Hanns Reinige
Hanns Ludwig Reinige, teilweise auch Hans Reinige (* 11. März 1880 in Leipzig; † 1965) war ein deutscher Jurist, Beamter und Eisenbahner, für kurze Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg auch Präsident der Reichsbahndirektion Dresden.
[Bearbeiten] Familie
Hanns Reinige war der Sohn des damaligen Leipziger Agenten der „Buchhandlung von Hachette & Co.“ aus Paris, Louis Reinige († 1897 in Leipzig)[1] und dessen Ehefrau Marie Josephine geb. Devrient († 1900 in Leipzig),[2][3] einer Tochter des Kaufmanns sowie Buch- und Kunstdruckereibesitzers Alphonse Devrient (1821–1878) und dessen Ehefrau Marie Louise Elise Devrient. Reiniges Eltern wohnten damals noch in der Plagwitzer Straße 18.[4] Reiniges Vater kam 1872 nach Leipzig [5] und wirkte bis 1897 als Buchhändler in Leipzig mit einem Geschäft in der dortigen Thalstraße 15, zuletzt wohnhaft „An der Pleiße“ 2e.
Hanns Reinige war zweimal verheiratet. Seine erste Ehefrau, Marie Christine Hildegard Beschorner (* 11. März 1891 in Dresden; † 8. Juli 1932), Tochter von Erwin Beschorner (1849–1904) und dessen Ehefrau Marie geb. Vollsack (1858–1938), heiratete er am 4. Juli 1914.[6] Mit ihr hatte er eine Tochter:
Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete Reinige seine zweite Ehefrau, mit der er eine weitere Tochter hatte.
Der deutsche Arzt und königlich-sächsische Hofrat Oskar Beschorner (1843–1904) war ein Onkel, dessen Sohn, der sächsische Archivar und Historiker Hans Beschorner (1872–1956) war ein Cousin von Reiniges Ehefrau. Der königlich-sächsische Hofrat sowie herzoglich-Sachsen-Coburg-Gothaische Geheime Hofrat Julius Hermann Beschorner (1811–1886) war der Großvater seiner Ehefrau.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Hanns Reinige studierte Rechtswissenschaften und kam 1908 nach Dresden. Er ist erstmals 1909 im Dresdner Adressbuch als Referendar verzeichnet. Anfangs wohnte er in der Werderstraße 26,[7] wo er bis 1911 blieb.
1915 kehrte Reinige, mittlerweile zum Doktor der Rechtswissenschaften (Dr. jur.) promoviert, als königlich-sächsischer Finanzamtmann nach Dresden zurück und erhielt im königlichen Finanzministerium für etwa ein Jahr eine Anstellung. In dieser Zeit zog er in die Eisenstuckstraße 56.[8]
1919, wiederum nach Dresden versetzt, wurde er im Rang eines Finanzrates Mitglied der Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen. In jenem Jahr zog er nach Blasewitz,[9] in die Forsthausstraße 5,[10] wo er bis 1931 wohnte. 1920 wurde Reinige zum Regierungsrat bei der Eisenbahngeneraldirektion befördert.[11]
Mit dem Übergang der sächsischen Staatseisenbahnen zur Deutschen Reichsbahngesellschaft erhielt Reinige den Rang eines Reichsbahnrates.[12] 1927 wurde er zum Reichsbahn-Oberrat befördert.[13] 1931 zog er in die Nürnberger Straße 35, unweit des Dresdner Hauptbahnhofs und des Gebäudes der der Reichsbahndirektion,[14] wo er bis mindestens 1944 wohnte.[15] 1930 ist Reinige im Organigramm der Reichsbahndirektion Dresden unter der Leitung von Richard Kluge in der II. Abteilung unter dem damaligen Abteilunsleiter Hermann Domsch als Dezernent des Bereiches 7 „Abfertigung und Beförderung im Güter- und Tierverkehr“ im Rang eines Oberrates aufgeführt.
1932 wurde Reinige zum Reichsbahndirektor ernannt.[16] Ab 1939 ist Reinige als Abteilungspräsident der Deutschen Reichsbahn im Adressbuch verzeichnet.[17]
Nach dem Einmarsch der Roten Armee in Dresden, der Absetzung und Verhaftung des damaligen Präsidenten der Reichsbahndirektion Dresden Walter Heinrich Schmidt, wurde Reinige von der sowjetischen Kommandantur am 9. Mai 1945 zum amtsführenden Präsidenten der Reichsbahndirektion (Rbd) Dresden ernannt – zu dieser Zeit bis zum 6. Juli 1945 ohne die Gebiete des ehemaligen Reichsbahnamtes Zwickau, für die aufgrund der amerikanischen Besatzung ab dem 22. Mai 1945 eine eigene Reichsbahndirektion gegründet wurde. Erst ab dem 7. Juli 1945, nach dem Rückzug der Amerikaner in die westlichen Sektoren entsprechend dem Potsdamer Abkommen wurde das Eisenbahnnetz um Zwickau wieder als Reichsbahnamt in die die Rbd Dresden eingegliedert.
Wichtigste Aufgabe von Reinige nach dem Krieg war die Wiederaufnahme des Zugbetriebes auf den vielerorts zerstörten Strecken der Deutschen Reichsbahn im Raum Sachsen. Reinige führte dieses Amt nur kurzzeitig, bis zum 22. August 1945 aus, bevor er in dieser Funktion durch das KPD-Mitglied Max Barth abgelöst und in den Ruhestand versetzt wurde.
[Bearbeiten] Quellen
- Genealogische Daten aus dem Webtree von Juergen Langrock
- Helga Kuhne: Deutsche Eisenbahndirektionen, Eisenbahndirektion Dresden 1869-1993. VBN Verlag B. Neddermeyer, 2010, ISBN 978-3-941712-05-8
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Letztmalig im Adressbuch Leipzig 1897, SLUB, S. 770
- ↑ Erstmalig als Witwe im Adressbuch Leipzig 1898, SLUB, S. 792
- ↑ Zuletzt wohnhaft in der Gellertstraße 9, Adressbuch Leipzig 1900, SLUB, S. 852
- ↑ Adressbuch Leipzig 1880, SLUB, S. 316
- ↑ Erstmals im Adressbuch Leipzig 1873, SLUB, S. 271
- ↑ Datensätze auf Ancestry, Anmeldung erforderlich
- ↑ Adressbuch Dresden 1909, SLUB, S. 829
- ↑ Adressbuch Dresden 1916, SLUB, S. 685
- ↑ Adressbuch Dresden 1920, SLUB, S. 690
- ↑ Adressbuch Dresden, Vororte 1920, SLUB, S. 2163
- ↑ Adressbuch Dresden 1921, SLUB, S. 700
- ↑ Adressbuch Dresden 1925/26, SLUB, S. 771
- ↑ Adressbuch Dresden 1927/28, SLUB, S. 733
- ↑ Adressbuch Dresden 1932, SLUB, S. 687
- ↑ Adressbuch Dresden 1943/44, SLUB, S. 788
- ↑ Adressbuch Dresden 1933, SLUB, S. 676
- ↑ Adressbuch Dresden 1939, SLUB, S. 795