Julius Eduard Temper

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Julius Eduard Temper (* um 1833 in Rupperstgrün bei Plauen im Vogtland; † um 1915 in Bad Reichenhall) war ein sächsischer Beamter, Baumeister und Architekt, zuletzt als vortragender Rat im sächsischen Finanzministerium im Rang und mit Titel eines königlich-sächsischen Geheimen Baurates.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Julius Eduard Temper entstammte der sächsischen Pastorenfamilie Temper. Bereits Christoph Temper (15221587) studierte 1542 an der Universität in Leipzig und wirkte im 16. Jahrhundert als Pfarrer in Sachsen.[1] Auch ein naher und gleichnamiger Verwandter seines Vaters war ab 1852 Pfarrer,[2] ebenso Hugo Robert Temper (18621920).[3] Tempers Großeltern väterlicherseits waren der Werdauer Instrumentenmacher[4] und Ratsherr Carl Gotthilf Temper und seine 1793 in Werdau geheiratete Ehefrau Christiane Sophie geb. Beck.

Julius Temper war der Sohn des Pfarrers zu Ruppertsgrün, Carl Gottlob Temper (* 24. Mai 1794 in Werdau; † nach 1863 in Werdau) und dessen am 28. April 1825 in Netzschlau geheirateter Ehefrau Juliane Wilhelmine geb. Beutler (* 29. Mai 1799 in Netzschkau; † 30. November 1862 in Werdau),[5] Tochter des Carl Adolph Beutler († 1824) und dessen Ehefrau Johanna Christiana geb. Klinckhardt (17711827).[6] Tempers Vater wurde 1819 Subrector der Parochie zu Parchim in Mecklenburg-Schwerin, kehrte aber 1824 nach Sachsen zurück, wo er als Pfarrer zu Ruppertsgrün bei Plauen berufen wurde.[7][8] Sein Vater wurde 1856 emeritiert.[9] Temper hatte mindestens noch zwei Brüder:

Julius Temper war mit Georgine Wilhelmine Philippine Temper geb. Barth († vor 1892 in Chemnitz verheiratet und hatte mehrere Kinder. Bekannt sind:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Julius Temper erhielt seine höhere Schulbildung an der Königlichen Gewerb- und Baugewerkenschule im vogtländischen Plauen, wo auch sein älterer Bruder bereits gelernt hatte.

Temper studierte nach anschließend ab Ostern 1853, anfangs dort in der sogenannten 3. Klasse bis 1856 am königlichen Polytechnikum, der heutigen TU Dresden, Bauingenieurwesen. Zum Abschluss seines Studiums als geprüfter Baumeister erhielt er aufgrund seiner sehr guten Leistungen eine Belobigung. Danach ging er aus der obersten Klasse der unteren Bauabteilung für mechanische Technik in die Praxis.[15][16] Danach ging Temper in das Herzogtum Braunschweig, wo er an der Baugewerkenschule zu Holzminden als Lehrer für Hochbauten wirkte.

Im November 1863 wurde Temper als Landbau-Inspektor an das Landbauamt Oschatz wieder zurück nach Sachsen berufen,[17] kam aber bereits eineinhalb Jahre später wieder zurück in die sächsische Hauptstadt. 1866 ist Temper erstmals im Dresdner Adressbuch verzeichnet, zu dieser Zeit als königlicher Landbau-Inspektor. Er wohnte ab Ostern 1866 in der zweiten Etage in der Wachsbleichstraße 10.[18] 1868 wechselte er in eine Wohnung im Rosenweg 1,[19] wo er bis 1870 wohnte.[20]

Danach wirkte Temper bis 1877 als Bezirksbaumeister im Landbaubezirk Annaberg.[21] Aus dieser Zeit stammt von ihm auch der Entwurf einer Turnhalle dort (siehe unten). Dort wohnte er in der Wolkensteinergasse 3.[22] Ein Jahr später, 1878 ist er im Staatshandbuch des Königreiches Sachsen als Bezirksbaumeister für den Landbaubezirk Chemnitz aufgeführt. Gleichzeitig verwaltete er auch den Landbaubezirk Rochlitz mit, das dieses Amt in jenem Jahr unbesetzt war.[23] In Chemnitz wohnte Temper während seiner gesamten dortigen Zeit in der Hohen Straße 2,[24] dem sogenannten "Katzberge". Das Haus war als Sitz des Bezirksbauamtes die Amtswohnung des Bezirksbaumeisters und Landbaumeisters Temper.[25] Es trug nach der Umnummerierung der Straße die Hausnummer 21.[26] Bis 1892 war Temper als Landbaumeister in Chemnitz tätig.

Im gleichen Jahr kehrte Temper zurück nach Dresden, wo als königlich-sächsischer Oberbaurat in die Zentralstelle der staatlichen Hochbauverwaltung berufen wurde.[27] Er wohnte anfangs in Dresden in einer Erdgeschosswohnung in der Franklinstraße 38.[28] 1895 zog Temper in die Franklinstraße 4,[29] zwei Jahre später, 1897 in die Schnorrstraße 41.[30] Als solcher ist er 1902 im Jahrbuch der Bildenden Kunst aufgeführt.[31] Als ab 1895, angeregt von König Albert, der Neubau eines Fernheiz- und Elektrizitätswerk diskutiert wurde, das in unmittelbarer Nähe zur Semperoper und zum Schloss gebaut werden sollte, ging Temper aufgrund seiner Vorentwürfe als Sieger In einem öffentlichen Wettbewerb hervor. Dadurch wurde ihm die Gesamtbauleitung des Gebäudes übertragen.[32] 1899 stellte Tempers Team einen neuen Entwurf vor, der schließlich vom Landtag genehmigt wurde, nachdem der erste Entwurf im Sächsischen Landtag scheiterte.

1898 wurde Temper von König Albert zum vortragenden Rat im sächsischen Finanzministerizm im Rang und mit Titel eines königlich-sächsischen Geheimen Baurates erhoben.[33] Dort wirkte er als Technischer Rat in der III. Abteilung des Ministeriums für Finanzen.[34] Ab dem 3. Juli 1900 betätigte sich Temper im Dombauverein Meißen, den er für diesen Zweck selbst gegründet hatte,[35] an der Vollendung der Türme des Meißner Doms als Sachverständiger neben Cornelius Gurlitt, Hofoberbaurat Gustav Dunger, der Geheime Baurat, Professor Paul Wallot, Baurat Richard Emil Schmidt, der Leipziger Architekt Georg Weidenbach und der Architekt Professor Bruno Seitler.[36][37] Temper sprach sich dafür aus, die Fundamente der Westtürme des Meißner Domes nicht zu unterfahren, sindern beiderseits seitlich unter sie bis auf den Felsen hinab schräg gestellte Betonmauern als Stützen zu errichten.[38]

1902 wurde Temper unter Fortzahlung einer gesetzlichen Pension für ehemalige Staatsbeamte unter Beibehaltung seines Titels als Geheimer Baurat a.D. (außer Dienst) in den Ruhestand versetzt. Im gleichen Jahr zog er in den damals noch selbstständigen Vorort Blasewitz, wo er sich eine Wohnung im ersten Obergeschoss in der Schubertstraße 36 nahm.[39] Dort ist er auch noch 1904 verzeichnet.[40]

Danach zog Temper nach Bad Reichenhall, wo er noch 1914 nachgewiesen ist.[41] Wenig später muss er verstorben sein. Temper war viele Jahre aktives Mitglied im 1846 gegründeten Sächsischen Ingenieur- und Architektenverein in Dresden, der 1914 713 Mitglieder und Zweigvereine in Chemnitz, Leipzig, Plauen (Vogtland) und Zwickau hatte.

