Hans Finsterbusch
Hans Walter Finsterbusch (* 19. Mai 1895 in Dresden; † 19. August 1965 ebenda) war ein deutscher Sozialdemokrat, Dresdner Stadtratsmitglied, Redakteur, antifaschistischer Widerstandskämpfer, SED-Mitglied, Verlagsleiter, Werkdirektor und Dresdner Arbeiterveteran.
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[Bearbeiten] Familie
Hans Walter Finsterbusch entstammte der sächsischen Familie Finsterbusch. Sein Großvater war der aus Frankenberg stammende Webermeister Friedrich Wilhelm Finsterbusch (1828–1888),[1] der noch 1885 in der dortigen Schützenstraße 10 wohnte.[2] Hans Finsterbusch war der Sohn des Dresdner Zigarettenarbeiters Julius Friedrich Wilhelm Finsterbusch (1859–1929)[3] und dessen 1885 geheirateter Ehefrau Klara Hedwig geb. Friedrich (1860–1921).[4] Sein Vater ist erstmalig 1894 im Dresdner Adressbuch in der Kiefernstraße 20 verzeichnet.[5] Ab 1915 wohnte die Familie in der Johann-Meyer-Straße 20,[6] wo sein Vater bis zu seinem Tod wohnte.
Hans Finsterbusch heiratete in erster Ehe Martha geb. Seidel (* 10. Januar 1900; † 25. Mai 1949). Das Paar hatte einen Sohn:
- Wolfgang Finsterbusch (1923–1942). Dieser starb als Soldat im Zweiten Weltkrieg.[7]
Finsterbusch heiratete in zweiter Ehe Irmgard geb. Maaß (* 8. Dezember 1907; † 7. April 1955), Tochter des großherzoglich-sächsischen Schlossgärtners in Weimar, Max Ernst Georg Maaß (1878–1918) und dessen Ehefrau Selma Berta geb. Müller (1880–1924). Seine zweite Ehefrau, für die es nach ihrer 1942 erfolgten Scheidung auch die zweite Ehe war, lernte er während seiner Leitung der Papierfabrik Wildenfels kennen.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Hans Finsterbusch absolvierte nach seiner Schulbildung an der 30. Bezirksschule im Dresdner Hechtviertel eine kaufmännische Lehre in Dresden und begann seine berufliche Laufbahn als Handelsgehilfe. Er trat frühzeitig in die Sozialistische Arbeiter-Jugend (SAJ) und schon 1913 in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein.
Im Ersten Weltkrieg wurde Finsterbusch 1915 als Soldat eingezogen, wo er bis 1918 an der Front eingesetzt wurde. Nach dem Krieg, der ihn offensichtlich maßgeblich geprägt hatte, wechselte er zeitweise, ab 1919 zur Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), wo er bis 1922 Mitglied des sächsischen USPD-Vorstandes war.
1921 wurde Finsterbusch Stadtverordneter in Dresden (bis 1933).[8] Nach seiner Rückkehr zur SPD wurde er Vorsitzender der Dresdner SPD. Finsterbusch war von 1921 bis 1933 Redakteur der Dresdner Volkszeitung. Er ist erstmals als Schriftleiter der Volkszeitung in der elterlichen Wohnung im Dresdner Adressbuch von 1925 verzeichnet.[9] Ab 1927 wohnte er in seinem Haus im Erdgeschoss in der Bärnsdorfer Straße 176,[10][11] wo er trotz seiner schon drei Jahre zuvor erfolgten Emigration bis 1936 verzeichnet ist.[12]
Von 1929 bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 arbeitete Finsterbusch als ehrenamtlicher Arbeitsrichter in Dresden. Von 1930 bis 1933 gehörte er auch dem von der SPD dominierten Kampfbund Reichsbanner „Schwarz-Rot-Gold“ als auch dem „Abwehrkartell gegen Faschismus und Kapitalismus“ an. Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Finsterbusch noch 1933 zuerst in die damalige Tschechoslowakische Republik. Am 3. März 1936 wurde sein Haus in der Bärnsdorfer Straße enteignet und Finsterbusch von den Nationalsozialisten als Deutscher offiziell ausgebürgert.[13]
Im gleichen Jahr emigrierte er nach Schweden. Dort arbeitete er in der SPD-Auslandsorganisation. Mit Otto Edel[14] und Edgar Hahnewald gab er die sozialdemokratische „Illustrierte Wochenzeitung“ heraus.[15] Im September 1940 wurde er aus der SPD-Auslandsorganisation ausgeschlossen, 1944 allerdings wieder aufgenommen. Finsterbusch war Mitglied im Typographenverband, arbeitete in seiner Emigration als Maschinensetzer und als Sekretär im Hilfskomitee für Deutsche und Staatenlose aus den Konzentrationslagern. Gegen Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg war Finsterbusch von 1945 bis 1946 Vorsitzender des Freien Deutschen Kulturbundes in Schweden.
