Wagner (Adelsgeschlecht)
Die sächsische Beamten-, Juristen- und Ratsfamilie Wagner, die über mehrere Generationen in und um Leipzig wirkte, stammte ursprünglich aus Merseburg, wo sie anfangs als Handwerker und Pfarrer arbeiteten. Inwieweit - wie in einigen genealogischen Büchern geschrieben - die aus Merseburg stammende Familie Wagner mit dem Leipziger Bürgermeister Paul Wagner (1617–1697) und dessen Familie tatsächlich verwandt ist, muss noch untersucht werden.
Die sächsische Familie Wagner wurde durch den sächsischen Kurfürsten Friedrich August der Gerechte während des kursächsischen Reichsvikariats am 25. September 1790 in den erblichen Reichsadelsstand erhoben. Das Adelsprädikat erhielt der kursächsische Geheime Rat und Geheime Finanzrat Andreas Wagner (1727–1805) für sich, seine Familie und seine Nachkommen für dessen Verdienste im Finanz- und Bergrecht des Kurfürstentums Sachsens.
Dessen Sohn, Thomas von Wagner (1759–1817), ebenfalls im Rang eines Geheimen Finanzrates, erhielt durch den sächsischen König Friedrich August I. bereits knapp 22 Jahre später, am 22. August 1812 die Standeserhöhung in den erblichen Freiherrenstand (Diplom vom 22. Oktober 1812). Der sächsische König honorierte damit seine Leistungen und Verdienste "als bleibendes Merkmal allerhöchster Zufriedenheit" [1] im Königreich Sachsen.
Das Freiherren von Wagner breiteten sich daraufhin nicht nur in Sachsen aus, ein Teil der Familie ging auch nach Preußen, wo ebenfalls die Anerkennung des Freiherrenstandes erfolgte. Interessant ist auch im 18. Jahrhundert die enge Verknüpfung der Adelsfamilie Wagner mit der sächsischen Freiherrenfamilie von Manteuffel mit deren Stammvater Christoph Friedrich von Mihlendorf Reichsfreiherr von Manteuffel (1727–1803).
Die Freiherren von Wagner hatten teilweise Spitzenpositionen im sächsischen Finanz- und Beamtenapparat sowie in der sächsischen Armee inne und wirkten über mehrere Generationen auch in und um Dresden.
[Bearbeiten] Stammfolge
[Bearbeiten] Nichtadlige Vorfahren und nichtadliger Stamm
- Thomas Wagner (1535–1601), Kanzleibote, später Kanzleidiener, Hausbesitzer auf der Altenburg in Merseburg
- Thomas Wagner (um 1560–1590), Bürger und Säckler, später Kanzleibote in Merseburg ∞ N. Hennig, Tochter des Anton Hennig
- Thomas Wagner (1586–1666), Schneidermeister zu Merseburg, 1621 Schulmeister auf der Altenburg in Merseburg, 1630 Domhüter ebenda, ∞ II. 1628 Anna Georgia geb. Blume († 1687), Tochter des Georg Blume und der Georgia geb. ?
- Thomas Wagner (1633–1705), Quintus der Nikolaischule in Leipzig, 1664 Pfarrer in Schladebach, ab 1671 in Weßmar im Merseburgischen Land ∞ Maria geb. Petermann († 1688), Tochter des Diakons zu Delitzsch Andreas Petermann.[2]
- Thomas Wagner (1669–1737), Dr. jur., 1697 Steuerrevisor, 1704 Wirklicher Kreisamtmann des Leipziger Kreises, 1714 von August dem Starken zum königlich-polnischen und kurfürstlich-sächsischen Kommissionsrat ernannt,[3] Rittergutsbesitzer auf Leutzsch und Zweinaundorf,[4] ∞ III. 1724 Christiana Sophia geb. Baudiß (1694–1744)
- Andreas Wagner (1727–1805), siehe unten: adliger Stamm, ab 1790 Andreas von Wagner
- Andreas Wagner (1669–1740), Zwillingsbruder des oben genannten Kommissionsrates Thomas Wagner, Doktor beider Rechte, 1729 Direktor und Senior des Leipziger Konsistoriums und Schöffenstuhls, 1731 königlich-polnischer und kurfürstlich-sächsischer Hofrat ∞ I. 1705 Johanne Christiane geb. Rothe (ca. 1685–1718), Tochter des kursächsischen Amtmannes des Leipziger Kreises, Johann Joachim Rothe und dessen Ehefrau Johanne Charitatis geb. Birnbaum, ∞ II. 1720 Catharina Elisabeth geb. Völcker (ca. 1700–1739)
