Johannes Andreas Freiherr von Wagner
Prof. Johannes Andreas Freiherr von Wagner, als Schriftsteller auch unter dem Pseudonym Johannes Renatus (* 5. September 1833 in Freiberg; † 26. Mai 1912 in Dresden) war ein deutscher Ingenieur und Beamter, Hochschullehrer sowie Schriftsteller und Dialektdichter in Oberlausitzer Mundart.
[Bearbeiten] Familie
Johannes Andreas Freiherr von Wagner entstammte der in den Freiherrenstand erhobenen sächsischen Beamten- und Juristenfamilie Wagner. Deren Stammherr, der Jurist und kursächsische Geheime Rat Andreas von Wagner (1727–1805),[1] Sohn des Kreisamtmannes zu Leipzig und kursächsischen Kommissionsrates Dr. Thomas Wagner (1669–1737),[2] erhielt am 25. September 1790 den Reichsadel während des kursächsischen Reichsvikariats. Dessen Sohn, der königlich-sächsische Geheime Finanzrat, Thomas Freiherr von Wagner (* 26. Juli 1759; † 16. Dezember 1817) erhielt die Standeserhebung zum Freiherren am 22. August 1812. Er war der Großvater von Johannes Andreas Freiherr von Wagner und war mit Johanne Karoline Amalie Freiin von Manteuffel (1772–1848), Tochter des kursächsischen Majors und Kommandeurs der Invaliden-Kompanie, Christoph von Mühlendorf Reichsfreiherr von Manteuffel (1727–1803) verheiratet.
Johannes Freiherr von Wagner war der Sohn des königlich-sächsischen Obersteuerinspektors Thomas Freiherr von Wagner (* 23. November 1798 in Dresden; † 13. November 1856 in Freiberg),[3] und dessen 1827 im vogtländischen Falkenstein [4] verheirateter Ehefrau Marianne Emilie geb. Karl (* 10. Februar 1794; † 31. März 1860). Johannes hatte noch zwei Geschwister:
- Thomas Freiherr von Wagner (1827–1874), studierte Rechtswissenschaften, zuletzt königlich-sächsischer Gerichtsassessor,
- Emilie Jeannette Freiin von Wagner (* 1831). Sie heiratete 1862 den Professor an der Landesschule in Grimma, Dr. phil. Hermann Wunder.
Der königlich-sächsische Waagemeisters zu Freiberg [5] und spätere Hüttenrendant an der Halsbrückener Schmelzbrücke, Otto Freiherr von Wagner (1805–1865)[6] sowie der königlich-sächsische General Georg Freiherr von Wagner (Vater) (1810–1888) waren seine Onkel. Dessen gleichnamiger Sohn (1852–1905) war sein Cousin.
Johannes Freiherr von Wagner heiratete am 14. Juni 1864 Doris geb. Wunder (* 9. Juli 1834 in Grimma; † 30. März 1908 in Dresden). Das Paar hatte folgende Söhne:
- Johannes Immanuel Freiherr von Wagner (* 15. März 1865 in Bautzen), Ingenieur. Er heiratete 1892 Luise geb. Stünkel (1868–1902), nach dem Tod seiner ersten Ehefrau 1903 Hortense geb. Dubois (* 1865) und zog mit ihr nach Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania in den Vereinigten Staaten von Amerika.
- Paul Martin Freiherr von Wagner (* 15. März 1865 in Bautzen), Zwillingsbruder, Direktor der königlich-portugiesischen Kunstgewerbeschule in Guimarães, später Direktor der Industrieschule in Olbernhau im Erzgebirge. Er heiratete 1892 Margarete geb. Blau (* 1868) und hatte mit ihr zwei Kinder.
- Max Gotthold Freiherr von Wagner (* 21. November 1868 in Bautzen; † 5. September 1917 in Dresden)[7] diente zuerst als königlich-sächsischer Offizier, zuletzt im Rang eines Oberleutnants, studierte Rechtswissenschaften und ist erstmals 1896 im Dresdner Adressbuch als Referendar beim königlichen Landesgericht im Haus seines Vaters verzeichnet.[8] Ab 1900 war er Gerichtsassessor bei der königlichen Polizeidirektion,[9], danach Regierungsassessor bei der Amtshauptmannschaft Pirna, ab 1909 königlich-sächsischer Regierungsrat bei der Landesversicherungsanstalt des Königreiches Sachsen.[10] Er heiratete 1900 Else geb. von Glaß (1878–1969) und hatte mit ihr fünf Kinder. Seine Witwe wohnte nach seinem Tod in der Holbeinstraße 92.[11]).
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Johannes Andreas Freiherr von Wagner besuchte das Freiberger Gymnasium, studierte danach Bauwesen, zuerst an der Akademie zu Freiberg, danach speziell Wasserbau an der Polytechnischen Schule Dresden. Nach seinem Studium ging von Wagner als Zivilingenieur ab 1854 in den sächsischen Staatsdienst, u.a. als Sektionsingenieur und Wasserbauinspektor nach Bautzen, wo er 14 Jahre wirkte. Dort wohnte er 1868/69 in der dortigen Wendischen Straße 18,[12] ab 1869 in der Töpferstraße 478.[13]
Von Wagner blieb im sächsischen Staatsdienst bis 1877. Im gleichen Jahr wurde er als Professor für Wasserbau an die herzoglich-polytechnische Hochschule nach Braunschweig berufen, wo er bis 1884 als Professor für Wasserbau bis 1884 unterrichtete. In dieser Zeit lehnte er eine Berufung als Professor an die Technische Hochschule in Berlin ab. 1884 gab von Wagner seine wissenschaftliche Tätigkeit aufgrund eines Nervenleidens auf, zog wieder nach Dresden und widmete sich ab dieser Zeit ganz seiner schriftstellerischen Tätigkeit, die er seit 1885, meist unter seinem Pseudonym Johannes Renatus veröffentlichte.
