Johannes Wilhelm Erhard Hentschel

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Johannes Wilhelm Erhard Hentschel, später auch Johannes Wilhelm Erhardt Hentschel (* 22. November 1851 in Pulsnitz;[1]22. Dezember 1927 in Berlin)[2] war ein königlich-sächsischer Offizier und General, zuletzt im Rang eines Generalmajors. Er war Vorstand der Abteilung Technische Angelegenheiten im sächsischen Kriegsministerium sowie der erste Oberfeldzeugmeister der sächsischen Armee.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Johannes Wilhelm Erhard Hentschel entstammte der sächsischen Familie Hentschel. Er war der jüngere Sohn des damaligen Pulsnitzer Anwalts und Gerichtsdirektors Johann Friedrich Wilhelm Hentschel.[3] Hentschels Vater wurde 1843 als Gerichtsverwalter nach Pulsnitz versetzt,[4] wirkte ab dem 1. Oktober 1856 als Staatsanwalt in Meißen,[5] zuletzt am Meißner Bezirksgericht. Er war Träger des königlich-preußischen Kronenordens (ab 1876).[6] Hentschel hatte noch einen älteren Bruder:

Erhard Hentschel heiratete am 5. Oktober 1906 in der Markuskirche zu Hannover Helene verw. Meyer geb. Hildebrandt (* 10. November 1853 in Magdeburg; † 4. Januar 1934 in Berlin),[10] jüngste Tochter des Pfarrers der Magdeburger Sankt-Jakobi-Kirche und späteren Superintendenten Friedrich Wilhelm Hildebrandt (18111893) und dessen Ehefrau Agnes Mathilde geb. Herrfurth (18161859). Hentschel kannte seine Ehefrau bereits seit seiner Jugendzeit, als sie die Verlobte des Artillerieoffiziers Bernhard Steffen (18441891) war, der allerdings die Verbindung mit ihr wieder löste. Seine Ehefrau war eine vermögende Stifterin. Hildebrandt war ab 1889 die zweite Ehefrau des Magdeburger Ingenieurs und Industriellen Jacques August Hermann Gruson (18211895),[11] nachdem dessen erste Ehefrau Emma Gruson († 1888) verstorben war. In zweiter Ehe heiratete Hildebrandt 1897 den Kommerzienrat Ernst Meyer (18411904). Das Ehepaar Hentschel hatte keine Kinder und lebte bis zum Tod in Berlin.[12]

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Hentschel erhielt seine höhere Schulbildung an der Landes- und Fürstenschule St. Afra in Meißen, in die er am 15. Oktober 1865 als Schüler eintrat. Er blieb am Meißner Gymnasium bis zum 16. Juni 1868. Sein Lehrer war dort Professor Busch. Anfangs von seinem Vater nicht für eine militärische Karriere vorgesehen, reifte bei Hentschel wohl durch den Deutschen Krieg der Entschluss eine Offizierslaufbahn anzutreten. Daher trat er im Januar 1869 als Kadett in die sächsische Armee ein, wo er bereits nach einem halben Jahr Ausbildung zum Unteroffizier der Artillerie ernannt wurde. Am 1. Oktober 1869 erhielt er seine Ernennung zum Portepee-Fähnrich und damit zum Offiziersanwärter im 1. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 12. Er diente anfangs in der 12. Batterie, die als Teil der 4. Fußabteilung des Regiments in Radeberg disloziert war.

Am 29. Juli 1870, kurz nach Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges erhielt Hentschel sein Offizierspatent im ersten Leutnantsdienstgrad als Secondé-Lieutenant im Feld-Artillerie-Regiment Nr. 12 und wurde damit sofort in den Kriegsdienst eingezogen. Er diente zu dieser Zeit in der 7. schweren Batterie des Regiments. Nach dem Krieg verblieb Hentschel ab 1871 in Metz, wo das sächsische Feldartillerieregiment als Teil der deutschen Besatzungstruppen stationiert war, nachdem im Ergebnis des Krieges die ehemals französischen Departments Elsass und Lothringen dem neu gegründeten Deutschen Kaiserreich zugeschlagen wurden. 1872 wurde Hentschel ins Fuß-Artillerie Bataillon Nr. 12 (ehemalige Festungsartillerie) versetzt. Ab 1873 diente er dann im Fuß-Artillerie-Regiment Nr. 12, ab 1874 dort als Regimentsadjutant. Am 28. Juni 1874 wurde er zum Premier-Lieutenant befördert.

