Moritz Lindemann
Dr. phil. Moritz Lindemann (* 12. August 1811 in Mauersberg bei Annaberg/ Erzgebirge; † 23. Januar 1892 in Cossebaude) war ein Oberlehrer an der Kreuzschule.
[Bearbeiten] Familie
Moritz Lindemann entstammte der ursprünglich thüringischen Familie Lindemann, über seine Vorfahren ist er mit der Mutter von Martin Luther, Margarethe Lindemann (1459–1531) verwandt.
Moritz Lindemann war ein Sohn des Pastors und Schulmeisters Carl Gotthilf Lindemann (1759–1827) und dessen Ehefrau Amalia geb. Langer. Lindemanns Vater war 1787 Rektor der Stadtschule im sächsischen Jöhstadt und übernahm 1805 die Pastorenstelle in Mauersberg sowie die Stelle eines Schulinspektors in Annaberg.[1] Lindemanns Großvater war Weber. Die Familie wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Moritz hatte noch 12 Geschwister, fünf davon starben noch im Kindesalter. Sieben Söhne überlebten das Kindesalter, Moritz' Brüder, von denen fünf studierten, waren u.a.:
- Johann Carl Adolph Lindemann (1790–1886), ältester Sohn, Dr. phil., Theologe und Oberpfarrer in Eisleben,[2]
- Johann Friedrich Lindemann (1792–1854), zweitältester Sohn, Altphilologe, Pomologe (Obstbaukundler) und Gymnasiallehrer, u.a. als Professor an der St. Afra in Meißen sowie Direktor des städtischen Gymnasiums in Zittau,
- Wilhelm Lindemann (1794–1875), dritter Sohn, der einzige der Söhne, der ein Handwerk, Kunsttischler erlernte. Er arbeitete bei Klavierhersteller in München, Leipzig und bei Ernst Philipp Rosenkranz in Dresden, wanderte 1834 in die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) aus, wo er als der älteste deutsche Pianofabrikant von "Lindeman & Sons" in Amerika galt. 1860 reichte er das US-Patent für Cycloid-Pianos ein. Seine Söhne Hermann, Heinrich und Ferdinand Lindemann führten das Handwerk in zweiter, Heinrichs ältester Sohn William Lindeman dann in dritter Generation fort und vergrößerten die Fabrikation in New York.
- Heinrich Lindemann (1800–1870), Gymnasiallehrer, bis 1835 Konrektor des Zwickauer Gymnasiums, danach bis 1843 Konrektor in Annaberg, 1849 im Zusammenhang mit dem Dresdner Maiaufstand als Konrektor am Gymnasium im vogtländischen Plauen entlassen und zu einer sechsjährigen Zuchthausstrafe in Waldheim verurteilt, danach fand er nur noch Anstellungen als Privatlehrer und gab Nachhilfestunden,
- Eduard Lindemann (1803–?),[3] Gymnasiallehrer, 1828 Hilfslehrer am Lyzeum im vogtländischen Plauen, 1830, Konrektor in Schneeberg, 1835 Konrektor in Plauen, ab 1839 Konrektor am Gymnasium in Zwickau. Nahm ebenfalls am Dresdner Maiaufstand sowie am badischen Aufstand teil und floh danach in die Schweiz.[4]
Moritz Lindemann war verheiratet. Seine Witwe, Anna Christine Lindemann († 1904 in Dresden)[5] wohnte nach seinem Haus als Hausbesitzerin weiter im ehemals gemeinsamen Haus in der Oberen Bergstraße 1 in Cossebaude.[6] Das Paar hatte einen Sohn:
- Albert Theodor Lindemann (* 1833; † 21. Februar 1907 in Dresden), war Handlungs-Referendar, der nach dem Tod seiner Mutter Hausbesitzer wurde.[7] Er war mit Louise geb. Grimm (1839–1900) verheiratet, der Tochter von Anton Friedrich Grimm verheiratet. Das Paar hatte einen Sohn: Theodor Anton Lindemann (1861–1942).[8]
