein juristisches Studium an der Universität in Leipzig. Nach seinem ersten juristischen Examen absolvierte er seinen einjährig-freiwilligen Dienst bei der sächsischen Armee und wurde anschließend zum königlich-sächsischen Leutnant der Reserve des 8. sächsischen Infanterieregiments Nr. 107 in Leipzig ernannt, ab 1886 als solcher zum 3. königlich-sächsischen Infanterieregiment Nr. 102 "Prinz-Regent Luitpold von Bayern" nach Dresden versetzt. Danach blieb er in der sächsischen Landwehr weiter nebenberuflich aktiv, wurde 1892 zum Premier-Leutnant und am 8. Dezember 1899 zum Hauptmann der Reserve im Dresdner Regiment Nr. 102 befördert. Danach beendete er seinen Dienst in der sächsischen Landwehr.
Ab 1884 begann von Oers Referendarzeit in der sächsischen Justiz, zuerst am Amtsgericht in Pirna, wo er bis 1887 blieb. Im gleichen Jahr wurde er als Referendar zum königlichen Landgericht nach Dresden versetzt. Er ist erstmals als solcher im Dresdner Adressbuch von 1887 verzeichnet. Anfangs in der Sedanstraße 8 wohnend,[2] zog er bereits im gleichen Jahr an den Oberen Kreuzweg 1.[3] 1888 wechselte von Oer zur sächsischen Polizei, wo er zum Polizei-Referendar ernannt wurde.[4] 1889 erhielt er dort seine Beförderung zum Polizei-Assessor bei der königlichen Polizeidirektion Dresden,[5] damals noch im Coselpalais und noch nicht in der Schießgasse.
1891 wurde Freiherr von Oer als Bezirksassessor an das königliche Bezirksgericht nach Zwickau versetzt. Dort bezog er erst eine Wohnung in der damaligen Reichsstraße 3,[6] ab 1892 in der dortigen Thalstraße 10.[7] Von Oer blieb in Zwickau bis 1895. Im gleichen Jahr kehrte Freiherr von Oer für weitere drei Jahre nach Dresden zurück, wo er als Regierungsassessor ernannt wurde. Er zog mit seiner Frau in die Kurfürstenstraße 17.[8] 1898 wurde von Oer im Rang eines königlich-sächsischen Regierungsrates als juristischer Hilfsarbeiter an die königliche Amtshauptmannschaft nach Bautzen versetzt. Dort zog er an den Taschenberg 5,[9] wo er ebenfalls drei Jahre blieb.
1901 wurde Freiherr von Oer zum neuen Amtshauptmann der Amtshauptmannschaft Marienberg im Erzgebirge ernannt. Dort arbeitete er sechs Jahre, bis er die Amtsgeschäfte an den damaligen Regierungsrat Dr. jur. Imanuel Hermann Stephanus Carlitz aus Dresden übergab.[10][11] Am 13. Oktober 1906 wurde Freiherr von Oer in das königlich-sächsische Adelsbuch unter der Nummer 250 eingetragen. 1907 wurde von Oer - wiederum als Amtshauptmann - an die Amtshauptmannschaft nach Meißen versetzt, wo er die Amtsgeschäfte von Karl von Lossow übernahm. Von Oer zog in Meißen an den Neumarkt 18.[12] 1907 zog sein Bruder Theobald Freiherr von Oer, der im Jahr zuvor seinen aktiven Militärdienst, zuletzt als Kommandant der Festung Königstein im Rang als Oberst beendet hatte, zu ihm nach Meißen.[13] 1915 erhielt Maximilian Freiherr von Oer in seinem Amt als Amtshauptmann zu Meißen den Titel eines Geheimen Regierungsrates.[14] Ein Jahr später, 1916 übergab von Oer die Amtsgeschäfte in Meißen an den neuen Amtshauptmann Dr. jur. Hugo Grille aus Auerbach.[15]
Im gleichen Jahr wurde Freiherr von Oer als juristischer Rat und Stellvertreter des Kreishauptmannes Curt von Burgsdorff nach Leipzig versetzt, wo von Oer in die Probsteistraße 11 in den Stadtteil Schleußig zog.[16] Nach dem 1919 erfolgten Rücktritts des Leipziger Kreishauptmannes von Burgsdorff wurde von Oer Stellvertreter des neuen Kreishauptmannes Heinrich Lange. Außerdem war von Oer in seinem Amt in der Kreishauptmannschaft Leipzig gleichzeitig auch:
- Staatsvertreter für die Kommunalbank,
- Regierungsvertreter bei der Hochschule für Frauen,
- Vorsitzender der Prüfungskommission für die Prüfungen der Nahrungsmittelchemiker sowie
- Mitglied der Disziplinarkammer der Kreishauptmannschaft Leipzig.[17]
1921 wurde Freiherr von Oer unter Beibehaltung des Titels als Geheimer Regierungsrat und Zahlung einer gesetzlichen Pension in den Ruhestand versetzt.[18] Aufgrund seines späten Todes im Jahr 1926 ist von Oer noch 1927 im Leipziger Adressbuch verzeichnet.[19] Maximilian Freiherr von Oer besaß eine Sammlung von Zeichnungen und Aquarellen seines Vaters Theobald von Oer, die nach seinem Tod seine Witwe Elisabeth Freifrau von Oer erbte. Über die Kunsthandlung Curt Naubert in Leipzig kamen diese Werke 1939 an das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund.[20]
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1892: königlich-sächsische Landwehrdienstauszeichnung 2. Klasse
- 1899: königlich-sächsische Landwehrdienstauszeichnung 1. Klasse
- Königlich-sächsisches Kriegsverdienstkreuz
- Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
[Bearbeiten] Quellen
- Ranglisten der Königlich-Sächsischen Armee, 1850 bis 1914, Digitalisierte Bände der SLUB
- Genealogische Daten und beruflicher Werdegang aus den digitalisierten Ausgaben des Gothaischen Genealogischen Handbuchs des Adels, Freiherrliche Häuser ab 1885, insbesondere:
- Justus Perthes: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, Teil A, 88. Jahrgang, Gotha 1938, Digitalisat der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, S. 364 ff.
- Justus Perthes: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, Teil A, 72. Jahrgang, Gotha 1922, Digitalisat im Internet Archive, S. 579f.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch Leipzig 1947, S. 618, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1887, S. 400, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1888, S. 422, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1889, S. 439, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1890, S. 462, SLUB
- ↑ Adressbuch Zwickau 1892, S. 293, SLUB
- ↑ Adressbuch Zwickau, S. 300, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1896, S. 616, SLUB
- ↑ Adressbuch Bautzen 1898, S. 72, SLUB
- ↑ Amtshauptmann/Landrat (Amtshauptmannschaft/Landkreis Marienberg), Landkreis Marienberg auf www.territorial.de
- ↑ Adressbuch Dresden 1907, S. 222, SLUB
- ↑ Adressbuch Meißen 1908, S. 178, SLUB
- ↑ Adressbuch Meißen 1908, S. 178, SLUB
- ↑ Adressbuch Maißen 1916, S. 256, SLUB
- ↑ Amtshauptmann/Landrat (Amtshauptmannschaft/Landkreis Meißen), Landkreis Meißen auf www.territorial.de
- ↑ Adressbuch Leipzig 1917, S. 693, SLUB
- ↑ Adressbuch Leipzig 1920, S. 1763, SLUB
- ↑ Adressbuch Leipzig 1922, S. 781, SLUB
- ↑ Adressbuch Leipzig 1927, S. 782, SLUB
- ↑ Museum für Kunst und Kulturgeschichte – Provenienzen, S. 7ff., Online-pdf-Download