Ab 1875 wurde Hentschel als Assistent zur preußischen Artillerie-Prüfungskommission nach Berlin kommandiert. Dort blieb er bis 1880. Am 1. April 1881 wurde Hentschel zum Hauptmann 2. Klasse befördert und übernahm gleichzeitig als Batteriechef die 7. Batterie des Fuß-Artillerie-Regiments Nr. 12, das zu dieser Zeit weiterhin als Bestandteil des XV. deutschen Armeekorps im heute französischen Metz stationiert war. Dort blieb er bis 1887. 1886 zum Hauptmann 1. Klasse erhoben, befehligte er weiter als Kommandeur seine 7. Batterie im Fußartillerieregiment. 1887 wurde Hentschel à la suite des Fußartillerieregiments gestellt und erneut nach Berlin kommandiert, diesmal als Mitglied der dortigen Artillerieprüfungskommission. Er blieb in der deutschen Hauptstadt bis Mitte 1889.

Am 7. September 1889 wurde Hentschel unter gleichzeitiger Beförderung zum Major zum Artillerieoffizier vom Platz in Dresden ernannt. Er ist erstmals 1890 als solcher im Dresdner Adressbuch verzeichnet. Er wohnte zu dieser Zeit in einer Dienstwohnung im Administrationsgebäude D am Königsplatz in der Dresdner Albertstadt.[13] Im gleichen Jahr übernahm er von Paul Zerener den Posten als Abteilungschef der Abteilung Technische Angelegenheiten im sächsischen Kriegsministerium unter der Leitung des damaligen sächsischen Kriegsministers Alfred von Fabrice. Spätestens 1891 zog Hentschel in eine Wohnung in der Bautzner Straße 20.[14] Auch nachdem 1891 mit dem neuen Minieter Paul Edler von der Planitz ein Wechsel im Kriegsministerium erfolgte, blieb Hentschel weiter dort Abteilungsvorstand. Nach der 1892 erfolgten Änderung der Abteilungen übernahm er als Vorstandsschef die neu geschaffene Abteilung IV ("Waffen-Abteilung"). Im gleichen Jahr zog er in die Kurfürstenstraße 22.[15] Hentschel leitete die Abteilung bis 1893 und übergab diese an den späteren Generaloberst Hans von Kirchbach.

Am 18. Oktober 1893 wurde Hentschel unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberstleutnant als Abteilungskommandeur der 3. Abteilung im 1. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 12 berufen, ab 1894 dann versetzt als Kommandeur des 2. Bataillons des Fußartillerieregiments Nr. 12. Am 13. Dezember 1895 wurde Hentschel á la suite des Fußartillerieregiments Nr. 12 gestellt und mit der Führung dieses Regiments beauftragt, womit Hentschel wieder nach Metz versetzt wurde. Am 11. Dezember 1896 wurde Hentschel vom sächsischen König Albert unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberst als etatmäßiger Kommandeur des Fuß-Artillerie-Regiments Nr. 12 beauftragt.

Nach dem Rückritt von Paul Zerener als Direktor der Vereinigten Artilleriewerkstätten und Depots übernahm Hentschel ab 1899 dessen Dienststellung als neuer Direktor. Diesmal zog er in das Administrationsgebäude B am Königsplatz in der Albertstadt.[16] Am 4. Juli 1899 wurde Hentschel noch als Artilleriewerkstattsdirektor vom sächsischen König Albert zum Generalmajor ernannt. 1900 erhielt Hentschel seine königliche Bestallung zum ersten Oberfeldzeugmeister der sächsischen Armee.[17] Die neu geschaffene Zeugmeisterei war gleichzeitig die Inspektion der technischen Institute der sächsischen Armee sowie die Artillerie- und Train-Depot-Direktion. Diese Dienststellung hatte er bis 1903 inne.

