Martin Wohlrab
Ernst Martin Wohlrab (* 25. Oktober 1834 in Reichenbach/Vogtland; † 30. Mai 1913 in Dresden) war ein sächsischer Lehrer, Schriftsteller, Herausgeber und Altphilologe, Professor, Rektor am königlichen Gymnasium in Chemnitz und am königlichen Gymnasium in Dresden-Neustadt, zuletzt mit dem Titel eines königlich-sächsischen Geheimen Studienrates. Wohlrabs „Alt-Klassische Realien“ waren über eine lange Zeit ein bedeutendes Lehrbuch für humanistische Gymnasien,[1] nicht nur in Sachsen.
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[Bearbeiten] Familie
Ernst Martin Wohlrab entstammte der ursprünglich vogtländischen Gerberfamilie Wohlrab mit dem Spitzenahn Johann Wohlrab († nach 1684). Wohlrabs Urgoßvater war Johann Gottfried Wohlrab (1732–1785, sein Großvater der Loh-, Rot- und Sämischgerber Gottfried Wohlrab (1761–1843).
Martin Wohlrab war der Sohn des Loh-, Rot- und Sämischgerber im vogtländischen Reichenbach Ernst Gottlob Wohlrab (* 22. Januar 1807 in Reichenbach/Vogtland; † 19. Mai 1893 ebenda) und dessen 1834 geheirateter Ehefrau Friederike Wilhelmine geb. Klotz (* 27. August 1813 in Reichenbach/Vogtland; † 29. Juni 1899 ebenda), Tochter des Reichenbachers Riemers Christian Friedrich Klotz (1777–1832) und dessen Ehefrau Wilhelmina Christina geb. Götze (1785–1858). Wohlrab hatte noch sechs Geschwister, von denen eine Schwester und ein Bruder im Kindesalter starben. Die anderen waren:
- Ernst Albert Wohlrab (1833–1873), Dr. med., Gerichtswundarzt zu Falkenstein,[2]
- Ernst Traugott Wohlrab (1835–1900), Agent, Unternehmer, Inhaber der Firma „E.T. Wohlrab“ in Reichenbach/Vogtland.[3]
- Ernst Edmund Wohlrab (1842–1914), Ökonom,
- Helene Marie Wohlrab (1846–1922) ⚭ Traugott Clemens Dörfelt (1845–1926), Fabrikbesitzer.
Martin Wohlrab heiratete am 9. August 1862 Clara Agnes geb. Jencke (* 5. Dezember 1841 in Dresden; † 18. Juni 1904 ebenda), Tochter des Direktors der Dresdner Taubstummenanstalt, Johann Friedrich Jencke (1812–1893) und dessen Ehefrau Carolina geb. Loewe (1817–1882). Das Ehepaar Wohlrab hatte sechs Kinder:
- Hedwig Marie Hulda Wohlrab (* 29. Oktober 1864 in Dresden; † 16. Februar 1891 in Dresden)[4] jung verstorben.
- Paul Wohlrab (* 5. Februar 1866 in Dresden; † 18. Februar 1949 in Bethel bei Bielefeld), studierte Theologie, war ab 1891 zusammen mit Ernst Johanssen einer ersten Missionare in Tansania in den Usambarabergen.[5]
- Frieda Margarethe Wohlrab (* 26. August 1868 in Dresden; † 1947 ebenda) ⚭ Emil Theodor Mücklich (1852–1929), Landgerichtsdirektor, Geheimer Justizrat, lebte auch in Blasewitz.
- Hans Friedrich Karl Wohlrab (* 2. Juni 1863 in Dresden; † 22. Dezember 1929 ebenda), Jurist, Eisenbahner und Beamter, zuletzt Geheimer Finanzrat, Ministerialrat und Vortragender Rat im sächsischen Finanzministerium.
- Georg Martin Wohlrab (* 5. Oktober 1871 in Dresden; † 17. September 1946 ebenda),[6] studierte Jura, königlich-sächsischer Amtsgerichtsrat, wohnte auch in Loschwitz, später Amtsgerichtsdirektor in Dresden, starb 1946 am Hungertod.
- Karl („Karly“) Wohlrab (* 17. Juni 1873 in Dresden; † 1959 in Lugano/Schweiz), studierte an der Dresdner Kunstakademie, Kunstmaler, lebte ab 1905 in Blasewitz, Deutsche-Kaiser-Allee 1, dort bis 1921,[7] später in Lugano.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Wohlrab erhielt seine höhere Schulbildung von 1848 bis 1854 auf dem Gymnasium. Ostern 1848 kam er als Schüler auf das Gymnasium im vogtländischen Plauen, das damals sechs Klassen hatte: die zwei Klassen des Progymnasiums, Sexta und Quinta, hatten einjährige Kurse, die des eigentlichen Gymnasiums, Quarta bis Prima dann anderthalbjährige Kurse. Wohlrab legte als Primaner 1854 erfolgreich seine Reifeprüfung ab.
