Pavillon der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft

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Der Pavillon der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft, bei der Eröffnungsausstellung noch Stalin-Pavillon, auch Pavillon zu Ehren der ruhmreichen Sowjetarmee wegen des Ehrenmals für die sowjetischen Gefallenen der 5. Gardearmee ganz in der Nähe, stand von 1951 bis 1968 am Platz der Einheit (heute Albertplatz) als ein materialisierter Ausdruck der damals politisch gewollten Freundschaft zur Sowjetunion.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Planung ab 1949

Der Plan zum Bau eines Pavillons der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF) in Dresden wurde schon bald nach der Gründung der DSF am 2. Juli 1949 ins Auge gefaßt. Die Symbole der Besatzer der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) sollten Eingang in das Stadtbild finden und die DSF wollte mit Propagandaschauen auf kulturellem Weg zur "Festigung der Freundschaft mit der Sowjetunion" beizutragen.

Auf dem Platz der Einheit (1945: Platz der Roten Armee) stand bereits seit dem 25. November 1945 das Ehrenmal für die sowjetischen Gefallenen der 5. Gardearmee als erstes nach dem Zweiten Weltkrieg für sowjetische Soldaten errichtetes Denkmal auf deutschem Boden.[1] Hier sollte auch der geplante Pavillon gebaut werden. Im Oktober 1946 war der Sowjetische Garnisonfriedhof an der Marienallee offiziell eröffnet worden. Anläßlich des 130. Geburtstages von Karl Marx am 5. Mai 1948 war nahe des kriegszerstörten Hotels Stadt Rom am Neumarkt eine Karl-Marx-Gedenktafel mit einer "Ewigen Flamme" als erste Gedenktafel dieser Art auf deutschem Boden errichtet worden. Alle diese Projekte wurden von der Sowjetischen Stadtkommandantur in der Hospitalstraße 7 geplant und vorangetrieben. Bei der "Ewigen Flamme" orientierte sich die Dresdner Stadtkommandantur an der am 8. Mai 1946 entzündeten "Ewigen Flamme" auf dem Marschall-Józef-Piłsudski-Platz in Warschau in der Nähe des Grabes des unbekannten Soldaten von 1925 (damals noch "Sächsischer Platz"). Sie war damit die erste ihrer Art im Bereich der Roten Armee. In der Sowjetunion selbst wurde die erste "Ewige Flamme" am 9. Mai 1957 im Dorf Perwomaiski entzündet, noch ein halbes Jahr vor der berühmten "Ewigen Flamme" auf dem Marsfeld im damaligen Leningrad am Vorabend des 40. Jahrestages der "Großen Sozialistischen Oktoberrevolution".

Dresden wollte wie im Falle des Sowjetischen Ehrenmals und des Karl-Marx-Gedenkens auch bei den Pavillons der DSF Vorreiter in der DDR sein und somit an die Tradition des Roten Sachsens anknüpfen.

Anlässlich der Feiern zu Josef Stalins 70. Geburtstag am 21. Dezember 1949, also schon nach der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949, wurden die Pläne für einen Pavillon der DSF konkretisiert. Man wollte in Dresden den Berlinern nacheifern, die damals mit dem Plan der Stalinallee vorgelegt hatten, natürlich immer unter Bezugnahme auf die Person Stalins, des "Generalissimus" und "Größten Freund des deutschen Volkes".

[Bearbeiten] 1949: Wanderausstellung

Schon 1949 war eine Wanderausstellung der "Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion" (später DSF) erstellt worden, mit einem Fundus an russischen Plakaten zum 30. Jahrestag der "Großen Sozialistischen Oktoberrevolution" (1917-1947) mit den üblichen Motiven zur Arbeiterklasse, zum Kampf um die Planerfüllung, zum Klassenkampf und zum Kampf um den Weltfrieden. Daneben wurden Schautafeln in Deutsch erstellt wie:

Prunkstück dieser Ausstellung war ein monumentaler Bronzekopf von Stalin auf einer dicken Bronzeplatte, der auf eine Säule montiert war.

Des Weiteren gab es überdimensionale Porträts von Marx, Engels, Lenin und Stalin.

Diese Wanderausstellung wurde zum Grundstock der ständigen Ausstellung im Pavillon der DSF.

[Bearbeiten] 1950: Dampfschiff der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft

1950 wurde das Dampfschiff der Weißen Flotte "Lössnitz" (die ehemalige "Germania") generalüberholt, in "Einheit" umbenannt (nach der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, der SED) und zum Dampfschiff der DSF umgerüstet. Über dem neulackierten Namen

"EINHEIT"

wurde auf weißem Grund das Emblem der DSF auflackiert. Unterhalb der Reling um das neu aufgebaute Oberdeck wurden über die gesamte Länge weiße Schilder mit weithin sichtbaren schwarzen Lettern angebracht, auf denen zu lesen war:

"Die Sowjetunion und die Deutsche Demokratische Republik Bundesgenossen im Kampf um den Frieden"[2]

Die Mannschaft wurde in dunkle Hosen und weiße Jacken mit dem Emblem der DSF am linken Oberarm eingekleidet.[3] Das weibliche Bedienpersonal trug weiße Kittel mit diesem Emblem am linken Revers.[4] Über dem Dampfschiff der DSF wehten die Flaggen der Sowjetunion und der DSF.[5] Über dem ganzen Schiff verteilt hingen große weiße Wimpel mit dem Emblem der DSF.[6][7] Selbst an der dunklen Kapitänsjacke prangte am linken Ärmel ein irgendwo ausgeschnittenes DSF-Zeichen.

Die Stirnseite des Gastraumes war festlich gestaltet. In der Mitte hing über einem 16fach gefaltetem weißen Tuch in drei Reihen die Losung:

"ES LEBE UND GEDEIHE DAS
EINHEITLICHE, UNABHÄNGIGE, DEMOKRATISCHE,
FRIEDLIEBENDE DEUTSCHLAND"[8]

Links oberhalb dieser Losung prangte ein groß dimensioniertes Emblem der DSF. Rechts von dieser zentralen Losung hing ein übergroßes, gerahmtes Stalinporträt zwischen zwei großen Blumenarrangements, "Stalinkapelle" getauft. Links davon gab es die ähnlich ausgestattete "Leninkapelle". Lenin und Stalin wurden auch als "Rote Götter" bezeichnet, insbesondere Stalin wurde als "Roter Gott" angesehen.