Anfang 1903 reichte Hentschel sein Abschiedsgesuch ein. König Georg bewilligte seine Entlassung aus dem aktiven Militärdienst mit Wirkung vom 14. Januar 1903 unter Beibehaltung des Charakters als Generalmajor z.D. (zur Disposition), bei Fortzahlung der gesetzlichen Pension und der Erlaubnis zum Tragen der Generalsuniform in der Öffentlichkeit. Für seine Verdienste erhielt Hentschel mit den Komturkreuzen des Albrechts-, Verdienst- und des ernestinischen Hausordens hohe sächsische Orden. Nach seinem Militärdienst zog Hentschel nach Berlin, wo er mehrere Jahre während seines Militärdienstes eingesetzt war. [18] Er wohnte zuletzt im Berliner Stadtteil Charlottenburg.[19] Hentschel starb einen Monat nach Vollendung seines 76. Lebensjahres.

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Friedrich Franke: Memoriam anniversariam dedicatae ante hos CCCXIV annos Scholae Regiae Afranae, Meißen 1867, Digitalisat auf Google Books
  2. Dermot Bradley, Günter Wegmann: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte: 1815 - 1990, Teil 4, Biblio-Verlag, 1993, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 317
  3. Notariatsakten über die Verpflichtung des Gerichtsdirektors Friedrich Wilhelm Hentschel, Archivalie 50194 Gutsherrschaft Pulsnitz 1843
  4. Bernhard Tauchnitz (Hrsg.): Wochenblatt für merkwürdige Rechtsfälle in actenmäßigen Darstellungen ... zunächst für das Königreich Sachsen, 3. Jahrgang Leipzig 1843, Digitalisat auf Google Books, S. 216
  5. Leipziger Zeitung 1856, Digitalisat auf Google Books, S. 5713f.
  6. Staatshandbuch des Königreiches Sachsen 1878, Digitalisat auf Google Books, S. 79f.
  7. Datensatz auf Ancestry
  8. Adressbuch Dresden 1898, S. 263, SLUB
  9. Die Witwe ist im Häuserbuch Dresden 1899, S. 1075 in der ehemals gemeinsamen Wohnung verzeichnet, fehlt aber im Adressbuch.
  10. Datensatz auf Ancestry
  11. Hildebrandts Halbbrüder aus der zweiten, 1859 geschlossenen Ehe ihres Vaters mit Amalie verw. Pils, geb. Nachtigall waren Paul Hildebrandt, der 1865 die jüdische Bankierstochter Selma Rauh aus Berlin heiratete und Richard Hildebrandt, der 1874 Luise Gruson, die jüngste Tochter ihres späteren Mannes heiratete.
  12. Eva Labouvie (Hrsg): Frauen in Sachsen-Anhalt 2: Ein biographisch-bibliographisches Lexikon vom 19. Jahrhundert bis 1945, 2019 Böhlau-Verlag Köln, Leseprobe auf Google Books, S. 185ff.
  13. Adressbuch Dresden 1890, S. 252, SLUB
  14. Adressbuch Dresden 1892, S. 278, SLUB
  15. Adressbuch Dresden 1893, S. 294, SLUB
  16. Adressbuch Dresden 1900, S. 336, SLUB
  17. Heinz Schulz: Vom Zeughaus zur Feldzeugmeisterei: Dokumentation zur Geschichte der militärischen Produktion im Raum Dresden 1840-1920, Arbeitskreis Sächsische Militärgeschichte, 2007, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 75
  18. Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1905, Digitalisat auf Google Books, S. 440f.
  19. Rangliste der Königlich Sächsischen Armee für das Jahr 1912, Digitalisat auf Google Books, S. 398f.
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