Fernheiz- und Elektrizitätswerk

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Das königliche Fernwärme- und Elektrizitätswerk nach einem Aquarell von Professor Carl Brünner
Querschnitt und Grundriss des Gebäudes
Lage des Heiz- und E-Werkes in der Altstadt in Dresden
Hauptdampfverteiler des Heizwerkes im Apparatenraum
Ummantelte Fernwärmeleitungen im unterirdischen Fernleitungskanal zu den beheizten Gebäuden

Das Königliche Fernheiz- und Elektrizitätswerk, später Staatliches Fernheiz- und Elektrizitätswerk war ein Dresdner Heiz- und Elektrizitätswerk und Europas erstes Fernheizkraftwerk.[1] Es ging 1900 in Betrieb, wurde ab 1928 nur noch als Umformerstation genutzt und 1945 bei den Luftangriffen am 13. Februar erheblich beschädigt. Nachdem bereits um 1935 der als Turm getarnte Schornstein abgetragen wurde, wurde der Rest des Gebäudes 1978 gesprengt und abgetragen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Im Januar 1895 beschloss der sächsische König Albert zusammen mit den Ministern der damaligen sächsischen Regierung den Neubau eines modernen Fernheiz- und Elektrizitätswerkes für alle königlichen und dem Staatsfiskus gehörenden Gebäude in der Dresdner Altstadt. Die ersten Entwürfe stammten von 1895 und 1896,[2] wurden aber noch vom Sächsischen Landtag abgelehnt. Erst im Staatshaushalts-Etat und im Finanzgesetz von 1898/99 wurde der Bau des mit dem Dekret 3 genehmigt.[3]

Das Betriebsgebäude des neuen Fernheizwerkes wurde auf einem ehemaligen Bauplatz in der Dresdner Altstadt errichtet, der von der Großen Packhofstraße, dem damaligen (alten) Hotel „Bellevue“, der Stallstraße und dem Elbkai begrenzt wurde. Dadurch waren Ausdehnung und auch die Gestaltung enge Grenzen gesetzt, um das historische Stadtbild (Canaletto-Sicht) nicht zu stören.

[Bearbeiten] Bau

Die architektonische Leitung für das Gebäude hatte der königlich-sächsische Baurat der Staatlichen Hochbauverwaltung, Richard Moritz Trautmann inne. In einem vorausgegangenen öffentlichen Wettbewerb ging aufgrund seiner Vorentwürfe der Geheime Baurat und zugleich vortragenden Rat im königlichen Finanzministerium, Julius Eduard Temper als Sieger und damit als späterer Bauleiter hervor.[4] 1899 stellte sein Team einen neuen Entwurf vor, der schließlich vom Landtag genehmigt wurde.

Der Bau wurde außen als Sandsteinbau ausgeführt, damit sich das neue Gebäude in die historische Altstadt mit einfügen sollte. Der Schornstein wurde als verkleideter Turm mit einem äußeren Aufstieg und einer Aussichtsplattform ausgeführt.[5] Der Turm war niedriger als andere Türme der Altstadt, sollte sich aber ebenfalls an diese anpassen.

Die Herstellung des heiztechnischen Teils wurden der Firma Rietschel & Henneberg aus Dresden übertragen. Die Dampfkesselanlagen wurden von der Chemnitzer Maschinenfabrik Germania, die Dampfmaschinen von der dort ebenfalls ansässigen Fabrik Richard Hartmann geliefert. Die elektrischen Anlagen wurden von der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft in Berlin und dem Elektrizitätswerk, vormals O.L. Kummer ausgeführt.

Dem Kesselraum auf der Elbseite wurde eine Halle vorgelagert, in der sich die Aufzüge für die Kohlenzufuhr befanden. Die seitlichen Eckbauten beherbergten Bade- und Aufenthaltsräume für das Personal sowie einige Vorratsräume. Die Dampfmaschinenhalle wurde vom Kesselhaus durch einen Querflügel getrennt. An den Seiten des Turms (Schornstein) lag der zweigeschossige Apparatenraum, die Akkumultatorenräume für die Elektrizitätsversorgung, Werkstätten und Magazine.

In der Ummantelung des Schornsteins befanden sich vier Kanäle zur Entlüftung der Kohlenkeller, der Akkumulatorenräume und des Fernleitungskanals. Die Keller wurden zur Bevorratung des Brennmaterials genutzt. Um diese vor Elbehochwasser zu schützen, wurde bis zur Höhe der Grundmauern eine Sohle aus Kalkbeton gebildet und mit Asphaltmasse überstrichen. Die Decken des Gebäudes wurden feuersicher, teils aus Ziegeln, teils in Manierkonstruktion ausgeführt.

Innerhalb der Bauzeit von zirka zwei Jahren entstanden Gesamtbaukosten von 3 Millionen Mark.