Danach begann er ein Studium der Philologie, anfangs an der Universität Leipzig, später an der Universität in Bonn. Bereits drei Jahre später, im Herbst 1857 legte er in Leipzig seine Prüfungen für den bevorstehenden Lehrerberuf ab und promovierte zum Dr. phil - noch im gleichen Jahr. Er blieb noch bis Pfingsten 1858 in Leipzig, um sein Probejahr als Hilfslehrer an der Leipziger Nikolaischule zu absolvieren. Dort traf er auf den Philologen Friedrich Hultsch, zu dem sich bald eine Freundschaft entwickelte.
Wohlrab kam noch 1858 nach Dresden, wo er erstmals 1859 im Dresdner Adressbuch als Dr. phil. und Privatlehrer verzeichnet ist. Er wohnte anfangs in der Birkengasse 11,[8] zog aber bereits im gleichen Jahr in eine Wohnung in der Antonstraße 1,[9] In dieser Zeit unterrichtete er bis 1861 an der „Dr. Kraus Lehr- und Erziehungsanstalt zu Dresden“, die sich in der Birkengasse 1 befand und von Dr. Christian Friedrich Krause als Direktor geleitet wurde.[10]
1861 wurde Wohlrab Gymnasiallehrer am Gymnasium zum Heiligen Kreuz, damals noch im alten Schulgebäude unter dem damaligen Rektor Julius Ludwig Klee. Im gleichen Jahr zog er in die Carolinenstraße 5b,[11] ein Jahr später, nach seiner Hochzeit, weiter in die Ammonstraße 74.[12] 1866, als die neue Kreuzschule am Georgplatz eröffnet wurde, zog die junge Familie Wohlrab in die Bergstraße 42,[13] ab 1869 dort in die Hausnummer 66.[14] Wohlrab unterrichtete nur die ersten beiden Jahre seiner Lehrtätigkeit an der Kreuzschule Deutsch an der Untertertia, danach lehrte er dort nur in den alten Sprachen, das heißt in Latein, Altgriechisch und Hebräisch. 1866 wurde Wohlrab Klassenlehrer der Quarta.
1868 erhielt Wohlrab seine Beförderung zum Oberlehrer an der Kreuzschule.[15] Zu dieser Zeit übernahm er als Klassenlehrer die Untertertia und war auch aktiv im öffentlichen Leben von Dresden verankert. Er war Stadtverordneter und organisierte während des Deutsch-Französischer Krieg 1870/71 die Fürsorge von Kriegsverwundeten in Dresden, wofür er mit zwei Gedenkmünzen ausgezeichnet wurde. 1872 erhielt Wohlrab den Titel eines Professors an der Kreuzschule, Ostern 1873 zog er in eine Wohnung in die Feldgasse 1d.[16] 1875 wurde Wohlrab das Konrektorat der Kreuzschule übertragen.[17] Rektor war in dieser Zeit Friedrich Hultsch, den er noch aus seiner Leipziger Zeit kannte. Wohlrab blieb bis 1877 als Konrektor zweithöchster Lehrer an der Kreuzschule in Dresden.
Im gleichen Jahr, im Herbst 1877 wurde Wohlrab nach Chemnitz versetzt, wo er vom damaligen sächsischen Kultusminister Karl von Gerber seine Berufung als Rektor am dortigen königlichen Gmynasium erhielt, weiterhin im Rang eines Professors. Er wurde damit Nachfolger des Gründungsrektors, dem Geheimen Rat Theodor Vogel. In Chemnitz wohnte Wohlrab in der Hohestraße 1.[18] Wohlrab blieb bis Anfang 1884 in Chemnitz und wurde anschließend, zu Ostern 1884 als Rektor an das königliche Gymnasium zu Dresden-Neustadt berufen, wiederum als Nachfolger des dortigen Gründungsrektors Hugo Ilberg. Damit kehrte Wohlrab wieder nach Dresden zurück, diesmal allerdings in die Holzhofgasse 22,[19] wo er bis zum Ende seines Arbeitslebens wohnte. In dergleichen Straße befand sich in der Hausnummer 2 auch das von ihm geleitete Gymnasium.
1886 feierte Wohlrab sein 25-jähriges Jubiläum als Gymnasiallehrer- Zwei Jahre später, 1888, zum Geburtstag von König Albert erhielt Wohlrab vom sächsischen König für seine Verdienste um das Gymnasialwesen das Ritterkreuz 1. Klasse des sächsischen Verdienstordens. Im gleichen Jahr stieg die Anzahl der Parallelklassen am königlichen Gymnasium in der Neustadt von einer auf drei Klassen an. 1891 übernahm Wohlrab den Deutschunterricht an der Oberprima an seinem Gymnasium. Ab Ostern 1892 kam es zu einigen Veränderungen im Unterricht an den sächsischen Gymnasien, die durch die neue Lehr- und Prüfungsordnung erlassen wurden. Allerdings wurden sie von Wohlrab nicht als einschneidend empfunden. 1894 erkrankte er aufgrund von Überanstrengungen und musste vor allem die Arbeit an seinen Platonausgaben vorübergehend unterbrechen.
