Heinrich August von Egidy

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Wappen der Adelsfamilie von Egidy

Heinrich August von Egidy (* 6. April 1778 in Mittweida; † 16. Dezember 1840 in Bautzen) war ein kurfürstlich-sächsischer, später königlich-sächsischer Offizier, zuletzt als Kommandeur des 1. Linien-Infanterieregiments „Prinz Albert“ im Rang als Obersts´. Er sollte zu seinem 50-jährigen Dienstjubiläum zum Ehrenbürger der Stadt Bautzen ernannt werden, starb aber wenige Wochen zuvor. Von Egidy stand im Briefwechsel mit Johann Wolfgang von Goethe.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Heinrich August von Egidy entstammte der Familie Egidy, die der innerfamiliären Überlieferung nach aus den spanischen Niederlanden zuerst nach Preußen auswanderte und seit dem späten 17. Jahrhundert im Kurfürstentum Sachsen ansässig wurde. Die Bestätigung des Reichsadelsstandes erfolgte 1687 durch Kaiser Leopold I. an den kursächsischen Hofküchenmeister Samuel Egidy.[1]. Von Egidy entstammte der ursprünglich II., im Mannesstamm erloschenen Linie der Adelsfamilie mit dem Stammvater, dem kurfürstlich-sächsischen Major Samuel Heinrich von Egidy (16951737), der sein Großvater war. Dieser war der Sohn des kurfürstlich-sächsischen Obristen Otto Heinrich von Egidy (16621702) und war seit 1726 mit Johanne Christiane geb. Brückner († 1766) verheiratet.

Heinrich August von Egidy war der älteste Sohn des damaligen kurfürstlich-sächsischen Hauptmanns im Regiment "Prinz Maximilian", späteren Oberstleutnants, Heinrich Rudolf von Egidy (* 30. August 1731 auf Badrina bei Delitzsch; † 17. Januar 1795 in Görlitz) und dessen Ehefrau Friederike Johanne Karoline geb. von Franken (* 29. Oktober 1745 in Stolpen; † 3. Februar 1818 in Dresden), Tochter des letzten Festungskommandanten von Stolpen, August Benjamin Francken. Von Egidy hatte noch zwei Brüder:

Heinrich August von Egidy heiratete in erster Ehe am 26. Dezember 1804 in Würchwitz bei Zeitz Henriette Rahel Wilhelmine geb. Schubart Edle von Kleefeld aus dem Hause Würchwitz (* 26. August 1775; † 4. September 1823), Tochter des herzoglich-Sachsen-Coburgischen Hofrats Johann Christian Schubart Edler von Kleefeld (17341787).[2] Mit ihr hatte er zwei Kinder:

1826 heiratete von Egidy in zweiter Ehe Amalia geb Haufe († 1863) aus dem Hause Pauslitz. Diese Ehe blieb kinderlos.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Von Egidy kam im Alter von sechs Wochen nach Annaberg, wohin sein Vater versetzt wurde und wuchs dort bis zu seinem 11. Lebensjahr auf. Im Frühjahr 1789 kam er nach Dresden, wo er als Kadett im damaligen Infanterieregiment „Kurfürst Friedrich August“ in die Regimentsliste eingeschrieben war. Im Winter 1790/91, keine 13 Jahre alt, wurde von Egidy von seinem Vater von Dresden in die Garnison nach Zeitz gesendet, mit dem Befehl diesen Weg zu Fuß zurückzulegen. In Zeitz diente er anfangs unter Aufsicht eines Korporals, mit dem er eine spärliche Bodenkammer teilte. Am 1. Juni 1791 wurde er im Regiment zu Zeitz verpflichtet. Dieses Datum gilt als offizieller Beginn seines langen Militärdienstes, den er 49 Jahre und fast sieben Monate ausübte. Ab Juni 1792, im Alter von 15 Jahren, wurde von Egidy zum Fahnenjunker ernannt, im Mai 1793 zum Fähnrich. Im gleichen Jahr wurde er mit dem sächsischen Truppenkontingent an den Rhein gesandt und nahm vom 28. bis 30. November 1793 an der Schlacht bei Kaiserslautern im Erstem Koalitionskrieg teil. Anschließend nahm er an den Kämpfen bei Mainz, Kostheim und Bussingen sowie ebenfalls 1793 an der Belagerung von Mainz gegen Frankreich teil.

