Kurt Boeck
Karl Alexander Oskar Kurt Boeck, auch Carl Alexander Oskar Curt Boeck (* 10. Juni 1855 in Antonienhütte/ Oberschlesien; † 4. Oktober 1933 in München) war ein königlich-sächsischer sowie königlich-preußischer Hofschauspieler, Fotograf, Bergsteiger, Forschungsreisender und Schriftsteller. Er war Anfang des 20. Jahrhunderts einer der bedeutendsten Herausgeber von Literatur und Bildern zu fernen Ländern.
[Bearbeiten] Familie
Karl Alexander Oskar Kurt Boeck entstammte der pommernschen Familie Boeck, teilweise auch Böck, die ursprünglich wohl aus dem Niederrheinischen stammte. Ältester nachweisbarer Ahnherr ist der königlich-preußische Wachtmeister Ernst I. Conrad Boeck (um 1725–1792), Rittergutsbesitzer auf Bulgrin bei Tempelburg/ Pommern, später auch auf Hohenstein und Appelwerder, beides adlige Rittergüter in Pommern. Die Familie Boeck ist über den Josephschen Zweig mit der Familie Körner/ Koerner verwandt.[1]
Kurt Boeck war der Sohn des Mitglieds des Preußischen Abgeordnetenhauses, Mitinhabers der offenen Handelsgesellschaft (OHG) "Boeck & Kersten" und Glashüttenbesitzers zu Charlottenburg/ Berlin, Oscar I. Heinrich Alexander Boeck (* 16. Januar 1823 in Posen, heute Poznan/ Polen; † 4. Oktober 1882 in Schöneberg bei Berlin) und dessen 1851 geheirateter Ehefrau Emilie geb. Süssenguth (* 25. Juni 1831 in Breslau, heute Wrocław/ Polen; † 11. Februar 1894 in Schöneberg bei Berlin), Tochter des königlich-preußischen Justizrates zu Breslau, Carl Johann Süßenguth (1795–1854) und dessen Ehefrau Emilie Friederike Josephine Mathilde Ida geb. Schwürtz (1805–1840). Kurt hatte noch fünf Geschwister, darunter drei Schwestern und zwei Brüder, von denen der Jüngere, Frank Boeck (* 1858) mit dessen Familie nach Amerika, nach Seattle auswanderte.
Kurts Großvater, George Alexander I. Boeck (1781–1844) war königlich-preußischer Oberappellationsgerichtsrat sowie ab 1829 Geheimer Justizrat, Ritter zu Posen und Stammvater des Posener Astes der Familie Boeck. Kurts Großmutter Henriette Concordia Boeck geb. Keber (auch Köber, 1786–1867) zog 1865 als Witwe nach Dresden in die Lüttichaustraße 7 [2] und wurde auf dem Trinitatisfriedhof, zusammen mit ihrer Tochter Fanny Concordia Moritz, geb. Boeck (1827–1868), Witwe des königlich-preußischen Justizrats Johann Friedrich Moritz (1796–1864) beerdigt.
Kurt Boeck heiratete am 3. April 1884 in Dresden Wella geb. Geißler (* 3. April 1865), die Tochter des königlich-sächsischen Hoftheater-Kleidermachergehilfen Wilhelm Geißler [3] und dessen Ehefrau geb. Klaus. Die Ehe blieb kinderlos.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Kurt Boeck studierte nach dem Abschluss des Berliner Realgymnasiums Philosophie und Naturwissenschaften in Berlin und Zürich und promovierte 1879 zum Doktor der Philosophie (Dr. phil.) an der Universität in Göttingen mit seiner Arbeit „Über eine Disulfosäure des Anthracens“. Nach seinem einjährigen Militärdienst nahm Boeck in Dresden Schauspielunterricht bei den Hofschauspielern Karl Gustav Berndal und Heinrich Oberländer. Zuvor hatte er bereits während seines Studiums einige Auftritte auf Bühnenstücken.
Boeck kam 1880 nach Dresden an das dortige Hoftheater und ist erstmals 1881 im Dresdner Adressbuch als königlicher Hofschauspieler erwähnt. Er wohnte anfangs in der Falkenstraße 11.[4] 1882 zog Boeck in die Blochmannstraße 1,[5] 1884 in die Sachsenallee 1,[6] wo er bis 1885 wohnte. Ab 1883 ist Boeck als Doktor der Philosophie (Dr. phil.) im Adressbuch verzeichnet. 1884 wurde Boeck noch Lehrer für Schauspiel- und Vortragskunst am königlichen Konservatorium in Dresden, quittierte aber seinen Dienst ein Jahr später aufgrund eines Angebots am königlichen Theater in Kassel, wo er königlich-preußischer Hofschauspieler wurde. In Kassel spielte Boeck in einigen großen Rollen, so u. a. als "Götz von Berlichingen", "Don Carlos" und "König Lear".