Im Gastraum hing außerdem ein über ein Quadratmeter großes rotes Propagandaschild mit weißen Lettern, auf denen zu lesen war:

"Das wertvollste, was der Mensch besitzt, ist das Leben. Es wird ihm nur ein einziges Mal gegeben. Und benutzen soll er es so, dass er sterbend sagen kann: Mein ganzes Leben, meine ganze Kraft, habe ich dem herrlichsten der Welt, der Befreiung der Menschheit gewidmet. N. OSTROWSKI"[9]

Dieses Zitat, Pawel Kortschagin in den Mund gelegt, stammt aus dem 1932 bis 1934 in Moskau erschienen Roman Wie der Stahl gehärtet wurde. Komplett zitiert geht es weiter mit:

"Denn eine dumme Krankheit oder irgendein tragischer Zufall kann dem Leben jäh ein Ende setzen."

Auf dem Dampfschiff der DSF gab es die Ausgabe des Romans aus dem Verlag Neues Leben (Berlin 1947) zu kaufen, die zur Pflichtlektüre an den Schulen der DDR erklärt worden war. Außerdem gab es regelmäßige Vorführungen der Verfilmung des Romans durch Mark Semjonowitsch Donskoi aus dem Jahre 1942 (unter dem Titel "Kak sakaljálas stal").

Im Gastraum lagen überall Publikationen der DSF wie die "Friedenspost" aus, die gelesen, aber auch käuflich erworben werden konnten.[10]

Propagandisten mit dem Parteiabzeichen (der SED) und dem Abzeichen der DSF am Revers hielten bei diesen "Kaffeefahrten" für die Deutsch-Sowjetische Freundschaft Volksreden und bemühten sich, die Ausflügler zum Eintritt in diese Massenorganisation zu bewegen. Das Ablehnen einer Mitgliedschaft wurde als Feindschaft zur Sowjetunion, zum Sozialismus und damit auch zur DDR ausgelegt.

Trotzdem waren diese Ausflüge sehr begehrt und wurden deswegen sehr gut angenommen. Unterwegs wurde auch gesungen, insbesondere die sowjetrussischen kommunistischen Lieder, welche damals an den Schulen schon seit der ersten Klasse eingetrichtert wurden.[11]

[Bearbeiten] 1951: Stalin-Pavillon der FDJ

1951 wurde vom Landesverband Sachsen der Freien Deutschen Jugend im Vorfeld der Weltfestspiele der Jugend und Studenten vom 5. bis zum 19. August 1951 in Ost-Berlin ein "Stalin-Pavillon" als transportables Kult-Gebäude gestiftet. Es war eine leichte Holzkonstruktion, die sich am Sowjetischen Klassizismus orientierte, der auf der Architektur der russisch-orthodoxen Kirche fußte. Neben den obligatorischen huldigenden Darstellungen Stalins beinhaltete diese Stalin-Devotionale auch noch eine Propagandaausstellung.[12]

Dieser Stalin-Pavillon wurde zu einer Trophäe im Aufgebot zu Ehren Stalins bei diesen Weltfestspielen und schon im Vorfeld in Sachsen herumgereicht, so in Leipzig, im Karl-Marx-Monat Mai in Dresden an der Karl-Marx-Gedenktafel am Neumarkt (vom 5. bis 24. Mai 1951), in Chemnitz und ab dem 27. Juni 1951 in Zwickau. Nach den Weltfestspielen stritten sich viele Städte in der DDR um eine Aufstellung:

"FDJ-Verbände der gesamten DDR konkurrierten miteinander in gemeinnützigen Arbeitseinsätzen und Mitgliederwerbung. Die Gewinner der Zwischenrunden durften den Stalin-Pavillon der FDJ bis zur nächsten Wettkampfrunde in ihrer Heimatstadt aufstellen."[13]

[Bearbeiten] Bau 1951

Wegen Materialschwierigkeiten und Finanzierungsproblemen zog sich die Realisierung des Pavillons der DSF in Dresden allerdings bis 1951 hin. In diesem Jahr wurden die fünf Länderregierungen der DDR angewiesen, insgesamt 34 Millionen Mark für die Projekte der DSF zuzuschießen. Von der DSF wurde in diesem Zusammenhang die Aktion „Baut Sowjetpavillons!“ ausgerufen, die vor allem in Sachsen gut angenommen wurde. Noch im gleichen Jahr entstanden auch in Zwickau und Plauen Pavillons. Aber allein der Freundschaftspalast für den Zentralvorstand in Ostberlin verschlang 15 Millionen Mark, so dass einige Vorhaben verschoben werden mußten. 1952 entstanden in Leipzig, Zwickau und in Chemnitz (in einer unglaublichen Hau-Ruck-Aktion von 51 Tagen kurz vor Einbruch des Winters) weitere sächsische Pavillons der DSF, 1953 dann in Chemnitz-Rabenstein, Freiberg, Johanngeorgenstadt und Plauen. Der noch 1954 in Wilkau-Haßlau bei Zwickau geplante Pavillon der DSF wurde dann bis 1959 als ein offener Musik-Pavillon ohne Stern errichtet, der dem ursprünglich geplanten Modell sehr ähnelt und noch bis heute besteht.

In Dresden wurde nach einem Entwurf des Chemnitzer Architekten Heinz Lieberwirth ein quadratischer Flachbau in Leichtbauweise mit einem vorgelagerten Säulengang und einem treppenartigen Dach mit einer langgestreckten Spitze errichtet. Heinz Lieberwirth, der bereits 1945 unter der Losung „Chemnitz baut auf!“ den Aufbau des „Erzgebirgischen Warenhauses“ (ERWA) übernommen hatte, entwarf auch die DSF-Pavillons in Chemnitz-Rabenstein und Johanngeorgenstadt. Bei allen drei Pavillons orientierte er sich stark am damals stattfindenden Umbau des Achilleions, seit 1950 Ausstellungsgebäude der Sowjetunion auf dem Leipziger Messegelände.[14] Das kriegsbeschädigte Achilleion von 1923/24 wurde von 1950 bis zum Herbst 1952 vom Leipziger Architekten (ab 1954 Leipziger Chefarchitekt) Walter Lucas im Stil des Sowjetischen Klassizismus der All-Unions-Landwirtschaftsausstellung (WSChW) von 1939 in Moskau umgestaltet.