Im April 1795, als er 18 Jahre alt wurde, erhielt von Egidy sein Offizierspatent als Sous-Lieutenant. Er diente elf Jahre und vier Monate im Rang als Leutnant in der sächsischen Armee im Infanterieregiment „Kurfürst Friedrich August“. Ab 1806 kämpfte er im Vierten Koalitionskrieg gegen Frankreich im Gefecht bei Saalfeld am 10. Oktober 1806, wo er drei Wochen verwundet in Gefangenschaft geriet. Danach konnte er nach Sachsen zurück und nahm 1807 am Gefecht bei Wigandsthal teil. Am 18. Januar 1807 wurde von Egidy zum Premier-Lieutenant, zu dieser Zeit im Regiment „König Infanterie“, befördert. Am 4. Oktober 1809 wurde von Egidy zum Capitain (Hauptmann) befördert und zum Kompaniechef im 1. Regiment leichter Infanterie ernannt. Als solcher nahm er mit in der Schlacht bei Wagram am 5. und 6. Juli 1809, wo er von einem Kartätschenschuss am linken Schenkel verwundet wurde sowie im Gefecht bei Linz teil. In Folge seiner Verwundung lag von Egidy lange Zeit in Wien im Fürstlich-Lichtensteinischen Palais, später auch auf dem Schloss Preßburg zur Genesung.

Am 7. August 1812 wurde von Egidy zum aggregierten (überzähligen) Major im leichten Infanterie-Regiment von LeCoq befördert. In diesem Dienstrang erlebte er Napoléons Russlandfeldzug, wo er der Schlacht bei Podobna am 12. August 1812 im 1. Leichten Infanterieregiment des mittlerweile zum Korpskommandeur ernannten Generalleutnants von Le Coq teilnahm. Danach kämpfte von Egidy mit dem 7. (sächsischen) Armeekorps unter der Führung des französischen Generals Jean-Louis-Ebenezer von Reynier in den Gefechten bei Pruszanna, Luboml, Halschansky, Klinitzky, Hornosterice, Lapinize, Wolkowize, Wielkikkenky und Negize in Wolhynien. Von den ursprünglich 21.000 Mann starken sächsischen Truppenkontingent am Beginn des Feldzuges kehrten nur etwas mehr als 1.000 sächsische Soldaten im Frühjahr 1813 zurück in die Heimat,[4] unter denen sich auch von Egidy befand. In den anschließenden Befreiungskriegen von 1813 nahm von Egidy an folgenden Schlachten und Gefechten teil:

Ende 1813 nahm von Egidy an der Belagerung von Torgau unter dem Kommando des sächsischen Generals Freiherr von Thielemann teil. 1814 ging von Egidy mit dem sächsischen Armeekorps gegen Frankreich in die Niederlanden, weiter nach Frankreich, wo er 1815 an der Blockade von Neubreisach im Elsass kämpfte. Anschließend befand er sich mit der Okkupationsarmee im besetzten Frankreich, lebte längere Zeit in Paris, besuchte England, die Schweiz und die Aachener Bäder. Am 1. Januar 1819 kehrte von Egidy mit der sächsischen Armee nach Sachsen zurück.

