Hans Georg Wehse
Hans Georg Wehse, auch Hannß Georg Wehse oder Johann Georg Wese (* 30. April 1555 in Rosenberg; † 26. Dezember 1628 in Dresden) war ein sächsischer Hofbeamter, u. a. als Kammerejunker, Hofmarschall, kursächsischer Rat, Obersteuereinnehmer, Amtshauptmann des Stolpener und Radeberger Kreises, Rittergutsbesitzer sowie kurfürstlich-sächsischer Offizier im Rang eines Obrist-Lieutenants.[1] Er diente vier sächsischen Kurfürsten in hohen Ämtern.
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[Bearbeiten] Familie
Hans Georg Wehse entstammte der ursprünglich aus Schlesien stammenden altadelichen Familie von Wehse (auch Wese). Ältester bekannter Ahmherr ist Hans Wese, der von 1407 bis 1439 in Grätz in Schlesien wohnte. Das Wappen der Familie zeigt auf blauem Feld eine silberne, schräg gestellte Leiter. Auf dem gekrönten Helm befinden sich drei Straußenfedern.[2] Die Familie verzichtete über viele Jahre auf das Adelsprädikat „von“.
Hans Georg Wehse war der Sohn des Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn Georg Wehse auf Rosenberg († 30. Juni 1566 in Burkersdorf) und dessen Ehefrau Esther geb. von Döben aus dem Hause Döben († 16. November 1589 in Burkersdorf), Tochter des Adolph von Döben auf Droßdorf und dessen Ehefrau Elisabeth geb. von Schardt aus dem Haus Gleine. Hans Georgs Vater kaufte 1564 das Rittergut Burkersdorf von Heinrich von Haugwitz und wurde in Neustadt/ Sachsen beerdigt. Hans Georgs Großeltern väterlicherseits waren Hans Wese auf Rosenberg bei Oberweischlitz und Euphemia von Biesenroth aus dem Hause Schkortleben.
Hans Georg Wehse war dreimal verheiratet. Er heiratete zuerst am 27. Februar 1578 Anna geb. von Ponickau (* 1561; † 1579), mit der er einen Sohn zeugte:
- Johann Christian Wehse (* 1579), später kursächsischer Kammerherr.
Anna Wehse starb wahrscheinlich bei der Geburt des Sohnes oder im sogenannten Kindbettfieber.[3] Seine zweite Ehefrau war eine geborene von Taubenheim, die lange auf dem Gut Lohmen lebte.[4][5]
1596 heiratete Wehse erneut, diesmal Agnes von Haugwitz aus dem Hause Putzkau (* 1561; † 10. Oktober 1631 in Dresden), die Tochter des Amtshauptmannes zu Belgern, Hans Christoph von Haugwitz und der Agnes geb. von Miltitz. Agnes von Haugwitz war die Witwe von Johann von Haugwitz (1524–1595), dem letzten Bischof des katholischen Bistums Meißen. Aus dieser Ehe gingen vier Töchter hervor, u. a.:
- Agnes Wehse (* 7. März 1599 in Dresden; † 1. Oktober 1658 ebenda).[6][7] Sie heiratete 1615 den Appellationsgerichtsrat, Amtshauptmann zu Leipzig und Grimma, Reichspfennigmeister und Herrn auf Pomsen, Hans von Ponickau († 1642).[8]
- Esther Elisabeth Wehse (*7. August 1602 in Dresden; † 22. Juli 1640 ebenda).[9] Sie heiratete 1622 den kursächsischen Geheimen Rat, Amtshauptmann von Stolpen und Radeburg sowie Herrn auf Siebeneichen, Nikol Gebhardt von Miltitz (1597–1635). Ein Sohn des Paares, Hans Dietrich von Miltitz auf Siebeneichen (1631–1697) war kursächsischer Kammerherr, ein zweiter, Heinrich Gebhard von Miltitz auf Langburkersdorf (1633–1688) war kursächsischer Oberkämmerer, Hofmarschall, Geheimer Rat und Kanzler.[10]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Hans Georg Wehse diente bereits ab Mitte der 1570 er Jahre beim sächsischen Kurfürsten August als Kammerjunker. Nach dessem Tod brachte er es am Hofstaat unter dessem Sohn Christian I. bis zum Hofmarschall im Rang eines kursächsischen Rates. Als solcher leitete Wehse das gesamte sächsische Hofwesen, hatte aber noch weitere Funktionen am Hof inne. Als Hofrat war er außerdem Ratgeber des Kurfürsten in politischen Fragen.[11]
1604 wurde Wehse am Hof des sächsischen Kurfürsten Christian II. zum Oberhofmarschall ernannt.[12] Das Amt des Oberhofmarschalls hatte Wehse bis 1607/08 inne.[13]
1609 übernahm Wehse von seinem Amtsvorgänger, Hans Wolf von Schönberg auf Pulsnitz den Posten als Amtshauptmann zu Stolpen. Dieses Amt übte er bis 1622 aus, als er die Geschäfte an Nicolaus Gebhard von Miltitz auf Burkersdorf, seinen Schwiegersohn übergab.[14] 1618 nahm Wehse, zusammen mit anderen Adligen am Land-Ausschuss-Tag in Dresden als Deputierter teil.
