Manfred Luther
Ernst Manfred Luther (* 28. November 1925 in Mickten; † 11. Januar 2004 in Weißig) war ein Maler der konkreten Kunst, des Konstruktivismus, und Philosoph. Manfred (Manne) Luther hatte immer einen hohen philosophischen Anspruch. Er gehörte neben Karl-Heinz Adler, Wilhelm Müller und Hermann Glöckner zu den wenigen Konstruktivisten der Dresdner Kunstszene.
Leben und Wirken
Ernst Manfred Luther wurde 1925 als Sohn von Leonore Günther (1896 Manchester – 1976 Dresden), geb. Uhle, (gesch. Luther), und dem Ingenieur Ernst Wilhelm Luther (1893–1959) im Dresdner Stadtteil Mickten geboren. Er hatte zwei Brüder, Siegfried Luther (1922–2006), Automechaniker und Konstrukteur, und Wolfram A. Guenther (1929-2020), der als Schauspieler tätig war. Nach Besuch der Volksschule in Trachau begann er zunächst eine Lehre als Technischer Zeichner (1940–1943) im Ihagee-Kamerawerk (Steenbergen & Co.) in Dresden-Striesen, musste jedoch seinen Wehrdienst als Soldat ableisten. Zurückgekehrt aus französischer Kriegsgefangenschaft war er von 1953 bis '55 als Konstrukteur im VEB Elektroschaltgeräte Dresden angestellt, wohnte in Radebeul. Durch die Hochzeit (1954) mit der Kunstmalerin Ingrid verw. Hennig, geb. Lamprecht, 1926 in Klein-Stirlack († 2005 in Dresden) wurde er unwiderruflich an die Malerei herangeführt und studierte von 1962 bis '66 bei Professor Ernst Hassebrauk (1905–1974). Mit seiner Ehefrau wohnte er in Dresden-Oberloschwitz, Alpenstraße 2. Durch sie wurde er an die klassische Musik herangeführt, diese begleitete ihn bis zu seinem Ableben. Seine großen Leidenschaften galten zum einen dem Fußball - er war Anhänger von Dynamo Dresden und kannte die Fußballlegende Helmut Schön vom Dresdner SC. Die zweite Leidenschaft galt dem Schachspiel. Er war lange Jahre Mitglied im Schachverein Post Dresden. Ein Schachbrett und Figuren standen immer in der Nähe, an seinem Arbeitsplatz. In den 1950er-Jahren pflegte er eine kurze Freundschaft mit dem Kammersänger Josef Herrmann.
In der späteren DDR-Zeit war er freiberuflich tätig und brachte sich als Autodidakt die menschliche Anatomie bei. Er beschäftigte sich mit verschiedenen Schriften, Künstlern und Philosophen. Stellvertretend seien Horaz, Konfuzius, Martin Luther und seinen Thesen, Wolfgang Goethe, Immanuel Kant, Albert Einstein, Henri Matisse, Paul Klee und Kasimir Sewerinowitsch Malewitsch genannt. Am Anfang seines Schaffens stieß Manfred Luther auf Walter Gropius. Er lernte ihn persönlich kennen, leider verstarb dieser 1969. Seine Verehrung zu ihm und seinem Punkt waren groß. Manfred Luther fand den Punkt vollkommen. Seine erste Einzelausstellung hatte Luther 1982 im Zentralinstitut für Kernforschung Rossendorf mit der Kulturkommission unter Reinhard Koch. Durch die Kunstwissenschaftlerin Ingrid Adler, Ehefrau von Karl-Heinz Adler, die sich für die konkreten Künstler der DDR mit Vorträgen, Veröffentlichungen und Ausstellungen im In- und Ausland einsetzte. Kam es zwischen Manfred Luther, Wilhelm Müller und Karl-Heinz Adler zu einer engen freundschaftlichen Beziehung, die sich u. a. in gemeinsamen Ausstellungen manifestierte. Trotz Fürsprache durch Adler, Fritz Löffler und Werner Schmidt Leiter des Kupferstich-Kabinettes wurde Manfred Luthers Antrag zur Aufnahme in den Verband Bildender Künstler in den 1980er Jahren abgelehnt. Im Jahr 1991/1992 fand die zweite Personalausstellung in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, statt. Dazu erschien sein erster Katalog seines bisherigen Lebenswerkes unter dem Titel Idee, Konkrete, Zeichnungen.