1946 kehrte Finsterbusch in die Sowjetische Besatzungszone nach Deutschland zurück, wo er im gleichen Jahr Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) wurde. Finsterbusch wurde im August 1946 zuerst Leiter der Abteilung für landwirtschaftliche Genossenschaften in der sächsischen Landesverwaltung. Er war von August 1946 bis September 1948 Geschäftsführer der Zentralgenossenschaft (ZENTRAG) in Dresden. Im Oktober 1947 wurde er Verlagsleiter des Sachsenverlages in Dresden. Die Überprüfungskommission der SED hatte im April 1951 zuerst keine Einwände gegen seine weitere Karriere gefunden. Wenig später wurde Finsterbusch doch degradiert, als der bisherige technische Direktor des Sachsenverlages neuer stellvertretender Leiter der ZENTRAG werden sollte. Daher wurde Finsterbusch 1952 als Werkdirektor zur Papierfabrik in Wildenfels im Landkreis Zwickau versetzt.[16]
Mit seinem Renteneintritt kehrte Finsterbusch um 1960 in seine Heimatstadt nach Dresden zurück. Für seine Verdienste wurde Finsterbusch zweimal mit dem Vaterländischen Verdienstorden der DDR sowie mit anderen staatlichen Auszeichnungen geehrt. Finsterbusch starb im Alter von 70 Jahren. Eine Traueranzeige erschien am 11. August 1965 in der überregionalen Tageszeitung Neues Deutschland, veröffentlicht von der ZENTRAG. Die Trauerfeier für Finsterbusch fand am 13. August 1965 im Krematorium Tolkewitz statt.
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1959: Vaterländischer Verdienstorden der DDR in Bronze
- 1965: Vaterländischer Verdienstorden der DDR in Silber
[Bearbeiten] Quellen
- Volker Klimpel: Berühmte Dresdner: historisch-biographisches Handbuch bedeutender Persönlichkeiten, geboren in Dresden, Hellerau-Verlag 2002, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 40.
- Traueranzeige in der Tageszeitung Neues Deutschland vom 11. August 1965, [page=6 Digitalisat] im DFG Viewer, Seite 6, Anmeldung erforderlich.
- Genealogische Daten u.a. aus: Hans Walter Finsterbusch, Datensatz auf MyHeritage, Familienseite von Anke Pietschmann (Mauermann).
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Datensatz auf Ancestry, Anmeldung erforderlich.
- ↑ Adressbuch Frankenberg/Sachsen 1885, S. 35, SLUB.
- ↑ Datensatz auf Ancestry, Anmeldung erforderlich.
- ↑ Datensätze auf Ancestry und Datensatz auf Ancestry, Anmeldung erforderlich.
- ↑ Adressbuch Dresden 1894, S. 147, SLUB.
- ↑ Adressbuch Dresden 1915, S. 194, SLUB.
- ↑ Datensatz auf Ancestry, Anmeldung erforderlich.
- ↑ Anita Maaß: Politische Kommunikation in der Weimarer Republik: das Dresdner Stadtverordnetenkollegium 1918-1933. Leipziger Universitätsverlag, 2009. ISBN 978-3-86583-371-6, Anhang 2, S. 10.
- ↑ Adressbuch Dresden 1925/26, S. 179, SLUB.
- ↑ Adressbuch Dresden 1927/28, S. 156, SLUB.
- ↑ Adressbuch Dresden 1929, Teil II: Häuserbuch, S. 51, SLUB.
- ↑ Adressbuch Dresden 1936, S. 162, SLUB.
- ↑ Liste 5, Jahrgang 1936, NSDAP Dresden.
- ↑ Hier handelt es sich wohl um den Dresdner Sozialdemokraten Oskar Edel.
- ↑ Marlis Buchholz, Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Vorstand, Bernd Rother: Der Parteivorstand der SPD im Exil: Protokolle der Sopade 1933-1940, J.H.W. Dietz Nachfolger, 1995, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 14.
- ↑ Michael F. Scholz: Skandinavische Erfahrungen erwünscht?: Nachexil und Remigration, Stuttgart 2000, Leseprobe auf Google Books, S. 156.
[Bearbeiten] Weblinks
- Finsterbusch, Hans Walter im Handbuch: „Wer war wer in der DDR?“, Onlineartikel in der Bundestiftung Aufarbeitung