In den folgenden Friedensjahren diente er zuerst von 1819 bis 1820 in der Garnison in Oschatz, danach bis Michaelis 1821 in Leipzig, wo er zu dieser Zeit Kommandeur des 2. Leichten Infanterie-Bataillons war und im Haus 1388 in der Leipziger Holzgasse wohnte.[5] In seiner Dienstzeit in Leipzig stand er im Briefwechsel mit Johann Wolfgang von Goethe: Dieser sollte bei einem entfernten Verwandten von dessen Frau, bei dem Kaufmann Wilhelm Gerhard, Pate bei dessen neu geborenen Sohn sein. Die Patenschaft des Neugeborenen nahm von Egidy als Vertretung von Goethe wahr.[6] Anschließend wurde von Egidy - wiederum als Bataillonskommandeur - in das 2. Schützen-Bataillon nach Döbeln versetzt. Den Dienstrang als Major hatte von Egidy 12 Jahre und vier Monate inne, bevor er am 7. Dezember 1824 in der Garnison Döbeln zum Oberstleutnant befördert wurde. Dort blieb er bis 1829 und wurde im gleichen Jahr mit seiner Einheit nach Dresden versetzt.[7] Hier wurde von Egidy am 12. Januar 1830 zum Oberst befördert. Bei seiner Verabschiedung in Dresden erhielt von Egidy vom Offizierskorps des 2. königlich-sächsischen Schützenbataillons einen sehr prachtvollen Säbel, welcher ihm seinem Testament gemäß mit ins Grab auf dem Friedhof in Bautzen gegeben wurde. Vom Unteroffizierskorps erhielt von Egidy in Dresden beim Abschied einen silbernen Pokal.

Ab dem 9. August 1830 übernahm von Egidy als Regimentskommandeur das 1. königlich-sächsische Linien-Infanterieregiment „Prinz Albert“. Diese Dienststellung hatte er zehn Jahre und vier Monate, bis zu seinem Tod inne.[8] Seine sonst sehr starke Konstitution war in den letzten Dienstjahren schon geschwächt, bevor er im April 1840 erstmals ernsthaft erkrankte. Von Juli bis September weilte er im Kurbad im böhmischen Teplitz und konnte zu dieser Zeit nicht praktisch sein Regiment befehligen. Zurückgekehrt zu seinem Truppenteil nach Bautzen, besuchte von Egidy am 10. Dezember 1840 bei einer Theatervorstellung in Bautzen, wo er sich eine Erkältung zuzog. Seine Krankheit währte nur fünf Tage. Noch am Tag seines Todes bestellte er seinen Adjutanten von Witzleben morgens zum Rapport, musste aber danach zu Bett gebracht werden. Von Egidy starb im 63. Lebensjahr am gleichen Tag abends gegen 19.30 Uhr. Seine Beerdigung fand seinem Wunsch entsprechend in aller Stille am 20. Dezember 1840 in Bautzen statt. Einen Tag zuvor wurde sein Leichnam nach dem Wunsch der Bautzner Bürgerschaft zum Kondolenzbesuch ausgestellt.

Die Stadt Bautzen hatte bereits 1840 beschlossen, Heinrich August von Egidy aus Anlass seines 50. Dienstjubiläums in der sächsischen Armee das Ehrenbürgerrecht der Stadt Bautzen auszusprechen. Aufgrund seines Todes wurde diese hohe Würde nicht mehr umgesetzt.

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Gothaisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser, 2. Jahrgang, Gotha 1908, S. 235
  2. Nach dem Nachruf im Neuen Lausitzischen Magazin hieß seine Ehefrau Charlotte Wilhelmine Schubert von Kleefeld.
  3. Seine Ehefrau erstmals als Witwe im Dresdner Adress-Kalender 1839, S. 275, SLUB
  4. Napoleonische Zeit, Sachsen wird Königreich, König Friedrich August I. (1806-1827) auf www.dresden-und-sachsen.de, Dresden & Sachsen, Landeskunde & Reiseführer, Landesgeschichte
  5. Leipziger Adreßkalender 1821, S. 51, SLUB
  6. Freiherr v. Biedermann: „Goethe und Leipzig“, Leipzig 1865, und GSA 29/23 Bl.315, Briefwechsel vom 4. bis 7. Dezember 1820 an Gerhard und von Egidy.
  7. Königlich Sächsischer Hof-, Civil- und Militär-Staat: im Jahre 1828, Digitalisat auf Google Books, S. 58
  8. Staatshandbuch für den Freistaat Sachsen, 1839, Digitalisat auf Google Books, S. 282

[Bearbeiten] Weblinks

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