Gustav Eduard Arnold Kinder
Gustav Eduard Arnold Kinder (* 1852 in Batavia, Niederlänisch-Indien, heute Jakarta/Indonesien; † 15. Mai 1923 in Dresden)[1] war ein königlich-sächsischer Offizier und General, zuletzt als Kommandeur eines sächsischen Reiter-Großverbands im Rang eines Generalleutnants der Kavallerie.
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[Bearbeiten] Familie
Gustav Eduard Arnold Kinder entstammte der ursprünglich aus Pyritz in Pommern stammenden Familie Kinder, deren Ahnlinie bis auf Johann Kinder zurückgeht. Kinder Urgroßvater väterlicherseits, Samuel David Christlieb Kinder (1757–1807) war Senator und Bürgermeister in der brandenburgischen Festungsstadt Küstrin. Kinders Großvater Eduardt Ludwig Wilhelm Kinder (1797–1862) starb in Dresden.
Kinder war der Sohn seines gleichnamigen Vaters Gustav Kinder (* 15. April 1823 in Sieversdorf, Kreis Lebus; † 25. November 1897 in Dresden) und dessen 1851 geheirateter Ehefrau Maria Jakobe Wilhelmine geb. Visscher van Gaasbeek (* 9. Januar 1828 in Bremen; † 3. April 1899 in Dresden), Tochter des Arnold Diedrich Visscher van Gaasbeek (1778–1856) aus Batavia und dessen Ehefrau Maria Cecilie geb. von der Hellen (1787–1833). Kinders Vater wirkte mehrere Jahre als Konsul in Batavia, der früheren Hauptstadt von Niederländisch-Indien und heutigen Hauptstadt von Indonesien, Jakarta.[2] Er kam 1860 nach Dresden, wo er sich bis zu seinem Tod als Kaufmann und Konsul niederließ, anfangs in der Prager Straße,[3] zuletzt in der Kaitzer Straße.[4] Kinder hatte noch folgende Geschwister:
- Marie Eugene Kinder (* um 1855) ⚭ 1875 in Dresden Hermann Friedrich Schneider
- Molly Helene Kinder (1861–1947) ⚭ 1882 Karl Joachim Friedrich Müller (1852–1943), königlich-sächsischer Generalleutnant der Infanterie, Sohn des Historikers und Gymnasiallehrers Karl August Müller (1804–1863)
- Eduard Henry Cornelius Kinder (1867–1875).
Ein weiteres Geschwisterkind starb 1864.[5]
Gustav Kinder heiratete am 1. Oktober 1876 Hilma Friederike Ida Margarethe geb. Brandt von Lindau (* 2. Juni 1855 in Benndorf, Saalkreis; † 17. April 1934 in Dresden),[6][7] Tochter des königlich-sächsischen Rittmeisters und Herr auf Benndorf, Benno Friedrich Hilmar Brandt von Lindau (1817–1873) und dessen Ehefrau Ida Karoline geb. von Eichstädt (1815–1892). Das Ehepaar Kinder hatte drei Kinder, u.a.:
- Gustav Hilmar Kinder (* um 1878/79 in Borna). Er schlug ebenfalls eine militärische Karriere in der sächsischen Kavallerie ein. 1912 befehligte er als Kommandeur die 2. Schwadron im 2. königlich-sächsischen Ulanenregiment Nr. 18 im Rang als Rittmeister (seit 24. Oktober 1911). Diese Einheit befehligte 27 Jahre vorher bereits sein Vater als Rittmeister.
Kinders Witwe wohnte zuletzt in Dresden in der Hospitalstraße 22.[8]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Kinder begann im Januar 1870 als Kadett seine militärische Karriere im Kadettenhaus in Dresden. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg wurde Müller am 1. Juni 1871 zum Portepee-Fähnrich ernannt und zum 3. Reiterregiment nach Borna kommandiert, wo sich der Stab und drei Schwadronen der Einheit befanden. Die 3. und 5. Schwadron des Regiments befanden sich im unweit entfernten Pegau. Am 5. März 1872 erhielt Kinder sein Offizierspatent im ersten Leutnantsdienstgard als Sekondé-Lieutenant. Noch im gleichen Jahr wurde er Adjutant im 3. Reiterregiment. In der Dienststellung als Adjutant blieb er bis 1877, danach diente er in der 1. Schwadron in Borna im nun umgebildeten Carabinier-Regiment, das nunmehr als 2. schweres sächsisches Kavallerieregiment bezeichnet wurde.
Am 29. Juni 1878 wurde Kinder zum Premier-Lieutenant und damit stellvertretender Kommandeur der 1. Schwadron, der kleinesten taktischen Einheit in der Kavallerie mit zumeist 120 Pferden und Reitern im Karabinerregiment in Borna. Er wohnte in der sächsischen Kleinstadt in der Mühlgasse 94.[9] 1882 wurde Kinder für ein Jar zum königlich-preußischen Militär-Reit-Institut nach Hannover kommandiert. Am 29. September 1883 wurde Kinder zum Rittmeister 2. Klasse befördert. Gleichzeitig wurde er Kommandeur der 2. Schwadron im 2. Husaren-Regiment "Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen" Nr. 19. Diese Kavallerieeinheit war mit dem Stab und drei Schwadronen in Grimma stationiert, wobei sich Kinders Einheit zusammen mit der 4. Schwadron in Lausigk (heute Bad Lausick im Landkreis Leipzig) befand. 1885 wurde er - weiterhin als Rittmeister 2. Klasse - als Schwadronenchef der 2. Schwadron in das 2. Ulanen-Regiment Nr. 18 mit dem Stab in Rochlitz versetzt, wo neben seiner Einheit noch zwei andere Schwadronen disloziert waren. Die anderen beiden Schwadronen befanden sich in Geithain. 1889 wurde Kinder Rittmeister 1. Klasse im Ulanenregiment in Rochlitz.