Gesundheitlich angeschlagen zog sich Luther 2000 in seine häusliche Umgebung zurück, widmete sich der Familie und seinen Werken. 2004 verstarb er in Dresden-Weißig und wurde auf dem Heidefriedhof beerdigt.
Eine Ausstellung „ICH DENKE, ALSO BIN ICH" fand 2007 in den Räumlichkeiten der Sächsischen Landesärztekammer Dresden statt.
Zum 10. Todestag entstand 2014 die größte Personalausstellung in der Städtischen Galerie Dresden – Kunstsammlung Manfred Luther, Der lange Weg zum Kreis. In zwei verschiedenen Video (DresdenEinsTV und dresden-fernsehen.de) waren einige Werke der Ausstellung zu sehen.
Obwohl sein Werk nur wenig bekannt ist, gehört Manfred Luther zu den wichtigsten Vertretern der konstruktiven Kunst in Dresden – eine Kunstrichtung, die in der DDR offiziell nicht geduldet wurde.
Zitate (über Manfred Luther)
Der lange Weg zum Kreis
Das Weltall ist ein Kreis, dessen Mittelpunkt überall, dessen Umfang nirgends ist. Das wusste schon der französische Mathematiker und Literat Blaise Pascal. Einer, der dem Kreis ebenfalls einen ganzen kreativen Kosmos widmete, ist der Dresdner Künstler-Philosoph Manfred Luther. Mit aller Kraft untersuchte er geometrische Grundformen und ihre Kombinationsmöglichkeiten – in hunderten von Tuschezeichnungen bis hin zu Siebdrucken.
Sein philosophisches Werk war für ihn der Kern seiner künstlerischen Überlegungen. Nach der Auseinandersetzung mit den geometrischen Grundformen bestimmte er den Kreis als absolute Form. Ab 1980 brachte er ihn unzählige Male aufs Papier – in unzähligen Varianten.
In jedem der Werke steckt enorme Präzision. Manfred Luther war gelernter Technischer Zeichner – davon profitieren viele seine Bilder.
"... Auf den Spuren von Malewitsch und Mondrian, ..., hat Adler zusammen mit einer Gruppe Gleichgesinnter wie den Dresdnern Manfred Luther, Wilhelm Müller oder Friedrich Kracht, ... Horst Bartnig und Marion Monden, ..."[1]
Ständige Ausstellungen
- 2019 Manfred Luther in der Sammlungsdatenbank (Online) der Museen Dresden [[1]]
- 2015 FORUM KONKRETE KUNST Erfurt in der Peterskirche als ständige Ausstellung mit einem Werk "Cogito ergo sum" bis 2017
- 2014 Stiftung Museum Modern Art Hünfeld (Hessen), vertreten mit zwei Werken (Idee – Konkrete Zeichnungen; sw-grau)
- 2014 Technische Universität Dresden im Rektorat Mommsenstraße (Fünf Werke aus der Gruppe: Paraphrasen) bis 2017
- 2014 Museum im Kulturspeicher in Würzburg zeigt Kunst vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Dauerausstellung über Künstler aus der ehemaligen DDR. (Drei Werke aus der Serie: Cogito ergo sum)
- 2005 Kapelle, Stiftung Museum Modern Art Hünfeld (Hessen), Sammlung Jürgen Blum bis 2012
- 1999 Hausgiebel Lindenstraße 8, Hünfeld: Kreis „Asche zu Asche – Materie zu Materie" Dokumentiert in: Das offene Buch 2. Druck: Druckerei Heinelt.
Einzelausstellungen
- 2024 Ausstellung "Manfred Luther Konkrete Meditationen", Galerie Himmel Dresden, Obergraben. Zum 20. Todestag.