1896 erhielt Wohlrab den Titel eines königlich-sächsischen Oberschulrates.[20] 1897 bezeichnete er als Höhepunkt in seinem Leben, als er - mittlerweile 63 Jahre alt - im Oktober die 44. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner als erster Vorsitzender leiten durfte. Den Vorsitz bei dieser Versammlung hatte er gemeinsam mit dem Geheimen Hofrat Professor Dr. Otto Ribbeck inne. Ostern 1899 organisierte Wohlrab die Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum des Bestehens des königlichen Gymnasiums Dresden-Neustadt. 1902 feierte er sein 25-jähriges Jubiläum als Rektor. 1903 erhielt er in Abänderung des bisherigen Titels als Oberschulrat den eines königlich-sächsischen Oberstudienrates.
Im Mai 1906 erhielt Wohlrab vom sächsischen König Friedrich August III. den Titel eines königlich-sächsischen Geheimen Studienrates, den höchsten Titel, den ein Lehrer im Königreich erreichen konnte. Zwei Monate später, im Juli zog Wohlrab in eine sonnige und still gelegene Wohnung in der Ermelstraße 2 nach Striesen,[21] wo er bis zu seinem Tod zur Miete lebte.[22] Er leitete das königliche Gymnasium in Dresden-Neustadt noch bis Michaelis 1906. Nach dem Sommerhalbjahr wurde Wohlrab Ende September 1906 unter Fortzahlung der gesetzlichen Pension und der Beibehaltung seiner Titel als Rektor, Professor a.D. (außer Dienst) und Geheimer Studienrat in den Ruhestand versetzt. Im Sommer 1911 schrieb Wohlrab seine Lebenserinnerungen, die 2015 von seinem Urenkel veröffentlicht wurden.
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1871: Königlich-sächsisches Erinnerungskreuz 1870/71 an den Deutsch-Französischen Krieg[23]
- 1871: Königlich-preußische Kriegsdenkmünze am Nichtkombattantenbande
- 23. April 1888: Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1902: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Albrechtsordens
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
[Bearbeiten] Quellen
- Genealogische Daten aus Geni und Ancestry
- Hans-Peter Wohlrab: Ernst Martin Wohlrab. Die Lebenserinnerungen meines Urgroßvaters (geboren 1834 verstorben 1913), BoD Norderstedt 2014/15, Lesevorschau auf Google Books
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Hans-Peter Wohlrab: Christstollen und Schweineschmalz. Eine Kindheit zwuschen Dresden und Luttmissen (1937 bis 1954), BoD Norderstedt 2008/14, Lesevorschau auf Google Books, S. 30
- ↑ Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1865/66, Digitalisat auf Google Books, S. 373
- ↑ Adressbuch Reichenbach/Vogtland 1897, S. 180
- ↑ Datensatz auf Ancestry
- ↑ Kandidatenkonvikt – Missionare für Afrika auf bethel-historisch.de
- ↑ Datensatz auf Ancestry
- ↑ Adressbuch Dresden 1921, S. 2233, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1859, S. 236, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1860, S. 253, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1861, S. 133, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1862, S. 277, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1863, S. 295, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1867, S. 336, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1870, S. 352, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1869, S. 337, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1873, S. 396, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1876, S. 445, SLUB
- ↑ Adressbuch Chemnitz 1878, S. 283, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1885, S. 530, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1897, S. 623, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1907, S. 1112, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1913, S. 1206, SLUB
- ↑ Erklärung: Dieses Erinnerungskreuz für die Kriegsjahre 1870/1871 wurde von König Johann am 6. März 1871 gestiftet. Verliehen wurde das Kreuz an Männer und Frauen, die sich in der Krankenpflege besonders verdient gemacht haben oder sich durch andere hochherzige und aufopfernde Handlungen während des deutsch-französischen Krieges ausgezeichnet und ihren patriotischen Sinn bewährt haben. Zur Auszeichnung gehörte eine Abschrift der Stiftungsurkunde aber keine Verleihungsurkunde. Das Kreuz war nicht rückgabepflichtig.
[Bearbeiten] Weblinks
- Wohlrab, Martin, Datensatz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Wohlrab, Martin, Indexeintrag: Deutsche Biographie
- Wilhelm Pökel: Philologisches Schriftsteller-Lexikon, Leipzig 1882, S. 306 Digitalisat im Internet Archive