Zeittypisch trug der Pavillon einen roten Stern, um den Sieg der Sowjetunion über Nazideutschland zu demonstrieren. Die rote Inschrift lautete:

Von der Sowjetunion lernen heißt Siegen lernen!

Über dem hohen Rundbogeneingang befand sich ein rundes Oberlicht mit einem stalinistischen Glasbild. Diese Architektur war den russisch-orthodoxen Kirchen entlehnt, was im Volksmund schon bald zu solchen Namen wie "Stalinkirche" oder "Sowjetkirche" führte. Links und rechts des Einganges prangten übermannshohe Inschriftentafeln mit Zitaten der Klassiker des Marxismus-Leninismus und von Josef W. Stalin. Diese roten Tafeln reichten auf beiden Seiten bis zu den Mauerecken.

Eine überdimensionierte Stalinbüste dominierte den Pavillon, der deswegen auch Stalinpavillon und Stalintempel genannt wurde, oder in Abwandlung Sowjetpavillon und Sowjettempel. Zu dieser Titulierung trug auch bei, dass ein installiertes Glockenspiel stündlich die Melodie des Glockenspiels des Moskauer Kremls spielte. In Chemnitz (seit 10. Mai 1953 Karl-Marx-Stadt) wurde der Pavillon der DSF hingegen eher als "Russen-Pavillon" oder "Russentempel" bezeichnet.[15]

Die Eröffnung des Pavillons der DSF wie auch der Scheune in der Neustadt erfolgte im Zusammenhang mit Stalins 72. Geburtstag am 21. Dezember 1951. Im Pavillon wurde ab diesem Tag eine Ausstellung über Großbauten des Kommunismus gezeigt. Er wurde in Anlehnung an die mobile FDJ-Holzkonstruktion in diesem Zusammenhang als "Stalin-Pavillon" bezeichnet.

Harald Hellmich und Klaus Weber schufen 1952 das Plakat:

"STALIN DAS IST DER FRIEDEN",

das nicht nur am Pavillon der DSF, sondern in der ganzen Stadt Verbreitung fand.[16]

[Bearbeiten] Sowjetisches Kulturzentrum

Der Pavillon diente auch als sowjetisches Kulturzentrum, in dem sowjetische Bücher, Zeitungen und Zeitschriften erhältlich waren und Vorträge gehalten wurden. Des Weiteren wurden Lehrfilme über die Sowjetunion und den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft gezeigt. Spitzenkünstler aus der Sowjetunion wie ein Ballett aus Leningrad und die Donkosaken besuchten auf Kosten der DSF Dresden.

Auch die Schriften der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft wurden in dem Pavillon vorrätig gehalten, vor allem die Publikationen des DSF-eigenen Verlages Kultur und Fortschritt wie:

Unter dem Motto "Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen" (3. Kongress der DSF 1951) wurden auch Studienreisen und Sprachkurse organisiert.

"Als Tempelwächter und Aufklärer wurden »fortschrittliche Rentner« angestellt, die sich mit auswendig gelernten Referaten über »de jroßartichen Jroßbauden des Gommunismus« ein Zubrot verdienen."[17]

In Dresden wurden ganz bewusst Vorkriegs-Mitglieder von KPD und SPD ausgegrenzt, weil man unterschwellig von deren enttäuschten Erwartungen ausging. Statt dessen wurde lieber auf frisch bekehrte SED-Mitglieder zurückgegriffen.

[Bearbeiten] Wechselnde Ausstellungen

Im Innenraum wurden wechselnde Ausstellungen durchgeführt. In der Zeit ohne eine Sonderausstellung wurden die üblichen Tafeln der DSF gezeigt, deren Grundstock bereits 1949 in der Wanderausstellung gelegt worden war. Grundelemente aller Ausstellungen waren die "Stalinkapelle" mit Bronzebüste und Porträt, wie sie bereits spätestens 1950 nachweisbar sind. Die "Leninkapelle" wurde spätestens zur Eröffnung des Pavillons ebenfalls mit einer Bronzebüste ergänzt.

[Bearbeiten] 21. Dezember 1951: Ausstellung über die Großbauten des Kommunismus

Anlässlich des 72. Geburtstages von Josef W. Stalin am 21. Dezember 1951 wurde im Dresdner Pavillon der DSF die erste Ausstellung eröffnet, welche Großbauten des Kommunismus zeigte. Eine Photographieserie zu diesem Ereignis befindet sich in der Deutschen Photothek.[18] Wegen der die Ausstellung dominierenden bildliche Darstellungen des Generalissimus und "Größten Freund des deutschen Volkes" wurde der Pavillon in dieser Phase noch als "Stalin-Pavillon" bezeichnet. Zumindestens eines dieser gigantomanischen Baumodelle scheint auch in der Ausstellung zur Deutsch-Polnischen Freundschaft nachverwendet worden zu sein.

[Bearbeiten] März 1952: 100. Todestag von Nikolai Wassiljewitsch Gogol

Zum 100. Todestag von Nikolai Wassiljewitsch Gogol am 4. März 1952 wurde eine kleine Ausstellung mit mehreren Tafeln organisiert. Auch die Bücher von Gogol wurden in Deutsch wie auch in Russisch angeboten. Der Festakt am Dienstag, den 4. März 1952 war trotz mitten in der Arbeitswoche gelegen sehr gut besucht.

Eine Tafel war der Zeit von Gogol in Frankfurt gewidmet, eine weitere seiner Zeit in Düsseldorf.

[Bearbeiten] April 1952: Monat der Deutsch-Polnischen Freundschaft

Im April 1952 fand eine Ausstellung zum Monat der Deutsch-Polnischen Freundschaft statt. Dazu wurde über dem Eingang in den Pavillon ein großes polnisches Wappen befestigt und am Sims über dem Säulenumgang eine Inschrift quer über das Gebäude angebracht:

"DEUTSCH-POLNISCHE FREUNDSCHAFT. BOLLWERK IM KAMPF UM EINHEIT UND FRIEDEN"

Zentrales Motiv dieser Ausstellung war ein großes Modell eines sechstufigen gigantisch hohen Palastes mit einer bekrönenden ebenso gigantischen Skulptur, wahrscheinlich ein Bauvorhaben des stalinistischen Gigantismus, welches nie fertiggestellt wurde. Dieses Modell war sicher noch ein Relikt der Ausstellung über Großbauten des Kommunismus ab dem 21. Dezember 1951.