- 2016 Ausstellung Manfred Luther 24 Figuren "Idee Konkrete Zeichnungen" – "Farbiger Epilog - Auf die Erdentage", K16 am Rhein, Duisburg [2] [3]
- 2015 Kaffeestübchen, Fetscherstr. 111, 01307 Dresden "Stilisierte Gesichter + König Salomon"
- 2014 Städtische Galerie Dresden – Kunstsammlung "Manfred Luther, Der lange Weg zum Kreis"[4]
- 2007 Sächsische Landesärztekammer Dresden „ICH DENKE, ALSO BIN ICH"
- 2004 Galerie Hieronymus, Dresden "Cogito ergo sum"
- 1994 Galerie am Blauen Wunder Dresden (Gunter Ziller)
- 1994 Galerie Heinz Teufel, Mahlberg
- 1994 Galerie Teufel-Holze Dresden
- 1992 Galerie Beatrix Wilhelm, Stuttgart
- 1991 Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett (Dr. Werner Schmidt). Hiervon gibt es Fotos von der Deutschen Fotothek [5]
- 1982 Institut für Kernforschung, Rossendorf bei Dresden (Kulturkommission unter Dr. Reinhard Koch)
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
- Medium: 2022: "“NATUR” in der Galerie Gebr. Lehmann, Dresden [[2]]
- 2019: "BAUHAUS.LINES Part II, FORMS: Dreieck.Quadrat.Kreis" Neue Galerie für Zeitgenössische Kunst Häselburg [3]
- 2019: Galerie Hieronymus
- 2019: "AUS SACHSEN" Zeitgenössische Malerei und Grafik aus der Sammlung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung[6]
- 2018: "RASTERN; Siebdruck in Dresden von den Anfängen bis zur Gegenwart" mit sechs Werken in den Galerien Leonhardi-Museum Dresden[7] und Galerie Hieronymus
- 2017/18: "Grafik Ost" Sprengel-Museum in Hannover, mit fünf Siebdrucken vertreten
- 2017: "Konstruktiv - Konkrete" Die Kunst des Individuellen Realismus, mit zwei Werken in der Galerie Objekt40 in Berlin, Schlüterstraße [8]
- 2017/18: "Konkrete Anliegen. Sammlung Teufel" mit zwei Werken im Kunstmuseum Stuttgart
- 2017: "Der Maler, Konstruktivist und Philosoph Manfred Luther" Vortrag zum 13. Geschichtsmarkt TU Dresden
- 2016: Virus Form. Geometrisches aus Dresden von 1920 bis 2016. Galerie Gebr. Lehmann Dresden
- 2016: Geometrisches aus Dresden von 1920 bis 2016 Galerie Gebr. Lehmann, Berlin[9]
- 2015/16: konkret auf papier in KUNST KONZEPTE REALISATION, K16 am Rhein, Duisburg
- 2015/16: 10 Jahre Städtische Galerie Dresden - Erwerbungen und Schenkungen, Städtische Galerie Dresden - Kunstsammlung
- 2015/16: Schaudepot #7 / Abstrakte Bilder, Gemäldedepot des Kunstfonds Dresden[10]
- 2015/16: Rendezvous der Länder – Neueröffnung im Kulturspeicher, Würzburg; Werke aus der Sammlung Peter C. Ruppert - Konkrete Kunst in Europa nach 1945
- 2015 März: Herman Glöckner & Manfred Luther KONKRET. Unikate Werke im Kabinett zur Ausstellung "Werner Lieberknecht", Fotografie, Galerie Himmel Dresden[11]
- 2015: FORUM KONKRETE KUNST, Peterskirche Erfurt, als ständige Ausstellung mit einem Werk "Cogito ergo sum"
- 2013/2014: Manfred Luther, Paraphrasen, Sonderausstellung im caf'èart zu der Ausstellung Keine Angst im Dunkeln, Universitätssammlungen KUNST+TECHNIK in der Altana-Galerie der TU Dresden
- 2013: Punkte und Linie zur Fläche, 2. Ausstellung, Galerie 2.Stock Neues Rathaus Dresden[12]
- 2010: TENDENZ ABSTRAKT, Museum Junge Kunst Frankfurt (Oder)
- 2009: Erinnerungen an Manfred Luther (zum 5. Todestag); Universitätssammlungen KUNST+TECHNIK in der Altana-Galerie der TU Dresden
- 2009: konkret – Die Sammlung Heinz + Anette Teufel, Kunstmuseum Stuttgart
