VEB Herrenmode
Der VEB Herrenmode Dresden war ein Großbetrieb der DDR mit Stammsitz in Dresden, zuletzt zugehörig zum Volkseigenenen (VE) Textilkombinat Cottbus.
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[Bearbeiten] Geschichte
Am 1. Oktober 1957 wurde der VEB (Volkseigene Betrieb) Herrenmode gegründet. Der Betrieb auf der Bärensteiner Straße 16-18 im Dresdner Stadtteil Striesen entstand durch die Zusammenführung der "VEB Dresdner Kleiderwerke Dresden" und "VEB Kleidermacher Dresden".
Vorgängerbetrieb war die "Dresdner Schürzen- und Kleider-Fabrik Hopf & Feilgenhauer" in der Dresdner Albertstadt. Inhaber waren bis zu seinem Tod Ludwig Otto Hopf († 1927/28 in Dresden),[1] danach seine Witwe Hilde Gertrud Hopf [2] sowie Bernhard Hellmut Feilgenhauer.[3] Der Betrieb hatte bis zu 1.300 Beschäftigte. Die Firma Hopf & Feilgenhauer wurde nach dem Zweiten Weltkrieg 1946 enteignet. Feilgenhauer ging daraufhin in die Westzone des besetzten Deutschlands und gründete in Gelsenkirchen eine neue Kleiderfabrik, die bis in die 1980er Jahre bestand.[4]
Seit 1953 besaß der VEB eine eigene Betriebsberufsschule. 1969 wurde der Betrieb Teil des Textilkombinats Cottbus. Im Laufe der Zeit wurden vorher selbstständige Betriebe in den VEB Herrenmode eingegliedert, wodurch dieser zum Großbetrieb der Textilindustrie nicht nur in den damaligen sächsischen Bezirken der DDR wurde. So wurde am 1. Januar 1976 ein Teil des ehemaligen Betriebes des VEB Oberbekleidung Dresden dem VEB Herrenmode angeschlossen. 1983 bekam der Betrieb eine neue moderne Zuschnittanlage.
Ab Mitte der 1970er Jahre wurden zur Beschaffung von Devisen für die DDR mehr Erzeugnisse der Herrenbekleidung für das sogenannte "nichtsozialistische Ausland" gefertigt, allerdings in der Regel nicht unter dem Namen des VEB Herrenmode, sondern unter westlichen Markennamen. Die Produkte des VEB Herrenmode Dresden gingen in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre zu 20 % in den Binnenmarkt, zu 40 % in den Osten in Richtung Moskau und zu 40 % in die Bundesrepublik Deutschland, z. B. an C&A. Die betriebseigene Fahrbereitschaft holte in regelmäßigen Abständen Stoffe und Einnäher von C&A aus Hamburg.[5] Jahrelang war der Herrenanzug "Großrundstrick" einer der Verkaufsschlager des Dresdner Betriebes.[6]
1986 hatte der Betrieb über 5000 Beschäftigte und wurde als größter Bekleidungsproduzent der DDR erwähnt.[7] Im VEB Herrenmode Dresden arbeiteten in den Jahren 1988/89 in einigen Betriebsteilen fast nur noch vietnamesische Vertragsarbeiterinnen und -arbeiter in der Produktion, lediglich die Vorarbeiterinnen waren noch DDR-Bürger.[8] Die vietnamesischen Gastarbeiter waren in gesonderten Wohnblöcken u. a. im Stadtgebiet Leubnitz-Neuostra untergebracht, wo sie nach Feierabend Jeans und Bekleidung für in privater Heimarbeit herstellten.