Eine Tafel daneben zeigte einen überdimensionierten Stadtplan von Warschau. An der benachbarten Wand hingen übergroße utopische stalinistische Visionen eines kommunistischen Lebens der Zukunft.

Nicht nur die Innenwände des Pavillions der DSF waren mit Tafeln vollständig regelrecht tapeziert, auch außen um den Pavillion wurden wetterfeste Tafeln mit gigantischen Dimensionen aufgestellt.

Eine Tafel "Polen - Nachbar, guter Freund und Handelspartner" hebt hervor, dass Polen mit Lebensmitteln wie Fleisch, Fische, Eiern und Konserven das Angebot des deutschen Handels bereichert. Bildlich dargestellt wird ein gut gefüllter Lebensmittel-Laden, eine reine Propaganda in der damaligen Zeit der Lebensmittelrationierung und der Lebensmittelkarten. Pfeile aus einer Karte von Polen neben dem farbigen Ladenbild führen auffällig bis an das Ladenregal. Außerdem wird die Lieferung von polnischer Kohle nach Deutschland betont, obgleich diese zumeist aus den ehedem deutschen Gebieten in Schlesien stammte.

Auf einer Tafel: "Die Erweiterung der inländischen Rohstoffbasis" wurde gar behauptet:

"Vor 1945 wurde die Erforschung neuer Rohstoffquellen vernachlässigt." (also bis zur Besetzung durch die Sowjetunion)

Der polnische Sechsjahrplan von 1949 bis 1955 plante 35 voll mechanisierte und modernisierte Gruben und eine utopische Steigerung der Förderleistung, welche auch Deutschland zugute kommen sollte.

Eine weitere Tafel "Die Landwirtschaft auf dem Wege des Fortschritts" zeigt eine Traktor mit Drillmaschine. Es wird ein Loblied auf die landwirtschaftlichen Produktiongenossenschaften und den Sechsjahresplan gesungen. Tabellen sollen eine utopische Produktionssteigerung gegenüber den Vorkriegsjahren suggerieren, welche der Hebung der "Lebenshaltung der arbeitenden Massen" dienen sollte. Tatsächlich hatte die Vertreibung von Millionen deutschen und polnischen Einwohnern aus ihren angestammten Siedlungsgebieten durch die Sowjetunion zu einem herben Ertragseinbruch in Polen geführt.

Eine Tafel "Bildungsmöglichkeiten für alle" spann das Märchen von der Chancengleichheit der Bevölkerung. Tatsächlich lag der Anteil von Abiturienten und Hochschulabsolventen bei unter zehn Prozent, alle anderen wurden gesellschaftlich umgelenkt. In Westdeutschland lag der Anteil von Hochschulabsolventen dreimal höher. Ohne politisches Wohlverhalten gab es gar keine Bildungsmöglichkeiten und in Einzelfällen sogar Berufsverbote.

An einer äußeren Seitenwand des Pavillions war eine überdimensionale farbige Zeichnung im Stil der DDR-Briefmarken Michel Nr. 284 und 285 aufgemalt (Deutsch-Polnische Freundschaft, Politiker Wilhelm Pieck und Boleslav Bierut vor einer Landkarte mit der Oder-Neiße-Friedensgrenze und einer Friedenstaube). Um Bierut wurde ab 1947 ein Personenkult stalinistischen Vorbilds betrieben. Diese Briefmarken vom 22. April 1951 glorifizierten in der Art des SED-Händedrucks über Oder und Neiße hinweg das Görlitzer Abkommen vom 6. Juli 1950, welches ganz im Sinne von Stalin und der Sowjetunion die Oder-Neiße-Linie als "Staatsgrenze zwischen Deutschland und Polen" festlegte. Links und rechts von diesem monumentalen Motiv waren aus Formatgründen noch zwei Bilder mit stalinistischen Zukunftsvisionen einer kommunistischen Stadt aufgemalt.

Diese ganze Ausstellung zur "Deutsch-Polnischen Freundschaft" sollte allein dazu dienen, die deutsche Bevölkerung im sowjetischen und stalinistischen Sinne mit der "Oder-Neiße-Friedenslinie" zu indoktrinieren, ein Vorhaben, welches auf derart heftige Widerstände stieß, dass es nicht wiederholt wurde. Eine "Deutsch-Polnische Freundschaft" spielte in der weiteren Entwicklung der DDR keine wesentliche Rolle mehr. Ab 1957 führte die alleinige Kontaktarbeit mit Kultur- und Bildungseinrichtungen in Polen das in diesem Jahr gegründete "Kultur- und Informationszentren" (KIZ) der DDR in Warschau durch.

[Bearbeiten] Karl-Marx-Ausstellung 1953

Anfang bis mindestens einschließlich Mai 1953 fand im Pavillon monatelang eine Karl-Marx-Ausstellung im Rahmen des Karl-Marx-Jahres 1953 mit Schautafeln, Texten und Originaldokumenten statt. Hier wurden auch die Werke von Karl Marx im Dietz Verlag angeboten. In dem kostenlosen Katalog „Karl-Marx-Jahr 1953“ von 32 Seiten dazu wurden 30 Werke vorgestellt. Der Katalog fand großen Anklang und weite Verbreitung.

Dabei wurde es als

Hauptaufgabe des Marx-Jahres bezeichnet, unserem Volk die Augen zu öffnen über die welthistorische Bedeutung dieses größten Sohnes der deutschen Nation und die merktätigen Massen im Geiste des Unversöhnlichen Kampfes für die sozialistische Gesellschaftsordnung zu erziehen.[19]

Diese Dresdner Ausstellung orientierte sich an der gleichzeitigen Karl-Marx-Ausstellung im Deutschen Museum in Berlin, zu der ein umfangreiches großformatiges (63x46 cm) Tafelwerk „Karl Marx: Leben und Werk“ erschienen war. Dieses in braunes Leinen eingeschlagene Buch war im Pavillon und im Mai 1953 in einem temporären Zelt nahe der Karl-Marx-Gedenktafel am zerstörten Hotel Stadt Rom auf dem Neumarkt erhältlich und fand einen guten Absatz. Karl Marx hatte am 5. Mai Geburtstag und hielt sich vom Mittwoch, den 10. Mai bis Mittwoch den 24. Mai 1843 im Hotel Stadt Rom auf. Dieses 3,5 cm starke Tafelwerk wurde von der Sächsischen Zeitung Dresden produziert[20] und deswegen in Dresden bevorzugt verkauft. Die Gesamtauflage betrug 20.000 Exemplare. Das waren also 20.000 potentielle Karl-Marx-Ausstellungen von 55 Tafeln in der Größe von 63x46 Zentimeter.