Zwei Jahre später, 1891 wurde Kinder à la suite des 2. Ulanenregiments Nr. 18 gestellt und als Adjutant zum königlichen Generalkommando der sächsischen Armee nach Dresden kommandiert. 1892 ist er erstmals im Dresdner Adressbuch verzeichnet. Er wohnte anfangs in der sächsischen Hauptstadt in der Carlstraße 2,[10] im Folgejahr in dergleichen Straße in der Hausnummer 6.[11] In seiner Dienststellung als Adjutant wurde Kinder am 22. April 1892 zum Major befördert, erhielt das dazugehörige Patent allerdings erst am 24. März 1893. Er blieb in Dresden im Generalkommando bis 1894.
Im gleichen Jahr wurde Kinder als etatmäßiger Stabsoffizier in das 1. Ulanen-Regiment "Kaiser Franz Joseph von Österreich" Nr. 17 nach Oschatz versetzt, wo er bis 1896 blieb. Dort zog er in das Haus 531 in der Leipziger Straße. Nach seinem Dienst als Stabsoffizier in Oschatz wurde Kinder à la suite des 2. Königin Husaren-Regiments Nr. 19 gestellt und mit der Führung des Regiments in Grimma beauftragt. 1898 in der Dienststellung als Regimentskommandeur des Kavallerieregiments erst zum Oberstleutnant befördert, erfolgte am 29. März 1900 - ebenfalls in Grimma - die Beförderung zum Oberst. Er kommandierte das Regiment bis 1901.
Im gleichen Jahr übernahm Kinder am 19. April 1901, anfangs weiter im Rang als Oberst, die 2. königlich-sächsische Kavallerie-Brigade Nr. 24 mit Stabssitz in Leipzig. Dieser Großverband der sächsischen Armee war Bestandteil des XIX. (2. königlich-sächsischen) Armeekorps. Damit befehligte Kinder als Brigadekommandeur:
- das Karabinier-Regiment (2. schweres Kavallerie-Regiment) in Borna und
- das 2. Ulanen-Regiment Nr. 18 in Leipzig.
Am 17. Juni 1903 wurde Kinder vom sächsischen König Georg in seiner Dienststellung als Brigadekommandeur zum Generalmajor ernannt. In der Messestadt zog Kinder anfangs in die König-Johann-Straße 29,[12] 1904 in den Leipziger Stadtteil Gohlis in die dortige Luisenstraße 1b.[13] Kinder blieb in kommandierte die sächsische Kavalleriebrigade bis zu seiner Pensionierung. Er übergab das Kommando am 13. Juli 1906 an den neuen Brigadier Richard Erich Gadegast. an Zum 17. August 1906 genehmigte der sächsische König Friedrich August III. sein Rücktrittsgesuch aus dem aktiven Dienst in der Armee und verlieh ihm zum Abschied den Charakter eines Generalleutnants z.D. (zur Disposition). Kinder und seine Ehefrau durften aufgrund dieses Dienstranges den Ehrentitel "Exzellenz" führen. Er erhielt seine gesetzliche Pension und die Erlaubnis zum Tragen der Generalsuniform in der Öffentlichkeit. Nach seinem Ausscheiden aus der Armee zog Kinder in die Pölitzstraße Nr. 20 in Gohlis.[14]
Nach seiner Pensionierung zog Kinder in die damals noch selbstständige Stadt Schöneberg bei Berlin, wo er ab 1909 in den Ranglisten verzeichnet ist. Er starb im 71. Lebensjahr in Dresden.
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1893: Ritterkreuz 1. Klasse des herzoglich-braunschweigischen Ordens Heinrichs des Löwen
- 1894: Königlich-sächsisches Dienstauszeichnungskreuz für 25 Dienstjahre in der sächsischen Armee
- 1896: Fürstlich-reußisches Ehrenkreuz 1. Klasse
- 1899: Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1903: Kommandeurkreuz des kaiserlich-japanischen Ordens des Heiligen Schatzes (2. Klasse)
- 1903: Komturkreuz des königlich-preußischen Kronenordens (2. Klasse)
- 1904: Offizierskreuz des königlich-sächsischen Albrechtsordens
- 1905: Komturkreuz des großherzoglich-mecklenburgischen Greifenordens
- 1905: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Albrechtsordens
- 1906: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
[Bearbeiten] Quellen
- Ranglisten der Königlich-Sächsischen Armee, 1807 bis 1849, Digitalisierte Bände der SLUB
- Ranglisten der Königlich-Sächsischen Armee, 1850 bis 1898, Digitalisierte Bände der SLUB
- Genealogische Angaben zum Teil aus: Gustav Kinder, Datensatz in: Unsere Familie, Genealogieseiten
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Datensatz auf Ancestry
- ↑ Friedrich Gerstäcker: Kapitel 8: Nach Batavia zurück. Die Cochenilleplantage, Onlineversion auf www.projekt-gutenberg.org
- ↑ Adressbuch Dresden 1861, S. 123, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1897, S. 285, SLUB
- ↑ Datensatz auf Ancestry
- ↑ Datensatz auf Ancestry
- ↑ Datensatz auf MyHeritage, Anmeldung erforderlich
- ↑ Adressbuch Dresden 1934, S. 519, SLUB
- ↑ Adressbuch Borna 1880, S. 62, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1892, S. 346, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1893, S. 366, SLUB
- ↑ Adressbuch Leipzig 1903, S. 596, SLUB
- ↑ Adressbuch Leipzig 1905, S. 322, SLUB
- ↑ Adressbuch Leipzig 1907, S. 343, SLUB