[Bearbeiten] Adliger Stamm
- Andreas von Wagner (1727–1805), 1754 kursächsischer Wirklicher Kommissionsrat, 1763 Kammer- und Bergrat, 1783 Geheimer Finanzrat, 1800 kursächsischer Geheimer Rat ∞ Christiane Auguste geb. Vater, Tochter des Nachfolgers seines Vaters im Amt, Johann Andreas Vater aus Altenburg, Wirklicher Kreisamtmann (seit 1737) und königlich-polnischer und kurfürstlich-sächsischer Kommissionsrat (ab 1742) im Leipziger Kreis
- Thomas Freiherr von Wagner (1759–1817), 1780 kursächsischer Bergrat, 1782 Wirklicher Finanzrat, 1791 Geheimer Finanzrat,[7] ∞ 1794 Johanne Karoline Amalie geb. Freiin von Manteuffel (1772–1848), Tochter des kursächsischen Majors und Kommandeurs der Invaliden-Kompanie, Christoph Friedrich von Mihlendorf Reichsfreiherr von Manteuffel (1727–1803)
- Auguste Freiin von Wagner (* 1796)
- Johanna Freiin von Wagner (1797–1875)[8][9] ∞ 1832 Georg August Ernst Freiherr von Manteuffel (1765–1842), königlich-sächsischer Wirklicher Geheimer Rat, Konferenzminister, Gesandter am Bundestag, Rittergutsbesitzer auf Althörnitz, vier Kinder, alle jung verstorben
- Thomas Freiherr von Wagner (1798–1856),[10] königlich-sächsischer Generalakzisebezirks- und später Obersteuer- und Oberzollinspektor [11] ∞ 1827 Marianne Emilie geb. Carl (1794–1860),[12] Tochter des Pastors Carl zu Falkenstein im Vogtland
- Thomas Freiherr von Wagner (1827–1874), Jurist, königlich-sächsischer Gerichtsassessor ∞ 1862 Camilla Melanie geb. Fickelscherer (1840–1908), Tochter des königlich-sächsischen Ministerialsekretärs im Justizministerium, Karl Gottlob Fickelscherer
- Maria Camilla Melanie Freiin von Wagner (1866–1931), Tier- und Landschaftsmalerin, u.a. von der Sächsischen Schweiz, wohnte zuletzt 1931 in Dresden in der Ostbahnstraße 8 [13]
- Maria Amalie Luise Freiin von Wagner (1870–1940) ∞ 1897 Dr. Karl Hermann Theodor Kühn (1869–1957), königlich-preußischer Leutnant a.D., königlich-sächsischer Divisionspfarrer, 1919 Oberpfarrer in Stadt Kirchberg bei Zwickau, lebte zuletzt in Leipzig
- Emilie Jeannette Freiin von Wagner (1831–1910) ∞ 1862 Dr. phil. Hermann Wunder (1829–1905), Professor und Direktor an der Fürsten- und Landesschule in Grimma
- Maria Ulrike Freiin von Wagner (1831–1880), Zwillingsschwester von Emilie Freiin von Wagner, Erzieherin in Freiberg [14]
- Johannes Andreas Freiherr von Wagner (1833–1912), Pseudonym: Johannes Renatus, Ingenieur, Professor an der herzoglich-polytechnischen Hochschule in Braunschweig, Abgeordneter der 2. Kammer des sächsischen Landtages, Schriftsteller und Dialektdichter ∞ 1864 Doris geb. Wunder (1834–1908), Schwester des oben genannten Prof. Hermann Wunder und Tochter des Professors und Rektors der Fürsten- und Landesschule Grimma, Dr. phil. Eduard Wunder
- Johannes Immanuel Freiherr von Wagner (1865–1941), Ingenieur ∞ 1892 I. Luise geb. Stünkel (1868–1902), ∞ II. 1903 Hortense geb. Dubois (* 1865), Umzug nach Pittsburgh/ USA, geschieden 1924, ∞ III. 1925 Esther geb. Salyer (* 1888), geschieden 1929
- Paul Martin Freiherr von Wagner (1865–1943), Zwillingsbruder des oben genannten Ingenieurs Johannes Freiherr von Wagner, Direktor der königlich-portugiesischen Kunstgewerbeschule in Guimarães, später Direktor der Industrieschule in Olbernhau im Erzgebirge, ∞ 1892 Margarete geb. Blau (1868–1943), Tochter des Kaufmanns Karl Cornelius Blau und dessen Ehefrau Friederike Wilhelmine geb. May
- Hildegard Freiin von Wagner (*1893), wohnte 1970 in Glauchau ∞ 1916 Dr. jur. Friedrich Seidel (1882–1958), 1919 königlich-sächsischer Amtsrichter zu Borna, später Amtsgerichtsdirektor