[Bearbeiten] Das entscheidende Jahr 1953

1952 war die Zahl der DSF-Mitglieder auf 2,8 Millionen gestiegen. Allerdings hatte sich der staatliche Zuschuss auf 25 Millionen Mark reduziert, da für die Expansion der DSF nach Westdeutschland 35 Millionen Mark bereitgestellt wurden. Dieses Geld wurde sukzessive über die "Grüne Grenze" gebracht.

Eine solche Politik musste bereits im Ansatz den Keim des Scheiterns tragen. In den westdeutschen Ländern wurde die DSF im Laufe des Jahres 1953 von nahezu allen Innenministerien verboten. In der DDR fehlte es hingegen an der expansiven Kraft der Jahre zuvor.

[Bearbeiten] Trauerfeierlichkeiten anläßlich des Todes von Generalissimus Josef W. Stalin am 5. März 1953

Noch während der Laufzeit der Karl-Marx-Ausstellung verstarb am 5. März 1953 Josef Wissarionowitsch Stalin, der das edle stalinistische Begleitwerk „Karl Marx: Leben und Werk“ noch mit einem Zitat auf Tafel 1 eingeleitet hatte:

Der Marxismus ist die Wissenschaft von den Entwicklungsgesetzen der Natur und der Gesellschaft, die Wissenschaft von der Revolution der unterdrückten und ausgebeuteten Massen, die Wissenschaft vom Siege des Sozialismus in allen Ländern, die Wissenschaft vom Aufbau der kommunistischen Gesellschaft.

Der Pavillon war einer der zentralen Orte für die Trauerfeierlichkeiten und die Betroffenheitsbekundungen der Bevölkerung und für die Niederlegung von Trauerkränzen. Die von Stalin polarisierte und auf ihn orientierte sozialistische Gesellschaft zeigte in weiten Kreisen der Bevölkerung große Betroffenheit.

[Bearbeiten] Enthüllung des Karl-Marx-Denkmals zum 70. Todestag am 14. März 1953

Am 14. März 1953 fand zum 70. Todestag von Karl Marx neben dem Pavillon der DSF die feierliche Enthüllung des Karl-Marx-Denkmals als erstes Denkmal dieser Art in der DDR im Zusammenhang mit der Dresdner Karl-Marx-Ausstellung statt. Hieran nahm die Bevölkerung regen Anteil.

Zeitgleich mit dieser Enthüllung wurde mit dem Verkauf der ersten Sonderbriefmarken der DDR „70. Todestag von Karl Marx“ begonnen, die anläßlich der Karl-Marx-Ausstellung und der Enthüllung des Karl-Marx-Denkmals auch im Pavillon erhältlich waren:

[Bearbeiten] Feierstunde zum 85. Geburtstag von Maxim Gorki am 28. März 1953

Am 85. Geburtstag von Maxim Gorki am 28. März 1953 fand eine Feierstunde im Pavillon zu Ehren dieses bereits am 18. Juni 1936 in Gorki-10 verstorbenen Schriftstellers statt. Neben seinen damals in der DDR in Deutsch verlegten Werken gab es seine Bücher auch in Russisch. Besonderes Interesse fanden die im "Verlag der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland" (Berlin) bereits 1946 gedruckten sechs Bände "Ausgewählte Werke". Auch wurde die an diesem Tag aus diesem Anlaß herausgegebene Sonderbriefmarke verkauft. Hieran nahm die Bevölkerung regen Anteil.

[Bearbeiten] Feierstunde zum 135. Geburtstag von Karl Marx am 5. Mai 1953

Zum 135. Geburtstag von Karl Marx am 5. Mai 1953 wurde eine zentrale Feierstunde für Dresden am Pavillon durchgeführt. Hieran nahm die Bevölkerung regen Anteil.

An diesem Tage wurde mit dem Verkauf weiterer Sonderbriefmarken zum Karl-Marx-Jahr 1953 auch im Pavillon der DSF begonnen:

Später wurden im Pavillon der DSF auch die Karl-Marx-Blöcke (ab 24. Oktober 1953 resp. 10. Dezember 1953) sowie das "Karl-Marx-Büchlein" von 1953 verkauft, auch das "Rote Buch" genannt. Auf 10 Seiten waren alle Werte des Karl-Marx-Satzes abgebildet, dazu Zitaten von kommunistischen Politikern und Revolutionären unterhalb der abgebildeten Briefmarken. Der sehr starke Buchdeckel bestand aus rotem Leder, in das ein Portrait von Karl Marx und die vergoldete Inschrift "Karl-Marx-Jahr 1953" eingeprägt waren. Dieses "Rote Buch" war sehr gefragt und ist für diese Zeit mit dem späteren Kleinen Roten Buch von Mao Zedong (erschienen 1965, in deutsch 1967) vergleichbar.

[Bearbeiten] Der 17. Juni 1953

Während der Pavillon in Leipzig neben dem Alten Rathaus während der Ereignisse des 17. Juni 1953 gestürmt und in Brand gesteckt wurde, profitierte der Dresdner Pavillon von seiner Lage etwas außerhalb der Altstadt und den politischen Brennpunkten an diesem Tag. Der Leipziger Pavillon wurde nicht wieder aufgebaut. Die Sowjetunion konzentrierte ihre Präsens in Leipzig fortan auf den gerade erst im Herbst 1952 fertiggestellten Sowjetpavillon auf der Leipziger Messe, das Achilleion (seit 2019 Sitz des Stadtarchivs Leipzig).

Auch die Karl-Marx-Gedenktafel mit der "Ewigen Flamme" beim ehemaligen Hotel Stadt Rom am Neumarkt zog den Volkszorn auf sich und wurde zerschlagen. Praktischerweise war mit der Enthüllung des Karl-Marx-Denkmals neben dem Pavillon der DSF erst drei Monate zuvor ein Ort der zentralen Karl-Marx-Verehrung in Dresden geschaffen worden. Am Neumarkt fanden bis Ende der 60er Jahre zusätzliche Karl-Marx-Gedenkwochen mit Mahnwachen alljährlich im Mai statt, zu denen vor allem die Schulkinder der Altstadt zwangsverpflichtet wurden.

