Charlotte Dietrich-Smolorz

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Charlotte Dietrich-Smolorz, geb. Petzold, nach ihrer ersten Hochzeit auch Lotte Dietrich,[1] später Lotte Dietrich-Smolorz (* 22. April 1909 in Dresden; † 5. April 1985)[2] war eine Dresdner Stadtverordnete (KPD/SED), Stadträtin für Inneres, Leiterin der II. Bezirksverwaltung in Dresden und Parteiveteranin.[3]

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Charlotte Petzold war das neunte Kind eines Schneiders. Nach dem Abschluss der achtklassigen Volksschule[4] arbeitete sie als Hauswirtschafterin und erwarb damit die finanziellen Mittel für den Besuch einer Handelsschule, die sie als kaufmännische Kontoristin verließ. Mit 19 Jahren trat sie 1928 der KPD bei.

1929 wurde sie die Sekretärin von Hans Neuhof im Internationalen Bund der Opfer des Krieges und der Arbeit. In der KPD war sie Frauenleiterin und seit 1932 Referentin für Kommunalfragen.[5] Am 13. November 1932 wurde sie unter dem Namen Lotte Petzold[6] in das Dresdner Stadtparlament gewählt. Als solche ist sie im Dresdner Adressbuch im Stadtverordneten-Kollegium von 1933 verzeichnet. Zu dieser Zeit arbeitete sie als Stenotypistin und wohnte in der damaligen Friedrich-Engels-Straße 5 im Dresdner Stadtteil Dobritz, [7] in dergleichen Wohnung wie der Gauleiter und Schriftrichter Hans Neuhof, der ebenfalls 1932 zum Stadtverordneten gewählt wurde.[8] Ihr Mandat konnte sie jedoch nur bis zum Verbot der Amtsausführung für die kommunistischen Stadtverordneten am 16. März 1933 ausüben.[9]

Während der NS-Zeit arbeitete sie als Angestellte und leistete illegale Arbeit in einer KPD-Gruppe.[10] Ab 1937 organisierte sie zusammen mit Hans Neuhof und anderen eine Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus.[2]

Im Mai 1945 gehörte sie in Rochwitz zumsammen mit Hans Neuhof zu den Gründern eines Antifa-Komitees und brachte es in Verbindung mit der Roten Armee. Sie war dann zunächst Mitarbeiterin von Hans Neuhof (Bürgermeister von Rochwitz) und wurde am 1. Juli 1945 stellvertretende Leiterin, ein viertel Jahr später Leiterin der Bezirksverwaltung II.[11] 1946 wurde sie erneut Stadtverordnete, Stadträtin und Leiterin des Personalamtes. In dieser Funktion war sie zugleich Vorsitzende der Entnazifizierungskommission Dresden und eine enge Mitarbeiterin des Oberbürgermeisters Walter Weidauer.[12]

Vom 14. August 1947 ist ein Brief von Dietrich-Smolorz an den Schweizer Theologen, Antifaschisten und Militarismusgegner Karl Barth erhalten. „Ermutigt durch Herrn Bürgermeister Richter bittet sie Karl Barth ein Päckchen für ihre Freundin, und ihr bei der Freundin weilende Schwester, mitzunehmen.“[13]

1947/48 geriet sie als Personaldezernentin aufgrund von kriminellen Machenschaften in der Stadtverwaltung unter Druck. Ein Untersuchungsausschuss forderte sogar ihre Entlassung, mindestens jedoch einen Verweis. "Sie habe ihre ganze Tatkraft in der politischen Bereinigung gezeigt und die kriminelle Bereinigung vernachlässigt. Noch Ende 1946 hätten bei dem größten Teil der städtischen Angestellten keine Strafregisterauszüge vorgelegen."[14]

Von 1949 bis 1950 war Dietrich-Smolorz Stadträtin für Innere Verwaltung.[15] Ab 1949 war sie Kreisvorsitzende des DFD Dresden Stadt und Land.

1951 ging Lotte Dietrich nach Thüringen, wo sie als Hauptabteilungsleiterin für Inneres des Landes Thüringen auch Stellvertreterin des Thüringer Landesabstimmungsausschusses zur Volksbefragung gegen die Remilitarisierung Deutschlands und für den Abschluss eines Friedensvertrages war. Landesabstimmungsleiter und Vorgesetzer von Lotte Dietrich war der damalige thüringische Innenminister Willy Gebhardt.[16] Später hatte Dietrich Funktionen im DDR-Regierungsapparat inne. 1954 musste Dietrich-Smolorz nach schwerer Krankheit aus ihren Führungsfunktionen ausscheiden.[12] Der Beschlussentwurf über die Abberufung von Lotte Dietrich-Smolorz wurde in der 51. Sitzung des Präsidiums des Ministerrates der DDR vom 12. August 1954 verabschiedet. Die Akten der Sitzungen sind im Bundesarchiv verfügbar.[17]

1971 war Dietrich-Smolorz Delegierte zum VIII. Parteitag der SED. Im Nachgang sprach sie mit Dresdner Pionieren und Pionierfunktionären über künftige Aufgaben.[18] Am 22. Februar 1975 erschien in der überregionalen SED-Tageszeitung „Neues Deutschland“ (ND) ein größerer Artikel von ihr unter dem Titel Rückblick nach 30 Jahren: Als Arbeiterfrauen mit der Volkskontrolle begannen aus dem Sammelband „Kampfgefährten – Weggenossen“.[19]

Im Frühjahr 1985 verstarb die überzeugte Kommunistin im Alter von 75 Jahren.[2] Sie wurde auf dem an der Moritzburger Landstraße gelegenen städtischen Heidefriedhof beerdigt. Das Grab ist erhalten.