- Georg Freiherr von Wagner (1899–1968), Herr auf Ornum bei Eckernförde ∞ 1924 Emmy geb. Kellenberg (1896– nach 1970), auf Falkenhardt bei Ossenbeck, Grafschaft Diepholz, Tochter des Ludwig Kellenberg auf Falkenhardt und dessen Ehefrau Dorothea geb. Henneweg
- Max Gotthold Freiherr von Wagner (1868–1917), königlich-sächsischer Offizier, Jurist, 1900 Gerichtsassessor bei der königlichen Polizeidirektion,[15], 1909 königlich-sächsischer Regierungsrat bei der Landesversicherungsanstalt des Königreiches Sachsen,[16] ∞ 1900 Marie Wilhelmine Else geb. von Glaß (1878–1969), Tochter des Mitbesitzers der Baumwollspinnereien in Friedau und Wölsauerhammer (Bayern), Bürgermeister von Brand, Johann Florentin von Glaß (1840–1903)[17] und dessen II. Ehefrau Emilie geb. Gebhard (1851–1882),[18]
- Herta Felicitas Freiin von Wagner (1901–1966)
- Horst Thomas von Wagner (1902– vor 1919)
- Marga Doris Freiin von Wagner (* 1904) ∞ 1926 Curt Wiedemann (* 1891), Arzt, Dr. med., wohnten 1970 in Dresden
- Irmgard Käthe Freiin von Wagner (* 1906), Krankengymnastin, wohnte 1970 in Tuttlingen
- Jutta Gabriele Freiin von Wagner (* 1908), wohnte 1970 in Hamburg-Fuhlsbüttel ∞ 1933 Otto Beutler (1894–1944), Herr auf Thum im Erzgebirge, Offizier, zuletzt Generalmajor und Kommandeur einer Infanteriedivision
- Alexander Thomas Freiherr von Wagner (1912–1945), Offizier, zuletzt Hauptmann ∞ 1939 Margot Daur (*1920), Tochter des Ingenieurs Gustav Daur und dessen Ehefrau Anna-Juliane Antonie geb. Otten, lebte 1970 in Wiesbaden
- Andreas Freiherr von Wagner (1800–1882), königlich-sächsischer Hauptsteueramtsassistent ∞ 1848 Henriette Luise geb. Grimme (1815–1873)
- Moritz (1802–1875), St. Afra in Meißen, Jurist, königlich-sächsischer Amtsgerichtsrat [20]
- Amalie Freiin von Wagner (1803–1891),[21] Privata
- Otto Freiherr von Wagner (1805–1865), königlich-sächsischer Hüttenrendant ∞ 1846 Minna Berta geb. Gebert (1822–1901),[22] Tochter des Kaufmanns Carl Ferdinand Gebert und dessen Ehefrau Christiane Wilhelmine geb. Fiedler
- eine Tochter, jung verstorben
- Karl Freiherr von Wagner (1808–1855), königlich-sächsischer Oberförster ∞ 1839 Cölestine geb. Sison (1813–1875), Tochter des königlich-sächsischen Amtsverwalters Karl Sison und dessen Ehefrau Beate geb. Körner [23]
- Johanna Freiin von Wagner (1842–1917)
- Karl Freiherr von Wagner (1843–1907), Bau- und Zivilingenieur in Dresden, später Eisenbahnbauingenieur in den USA und Mexiko, kehrte 1898 als Privatier nach Dresden zurück
- Cölestine Freiin von Wagner (1845–1930) ∞ 1867 Moritz Theodor Kühn (1840–1902), Pfarrer zu Döben bei Grimma
- Georg Freiherr von Wagner (1810–1888), königlich-sächsischer Offizier und General ∞ 1852 Mathilde geb. Becker (1815–1879)
- Johannes Freiherr von Wagner (1816–1885), königlich-sächsischer Offizier ∞ 1841 Caroline Luise geb. Elker (1820–1884), Tochter des Zittauer Ratsherren Johann Gottlob Elker (1772–1847)[24] und dessen Ehefrau Christiane Caroline geb. Thüring.[25]
- Hans Thomas Freiherr von Wagner (1842–1875), königlich-sächsischer Offizier ∞ 1867 Alma geb. Jänicke (* 1842), wohnte 1919 in Berlin
- Johanna ("Hanny") Alma Ella Freiin von Wagner (* 1870) ∞ 1892 Richard von Grumbckow († 1910), königlich- und herzoglich-sächsischer Hof-Buchverleger
- Alma Freiin von Wagner (* 1871), wohnte 1919 in Berlin
- Elsa Freiin von Wagner (* 1872) ∞ 1913 Wilhelm von Schmidt gen. Phieseldeck, königlich-preußischer Kriegsgerichtsrat, wohnte 1919 in Hannover
[Bearbeiten] Quellen
- Justus Perthes: Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1857, Digitalisat auf Hathi Trust, S. 517
- Justus Perthes: Genealogischen Handbuch des Adels, Freiherrliche Häuser, 1863, Band 13, Digitalisat auf Google Books, S. 1009ff.