Allerdings stellte der 17. Juni 1953 trotzdem eine Zäsur in der Geschichte des Pavillons dar, obwohl er unversehrt blieb. Die Sowjetskjaja Armija (CA), welche an diesem und in den folgenden Tagen auch ihren Pavillon und ihr Ehrenmal geschützt hatte, vermied fortan eine größere Präsens in der Öffentlichkeit. Die Politik einer Forcierung der Entwicklung hin zum "wissenschaftlichen Marxismus-Leninismus" war mitten im Karl-Marx-Jahr auch an der Strategie des Karl-Marx-Jahres selbst mit seinen überzogenen politischen und wirtschaftlichen Vorgaben gescheitert. Öffentlichkeitswirksame und offensive Ausstellungen wie die 1952 zur Deutsch-Polnischen Freundschaft oder die Karl-Marx-Ausstellung wurden in Zukunft vermieden. Das sowjetische Kulturzentrum bestand weiter, der Pavillon entwickelte sich aber mehr in Richtung organisierter Freundschaftstreffen von ausgewählten Kadern der Sowjetskaja Armija mit handverlesenen Dresdner Bürgern, bevorzugt linientreuen SED-Mitgliedern.

Auch das Publikationsangebot der DSF änderte sich grundlegend. Die Zeitschriften "Die neue Gesellschaft" (1947–1953) und "Friedenspost" (1949–1953) wurden eingestellt, weil sie zu sehr mit dem Stalin-Image in Verbindung gebracht wurden. Stattdessen begann der DSF-Verlag Kultur und Fortschritt mit den "gewendeten" Zeitschriften:

Die Zeitschrift "Sowjetwissenschaft" wurde als einzige nicht umbenannt und erschien zweimal monatlich (später einmal) bis 1989. Die Zeitschrift "Freie Welt" galt als Auslandsillustrierte der DDR und wurde bis zur Wende inhaltlich von der DSF verantwortet, die damit wesentlich zum internationalen Erscheinungsbild der DDR beitrug. Zuvor hatte diese Funktion die DSF-Zeitschrift "Die neue Gesellschaft" inne, die schon ab 1947 in der SBZ erschien.

[Bearbeiten] Tauwetterperiode ab 1956

Auch die Geheimrede Über den Personenkult und seine Folgen von Nikita Sergejewitsch Chruschtschow am 25. Februar 1956 zum Abschluss des 20. Parteitages der KPdSU und die sich anschließende Tauwetter-Periode überlebte der Pavillon. Er diente weiterhin als ein sowjetisches Kulturzentrum und als ein Stützpunkt der DSF.

Ab 1956 erfreute sich der Pavillon der DSF sogar sehr großer Beliebtheit, weil dort (in Russisch) bedeutende damals moderne Publikationen erhältlich waren, welche die DDR ihren Bürgern vorenthielt. Besondere gefragt war die Zeitschrift "Nowy Mir" (dt. "Neue Welt"), seit 1947 das Zentralorgan des Schriftstellerverbandes der UdSSR. Trotz ihrer damaligen Auflage von 140.000 konnte die Nachfrage nicht annähernd befriedigt werden, die Exemplare gingen von Hand zu Hand.

Im gleichen Jahr war der kritische Roman "Nja chlebom jedinuim" (dt. "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein") des sowjetischen Schriftstellers Wladimir Dmitrijewitsch Dudinzew ein Bestseller in der Sowjetunion und auch bei der DSF. Hingegen durfte der ebenfalls 1956 fertiggestellte Roman Doktor Schiwago von Boris Leonidowitsch Pasternak nicht in der Sowjetunion erscheinen, obwohl Pasternak hierfür 1958 der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde.

Im Jahr 1962 wurde der sowjetrussische kritische Roman "Odin den' Ivana Denisoviča" (dt. "Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch"), das Erstlingswerk von Alexander Issajewitsch Solschenizyn, sehr begehrt. Es erschien im November in der Zeitschrift "Nowy Mir".

In diesen Jahren wurden viele sowjetrussischen Publikationen zu "Bückware" für den Dresdner Bürger, so die Werke von:


Eine Besonderheit dieser Zeit war der Umstand, dass in der DDR ein Eingriff in die Belange der Roten Besatzungsarmee tabu war. Ihr Territorium galt als quasi exterritorial, ihr Personal als unantastbar. Auch der Dresdner Pavillon der DSF profitierte bis zu seinem Abriss im August 1968 von diesem Privileg. Die Organe der DDR griffen dort nicht ein. Somit gelangte diese "Glasnost der 50er Jahre" auch nach Dresden und löste bei vielen eine Begeisterung für das Erlernen der russischen Sprache aus, was gesellschaftlich ohnehin gefordert und gefördert wurde.

Eine grundlegende Änderung der Literaturpolitik der Sowjetunion erfolgte erst am 9. Februar 1970, als sieben der dreizehn Mitglieder der Redaktion der Zeitschrift "Nowy Mir" durch ein Dekret des Schriftstellerverbandes der UdSSR ersetzt wurden, darunter selbst der Chefredakteur Alexander Twardowsky. Das tangierte den Dresdner Pavillon der DSF aber nicht mehr, da er da schon längst Geschichte war.

[Bearbeiten] Nach dem Mauerbau am 13. August 1961

Infolge der Schaffung des "Antifaschistischen Schutzwalles" in der Nacht von Samstag, den 12. August zu Sonntag, dem 13. August 1961 fühlte sich die Sowjetskaja Armija (CA) wieder sicherer und zeigte mehr Präsens.