Der VEB Herrenmode Dresden hatte mehrere Betriebsteile, speziell in der Oberlausitz. Zweigbetriebe befanden sich in weiteren sächsischen Städten, z. B. in:
- Pulsnitz[9]
- Oppach[10]
- Bischofswerda, wo am 5. Februar 1973 die größte und modernste Komplettier- und Versandhalle für Bekleidung in der DDR übergeben wurde[11]
- Neugersdorf
- Seifhennersdorf
- Sebnitz
- Löbau
- Großenhain
- Niesky
- Roßwein[12]
Der VEB Herrenmode bestand bis 1990.[13] Am 1. Juli 1990 wurde der Betrieb als "Dresdner Herrenmode GmbH" umfirmiert. Nach der politischen Wende in der DDR und der deutschen Wiedervereinigung mussten viele Betriebsteile des ehemaligen VEB Herrenmode wegen Unwirtschaftlichkeit geschlossen werden. Der Betrieb "Herrenmode Dresden" wurde von der Firma "Le-go Bekleidungswerke" mit Sitz in Hof übernommen und die Produktion in Bischofswerda ausgebaut, wo sie 2012 eingestellt wurde.[14] Der traditionsreiche Standort Dresden wurde schon 1992 komplett aufgegeben. Das Areal wird heute als Gewerbepark genutzt.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
Der Betrieb wurde am 1. Februar 1974 mit dem Karl-Marx-Orden der DDR ausgezeichnet.[15]
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Karl-Heinz Kathert (* 1929 in Magdeburg), ehemaliger Oberst der Grenztruppen der DDR an der Militärakademie Dresden, ab Juli 1987 Hauptbetreuer der vietnamesischen Werktätigen im VEB Herrenmode Dresden und damit für etwa 1000 Arbeitnehmer in zehn Zweigbetrieben [16] bis zu deren Rückführung Anfang 1991.[17]
Bierbembel (Bierkrug) zum 20. Jahrestag der Gründung des VEB Herrenmode 1977
[Bearbeiten] Quellen
- Der Herrenanzug Großrundstrick war ein Renner Artikel in der SZ-Online, 5. Oktober 2012 (gebührenpflichtig)
- "tempo, technik, mode", VEB Herrenmode Dresden, Betriebszeitung der SED-Parteileitung vom 13. Februar 1976
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Letztmalig im Dresdner Adressbuch 1927/28, SLUB, S. 432
- ↑ ab 1929 im Dresdner Adressbuch 1929, SLUB, S. 435
- ↑ Dresdner Adressbuch 1943/44, SLUB, S. 263
- ↑ Nach schriftlicher Information von Heinz Schulz, Dresdner Geschichtsforscher.
- ↑ Karl-Heinz Kathert auf /rimini-protokoll.de
- ↑ Sächsische Zeitung online vom 5. Oktober 2012
- ↑ Zeitung "Neues Deutschland vom 3.Januar 1986
- ↑ Exponate aus der Ausstellung "Immer bunter" auf mdr
- ↑ Abriss / Renaturierung ehem. Herrenmode auf der Homepage der Stadt Pulsnitz
- ↑ Bekleidungswerk Oppach („Schneiderei“)/VEB Herrenmode auf www.oppach.de
- ↑ VEB Herrenmode in: App in die Geschichte
- ↑ Werk Roßwein des VEB Herrenmode auf www.deutsche-digitale-bibliothek.de
- ↑ Bärensteiner Straße auf www.dresdner-stadtteile.de (Archivversion)
- ↑ Traditionsunternehmen Dresdner Herrenmode gibt auf auf DNN-online
- ↑ Urkunde in der Datenbank des Deutschen Historischen Museums auf www.dhm.de
- ↑ Echte Menschen gleich wahre Geschichte? auf zzf-pdm.de
- ↑ Karl-Heinz Kathert auf /rimini-protokoll.de
[Bearbeiten] Weblinks
- Foto mit Werbung mit dem "Herrenmode-Männlein" an einer Hauswand in der Dresdner Neustadt, von Christine Starke (Dresden) auf www.neustadt-ticker.de
- Stammwerk Dresden des VEB Herrenmode Dresden auf "App in die Geschichte"
- Stammwerk Dresden, Produktion 1973, Bild aus dem Bundesarchiv in Wikimedia Commons
- Stammwerk Dresden, Produktion 1974, Bild aus dem Bundesarchiv in Wikimedia Commons