Christoph Sigismund Freiherr von Gutschmid
Christoph Sigismund Freiherr von Gutschmid (* 14. Oktober 1762 in Dresden; † 7. Juni 1812 in Puławy, Herzogtum Warschau, Polen) war ein anfangs kurfürstlich-sächsischer, später königlich-sächsischer Offizier und General, zuletzt als Kommandeur eines sächsischen Großverbandes der Kavallerie im Rang eines Generalleutnants.
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[Bearbeiten] Familie
Christoph Sigismund Freiherr von Gutschmid entstammte dem 1770 durch Kaiser Joseph II. in den erblichen Reichsfreiherrenstand erhobenen Adelsgeschlecht von Gutschmid, das im Mannesstamm erloschen ist. Stammvater der Familie ist Martin Gutschmid (1653–1720), Pfarrer in Uetz bei Paretz (heute Ketzin/Havel). Von Gutschmids Großvater war Christoph Friedrich Gutschmid (1683–1758), Pfarrer in Kahren bei Cottbus.
Gottlieb August Freiherr von Gutschmid war der Sohn des kurfürstlich-sächsischen Vizekanzlers und Geheimen Kabinettsministers, Baron Christian Gotthelf von Gutschmid (* 12. Dezember 1721 in Kahren bei Cottbus; † 30. Dezember 1798 in Dresden) und dessen Ehefrau Karoline Marie Wilhelmine geb. Müller (* 3. Januar 1733 in Knauthain bei Leipzig; † 13. Juni 1801 in Kleinwolmsdorf bei Radeberg), Tochter des kursächsischen Kammerkonsulanten, Steuerprokuratoren und Leipziger Advokats Johann Wilhelm Müller (1697–1773) und Schwester des Leipziger Bürgermeisters Carl Wilhelm Müller (1728–1801). Gottlieb August hatte noch sieben Geschwister, vier Brüder und drei Schwestern, u.a.:
- Christian Friedrich Freiherr von Gutschmid (1756–1813), Kanzler der Stiftsregierung Merseburg,
- Gottlieb August Freiherr von Gutschmid (1757–1815), Wirklicher Geheimer Kriegsrat und Vizepräsident des sächsischen Geheimen Kriegsratskollegiums,
- Johann Wilhelm Freiherr von Gutschmid (1761–1830), Geheimer Finanzrat, Präsident des Geheimen Finanzkollegiums und Konferenzminister von Sachsen.
- Georg Adolf Freiherr von Gutschmid (1764–1825), Berghauptmann und Direktor des Oberberg- und Hüttenamts in Freiberg.[1]
Christoph Sigismund Freiherr von Gutschmid heiratete am 9. September 1798 in Walda bei Großenhain Friederike Rudolfine Ursula geb. Fischer (* 18. August 1777 in Walda bei Großenhain; † 22. Dezember 1858 in Dresden), Tochter des Juristen und kursächsischen Appellationsrates, Prof. Dr. jur. Friedrich August Fischer (1727–1787). Das Ehepaar von Gutschmid hatte zwei Söhne:
- Hermann Otto Theodor Freiherr von Gutschmid (* 22. März 1800 in Dresden; † 10. Februar 1836), später königlich-sächsischer Justizrat, heiratete seine Cousine, Luise Wilhelmine Freiin von Gutschmid (1797–1848), Tochter von Gottlieb August Freiherr von Gutschmid, zwei Kinder
- Ludwig Alfred Eugen Clementin Freiherr von Gutschmid (* 31. Januar 1806 in Dresden; † 29. September 1855 auf einer Auslandsreise) studierte Jura, herzoglich-anhaltisch-Bernburgischer Hauptmann, Kunstmäzen, Philanthrop. Stifter des Gutschmidbrunnens oder Cholerabrunnens am heutigen Taschenbergpalais.
Aus einer ersten Ehe hatte Christoph Sigismund Freiherr von Gutschmid noch einen weiteren Sohn:
- Adolph (auch Adolf) Freiherr von Gutschmid (* um 1788;[2] † 8. März 1814 in Lübben), 1804 Sous-Lieutenant, zuletzt königlich-sächsischer Rittmeister im Chevauxlegers-Regiment Prinz Albrecht. Selbsttötung.[3]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Christoph Sigismund Freiherr von Gutschmid entschied sich für eine militärische Laufbahn in der kursächsischen Armee, allerdings ohne jemals dort Kadett oder Fähnrich gewesen zu sein. Er erhielt sein Offizierspatent am 7. Dezember 1778 im ersten Leutnantsdienstgrad als Sous-Lieutenant bei der sächsischen Kavallerie und diente anfangs bei den Karabiniers im Regiment des Grafen Carl Adolph Graf von Brühl unter der Führung von Oberst Christian August Graf von Bassewitz.