[Bearbeiten] Feierstunde zum Friedenstag am 1. September 1961

Bei erstbester Gelegenheit nach dem Mauerbau wurde am Freitag, den 1. September 1961 eine Feierstunde zum Internationalen Friedenstag mit Chor der Sowjetskaja Armija und sowjetischen, ausgewählten Offizieren durchgeführt. Bei dieser Gelegenheit wurden die Erstklässler der Neustadt als Publikum verpflichtet. Schulchöre der Neustadt sangen sowjetrussische kommunistische Lieder, die sie in der Schule gelernt hatten. Die Sowjetunion wurde als die Heimat des Friedens hingestellt, der Kapitalismus und insbesondere die "revanchistische BRD" als die Bedrohung des Weltfriedens ausgemacht. Durch den "Antifaschistischen Schutzwall" sei seit einigen Wochen der Weltfrieden nun sicherer geworden. Diese Veranstaltung fand eine positive Resonanz und wurde bis 1967 alljährlich zum Internationalen Friedenstag am 1. September wiederholt.

[Bearbeiten] Feierstunde zum Tag der Befreiung am 8. Mai 1962

Die an den Pavillon angrenzende Neustädter Hauptstraße hieß seit 1951 aus Anlass der 6. Wiederkehr des Tages der Befreiung vom Faschismus "Straße der Befreiung". Hier fanden deswegen alljährlich am zum Feiertag erklärten 8. Mai volksfestähnliche Veranstaltungen zu diesem Tag der Befreiung statt. Alljährlich gab es bereits seit 1946 am 8. Mai Kranzniederlegungen am Sowjetischen Ehrenmal auf dem Albertplatz.

Am 8. Mai 1962 beteiligte sich der Pavillon der DSF erstmals seit 1953 erneut mit einem größeren Kulturprogramm an diesen Feierlichkeiten. Wegen des Erfolgs dieses Tages wurden diese sowjetrussischen Kulturprogramme bis 1967 fester Bestandteil des 8. Mai in der Dresdner Neustadt.

[Bearbeiten] Parade zum Abschluss des Militärmanövers 1963

Im Jahr 1963 wurde seit mehr als zehn Jahren erstmals wieder ein Militärmanöver der Sowjetskaja Armija (CA) im Bezirk Dresden durchgeführt und mit einer Parade inklusive militärischen Vorführungen beendet. Dieses öffentliche Säbelrasseln diente der Untermauerung der Parole: "Der Frieden muß bewaffnet sein!" Begleitend bot der Pavillon der DSF wieder sein sowjetrussisches Kulturprogramm an. Aus diesem Anlass wurde im Pavillon neben den Materialien der DSF auch Material des Luftschutzes (später Zivilverteidigung) der DDR verkauft und verteilt. Der Pavillon diente nun bis zu seiner Abtragung im August 1968 regelmäßig auch zu Vorträgen und Schulungen des zivilen Luftschutzes. Der Pavillon der DSF in Chemnitz-Mitte wurde zu dieser Zeit schon als Berufsberatungszentrum verwendet, der in Freiberg als Eisdiele.

Vor allem Schulklassen, aber auch Brigaden wurden nun durch den Pavillon der DSF geschleust. Die Schüler hatten keine andere Wahl, die Motivation der Brigaden war möglichst ein Erfolg bei dem Kampf um die am 15. März 1960 gestiftete staatliche Auszeichnung Kollektiv der sozialistischen Arbeit. Diese war am 15. März 1962 offiziell Nachfolger der zuvor nur selten verliehenen DDR-Auszeichnung Brigade der sozialistischen Arbeit geworden.

[Bearbeiten] Parade zum Abschluss des Militärmanövers 1965

Auch 1965 fand ein Militärmanöver der Sowjetskaja Armija (CA) im Bezirk Dresden statt und wurde mit einer Parade inklusive militärischen Vorführungen beendet. Begleitend bot der Pavillon der DSF erneut sein sowjetrussisches Kulturprogramm an, das sehr gut angenommen wurde. Vier Jahre nach dem Mauerbau wurden die Parolen des Sozialismus in der DDR nach und nach von immer größeren Teilen der Bevölkerung angenommen.

[Bearbeiten] 50. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution 1967

Im Vorfeld des 50. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution am 7. November 1967 wurde der Pavillon der DSF besonders benutzt und frequentiert. Es fanden besonders häufige organisierte Freundschaftstreffen zwischen hochrangigen Angehörigen der Sowjetskaja Armija (Roten Armee) in Dresden und der Dresdner Bevölkerung statt. Vom Samstag, den 28. Oktober bis zum Sonntag, den 5. November 1967 wurde eine Festwoche zu diesem Anlaß veranstaltet, welche mit einem Festakt am Dienstag, den 7. November 1967 gekrönt wurde.


[Bearbeiten] Prager Frühling 1968

Seit dem 1. Mai („Internationaler Kampf- und Feiertag der Arbeiterklasse“) 1968 prangte von dem Hochhaus mit der SB-Gaststätte und Grillbar „Pirnaisches Tor“ eine rote Leuchtschrift mit dem Text:

Dieser wurde von den Dresdnern gern auch einmal auf sächsisch vorgelesen:

Hintergrund war das am 5. April 1968 verabschiedete Aktionsprogramm der KSČ unter Alexander Dubček, dessen Ziel ein „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ war. Dresden lag nicht weit von der damaligen Tschechoslowakei, und mit der roten Leuchtschrift sollte sich von den Bestebungen der KSČ distanziert werden.

[Bearbeiten] Abriss 1968

Der Pavillon wurde in einer Nacht- und Nebelaktion kurz nach dem 21. August 1968 abgerissen, als die Stimmung gegenüber der Sowjetunion wegen der militärischen Besetzung der Tschechoslowakei auf einen Tiefpunkt gesunken war. Insbesondere sollten sogenannten feindlich-negativen, staatsfeindlichen öffentlichkeitswirksamen Aktionen an diesem Symbol der Sowjetunion in Dresden die Grundlage entzogen werden.

Auch die Russische Panzerdivision in Nickern nutzte den Schutz der Nacht beim Ausrücken zur Niederschlagung des Prager Frühlings:

„Das dröhnte die ganze Nacht lang“, hat Harald Papendorf noch im Ohr[21].

Nach der Rückkehr der "Interventionstruppen" nach Dresden gab es größere Paraden und militärische Vorführungen als zuvor üblich. Die Rotarmisten kamen im Gefühl eines Sieges wieder. Da bestand der Pavillon der DSF als angestammter Ort einer kulturellen Umrahmung allerdings schon nicht mehr. Auch hielt sich die Begeisterung der Dresdner über diesen "Sieg" sehr in Grenzen. Sie hatten überdies unter der Schließung der nahen Grenzen zur Tschechoslowakei zu leiden, die sonst für DDR-Bürger in der Regel auch ohne Visa passierbar war.