Wehse war Rittergutsbesitzer auf Burkersdorf, Oberottendorf, Lohmen, Berthelsdorf und Polenz. Nach dem Tod seines Vaters erbte Wehse bereits im Alter von elf Jahren das Rittergut Burkersdorf. Nach dem 1584 erfolgten Schlossbrand ließ er am 4. April 1611 den Grundstein für das neue, heute noch existierende Schloss in Langburkersdorf legen.[15] Nach dem Tod von Hans Georg Wehse erbte seine Tochter Ester Elisabeth das Gut Burkersdorf, das so in den Besitz der Familie von Miltitz kam.[16]
In seinem Rittergut Oberottendorf ließ Wehse das Pfarrhaus zu Ottendorf neu erbauen. Das Rittergut Lohmen erhielt Wehse 1591 von dem sächsischen Kurfürsten Christian II., behielt es aber nicht bis zu seinem Tod, sondern verkaufte es 1611 an Rudolph von Bünau auf Nedaschütz.[17]
1589 erhielt Hans Georg Wehse vom sächsischen Kurfürsten Christian I., dem er als Hofmarschall diente, das Gut Berthelsdorf bei Neustadt/ Sachsen, das der Kurfürst von dem Vorbesitzer, dem Amtshauptmann zu Stolpen Balthasar Wurmb abgekauft hatte.[18]
Am 4. Oktober 1625 unterzeichnete Wehse den Kaufvertrag über das Gut Polenz mit Georg Adolph von Hermsdorf (1585–1626), dem Vorbesitzer des Rittergutes. Einen Tag später zahlte Wehse den Kaufpreis von 22.000 Gulden.[19]
[Bearbeiten] Quellen
- Genealogische Adels-Historie oder Geschlechtsbeschreibung derer im Chur-Sächsischen und angräntzenden Landen… Adelichen Geschlechter, Valentin König, 1. Theil, Leipzig 1727, Digitalisat auf Google Books, S. 637, 998, 1023
- Des Heiligen Römischen Reiches Genealogisch-Historisches Adels-Lexikon, Johann Friedrich Gauhe, Leipzig 1740, Digitalisat auf Google Books, S. 2865f.
- Datensatz von Hans Georg von Wese auf geneagraphie.com
- Till von Egidy: Die Vorfahren der Familien von Egidy und von Koppenfels, Ahnenliste für die Brüder Holm, Hans und Max von Egidy in: Studien zur Kultur und Geschichte - Band 2, Herausgeber: Lars-Arne Dannenberg und Matthias Donath, Verlag Zentrum für Kultur//Geschichte Niederjahna 2016
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Des Chur- und Fürstlichen Hauses Sachsen/ Ernestin- und Albertinischer Linien/ Annales, von Anno 1400 bis 1700, Weimar 1701, Digitalisat auf Google Books, S. 277
- ↑ Beschreibung des Schlosses Landburkersdorf auf www.historisches-sachsen.net
- ↑ Geschichte der St.-Jacobi-Kirche in Neustadt/ Sachsen auf state.gift
- ↑ Figurengrabstein der Freifrau von Wehse, geb. von Taubenheim in der Deutschen Fotothek
- ↑ Der Huten-Kurier Nr. 10, 11/ 12 2010, Rudolf Hajny: Sagenumwobenes Grabmal an der Lohmener Kirche
- ↑ Leichenpredigt Agnes von Ponickau in der SLUB
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Johann Andreas Lucius“
- ↑ Datensatz in GESA auf cgi-host.uni-marburg.de
- ↑ Neustadt in Sachsen auf wiki-de.genealogy.net
- ↑ Christian Heinker, Miltitz, Heinrich Gebhard von (zu Langburkersdorf, Siebeneichen), in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., bearb. von Martina Schattkowsky, Online-Ausgabe
- ↑ Ute Essegern: Fürstinnen am kursächsischen Hof, …, Leipziger Universitätsverlag GmbH, Leipzig 2007, Leseprobe auf Google Books, S. 42, ISBN 978-3-86583-074-6
- ↑ Das Lusthaus auf der Jungfer auf www.lexikus.de
- ↑ Vgl. Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Oberhofmarschallamt, K IV, Nr. 9
- ↑ Historisch-Topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna auf www.geschichte-pirna.de, S. 334
- ↑ Förder- und Heimatverein Schloss Langburkersdorf e. V., Chronik des Schlosses auf www.foerder-heimatverein-lgbd.de
- ↑ Schloss Langburkersdorf auf historisches-sachsen.net
- ↑ Schandau und seine Umgebungen oder Beschreibung der sogenannten Sächsischen Schweiz, Wilhelm Lebercht Götzingen, Bautzen 1804, Digitalisat auf Google Books, S. 52
- ↑ Zeittafel Gut Berthelsdorf auf www.heykodehn.de
- ↑ Datensatz Georg Adolph von Hermsdorf auf der Homepage der Genealogie Hermsdorf - Herm(er)sdörfer - Her(r)man(n)sdörfer
[Bearbeiten] Weblinks
- Datensatz von Johann Georg von Wehse in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Datensatz von Hans Georg von Wehse auf www.von-restorff.de
- Datensatz von Hans Georg von Wehsen auf Geni
- Datensatz von Johann Georg Wehsen in der Forschungsstelle für Personalschriften an der Philipps-Universität Marburg auf cgi-host.uni-marburg.de