[Bearbeiten] Veröffentlichungen

[Bearbeiten] Auszeichnungen

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Lotte Dietrich in der Kommunalpolitischen Kommission, Sächsische Volkszeitung vom 8. Februar 1946. In: Hans-Joachim Krusch: Irrweg oder Alternative? Vereinigungsbestrebungen der Arbeiterparteien 1945/46 und gesellschaftspolitische Forderungen. Verlag Pahl-Rugenstein, Bonn 1996, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 135.
  2. a b c Barbara Weinhold: Eine trotzkistische Bergsteigergruppe aus Dresden im Widerstand gegen den Faschismus. Neuer ISP Verlag, Köln 2004, S. 122 (Fn. 44).
  3. Helfried Wehner: Kampfgefährten, Weggenossen: Erinnerungen deutscher und sowjetischer Genossen an die ersten Jahre der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung in Dresden, Dietz-Verlag 1974, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 174 f. u. 434.
  4. Neues Archiv für sächsische Geschichte, Band 72, Verlag H. Böhlaus Nachfolger, 2002, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 179.
  5. Thomas Widera: Dresden 1945–1948. Politik und Gesellschaft unter sowjetischer Besatzungsherrschaft. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-36901-8, S. 69 f.
  6. Anita Maaß: Politische Kommunikation in der Weimarer Republik. Das Dresdner Stadtverordnetenkollegium 1918–1933. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2009, ISBN 978-3-86583-371-6, Anlage 2, S. 38.
  7. Adressbuch Dresden 1933, Teil II, Behördenverzeichnis, S. 38, SLUB
  8. Adressbuch Dresden 1933, Teil II, Häuserbuch, S. 38, SLUB
  9. Gunda Ulbricht: Errichtung der NS-Herrschaft. In: Holger Starke (Hrsg.): Geschichte der Stadt Dresden. Band 3: Von der Reichsgründung bis zur Gegenwart. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2006, S. 413–424, hier S. 419.
  10. Thomas Widera: Dresden 1945–1948. Politik und Gesellschaft unter sowjetischer Besatzungsherrschaft. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 70.
  11. Thomas Widera: Begrenzte Herrschaft. Die Durchsetzung der Diktatur in der Dresdner Stadtverordnetenversammlung 1946–1948. In: Neues Archiv für sächsische Geschichte. 72. Band (2001). Verlag Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 2002, S. 161–213, hier S. 179.
  12. a b Thomas Widera: Dresden 1945–1948. Politik und Gesellschaft unter sowjetischer Besatzungsherrschaft. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 69 (Fn. 31).
  13. Datensatz auf kba.karl-barth.ch.
  14. Thomas Widera: Begrenzte Herrschaft. Die Durchsetzung der Diktatur in der Dresdner Stadtverordnetenversammlung 1946–1948. In: Neues Archiv für sächsische Geschichte. 72. Band (2001). Verlag Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 2002, S. 161–213, hier S. 195.
  15. Christine Stade: Organisatorische Entwicklung der Stadtverwaltung Dresden von 1945 bis 1952. In: Stadtmuseum Dresden (Hrsg.): Dresdner Geschichtsbuch Band 18. Altenburg 2013, S. 171–192, hier S. 189.
  16. Regierungsblatt für das Land Thüringen 1951, Band 5, Keip-Verlag 1993, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 122. (Digitalisat).
  17. Datensatz auf open-data.bundesarchiv.de, Hinweis: Suche nach Smolorz.
  18. Für jede Pioniergruppe inhaltsreiche Aufgaben, Parteitagsdelegierte sprachen über künftige Aufgaben mit Pionierfunktionären in ND vom 27. Juni 1971, Digitalisat im DFG-Viewer, S. 5, Anmeldung erforderlich.
  19. Lotte Dietrich-Smolorz: Rückblick nach 30 Jahren: Als Arbeiterfrauen mit der Volkskontrolle begannen, ND vom 22. Februar 1975, Digitalisat im DFG-Viewer, S. 15, Anmeldung erforderlich.
  20. Neuer Weg, Dietz-Verlag 1972, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 231.
  21. ND vom 26. April 1974, Digitalisat im DFG-Viewer, S. 5, Anmeldung erforderlich.

[Bearbeiten] Weblinks

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