[Bearbeiten] Verbleib der Büsten

Die vom Zeitgeist überholte Stalin-Büste sollte angeblich eingeschmolzen werden. Sie tauchte aber in den 1970er Jahren genauso wieder im Kunsthandel auf wie die bereits 1945 entwendete Weberbüste aus dem "Weber-Pavillon" im Coselschen Garten an der Prießnitzmündung in die Elbe.

Die Leninbüste wurde in einem Treppenhaus der 22. Polytechnischen Oberschule "Dr. Richard Sorge" in der Äußeren Neustadt in der Louisenstraße 42 (eine Schule mit erweitertem Russischunterricht) nachverwendet. Ihre Säule wurde mit einem roten Schild versehen, auf welchem in weißer Schrift stand:

"LERNEN, LERNEN, NOCHMALS LERNEN. LENIN"

Dieses Lenin zugeschriebene Zitat soll eigentlich von dessen Klassenlehrer stammen, als dieser ihm das Abschlusszeugnis der 8. Klasse überreichte.

In den Sommerferien 1976 wurde dieses Schild unbemerkt durch ein gleichartiges Schild ersetzt mit der Aufschrift:

"WAS TUN? WLADIMIR ILJITSCH LENIN"

Dies ist der Titel einer der zentralen Schriften von Lenin, Was tun? von 1902, der zurückgeht auf den gleichnamigen Roman von Nikolai Gawrilowitsch Tschernyschewski von 1863 (geschrieben im Gefängnis der Peter-und-Paul-Festung).

1976 war ein Jahr wachsender Kritik in der DDR an der DDR. Zu dieser Zeit war die wirtschaftliche Balance des "Staatsunternehmens DDR" endgültig mit dem Bau des Palastes der Republik in die roten Zahlen geschickt worden und es machte sich eine Endzeitstimmung breit. Nicht nur ein einzelner Protzer, sondern eine ganze Sippe von Berliner Protzern hatte weit über ihre Verhältnisse gebaut, ähnlich wie später beim Bau des "Haus des Sieges über das Volk". Der Palast wurde als "Palazzo Prozzi" oder im Sächsischen als "Ballaschd der Rebublig" aufs Korn genommen. Die nach dem Machtantritt Erich Honeckers 1971 aufgekommene Hoffnung auf eine gesellschaftliche Liberalisierung und Ansätze von Meinungsfreiheit wurden durch repressives Vorgehen gegen Kritiker bis hin zur Ausbürgerung zerstört. Nach der Entdeckung des Schilderstreichs am 1. September 1976 wurde die Leninbüste entfernt. Ihr Verbleib ist unbekannt.

[Bearbeiten] 1970: Deutsch-Sowjetisches Jugendfestival

1970 sollte ein "Deutsch-Sowjetisches Jugendfestival" an die Tradition der organisierten Freundschaftstreffen im Pavillon der DSF anknüpfen. Die Begeisterung dafür hielt sich allerdings in Grenzen. Es fand keine Wiederholung statt.

Ebenfalls 1970 wurden ebenfalls letztmalig im Bezirk Dresden größere Militärmanöver mit einem öffentlichen Abschluss durchgeführt. Dann hielt sich die Sowjetskaja Armija bis zu ihrem Abzug nach der Wende sehr bedeckt.

[Bearbeiten] 8. Mai 1982: Neues Haus der DSF

Ab dem 8. Mai („Tag der Befreiung“) 1982 bis zur Wende 1989 wurde das frisch sanierte Blockhaus am Neustädter Markt als Haus der DSF genutzt.

Ohne großes Aufsehen verschwanden im Sommer 1987 alle plakativen Losungen aus der Stadt, so auch „Der Sozialismus siegt!“, wahrscheinlich auf Beschluss der obersten SED-Führung, die damit Spannungen im Verhältnis zur Sowjetunion vermeiden wollte, da inzwischen Gorbatschow auf dem XXVII. Parteitag der KPdSU 1986 einen neuen, offeneren Umgang mit den politischen Realitäten (Glasnost) eingeleitet hatte.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Siehe auch

Artikel Pavillon der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft in der deutschsprachigen Wikipedia.

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Stadtlexikon Dresden. A–Z. 1994, S. 115.
  2. Deutsche Phototek, DSF Dresden 1950, Bild 38.
  3. Deutsche Phototek, DSF Dresden 1950, Bild 1.
  4. Deutsche Phototek, DSF Dresden 1950, Bild 13.
  5. Deutsche Phototek, DSF Dresden 1950, Bild 2.
  6. Deutsche Phototek, DSF Dresden 1950, Bild 5.
  7. Deutsche Phototek, DSF Dresden 1950, Bild 26.
  8. Deutsche Phototek, DSF Dresden 1950, Bild 20.
  9. Deutsche Phototek, DSF Dresden 1950, Bild 15.
  10. Deutsche Phototek, DSF Dresden 1950, Bild 17.
  11. Deutsche Phototek, DSF Dresden 1950, Bild 3.
  12. Photoserie vom 27. Juni 1951 über die Errichtung des Pavillons in Zwickau, Deutsche Photothek, Datensatz 70603837.
  13. Andreas Engwert (Herausgeber), Hubertus Knabe (Herausgeber), Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen (Herausgeber): "Der rote Gott: Stalin und die Deutschen". Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte; 1. Auflage (24. Januar 2018), S. 127.
  14. Stadtarchiv Chemnitz, 11755-1.
  15. Vgl. "Der Sowjetpavillon". In: Linie 1, Ausgabe 51 [2017], Heft 3, S. 6ff.
  16. Stalin das ist der Frieden in der Deutschen Digitalen Bibliothek.
  17. Der Spiegel Nr. 14 (1953), Artikel: "Sowjet-Freundschaft. Peter hat Geburtstag."
  18. Photoserie vom 21. Dezember 1951 über eine Ausstellung im Dresdner Stalin-Pavillon, Deutsche Photothek, Datensatz 70604290.
  19. Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 1. Jahrgang 1953, Heft 1.
  20. Sächsische Zeitung Dresden (453 20 11271), Lizenznummer 1, Drucknummer (III/9/1).
  21. "Leben zwischen Stadt und Land. Das Entwicklungsgebiet Dresden-Nickern", S. 14.
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