1785 zum Premier-Lieutenant befördert, 1790 dann zum Rittmeister und Kommandeur einer Schwadron, war von Gutschmid 1792 Teil des mobil gemachten sächsischen Korps der deutschen Reichsarmee gegen Frankreich. Er nahm 1793 an der Schlacht bei Kaiserslautern im Ersten Koalitionskrieg teil und erhielt im gleichen Jahr den preußischen Militärverdienstorden. 1795, noch vor der Rückkehr nach Sachsen, wurde von Gutschmid zum Major und Stabsoffizier befördert. Von Gutschmid war bis 1798 Berichterstatter von Militärangelegenheiten im sächsischen Generalstab. Während dieser Zeit wohnte er in der Großen Frauengasse 791 in der Dresdner Altstadt.[4] 1802 wurde von Gutschmid zum Obrist-Lieutenant (Oberstleutnant) befördert.
Am 16. Juli 1805 wurde von Gutschmid unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberst kurfürstlicher, ab 1806, nach dem Beitritt Sachsens zum Rheinbund und der Erhebung zum Königreich durch den französischen Kaiser Napoleon königlicher Generaldjutant des sächsischen Staatsoberhaupts Friedrich August der Gerechte während des Vierten Koalitionskrieges. Im Mai 1807 nahm von Gutschmid an der Belagerung von Danzig teil, wofür er am 11. Januar 1809 mit dem höchsten militärischen Orden des Königreiches Sachsen, dem Militär-St.-Heinrichs-Orden ausgezeichnet wurde.
Im Januar 1809 übertrug der sächsische König von Gutschmid das Kommando über das sächsische Husarenregiment, nachdem der bisherige Regimentskommandeur Oberst von Pflugk, der es seit 1805 geführt hatte, im gleichen Jahr pensioniert wurde. Das Husarenregiment war zu dieser Zeit mit acht Schwadronen in Artern, Kölleda, Wiehe, Gebesee, Kindelbrück, Heldrungen und Roßleben stationiert. Noch im gleichen Monat wurde von Gutschmid zum Generalmajor ernannt. Auch bei der Schlacht bei Wagram im Juli 1809 führte er das Husarenregiment.
Am 23. Februar 1810 wurde von Gutschmid zum Generalleutnant befördert und übernahm als Kommandeur die sächsische Kavalleriedivision. Dieser Großverband der sächsischen Armee bestand aus der Garde du Corps und sämtlichen Kavallerie-Regimentern. Der Stab befand sich in Dresden. Aufgrund der Rangerhöhung zum Generalleutnant durften von Gutschmid und seine Ehefrau den Ehrentitel "Exzellenz" tragen. Als solcher ist er 1812 auch im königlich-sächsischen Hof- und Staatskalender erwähnt. Im gleichen Jahr nahm er am Feldzug gegen Rußland teil, wo er aber schon zu Beginn an einer Krankheit in Pulawy in Polen starb.[5] Freiherr von Gutschmid war Mitglied der Kommission zur Reorganisation des sächsischen Heeres. 1812, nach der Aufstockung der sächsischen Armee und damit auch der Kavallerie hatte von Gutschmid als Divisionskommandeur die Befehlsgewalt über folgende berittene Einheiten mit über 6500 Mann:
- Regiment Garde du Corps des Generalmajors Julius Traugott von Mangold mit 786 Mann und 718 Pferden
- 1. Kavallerie-Brigade des Generalleutnants Carl Wilhelm Ferdinand von Funck mit 2647 Mann und 2438 Pferden (zwei Chevauxlegers-Regimente und ein Husarenregiment),
- 2. Kavallerie-Brigade des Generalleutnants Johann Adolph von Thielmann mit 1572 Mann und 1436 Pferden (Leibkürassierregiment und Regiment Zastrow Kürassiere),
- 3. Kavallerie-Brigade des Generalmajors von Barner mit 1572 Mann und 1436 Pferden (zwei Chevauxlegers-Regimentern).