- Justus Perthes: Genealogischen Handbuch des Adels, Freiherrliche Häuser, 1905, 2. Teil, Digitalisat auf archive.org, S. 778ff.
- Justus Perthes: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser, 69. Jahrgang, 1919, 2. Teil, Digitalisat im Internet Archiv, S. 1050f.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon..., 9. Band, Leipzig 1870, Digitalisat auf Google Books, S. 433f.
- ↑ Deutsches Geschlechterbuch(Genealogishes Handbuch Burgerlicher Familien), Band 180, 1979, Snippet-Ansicht auf Google Books
- ↑ Heinrich Engelbert Schwartze: Historische Nachlese zu denen Geschichten der Stadt Leipzig, ..., Leipzig 1744, Digitalisat auf Google Books, S. 45
- ↑ Christoph Weidlichs, Rechts-Consulentens zu Halle Biographische Nachrichten von den jetztlebenden Rechts-Gelehrten in Teutschland, Halle 1781, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek, S. 444f.
- ↑ Christian F. Gellerts Briefwechsel, Band II, 1756-1759, De Gruyter-Verlag Berlin und New York 1987, Leseprobe auf Google Books, S. 394, 403
- ↑ Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschaften und Künste, Band 52, Leipzig und Halle 1747, Digitalisat auf Google Books, S. 639ff.
- ↑ Johann Gottlieb August Kläbe: Neuestes gelehrtes Dresden oder Nachrichten..., Digitalisat auf Google Books, S. 176
- ↑ Datensatz auf Geni
- ↑ Letztmalig im Adressbuch Dresden 1875, S. 242, SLUB
- ↑ Leipziger Zeitung 1856, Digitalisat auf Google Books, S. 6736
- ↑ Adreß-Handbuch der Stadt Freiberg 1855, S. 43, SLUB
- ↑ Leipziger Zeitung Januar 1827, Digitalisat auf Google Books, S. 352
- ↑ Adressbuch Dresden 1931, S. 916, SLUB
- ↑ Adressbuch Freiberg 1876, S. 103, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1901, SLUB, S. 818
- ↑ Adressbuch Dresden 1910, SLUB, S. 1093
- ↑ C.A. Starke: Genealogisches Handbuch des Adels 1965, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 97
- ↑ C.A. Starke: Genealogisches Handbuch des Adels 1965, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 98
- ↑ C.A. Starke: Genealogisches Handbuch des Adels 1965, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 103
- ↑ Dissertationes in C. Julii Caesaris Commentarios: Die Principes der Gallier und Germanen bei Cäsar und Tacitus, 1883, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 42
- ↑ Datensatz auf Ancestry
- ↑ Letztmalig im: Adressbuch Freiberg 1886, S. 137
- ↑ Hans Friedrich von Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch des Adels 1965, Ostsee, C. A. Starke, 1970, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 416
- ↑ Neuer Nekrolog der Deutschen, Band 25, Weimar 1849, Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek, S. 923
- ↑ Neuwerbung – Zittauer Zinnplatte ergänzt Museumssammlung auf der Homepage der Stadt Zittau
- ↑ Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, Band 19, S. 965
- ↑ Justus Pertes: Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1877, Digitalisat auf Hathi Trust, S. 952