[Bearbeiten] Betrieb

Die Inbetriebnahme des königlichen Fernheiz- und Elektrizitätswerk erfolgte 1905. Angeschlossen an das Fernheiznetz von diesem Heizwerk wurden sämtliche, dem Staatsfiskus gehörenden monumentalen Gebäude in der Dresdner Altstadt:

Elektrizität wurden außer dan die oben genannte Gebäude außerdem geliefert an:

Die Kohlenzufuhr zum Heizwerk erfolgte meist mittels Eisenbahnwaggons der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen über den schon 1856 entstandenen Bahnhof Dresden-Altstadt-Elbufer (auch "Dresden-Packhof-Altstadt" genannt), der ein Verbindungsgleis vom ehemaligen Albertbahnhof, der nur ein Jahr vorher eröffnet wurde und später nicht nur im Volksmund, sondern auch offiziell (Dresden-Altstadt-)"Kohlenbahnhof“ hieß. Die Kohlen wurden in kleine Kippwagen entladen, danach zur Vorhalle des Betriebsgebäudes gefahren, um dort mittels der beiden Fahrstühle entweder in die Keller oder direkt in das Kesselhaus bis an die Fülltrichter befördert zu werden. Allerdings wurde auch der Schiffsverkehr auf der Elbe genutzt, um das Werk mit Kohlen zu versorgen. Zur Entladung stand am Elbkai ein elektrisch betriebener, fahrbarer Kran zur Verfügung.

Die Versorgung der Fernwärme vom Heizhaus wurde bis zu einer Temperatur von -5°C unter der vollen Druckleistung sichergestellt. Die Leitungen wurden aus Kupferrohr hergestellt und zum Schutz gegen Abkühlung mit dem Pasquaischen Wärmeschutzmittel, das heißt mit einer Umhüllung aus Seidenabfällen ummantelt. Für den Sommerbetrieb des Hofopernhauses wurde noch eine gesonderte Rohrleitung angelegt.

Der elektrische Betrieb der Zentrale erfolgte mit drei Dampfmaschinen, wovon zwei eine Nennleistung von je 450 PS und ein Reservekessel eine Nennleistung von 233 PS hatten. Diese Leistungen ließen sich bei Notwendigkeit um etwa 30 Prozent steigern. Für eine eventuelle spätere Erweiterung wurde der Raum auch für eine vierte Dampfmaschine berücksichtigt. Die Gesamtanlage war als Dreileiterstrom mit 2 x 110 Volt Spannung ausgelegt, allerdings wurde auch der spätere Übergang auf eine Versorgung von 220 Volt geplant. Für das königliche Schloss und für die Semperoper wurden als Reserve noch besondere Versorgungsleitungen angelegt.

Im Dezember 1902 betrug die Dampferzeugung des königlichen Fernheizwerkes 5.930,7 Tonnen, was 3.677 Millionen WE (Wärmeeinheiten) ensprach. Dafür wurden zirka 1.276,8 Tonnen Braunkohle verwendet, die für damals insgesamt 10.780 Mark eingekauft wurden. Die Erzeugung von 100.000 WE kostete somit 29,3 Pfennige. Zum Vergleich betrugen die Kosten bei einer Heizung mit damals herkömmlichen Stubenöfen etwa 70 bis 80 Pfennige für diegleiche Wärmemenge, bei Zentralheizungen immer noch 65 bis 70 Pfennige.

[Bearbeiten] Stilllegung und Nachnutzung

1928 wurde das Heizkraftwerk Eigentum der Stadt Dresden über. Nach dem Bau einer Fernwärmeleitung vom Westkraftwerk an der Schweriner Straße wurde das vormalige Heizkraftwerk nur noch als Umformerstation genutzt. Der nicht mehr benötigte Schornstein bzw. Turm wurde um 1935 abgetragen.

Bei den Luftangriffen am 13. Februar 1945 wurde das Gebäude - wie viele Bauten der historischen Innenstadt von Dresden - erheblich beschädigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das ehemalige Fernheiz- und Elektrizitätswerk bis 1977 vom Energieversorgungsunternehmen als Dampfverteilerstation und Funktionsgebäude genutzt.

[Bearbeiten] Sprengung

Am 31. Mai 1978 wurde das erhaltene Restgebäude des ehemaligen Staatlichen Fernheiz- und Elektrizitätswerks gesprengt und abgetragen. Außer dem historischen Fernwärmekanal zum Schloss und ehemaligen Dachsteinen des Heizwerkes, die an der Treppe zwischen der Semperoper und dem Zwinger im Fußgängerbereich aufgestellt sind, ist vom ehemaligen Heiz- und E-Werk nichts erhalten.

[Bearbeiten] Trivia

Der Kasseler Professor Carl Brünner zeichnete vom Gebäude ein farbiges Aquarell.

An der Stelle wurde mit dem Wiederaufbau der Semperoper ab Anfang der 1980er Jahre ein moderner Bau errichtet, der mit der Oper verbunden ist und als Probebühne, Funktionsgebäude und Sitz der Verwaltung genutzt wird.

[Bearbeiten] Technische Daten und Erläuterungen

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. "...erstes Fernwärmenetz in Europa" in: Dresdner Energie-Museum auf www.kraftwerk-museum.de.
  2. Die Errichtung eines staatlichen Fernheizwerkes und Elektrizitätswerkes, Datensatz im Sächsischen Staatsarchiv.
  3. Prof. Dr. Br. Rotter: Repertorium zu den Landtags-Akten/ und Mittheilungen über die Verhandlungen des 27. ordentlichen Landtags 1897/98, Digitalisat auf Google Books, S. 64.
  4. Snippet-Ansicht auf Google Books.
  5. Prof. Friedrich Kummer: Dresden und das Elbgelände, Eigenverlag, Dresden Digitalisat auf Google Books, S.113.

[Bearbeiten] Weblinks

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