Karl Christian Leberecht Weigel
Karl Christian Leberecht Weigel, auch Carl Christian Leprecht Weigel, Carolus Weigel (* 1. Dezember 1769 in Leipzig; † 17. Januar 1845 in Dresden) war ein praktischer Arzt, Philosoph, Sprachkundler, wissenschaftlicher Schriftsteller und Hofbeamter im Rang und mit Titel eines kaiserlich-russischen sowie herzoglich-Sachsen-Weimarischen Hofrats. Weigel war Besitzer des Weigelschen Hauses am Neumarkt.
[Bearbeiten] Familie
Karl Weigel entstammte der ursprünglich erzgebirgischen Familie Weigel, deren Familienmitglieder mehrere Generationen in der Bergstadt Johanngeorgenstadt lebten, wo es auch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts noch die Weigelmühle gab. Ältester bekannter Ahnherr der Familie ist Michael Weigel (* 1578).
Weigel war der Sohn des Universitätsproklamators und Lektors der neugriechischen Sprache, Christoph Gottlob Weigel (* 18. Mai 1726 in Johanngeorgenstadt; † 26. Dezember 1794 in Leipzig)[1] und dessen 1764 geheirateter Ehefrau Marie Christine geb. Seyferth (* 1740; † 23. März 1818 in Leipzig).[2] Weigels Vater hatte ebenfalls an der Universität in Leipzig studiert, war Kurator des "Roten Collegiums" in Leipzig und seit 1782 Auktionator für die Rostsche Kunsthandlung. Weigels Großvater war der Johanngeorgenstädter Bürger Johann Christian Weigel (1699–1745). Weigel hatte noch fünf Geschwister:
- Christoph Gottlob Weigel (* 1764),
- Gottlob Friedrich Weigel (* 1765),
- Karl Traugott Weigel (1766–1769),
- Johann August Gottlob Weigel (1773–1846), Leipziger Buchhändler und Antiquar, dessen Sohn Theodor Oswald Weigel (1812–1881) den Leipziger Verlag und das Aktionshaus Weigel weiterführte. Dessen älterer Bruder Rudolph Weigel (1804–1867) gründete 1831 die Leipziger Kunsthandlung Weigel.
- Christiane Henriette Weigel (* 1776). Sie heiratete den Kaufmann, Großhändler und Fabrikbesitzer Johann Jacob Bodemer (1762–1844), der als Pensionär in Dresden lebte. Sie starb vor dessem Ableben.
Karl Weigel heiratete 1799 Karoline Euphrosine geb. Freiin von Rouvroy (* ca. 1780; † 1847 in Dresden),[3] einer Tochter des Barons Rouvroy. Seine Witwe Karoline erbte das Haus am Neumarkt und ist ab 1846 als Hausbesitzerin im Dresdner Adressbuch verzeichnet.[4] Das Haus erbte danach deren gemeinsame Tochter:
- Marie Weigel († 1895 in Dresden).[5][6] Sie verkaufte das Weigelsche Haus am Neumarkt bereits 1872.[7] Ab 1873 ist der Bankier und Lotterieinhaber Louis Wallerstein als Hauseigentümer verzeichnet.[8] Marie Weigel wohnte weiterhin bis zu ihrem Tod im Haus, mehrere Jahre auch zusammen mit Rosalie Weigel in der Wohnung im dritten Obergeschoss.[9] In der zweiten Etage wohnt indes seit Ostern 1872 der Kaufmann Fritz Chrambach.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Weigel studierte ab 1785 an den Universitäten in Leipzig und Göttingen Philosophie und Medizin, erhielt zuerst den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie, promovierte am 26. März 1791 in Leipzig zuerst zum Doktor der Philosophie (Dr. phil.) und im gleichen Jahr, am 23. September noch zum Doktor der Medizin (Dr. med.). Ab 1791 eröffnete er auch seine erste ärztliche Praxis in Leipzig.
1792, nach seinem erfolgreichen Studium, wurde Weigel Mitglied der Freimaurerloge Minerva.[10] Im gleichen Jahr begab er sich auf eine wissenschaftliche Reise durch die deutschen Länder, Frankreich, Schweiz und Italien, wo er besonders die neugriechische Sprache und Handschriften alter Ärzte studierte. Als sein Vater in Leipzig starb, kehrte er nach Deutschland zurück, traf aber erst 1795 wieder in Sachsen ein. Ab dieser Zeit hielt er Vorlesungen in seiner Heimatstadt über seine Reise und habilierte sich 1796 in Leipzig. Danach zog er 1798 für einige Monate nach Wien.
Ab 1799 praktizierte Weigel als niedergelassener Arzt zuerst in Meißen, ab 1801 in Dresden. Weigel wohnte anfangs in Dresden in der Moritzstraße 751.[11] Während der Napoleonischen Kriege wurde er 1813 von den französischen Behörden festgenommen und nach Erfurt in das dortige Gefängnis verbracht. Nach dem Rückzug der Franzosen nach der Völkerschlacht bei Leipzig wurde er durch das Generalgouvernement Sachsen an die Spitze der militärisch-medizinischen Angelegenheiten des Königreiches Sachsen berufen, womit er Leiter aller sächsischen Hospitäler wurde. Gleichzeitig wurde er Arzt an der Dresdner Ritterakademie. In dieser Zeit wurde er 1814 zum kaiserlich-russischen Hofrat ernannt, im gleichen Jahr auch als herzoglich-Sachsen-Weimarischer Hofrat.