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Lindemann bestand sein Abitur am städtischen Gymnasium in Zwickau, studierte klassische Philologie und Theologie an der Universität in Leipzig und promovierte zum Dr. phil.. 1835 kam er nach Dresden, wo er eine Stelle, zuerst als Hilfslehrer, später als Lehrer an der Kreuzschule annahm.[9] Er ist erstmals 1837 im Dresdner Adressbuch in der Kleinen Schießgasse im Haus Nr. 664 verzeichnet.[10] 1838 zog er in die Pirnaische Vorstadt in die dortige Neue Gasse 184,[11] 1842 dann in die Große Ziegelgasse 48.[12]
1845 wurde Lindemann Hausbesitzer des Hauses 7c in der Dresdner Rosengasse,[13] das er 1860 wieder verkaufte. Im gleichen Jahr zog er in die Hohe Straße 3,[14] 1862 wurde Lindemann zum Oberlehrer und zu einem der fünf "Collaboratoren" (Hilfsgeistlichen) am Kreuzgymnasium ernannt.[15] 1866 zog er in die Ammonstraße 83.[16] 1871 zog er in die Wielandstraße 3,[17] wo er bis 1875 wohnte.[18]
Ein Jahr später, 1872 wurde Lindemann pensioniert.[19] 1875 zog er nach Cossebaude, wo er Hausbesitzer des Hauses 87 wurde, seinen Lebensabend als "Privatus" verbrachte und 1892 starb.[20]
[Bearbeiten] Quellen
- Dresdner Geschichtsblätter, Band 1, Nr.1/5, 1892/1896, S. 16, Digitalisat in der SLUB Dresden
- Dr. August Theobald: Statistisches Handbuch der deutschen Gymnasien, Band 2, Kassel 1840, Digitalisat auf Google Books, S. 227
- Genealogische Daten u.a.: Clifford Neal Smith: Early Nineteenth-Century German Settlers in Ohio...,Digitalisat, S. 23f.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Dresdner Anzeigen 1805, 83. Ausgabe vom 17. Oktober 1805
- ↑ Dietmar Grypa: Leopold von Ranke, Briefwechsel, historisch-kritische Ausgabe, Band 1, 1810-1825, De Gruyter, Oldenbourg 2016, Digitalisat auf Google Books, S. 36, Fußnote 5
- ↑ Wilhelm Haan: Kirchlich-statistisches Handbuch für das Königreich Sachsen, Band 3, Verlag Carl Ramming, Dresden 1838, Digitalisat auf Google Books, S. 232
- ↑ Hans-Martin Moderow: Volksschule zwischen Staat und Kirche: das Beispiel Sachsen im 18. und 19. Kahrhundert, Böhlau-Verlag 2007, Leseprobe auf Google Books, S. 198f, Fußnote 17
- ↑ Letztmalig im Adressbuch Dresden 1904, Vororte, SLUB, S. 2540
- ↑ Adressbuch Dresden 1900, Vororte, SLUB, S. 1884
- ↑ Adressbuch Dresden 1907, Vororte, SLUB, S. 2458
- ↑ Datensätze auf Ancestry
- ↑ Wilhelm Haan: Kirchlich-statistisches Handbuch für das Königrich Sachsen..., Verlag Carl Ramming, Dresden 1845, Digitalisat auf Google Books, S. 20
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1837, SLUB, S. 166
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1839, SLUB, S. 158
- ↑ Dresdner Adress-Handbuch 1843, SLUB, S. 173
- ↑ Dresdner Adress-Handbuch 1846, SLUB, S. 145
- ↑ Adressbuch Dresden 1861, SLUB, S. 149
- ↑ Adressbuch Dresden 1863, SLUB, S. 167
- ↑ Adressbuch Dresden 1867, SLUB, S. 188
- ↑ Adressbuch Dresden 1872, SLUB, S. 206
- ↑ Adressbuch Dresden 1875, SLUB, S. 231
- ↑ Adressbuch Dresden 1873, SLUB, S. 215
- ↑ Adressbuch Dresdner Landgemeinden 1892/94, SLUB, S. 22