Heinrich von Günterode

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Heinrich von Günt(h)erode, auch Heinrich von Günderode oder Güntherrodt, in Böhmen auch Gynterod,[1] heute von Günderrode (* 1557 auf Schloss Rauenstein; † Januar 1598 in Dresden)[2] war ein kurfürstlich-sächsischer Offizier, zuletzt als Stadthauptmann der Festung Dresden im Rang eines Obristen (Oberst).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Heinrich von Günterode entstammte der uradeligen thüringisch-odterländischen Adelsfamilie von Günterod(e)/von Günderrode, die sich in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Freiberg ansiedelte. Ein Mitglied der Familie war der Jurist und Kanzler Tilemann Günterrode (15121550), der Stammvater desw Frankfurter Astes. Bekannter als der Dresdner Stadthauptmann und in vielen Publikationen erwähnt ist von Günterodes Namensvetter Heinrich von Günterode, oft auch Heinrich (V.) Freiherr von Günderrode (15711614), der als königlich-französischer und königlich-englischer Obrist und Kriegsrat auch in den Türkenkriegen in Ungarn kämpfte, vom englischen König zum Ritter geschlagen wurde, zuletzt als englischer Gesandter am kursächsischen Hof in Dresden starb und in der Sophienkirche beigesetzt wurde.[3]

Von Günterode entstammte der ausgestorbenen I. Älteren Hauptlinie der Familie mit dem Ahnherren Dietz von Günterode auf Rauenstein und Lengefeld, der 1474 in einer Urkunde erwähnt wird. Seine Urgroßeltern väterlicherseits waren der herzoglich-sächsische Rentmeister Hans von Günterode auf Rauenstein († 1501) und dessen Ehefrau Anna Eusebia geb. von Bünau († 1522). Seine Großeltern väterlicherseits waren Heinrich von Günterode auf Rauenstein, Lengefeld und Wünschendorf (14801561) und dessen Ehefrau Salome Agnes von Döbitz.

Heinrich von Günterode war der älteste Sohn von Hans von Günterode auf Rauenstein (* 1526 in Rauenstein; † 3. November 1600) und dessen erster, 1555 geheirateter Ehefrau Elisabeth geb. Rülcke/Rülicke (* 1529 in Linda bei Freiberg/Sachsen; † 10. Juli 1564 in Lengefeld), Tochter des Wolff Rülcke auf Linda und dessen Ehefrau Margarethe geb. von Schönberg. Von Günterodes Vater verkaufte 1559 das Vorwerk Wünschendorf an den sächsischen Kurfürst August.[4] Von Günterode hatte aus der ersten Ehe seines Vaters noch vier Geschwister:

Von Günterodes Vater heiratete nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Barbara Pflug (15351591). Aus dieser Ehe hatte er noch zwei weitere Geschwister:

Heinrich von Günterode verstarb unverheiratet und ohne Nachkommen.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Über den militärischen Werdegang von Heinrich von Günterode ist wenig bekannt. Nach dem Tod des bisherigen Dresdner Stadthauptmanns Gregor von Kayn wurde von Günterode bereits 11 Tage später, am 6. Juli 1595 vom sächsischen Kurfürsten Christian II. zum neuen Kommandanten der Festung Dresden und zum Kommandeur der kurfürstlichen Festungsgarde, der sogenannten Unter-Guardi und der von der Stadt mit dem sogenannten Wachtaler bezahlten Stadtwachen.

Heinrich von Günterode hatte das Amt als Dresdner Stadthauptmann nur etwa zweieinhalb Jahre bis zu seinem offenbar plötzlichen Tod Anfang 1598 inne. Wenige Tage nach seinem Tod wurde Christoph Zaunmacher, der das Amt des Dresdner Stadthauptmannes schon einmal, von 1583 bis 1588 inne hatte, vom sächsischen Kurfürsten ad interim am 22. Februar 1598 zum einstweiligen Stadthauptmann und zu seinem Nachfolger ernannt. Zaunmachers zweite Amtszeit währte allerdings fast nochmals zwei Jahre, bis schließlich am 17. Januar 1600 Melchior von Milkau neuer Stadthauptmann von Dresden wurde.[6]

Noch bis 1608 besaßen die Nachfahren der Familie von Günterode den freien Hof in Dresden, wo Heinrich von Günterode ehemals lebte. Daneben besaß der sächsische Zweig der Familie im 16. und 17. Jahrhundert noch die Rittergüter Nehmitz bei Borna, Gränitz, ab 1569 Ziegra bei Döbeln, Goldbach bei Bautzen Ober- und Niedermoys bei Görlitz, Weitisberga, Volksstedt bei Rudolstadt, Loitsch sowie Unter-Zoppoten mit Röppisch.

Heinrich von Günderode ist nicht zu verwechseln mit Heinrich V. von Günterode (s.o.), dessen Grabstein sich in der 1945 beim Bombenangriff auf Dresden beschädigten und 1963 abgerissenen Sophienkirche befand.[7]

[Bearbeiten] Quellen

  • Heinrich August Lindner: Sammlung adelicher Ahnentafeln, (Lindnersche Handschrift I), Band 5a, Digitalisat auf Google Books, S. 470 und Bd. 7a, Digitalisat auf Google Books, S. 696.
  • Johann Friedrich Gauhe: Des heil. Röm. Reichs Genealogisch- historisches Adels-LEXICON, Leipzig 1719, Digitalisat auf Google Books, S. 553ff.
  • Jacob Christoff Iselin: Neu-vermehrtes Historisch- und Geographisches Allgemeines Lexicon, Basel 1747, Digitalisat auf Google Books, S. 617f.
  • Alexander Blöthner: Rittergüter im Reußischen Oberland in den ehemaligen Fürstentümern Reußischen Oberland, aus der Reihe: Plothener Hefte zur Thüringer Regionalgeschichte, Band 76, BoD Norderstedt 2023, ISBN-Nr. 978-3-75783-077-9, Digitalisat auf Google Books, S. 91ff.
  • MyHeritage-Stammbaum, Morbach-Dwořak Familienseite, Anmeldung erforderlich.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Rudolf Johann Meraviglia: Der böhmische Adel, Nürnberg 1886, Digitalisat auf Google Books, S. 226.
  2. Todesnotz in: Clemens Freiherr von Hausen: Vasallen-Geschlechter der Markgrafen zu Meissen, Landgrafen zu Thüringen und Herzoge zu Sachsen bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts, Berlin 1892, Digitalisat auf Google Books, S. 124.
  3. Dessen Leichenpredigt von Daniel Haenichen: Exequiae Gunterrodianae, Das ist: Christliche Leichenpredigt/ bey der statlichen und ansehlichen Sepultur des ... Heinrichen von Günterrode, Leipzig 1614, Digitalisat der Staats- und Universitätsbibliothek Halle (Saale).
  4. Carl W. Hering: Geschichte des sächsischen Hochlandes, 1. Band, Leipzig 1828, Digitalisat auf Google Books, S. 267.
  5. C.A. Starke: Genealogisches Handbuch des Adels, Band 18, 1958, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 550.
  6. Dr, Hubert Ermisch: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde, Band 7, Dresden 1886, Digitalisat auf Google Books, S. 243.
  7. Robert Bruck: Die Sophienkirche in Dresden, ihre Geschichte und ihre Kunstschätze, Salzwasser-Verlag, Leseprobe auf Google Books, S. 76 u. 209.

[Bearbeiten] Weblinks

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