1887 bot sich Boeck die Gelegenheit einer Forschungsreise nach Asien, speziell nach Persien und in den Kaukasus. Aufgrund dieser Reise wandte sich Boeck fortan der Forschung ferner Länder zu und unternahm 1890 auf eigene Kosten eine große Expedition in das Himalaya-Gebirge, u. a. zum Mount Everest. Er wiederholte diese Reise 1893, 1895 und 1898 bis 1899, als er ausgiebig Indien und 1898 erstmals das seinerzeit für Ausländer verschlossene Königreich Nepal kennenlernte. Dabei fotografierte er mit einer in seiner Tasche versteckten "geheimen" Kamera, mit der er für heutige Zeiten viele wertvolle Fotos in beeindruckender Qualität hinterließ.
1888 eröffnete Boeck in Rostock in der dortigen Breiten Straße ein Fotoatelier, das er aber im Mai 1890 wieder an seinen Nachfolger, Hugo Springmeier abgab.[7]
1896, nach seinen nächsten beiden Forschungsreisen, kehrte Boeck nach Dresden zurück und zog in die Schubertstraße 29,[8] wo er bis 1902 wohnte. Ab 1900 ist er als Schriftsteller verzeichnet. [9] Boeck hielt umfangreiche Vorträge zu seinen Reisen in zahlreichen Vereinen im In- und Ausland, bezeichnete sich selbst deshalb als "Vortragsmeister" sowie "Forschungsreisender" und veröffentlichte Bücher sowie Aufsätze in Zeitschriften zu seinen Reisen. Ab 1902 wohnte Boeck in seiner Sommerwohnung in Loschwitz im Kotzschweg 2.[10] Er wohnte bis 1914 in Loschwitz, zuletzt in der Lorenzstraße 3, wo er auch Inhaber einer "Photographischen Kunst- und Verlagsanstalt" war.[11]
Boeck unternahm weitere Reisen nach Birma (heute Myanmar), China, Amerika, Sibirien, Japan und die pazifische Inselwelt, u. a. zu den Marianen-Inseln im heutigen Guam, nach Palau und Tonga, wo er ebenfalls wieder wertvolle Fotografien mitbrachte. Bilder von ihm erschienen aber auch ohne Urheberangaben.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wanderte Boeck in die Schweiz aus, wo er in den 1920er Jahren u. a. in Rohrschacherbach und Bern wohnte. Später zog er in die österreichische Hauptstadt Wien. In seinen letzten Lebensjahren kehrte er nach Deutschland zurück, verbrachte seinen Lebensabend in München, wo er auch starb.
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
- 1894: Dr. Boecks Himalaya-Album
- 1900: Indische Gletscherfahrten, Reisen und Erlebnisse im Himalaya, Digitalisat
- 1902: Bei den Sinhalesen
- 1903: Durch Indien ins verschlossene Land Nepal, Digitalisat
- 1912: 60 Scherzgedichte zu Lichtbildern aus dem Wunderland Indien,
- 1922/23: Dreibändige Ausgabe "Indien", bestehend aus:
- Teil I: Im Banne des Everest, Erlebnisse in Nepal, der für Weiße verschlossene Heimat der Gorkhas im Zentral-Himalaya,
- Teil II: Indische Gletscherfahrten, Reisen und Erlebnisse im Himalaya,
- Teil III: Indische Wunderwelt - Reisen und Erlebnisse in Britisch-Indien und auf Ceylon
- 1927: Himalaya: Lieder und Bilder
[Bearbeiten] Quellen
- Deutsches Geschlechterbuch, Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, 5. Band, Digitalisat im Internet Archiv auf archive.org, S. 3ff.
- Deutsches Geschlechterbuch, Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, 7. Band, Digitalisat der SLUB Dresden, S. 29ff.
- Deutsches Geschlechterbuch, Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, 16. Band, Digitalisat im Internet Archiv auf archive.org, S. 119f.
- Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Verlag von Paul List, Leipzig 1903, S. 107, Digitalisat
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, Band 4, S. 227: Ernestine Henriette Boeck (1762–1822), eine Tochter von Ernst Conrad Boeck heiratete 1793 den Rittergutsbesitzer und Großkaufmann Joseph Gottlob Körner (1747–1825).
- ↑ Erstmals im Adressbuch Dresden 1866, SLUB, S. 46
- ↑ Adressbuch Dresden 1865, SLUB, S. 91
- ↑ Adressbuch Dresden 1881, SLUB, S. 64
- ↑ Adressbuch Dresden 1883, SLUB, S. 59
- ↑ Adressbuch Dresden 1885, SLUB, S. 64
- ↑ Thomas Werner: Rostock frueher, Geschichte(n) aus meiner Stadt: Kurt Boeck
- ↑ Adressbuch Dresden 1897, SLUB, S. 83
- ↑ Adressbuch Dresden 1900, SLUB, S. 154
- ↑ Adressbuch Dresden 1903, Vororte, SLUB, S. 2537
- ↑ Adressbuch Dresden 1914, SLUB, S. 2948
[Bearbeiten] Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Kurt Boeck“
- Kurt Boeck in Thomas Werner: Rostock frueher, Geschichte(n) aus meiner Stadt auf werner0304.alfahosting.org
- Himalaya-Forscher Dr. Kurt Boeck (1855-1933) auf www.bilder-aus-nepal.de