Im 25. Band des Neuen Archives für Sächsische Geschichte und Altertumskunde von 1904 wird Gutschmid mehrmals für seine Verdienste gewürdigt.[6] Darin heißt es unter der Abhandlung von General von Thielmann, dass:
- ...unter allen nur Gutschmid der Einzige ist, der eine Armee zu führen im Stände ist...
Im Zusammenhang mit dem Tod von Gutschmid beim Rußlandfeldzug heißt es weiter:
- Im Augenblick der Mobilmachung verlor die sächsische Armee in dem General Gutschmid den Mann, in welchem nicht nur Thielmann, sondern fast alle, welche Einblick in die Verhältnisse besaßen, den einzigen geeigneten Führer für den kommenden Feldzug erblickten. Ob Thielemann selbst sich einen Augenblick mit der Hoffnung getragen hat, an Gutschmids Stelle berufen zu werden, ist aus den Briefen an Just nicht zu erkennen...
Auch ein Unterstützer Thielemanns, der Bürgermeister Heyme schrieb in einem seiner Briefe:
- Die Catastrophe des General Gutschmid, die ich vorgestern erfahren, hat mich als Patriot - da wir einen unserer wenigen guten Generale verloren - erschüttert und bekümmert...[7]
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1793: Ritterkreuz des königlich-preußischen Militär-Verdienstordens
- 11. Januar 1809: Ritterkreuz des königlich-sächsischen Militär-St.-Heinrichs-Ordens "... wegen der bei der Belagerung von Danzig im Mai 1807 geleisteteten vorzüglichen Dienste."
- 1809: Mitglied der kaiserlich-französischen Ehrenlegion
[Bearbeiten] Quellen
- Leberecht Bachenschwanz: Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Kursächsischen Armee, 2. Ausgabe, Dresden 1785, Digitalisat auf Google Books
- Stamm- und Rang-Listen der Königl.-Sächsischen Armee, 1807 bis 1812, Digitalisat der SLUB
- Justus Perthes: Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser, 1880, Band 30, Gotha 1880, Digitalisat auf Google Books, S. 270ff.
- Till von Egidy: Die Vorfahren der Familien von Egidy und von Koppenfels, Ahnenliste für die Brüder Holm, Hans und Max von Egidy in: Studien zur Kultur und Geschichte - Band 2, Herausgeber: Lars-Arne Dannenberg und Matthias Donath, Verlag Zentrum für Kultur//Geschichte, Niederjahna 2016
- Artikel „Gutschmid, Christian Gotthelf v.“ von Heinrich Theodor Flathe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 221–222, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Schlechte, Horst, „Gutschmid, Christian Gotthelf Freiherr von“, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 349, Onlinefassung, Genealogie Christian Gotthelf Freiherr von Gutschmid
- ↑ Datensatz auf Ancestry
- ↑ Auguste Charlotte von Schönberg, Gräfin von Kielmansegg: Memoiren der Gräfin Kielmannsegge über Napoleon I., auf Grund des Original Manuskripts in Besitz des Grafen Guerrino zu Lynar, Lübeck 1927, Verlag P. Aretz, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 242: ... Unter den Offizieren dieses Regiments befand sich der Rittmeister Adolf von Gutschmidt, der sich am darauffolgenden 8. März 1814 in Lübben erschoß, weil ihm nur die Wahl blieb, im sächsischen Heere zu dienen oder beschimpft zu bleiben.
- ↑ Dresden zur zweckmäßigen Kenntniß seiner Häuser und deren Bewohner 1799, Seite 177 auf adressbuecher.genealogy.net]
- ↑ Königlich Sächsischer Hof- und Staats-Kalender auf das Schaltjahr 1812, Leipzig, Weidmannsche Buchhandlung, Onlinefassung auf Google Books, S. 288
- ↑ Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde, Herausg. Dr. Hubert Ermisch, Oberregierungsrat, 25. Band, Dresden 1904, Verlag Wilhelm Baensch, Onlineausgabe in archive.org
- ↑ a.a.O., S. 135f.
[Bearbeiten] Weblinks
- Gutschmid, Christoph Sigismund von, Datensatz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Christoph Sigismund Freiherr von Gutschmid, Datensatz auf VIAF
- Gutschmid, Christoph Sigismund von, Datensatz auf CERL Thesaurus