[Bearbeiten] Entwürfe und fertiggestellte Bauten (Auswahl)

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

  1. Christoph Temper im Pferrerbuch Sachsen.
  2. Karl Gottlob Temper (aber * 1809) im Pfarrerbuch Sachsen.
  3. Hugo Robert Temper im Pfarrerbuch Sachsen.
  4. Dr. Emil Herzog: Geschichte des Zwickauer Gymnasiums, ..., Zwickau 1869, Digitalisat auf Google Books, S. 111.
  5. Todesanzeige, veröffentlicht von ihrem Ehemann in der Leipziger Zeitung, Leipzig 1862, S. 1068.
  6. Datensatz auf MyHeritage, Kuttig Web Site, Anmeldung erforderlich.
  7. Datensatz zu Carl Gottlob Temper in: Auszuege aus der Chronik Werdau von 1841 im Forum Ahnenforschung.
  8. Franz Otto Stichert: Chronik der Stadt Werdau, Leipzig 1841, Digitalisat auf Google Books, Nr. 68, S. 256.
  9. Karl Gottlob Temper im Pfarrerbuch Sachsen.
  10. Ernst Schmidt: Programm zu der am 18. und 19. März 1845 erfolgenden Prüfung der Schüler der Königlichen Gewerb- und Baugewerkenschule zu Plauen, Plauen 1845, Digitalisat auf Google Books, S. 37, 40 u. 42.
  11. Geburtsanzeige in der Leipziger Zeitung, S. 3014.
  12. Bildnis in der Wikipedia.
  13. Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Benutzer:Paul Walter Temper/Julius Temper“
  14. No. 267: Kurliste von Bad KIssingen 1897, Digitalisat auf Google Books.
  15. Liste Studierender von Technischer Bildungsanstalt (TBA) / Polytechnischer Schule (PS)/ Polytechnikum Dresden (PT) für den Zeitraum (1828-) 1836–1887 -T- im Universitätsarchiv der TU Dresden.
  16. Program zu den vom 3. bis 8. April 1854 mit den Schülern der Königlichen polytechnischen Schule und der Königlichen Baugewerkenschule zu Dresden zu haltenden Prüfungen, Dresden 1854, Digitalisat auf Google Books, S. 52f.
  17. Leipziger Zeitung, Ausgabe vom 7. November 1863, No. 265, Digitalisat auf Google Books, S. 5516.
  18. Adressbuch Dresden 1866, S. 274, SLUB.
  19. Adressbuch Dresden 1869, S. 288, SLUB.
  20. Adressbuch Dresden 1870, S. 303, SLUB.
  21. Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1877, Digitalisat auf Google Books, S. 187.
  22. Adressbuch Annaberg, 1876/77, S. 133, SLUB.
  23. Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1878, Digitalisat auf Hathi Trust, S. 185.
  24. Adressbuch Chemnitz 1878, S. 241, SLUB.
  25. Beilage zum Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger...
  26. Adressbuch Chemnitz 1885, S. 315, SLUB.
  27. Prof. Dr. Ernst Hartig (Hrsg.): Der Civilingenieur, Organ des Sächsischen Ingenieur- und Architekten-Vereins, Dresden 1892, Digitalisat auf Google Books, S. 526.
  28. Adressbuch Dresden 1893, S. 718, SLUB.
  29. Adressbuch Dresden 1896, S. 794, SLUB.
  30. Adressbuch Dresden 1898, S. 578, SLUB.
  31. Max Martersteig (Hrsg.): Jahrbuch der Bildenden Kunst 1902, Berlin 1902, Digitalisat auf Google Books, Spalte 223.
  32. Snippet-Ansicht auf Google Books.
  33. Adressbuch Dresden 1899, S. 605, SLUB.
  34. Staatskalender für das Königreich Sachsen, 1901, Digitalisat auf Google Books, S. 356.
  35. Über Land und Meer, Deutsche Illustrierte Zeitung , Oktober 1908 bis 1909, Digitalisat auf Google Books, S. 192.
  36. Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe, Ausgabe 13/1902, Digitalisat der Universität Heidelberg.
  37. Dresdner Journal, Ausgabe vom 23. Juli 1902, Digitalisat der SLUB.
  38. Kunstchronik. 1902-1904. XIV Jahrgang. (№ 6), Ausgabe vom 20. November 1902, Digitalisat auf electro.nekrasovka.ru, S. 95.
  39. Adressbuch Dresden, Vorort Blasewitz 1903, S. 18 (2348), SLUB.
  40. Adressbuch Dresden, Vorort Blasewitz 1904, S. 19 (2473), SLUB.
  41. s.a. Datensatz auf kmkbuecholdt.de.
  42. Datensatz auf skd-online-collection.skd.museum.
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