Kursächsische Postmeilensäule
August der Starke (* 12. Mai 1670 in Dresden) lernte auf seiner Grand Tour (vom 19. Mai 1687 bis zum 28. April 1689) auch miliaria kennen - Distanzsäulen an einer Römerstraße (auch Meilensteine genannt).
Hierdurch inspiriert, auch sein Kursachsen mit miliaria zu versehen, befürwortete August der Starke eine systematische Vermessung mit in regelmäßigen Abständen aufgestellten hölzernen Wegsäulen für die Straße von Leipzig nach Dresden. Der Vorschlag kam Anfang 1695 vom sächsischen Oberpostmeister Ludwig Wilhelm. Am 18. Juni 1695 befahl der Kurfürst, "daß gewiße Meilenseulen gesetzet werden" und ließ den Kondukteur Heinrich Niedhart damit beauftragen. Die kursächsischen Forstmeister sollten das Holz für die Meilensäulen anweisen und die Verwalter der kursächsischen Ämter für die Aufrichtung der Säulen sorgen.
Ab 1722 wurden die Postmeilensäulen aus Stein gefertigt. Die lateinische Inschrift eines Medaillen-Entwurfs von 1726 lautete:
- "Der sächsische August läßt als Nachfolger des römischen Augustus die verfallenen römischen Säulen in Sachsen neu wieder auferstehen."[1]
Aus diesem gehobenen augusteischen Selbstverständnis stammte auch die Bezeichnung der aufgestellten Obelisken (bzw. der kleineren Stelen) als "Säulen". Die Römer errichteten übermannshohe Steinsäulen (teilweise bis zu drei Meter hoch) und mit einem Durchmesser von 50 bis 60 Zentimetern.
- vgl. Vedute des Kapitolsplatzes in Rom mit einem säulenförmigen milarium mit einem kugelförmigen Kopf, der in einer Spitze ausläuft (um 1750 - in dieser Form sah August der Starke die römischen milaria)
- vgl. miliarim in der Nähe der Freitreppe Cordonata, dem heutigen Hauptzugang zum Kapitolsplatz in Rom - heutiger Zustand der Meilensäule von der Vedute um 1750
- vgl. miliarium in dem kleinen Ortsteil Sorbo der Gemeinde Tagliacozzo in den Abruzzen - der Meilenstein in der Nähe der Pfarrkirche Santa Maria delle Grazie zeugt von der Nähe der ursprünglichen Via Valeria, der östlichen Verlängerung der Via Tiburtina, einer Straße, die Rom mit den Ländern der Italiker verband
Am 24. April 1711 ließ der Pfarrer Adam Friedrich Zürner aus Skassa bei Großenhain seine durch jahrelange Vermessungsarbeiteten erstellte Special-Landt-Charte von Großenhain dem Kurfürsten vorlegen. Er erhielt dafür 150 Taler und sofort den Auftrag, eine gleiche Karte für das Amt Dresden aufzunehmen. Bereits während seines Leipziger Studiums (ab 1698) hatte Zürner die Ferien zur Anfertigung erster Karten genutzt und deswegen darin eine hohe Kunstfertigkeit erlangt.
Zürner erhielt den Titel "Land- und Grenzkommissar" und legte im Spätherbst 1718 seine "Neue Chursächsische Post-Charte" vor.
Auf Grundlage der Karte von 1718 erging am 19. September 1721 der kurfürstliche Befehl an die Ämter der Städte Dresden, Meißen und Großenhain, steinerne Postmeilensäulen zu errichten. Am 1. November 1721 wurde der Befehl auf das gesamte Land ausgedehnt.
Ab Januar 1722 wurden die ersten vier Kursächsischen Postmeilensäulen in Dresden als Torsäulen (Distanzsäulen) errichtet. Die Entfernung vom Alten Posthaus in Dresden galt als Dresdner Distanz.
1722 wurde vor dem Wilsdruffer Tor eine kursächsische Postmeilensäule aufgestellt, etwa am Ort der heutigen Ecke der Annenstraße mit der Hertha-Lindner-Straße, gegenüber der Einmündung der Straße Am See. In Wilsdruff wurde 1730 eine entsprechende Postmeilensäule am Marktplatz errichtet.
Eine weitere Torsäule wurde vor dem Pirnaischen Tor aufgestellt, an der heutigen Ostseite des Pirnaischen Platzes (Eingang zur Grunaer Straße).
Vor der Festung der Neustadt wurden ebenfalls zwei Torsäulen errichtet:
- vor dem Weißem Tor (etwa am heutigen Abzweig der Eisenbahnstraße von der Leipziger Straße) und
- vor dem Schwarzem Tor (an der Nordseite des heutigen Albertplatzes etwa in Höhe Einmündung der Königsbrücker Straße)
Die Maurerrechnungen und Malerrechnungen mit Angabe der Standorte beweisen die Lage.[2] Zusätzlich sind diese Standorte auf den Stadtplänen von 1760 und 1780 kenntlich.
Die Arbeiten an den vier Dresdner Torsäulen waren im Februar 1722 beendet. Am 21. Februar 1722 besuchte der Kurfürst erstmals alle vier gerade fertiggestellten Distanzsäulen.
1724 ließ August der Starke in Bischofswerda eine Postmeilensäule als Marktsäule errichten. Am 21. Februar
1732 wurde eine Distanzsäule als Marktsäule in Dohna aufgestellt, welche den Beginn der Alten Dresden-Teplitzer Poststraße anzeigte. Außerdem wurden auf dieser Straße wahrscheinlich ebenfalls noch 1732 Viertelmeilensteine aufgestellt, von denen sich noch der Viertelmeilenstein Nr. 7 erhalten hat, dessen Originalstandort im Zuge der Reppchenstraße lag.
- vgl. Distanzsäule auf dem Markt in Dohna.
- vgl. Viertelmeilenstein Nr. 7 der Alten Dresden-Teplitzer Poststraße aus dem Jahr 1732.
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Carl Christian Schramm: Von denen Wege-Weisern, Armen- und Meilen-Säulen. Wittenberg 1726, S. 203ff.
- ↑ Sächsisches Hauptstaatsarchiv Loc. 5387, Blatt 256-258.