1815, nach dem Wiener Kongress trat er von diesen öffentlichen Ämtern zurück und widmete sich fortan nur noch seiner ärztlichen Praxis. Nachdem er viele Jahre nicht in den Dresdner Adressbüchern aufgeführt war - er besuchte 1817 bis 1818 wiederum Italien - ist er ab 1831 am Dresdner Neumarkt im Haus 569 verzeichnet.[12] Zuletzt wohnte er in seinem Haus am Neumarkt 2 in der Dresdner Altstadt.[13]
Weigel war Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften, u. a. Ehrenmitglied der Ökonomischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen.
[Bearbeiten] Trivia
Weigel war Besitzer des Weigelschen Hauses am Neumarkt, das 1945 vollständig zerstört wurde und im Zuge des Wiederaufbaus des Platzes um die Dresdner Frauenkirche als Bestandteil des Quartiers QF ab 2005/06 als Bestandteil der Außenfassade wieder aufgebaut wurde.[14]
[Bearbeiten] Werke/ Veröffentlichungen (Auswahl)
- 1791: Aetianarum exercitationum specimen, eine biographisch-literarische Skizze über Aetius, Dissertation zum Dr. phil.
- 1791: De Horrore..., Dissertation zum Dr. med.
- 1792: Versuch einer französisch-lateinisch-italienisch-deutschen Nomenclatur der neuern Chemie
- 1793: De Pulmonum Inflammatione... by Aretaeus (of Cappadocia) (in griechisch und latein)
- ab 1793: zusammen mit C.G. Kühn: Italienische medicinisch-chirurgische Bibliothek
- 1796: Neugriechisches Deutsch-Italienisches Wörterbuch, 1804 Neuausgabe
- 1825: Übersetzung von Cajetan Strambi: "Ueber die Pellagra" (aus dem Italienischen, mit Zusätzen)
- 1831: Entstehung der Cholera zu Wien
Weiterhin gab er noch eine Reihe von kürzeren wissenschaftlichen Aufsätzen in Zeitschriften und Büchern heraus.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- 1814: Ritterkreuz des kaiserlich-russischer St.-Wladimir-Ordens
- 1817: Königlich-preußischer Roter-Adler-Orden 3. Klasse
[Bearbeiten] Quellen
- Max Wegscheider: Geburtshülfe und Gynäkologie bei Aëtios von Amida: Buch 16 der Sammlung, Berlin/ Heidelberg 1901, Leseprobe auf Google Books, S. XV ff.
- Allgemeine Literatur-Zeitung 1845, Bände 2-3, Digitalisat auf Google Books, S. 73
- Adolph Carl Peter Callisen: Medicinisches Schriftsteller-Lexicon der jetzt lebenden Aerzte ..., Band 20, Kopenhagen 1834, Digitalisat auf Google Books, S. 493
- Jahrbüchlein zur Geschichte Leipzigs und Kalender zu den Gedenktagen seiner merkwürdigsten Einwohner (1863), Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München, S. 138
- Genealogische Daten: Datensatz Carolus Christian Leberecht Weigel im Stammbaum von Klaus Weigel auf MyHeritage, Anmeldung erforderlich
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Leipziger gelehrtes Tagebuch auf das Jahr 1794, Digitalisat auf Google Books, S. 95
- ↑ Todesanzeige für die Mutter in der Leipziger Zeitung 1818, Digitalisat auf Google Books, S. 640, Familiennachrichten
- ↑ Letztmalig im Dresdner Adress-Handbuch 1847, SLUB, S. 261
- ↑ Dresdner Adress-Handbuch 1846, SLUB, S. 260
- ↑ Erstmalig als hinterlassene Tochter und Hausbesitzerin im Adressbuch Dresden 1848, SLUB, S. 121
- ↑ Letztmalig im Adressbuch Dresden 1895, SLUB, S. 870
- ↑ Letztmalig als Hausbesitzerin im Adressbuch Dresden 1872, Häuserbuch, SLUB, S. 558
- ↑ Adressbuch Dresden 1873, Häuserbuch, SLUB, S. 581
- ↑ Adressbuch Dresden 1855, SLUB, S. 228
- ↑ Datensatz auf mzddp.de
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1809, SLUB, S. 140
- ↑ Dresdner Adress-Kalender 1831, SLUB, S. 289
- ↑ Dresdner Adress-Handbuch Dresden 1845, Häuserbuch, SLUB, S. 449
- ↑ Wiederaufbau des QF am Neumarkt 2005/6 auf www.arstempano.de
[Bearbeiten] Weblinks
- Weigel, Karl Christian Leberecht, Indexeintrag: Deutsche Biographie
- Karl Christian Leberecht Weigel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Karl Christian Leberecht Weigel auf CERL Thesaurus
- Karl Christian Leberecht Weigel in der Leipziger Biographie
- Karl Christian Leberecht Weigel im Kalliope-Verbund
- Weigel, Karl Christian Leberecht, Datensatz der Universität Jena
- Karl Christian Leberecht Weigel in der Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe
- Weigel, Karl Christian Leberecht -: ALS - Eigenhändiger Brief mit Unterschrift auf www.medicusbooks.com