In Dresden zog von Wagner 1884 in eine Wohnung im dritten Obergeschoss in der Blasewitzer Straße 52,[14] 1894 in dergleichen Straße in die Hausnummer 30.[15] Zuletzt, ab 1909 wohnte er in der Blasewitzer Straße 10. Von Wagner wurde auf dem Trinitatisfriedhof in Johannstadt beerdigt.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)
- 1885: Lebensskizzen aus ernsten und heiteren Tagen,
- 1887: Die letzten Mönche vom Oybin,
- 1888: Heidekraut und Zentifolien,
- 1889: Deutsche Einigkeit,
- 1889: Die Freunde,
- 1889: Die Vorstandswahl,
- 1890: Die Geheilten,
- 1891: Das literarische Deutschland
- 1892: Der Graf von Wertheim (Lebens- und Geschichtsbild),
- 1892: Corle und Carlo (Oberlausitzer mundartliche Erzählung),
- 1892: Gesellige Stunden,
- 1893: Spaziergang durch die Sprache,
- 1893: Johann von Schwarzenberg: Ein Lebens- und Geschichtsbild aus dem 15. Und 16. Jahrhundert,
- 1894: Fürst Mitscherlich im Oberlausitzer Sagenkranz,
- 1894: Die Pfarrschkinger (Mundartliche Erzählung),
- 1895: Johannes Pranka (Eine Geschichte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts),
- 1896: Rudolf von Vargula, der Schenk zu Saaleck, ein Thüringer Lebensbild aus dem 13. Jahrhundert,
- 1896: Aus dem Leben eines schlichten Mannes (Erzählung),
- 1897: Kleine Reiseabenteuer, erlebt und erzählt,
- 1898: Zwei Historien aus dem Meissnerlande, Band I: Heinrich der Erlauchte, Markgraf von Meißen; Band II: Ton statt Gold,
- 1898: Poesie und Prosa,
- 1898: Sechs Deklamatorien,
- 1902: Allerlee aus dar Äberlausitz, Heiteres und Ernstes in Oberlausitzer Mundart,
- 1903: Konrad Nesen (Lebens- und Geschichtsbild aus dem 16. Jahrhundert),
- 1905: Dresden, wie es leibt und lebt (Kleine Studie),
- 1905: Dreierlei Wege zum Ziele (Lebensbilder).
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- 1892: Ritter 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1895: Königlich-Preußischer Kronenorden 4. Klasse
- 1895: Ritter des herzoglich-braunschweigischen Ordens Heinrichs des Löwens
- 1901: Königlich-Sächsisches Erinnerungskreuz für 1866
- 1901: Königlich-Preußische Krieger-Denkmünze von Stahl für 1870/71
[Bearbeiten] Quellen
- Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Band 7, Leipzig 1913, Franz Brümmer, Johannes Andreas Freiherr von Wagner, S. 304
- Johannes Andreas Freiherr von Wagner in Gustav Radbruch: Strafrechtsgeschichte, Gesamtausgabe, Band 11, 2001 C.F. Müller Verlag Heidelberg, Online-Leseprobe auf Google Books, S. 725
- Dresdner Geschichtsblätter, Band 5, 1909-1912, SLUB, S. 237
- Justus Perthes: Genealogischen Handbuch des Adels, Freiherrliche Häuser, 1905, 2. Teil, Digitalisat auf archive.org, S. 778ff.
- Justus Perthes: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser, 69. Jahrgang, 1919, 2. Teil, Digitalisat im Internet Archiv, S. 1050f.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Neue oberdeutsche allgemeine Literaturzeitung: im Jahre 1811, München, Digitalisat auf Google Books, S. 333
- ↑ Christoph Weidlichs, Rechts-Consulentens zu Halle Biographische Nachrichten von den jetztlebenden Rechts-Gelehrten in Teutschland, Halle 1781, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek, S. 444f.
- ↑ Leipziger Zeitung 1856, Digitalisat auf Google Books, S. 6736
- ↑ Leipziger Zeitung 1827, Digitalisat auf Google Books, S. 352
- ↑ Adress-Handbuch der Stadt Freiberg 1853, SLUB, S. 58
- ↑ Jahrbuch für den Berg- und Hütten-Mann für das Jahr 1866, Freiberg, Online-pdf auf tu-freiberg.de, S. 120
- ↑ Letztmalig im Adressbuch Dresden 1917, SLUB, S. 898
- ↑ Adressbuch Dresden 1896, SLUB, S. 896
- ↑ Adressbuch Dresden 1901, SLUB, S. 818
- ↑ Adressbuch Dresden 1910, SLUB, S. 1093
- ↑ Adressbuch Dresden 1919, SLUB, S. 890
- ↑ Adressbuch Bautzen 1869, SLUB, S. 77
- ↑ Adressbuch Bautzen 1870, SLUB, S. 83
- ↑ Adressbuch Dresden 1885, SLUB, S. 505
- ↑ Adressbuch Dresden 1895, SLUB, S. 857
[Bearbeiten] Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Johannes Andreas von Wagner“
- Johannes Andreas Freiherr von Wagner auf Wikisource
- Johannes Andreas Freiherr von Wagner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek