Heinrich Bethmann Klemm
Heinrich Bethmann Klemm (* 22. Februar 1817 in Freiberg/ Sachsen; † 8. April 1900 in Dresden) war ein deutscher Jurist, zuletzt im Amt des Präsidenten des Oberlandesgerichts in Dresden im Rang und Titel eines königlich-sächsischen Geheimen Justizrates.
[Bearbeiten] Familie
Heinrich Klemm entstammte der deutschen und weit verzweigten Familie Klemm. Erster urkundlich nachweisbarer Vertreter der Familie war Sigihard Clem, der auf einer Urkunde des Abtes Adalbert von Regensburg im 12. Jahrhundert erwähnt wird. Bereits Ende des 14. Jahrhunderts war der sächsische Stamm der Familie in der Kreishauptmannschaft Dresden weit verbreitet.
Klemm entstammte der aus Marienberg/ Sachsen stammenden Johann-Jakobschen Linie der Familie Klemm mit dem Ahnherr Johann Jakob Klemm (ca. 1663/64–1726), Kauf- und Handelsmann, königlich-polnischer und kurfürstlich-sächsischer Postmeister, vornehmer Rat und Kirchkastenverwalter. Klemms Urgroßvater war dessen Sohn Johann Friedrich Klemm (1706–1767), Kauf- und Handelsherr, fürstlich-Sachsen-Weißenfelsischer Kammer- und Hoffaktor, Bürgermeister und Co-Inspektor der Generalakzise. Dessen Sohn und Klemms Großvater war Karl Friedrich Klemm (1734–1814), Freiberger Generalakzise-Obereinnehmer.
Klemm war der Sohn des Freiberger Juristen, Stadtschreibers, Senators und Vizestadtrichters Ludwig Bethmann Klemm (* ca. 1764 in Freiberg/ Sa.; † (erschossen) 5. März 1822 ebenda), Stammvater des Freiberg-Dresdner Zweiges der Familie und dessen Ehefrau Johanne Wilhelmine geb. Wagner (* ca. 1785 in Freiberg/ Sa.). Klemm hatte noch sieben Geschwister, darunter drei Brüder, u. a.:
- Ernst Bethmann Klemm (1806–1867), Gerichtsdirektor in Freiberg/ Sa., Gerichtsverwalter in Linda, Walthersdorf, Weißenborn im Amtsbezirk Freiberg sowie Mulda im Amtsbezirk Frauenstein/ Erzgebirge, wohnhaft in Freiberg,[1] stiftete 32.000 Gulden für die österreichische Rettungsanstalt Loßnitz.
- Clemens Bethmann Klemm (1808–1886), Jurist, Wirklicher Kommissionsrat in der Zentralkommission zur Vorbereitung eines neuen Grundsteuersystems zu Dresden,[2] Geheimer Rat im Finanzministerium.
Heinrich Bethmann Klemm heiratete Natalie geb. Kühn (* 9. Mai 1819 in Bautzen; † nach 1896). Das Paar hatte sechs Kinder:
- Johanna Klemm (* 16. April 1845 in Bautzen), sie lebte 1896 bei ihrem Vater.
- Richard Klemm (* 4. April 1847 in Bautzen; † 26. Juli 1938 in Dresden)[3] deutscher Arzt, u. a. als jahrelanger leitender Oberarzt und Vorstand des Dresdner Kinderhospitals, königlich-sächsischer Hofrat und Geheimer Sanitätsrat.
- Franziska Klemm (* 1849 in Bautzen). Sie war mit dem Landgerichtsrat Clemm verheiratet. Beide waren 1896 bereits verstorben und hatten eine Tochter, Margaretha.
- Anna Klemm (* 23. April 1852 in Bautzen). Sie heiratete 1877 den Gothaer Kaufmann Hermann Wolf und hatte drei Söhne.
- Clara Klemm (* 8. Juni 1854 in Bautzen). Sie heiratete 1879 den Dresdner Oberlandesgerichtsrat Hugo Rudolph und hatte zwei Töchter.
- Elise Natalie Klemm (* 12. März 1856). Sie heiratete 1881 den Schweizer Salinenbesitzer Ludwig Kornmann (* 1851), lebte in Basel und hatte zwei Söhne.[4]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Klemm nahm nach seiner Schulbildung am Gymnasium in seiner Heimatstadt Freiberg ein Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig auf. Am 1. September 1848 wurde Klemm als Beamter in den sächsischen Staatsdienst übernommen, wo er große Karriere machte. Klemm arbeitete anfangs in Bautzen als Gerichtsassessor am dortigen Landesgericht. 1850 wurde er dort zum Landgerichtsdirektor ernannt. 1859 wirkte er in Bautzen als Bezirksgerichtsdirektor.[5]
1860 wurde Klemm nach Dresden versetzt, wo er erstmals 1861 im Dresdner Adressbuch, noch als Bezirksgerichtsdirektor sowie zu dieser Zeit als Hilfsarbeiter beim königlichen Oberappellationsgericht und in der Dippoldiswaldaer Gasse 2 verzeichnet ist.[6] Noch im gleichen Jahr erhielt er den Titel eines königlich-sächsischen Justizrates und wechselte als juristischer Hilfsarbeiter ins königliche Ministerium der Justiz. Mit seiner Familie zog er daraufhin in die Große Oberseergasse 24.[7] 1862 wurde er zum Oberappellationsrat ernannt, arbeitete aber weiterhin im Justizministerium.[8]
1863 erhielt Klemm vom sächsischen König Johann den Rang und den Titel eines Geheimen Justizrates. 1864 zog er in die Hospitalstraße 4.[9] Ein Vetter von ihm, Heinrich Hermann Klemm (1816–?)[10] war zur gleichen Zeit in Dresden ebenfalls Appellationsgerichtsrat und Stellvertreter des Generalstaatsanwaltes.[11]
Klemm wurde 1870 nach Zwickau versetzt und dort zum Präsidenten des Zwickauer Appellationsgerichts ernannt.[12] 1873 kehrte er mit seiner Familie nach Dresden zurück, zog in die Königstraße 11 und wurde in der Residenzstadt Präsident des königlichen Appellationsgerichtes.[13] Nach der Reorganisation des sächsischen Justizwesens am 1. August 1879 wurde Klemm zum Senatspräsident beim Oberlandesgericht Dresden berufen. 1879 zog er in die Räcknitzstraße 6.[14] Am 1. Juni 1888 wurde Klemm vom sächsischen König Albert zum Präsidenten des königlichen Oberlandesgerichtes ernannt.
1890, im Alter von immerhin bereits 73 Jahren schied Klemm aus dem Beamtendienst aus und wurde als Oberlandesgerichtspräsident a.D. (außer Dienst) pensioniert. Er wohnte zuletzt in der Winckelmannstraße 23 und wurde nach seinem Tod auf dem Inneren Neustädter Friedhof beerdigt.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)
- Bemerkungen zu dem siebenten Capitel des allgemeinen Theiles des Strafgesetzbuches
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1868: Fürstlich-Schwarzburg-Sondershausener Ehrenkreuz 1. Klasse
- 1869: Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1872: Komturkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1873: Königlich-preußischer Kronenorden 2. Klasse
- 1875: Kommandeurskreuz des königlich-spanischen Isabella-Ordens
- 1886: Komturkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechtsordens
- 1888: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1889: Großkreuz des königlich-sächsischen Albrechtsordens
[Bearbeiten] Quellen
- Dresdner Geschichtsblätter, Band 3, 1901-1904, Onlineausgabe der SLUB Dresden, S. 19
- Entstehung und Quellen der Civilprozessordnung von 1877, Teil 1, Werner Schubert auf Google Books, S. 12
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Staatshandbuch für den Freistaat Sachsen, Leipzig, 1841, Onlineversion auf Google Books, S. 86, 88, 91, 99f.
- ↑ Staatshandbuch für den Freistaat Sachsen, Leipzig, 1841, Onlineversion auf Google Books, S. 137
- ↑ Datensatz auf Ancestry, Anmeldung erforderlich
- ↑ Datenblatt von Heinrich Bethmann Klemm auf Gedbas, Verein für Computergenealogie, alle Daten am 22. Februar 2014 abgerufen.
- ↑ Kritische Vierteljahrsschrift für Gesetzgebung, München 1859, Digitalisat auf Google Books, S. 480
- ↑ Adressbuch Dresden 1861, SLUB, S. 125
- ↑ Adressbuch Dresden 1862, SLUB, S. 132
- ↑ Adressbuch Dresden 1863, SLUB, S. 140
- ↑ Adressbuch Dresden 1865, SLUB, S. 148
- ↑ Datenblatt von Heinrich Hermann Klemm auf Gedbas, Verein für Computergenealogie
- ↑ Adreß- und Geschäftshandbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden für das Jahr 1868, Seite 138 auf adressbuecher.genealogy.net
- ↑ Vgl. a. Entstehung und Quellen der Civilprozessordnung von 1877, Teil 1, Werner Schubert auf Google Books, S. 12, Fußnote 43
- ↑ Adressbuch Dresden 1874, SLUB, S. 186
- ↑ Adressbuch Dresden 1880, SLUB, S. 227