- 2006-2012: MOTIVA INTERNATIONAL KONSTRUKTIV KONKRET INTELLIGIBEL, Austria Center Vienna
- 2006: Impulse. Positionen Dresdner Künstler, Universitätssammlungen KUNST+TECHNIK in der Altana-Galerie der TU Dresden
- 2005 Galerie von Waldenburg (mit Karl-Heinz Adler und Frank Maibier)
- 2005: 200 Jahre Kunst in Dresden, Städtische Galerie Dresden
- 1993: „Abstrakt – der Deutsche Künstlerbund in Dresden“, Militärhistorisches Museum Dresden;
- 1993: „konkret konstruktiv“, Galerie Schloss Wiligrad, Kunstverein Wiligrad e. V., Lübstorf/Schwerin; Art Frankfurt, Galerie Heinz Teufel, Mahlberg; Forum konkrete Kunst Erfurt. Museum der Künstler, Peterskirche-Petersberg, Erfurt
Werke von Manfred Luther
Literatur
- Manfred Luther: Idee, Konkrete, Zeichnungen, Dresden Stuttgart 1991, ISBN 978-3-923717-72-9
- Caroline Sieveking, Sabine Bernet: Kunst, die es nicht gab? – Konstruktiv und konkret aus der ehemaligen DDR, Ausstellungskatalog, C. B. Kunstwerk, München 1991
- Löffler über Luther „Fritz Löffler 1899-1988“; ISBN 3-930382-31-8
- Otto-R. Wenzel in Künstler am Dresdner Elbhang Band 2, Elbhang-Kurier-Verlag, Dresden 2007. ISBN 978-3-936240-09-2, S. 284 [4]
- Gisbert Porstmann, Carolin Quermann, Ingrid Adler (Hrsg.): Manfred Luther - der lange Weg zum Kreis, Städtische Galerie Dresden - Kunstsammlung, Dresden 2014, ISBN 978-3-941843-20-2
- „Konstruktiv-konkrete Kunst in der DDR“ Die Kunst des Individuellen Realismus. Band 1, Herausgeberin Ingrid Adler 2016; ISBN: 978-3-942106-44-3
Quellen
- Ingrid Adler; Fritz Hennig
- ↑ Kultur: Zum 85. Geburtstag von Karl-Heinz Adler. in DNN 20. Juni 2012, Seite 10
- ↑ https://www.k16-am-rhein.de/aktuell/
- ↑ https://www.nrz.de/staedte/duisburg/duisburger-galerie-k16-stellt-fast-unbekannten-kuenstler-aus-id12059293.html
- ↑ https://museen-dresden.de/index.php?lang=de&node=termine&resartium=events&locus=all&event=1567
- ↑ https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/EJUIVFECXHCWIO3CNLK7AJHKHISWU4YK
- ↑ http://www.kunstsammlungen-chemnitz.de/index.php?loc=ksc&content=exposition_detail&xid=147&id=1327
- ↑ https://www.leonhardi-museum.de/ausstellungen/rastern/
- ↑ https://www.object40.com/de/portfolio/klaus-dennhardt-manfred-luther/
- ↑ http://www.galerie-gebr-lehmann.de/exhibitions/virus-form-geometrisches-aus-dresden-von-1920-bis-2016/
- ↑ https://kunstaspekte.art/event/schaudepot--7-abstrakte-bilder-11-2015
- ↑ http://www.galerie-himmel.de/de/Kuenstler/Manfred-Luther/Ausstellungen_2_2.html
- ↑ http://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/archiv/2013/08/pm_108.php
Weblinks
- Homepage: [5]
- Video von dresden-fernsehen.de nicht mehr Verfügbar. Text ist noch vorhanden: [6]
- Schriftlicher Nachlass Manfred Luther in der SLUB Dresden
- Medien der Deutschen Fotothek
- http://www.freie-akademie-dresden.de/fadfiles/Ingrid%20Adler.pdf
- http://www.bildatlas-ddr-kunst.de/person/2352
- Abstraktion im Staatssozialismus – Feindsetzungen und Freiräume im Kunstsystem der DDR
- http://www.askart.com/artist/Manfred_Luther/11262800/Manfred_Luther.aspx
- http://www.portalkunstgeschichte.de/kalender/termin/Manfred-Luther-Der-lange-Weg-zum-Kreis-14290.html
- Thema "Manfred Luther" in der Sammlungsdatenbank der Museen Dresden
- Manfred Luther (1925), Dresden beim Museum Junge Kunst Frankfurt (Oder)
- Städtische Galerie Dresden Kunstsammlung [7]