Vadossi

Stadtwiki Dresden - Freiraum für Ideen und Wissen über Dresden
Wechseln zu: Navigation, Suche
Verpackung für Vadossi-Schokopastillen, um 1935
Nudossi (2016)

Die Firma Vadossi gründete am 1. Oktober 1920 Karl Friedrich Lischka (1890-1949), ein Oberschlesier aus Matzkirch bei Oppeln (heute Maciowakrze, Polen) als Backhaus. In angemieteten Räumen an der Hofmühlenstraße 15 in Dresden-Plauen produzierte er Gebäck, beispielsweise „Dresdner Hohlhippen“, „Feine Bissen“, „Vadossi Aprikosentörtchen“ oder „Mandelhörnchen“. Einige Monate später nahm er auch die Produktion von Schokoladentafeln auf. Zunächst bezog er fertige Kakaomasse. Bald schaffte er jedoch Maschinen an, die ab Frühjahr 1922 den gesamten Verarbeitungsprozess von der rohen Kakaobohne zur fertigen Schokolade übernahmen. Lischkas Produkte kamen gut an und der Absatz stieg, sodass die gemieteten Räume zu klein wurden.

Im Frühling 1924 kaufte Lischka ein leerstehendes Fabrikgebäude in Radebeul-Kötzschenbroda. Auf dem Areal an der Kötitzer Straße 29 hatte zuvor die Knopffabrik „W. Käfer & Co.“ produziert. Der neue Eigentümer ließ das Gebäude für die Süßwarenherstellung umbauen, schaffte moderne Maschinen an. Ein halbes Jahr nach dem Grundstückskauf verlegte Lischka den Firmensitz offiziell nach Radebeul und startete mit 40 Angestellten die Produktion in der „Vadossi Kakao-, Schokoladen- und Marzipanfabrik“. Das Firmenlogo zeigte folgerichtig eine Kakaofrucht.

Das Unternehmen stellte nicht nur verschiedene Sorten Schokoladentafeln her, sondern auch Gelee-Früchte, „Weinbrand-Kirschen“, „Katzenzungen“, russisches Konfekt, Marzipanfrüchte und -blumen sowie Tiere und Figuren aus Schokolade, die man in bis zu 24 Teile zerlegen konnte und die in buntes Stanniolpapier eingewickelt waren. Ab 1926 ließ Lischka Pralinen herstellen, beispielsweise „Linzer Kapsel-Dessert“, „Wiener Busserl“, „Perser Happen“, „Mulatten-Küsse“ oder „Sultankremetten“.

Lischka verkaufte seine Pralinen zunächst nicht sortiert in kleinen Schachteln, sondern mittels Handelsvertretern lose in Kisten zu mehreren Kilo direkt an die Einzelhändler. So konnte er den Großhandel umgehen.

Bis 1934 wuchs das Unternehmen von Jahr zu Jahr, die Jahresproduktion stieg bis auf 2700 Tonnen der 287 Produkte. Immer neue Fabrik-Flachbauten kamen hinzu, bis zu 500 Menschen arbeiteten für Lischka.

Ab Herbst 1934 wurde Rohkakao kontingentiert, ab Kriegsbeginn 1939 ergaben sich große Lieferschwierigkeiten bei den Rohstoffen. Zudem mussten viele Arbeiter in die Rüstungsindustrie wechseln. Dennoch produzierte Vadossi weiter Süßwaren, wenn auch in sehr begrenztem Umfang. 1942 eröffnete Lischka die Abteilung Süßstoffpresserei, die als kriegswichtig galt, 1944 eine Gemüsetrocknung.

Die Fabrikgebäude auf dem Vadossi-Gelände überstanden den Zweiten Weltkrieg unbeschadet, abgesehen von drei Treffern am letzten Kriegstag, auch Maschinen wurden nicht demontiert. Bereits ab Juni 1945 produzierten 50 Angestellte wieder Milchkrem-, Fondant- und Krokantwaren.

Nach Lischkas Tod im April 1949 erbte seine Ehefrau das Unternehmen. Langjährige, vertraute Mitarbeiter wie Reinhold Prenzel (1894-1970) führten die Geschäfte weiter, inzwischen bereits wieder mit knapp 250 Beschäftigten. Vadossi erhielt Aufträge von der HO und Produktionsauflagen von der sächsischen Regierung. Ab 1957 war Vadossi ein Unternehmen mit staatlicher Beteiligung und beschäftigte rund 500 Mitarbeiter.

Die Angestelltenzahl sank bis 1970 auf rund 360, weil immer mehr Maschinen eingesetzt wurden. Im Jubiläumsjahr 1970 produzierte die „Kakao-, Schokoladen- und Marzipanfabrik Vadossi KG“ 1100 Tonnen Kakao- und 1000 Tonnen Zuckerwaren. Das Angebotsspektrum war auf etwa 20 Artikel geschrumpft. 1972 wurde das Unternehmen komplett verstaatlicht und hieß fortan „VEB Vadossi Radebeul“. Zehn Jahre später wurde Vadossi als Werk 2 dem „VEB Dresdner Süßwarenfabriken Elbflorenz“ angegliedert.

Mitte der 1980er Jahre wurde die Nudossi-Produktion ins Dresdner Hauptwerk von Elbflorenz verlegt, weil die Vadossi-Flachbauten in Radebeul zu klein waren, um mehr herstellen zu können. Außerdem sollten sich die Radebeuler gemäß Kombinatsbeschluss auf die Produktion von Gelatine für Gummibärchen, Marzipan- und Persipanrohmasse spezialisieren.

Nach der politischen Wende wurde der VEB Elbflorenz 1990/1991 abgewickelt. Vadossi wurde als „Vadossi GmbH“ durch das Bremer Handelshaus Frantz Kragh (u.a. Trockenfrüchte und Süßwaren) weiterbetrieben und stellte Marzipan- und Persipan-Rohmasse zur Weiterverarbeitung her. Bereits 1994 musste die Firma jedoch Konkurs anmelden. Aus der Konkursmasse kaufte der Radebeuler Konditormeister Karl-Heinz Hartmann 1995 sowohl das alte Vadossi-Gelände als auch den Markennamen. Nach einer Insolvenz im Jahr 2005 wird die Firma ebenfalls von Hartmann als „Sächsische und Dresdner Back- und Süßwaren GmbH & Co. KG“ weitergeführt.

[Bearbeiten] Verkaufsschlager „Nudossi“

Ab 1966 kreierte das Entwicklungskollektiv von Vadossi „Nudossi“, eine Nuss-Nougat-Creme nach dem Vorbild von Nutella, das seit 1965 unter diesem Namen in Westdeutschland vertrieben wurde. Nach etlichen Monaten mit Analyse der Nutella-Inhaltsstoffe, langen Versuchsreihen, Suche nach geeigneten Bechern und einer Abfüllanlage sowie regelmäßigen innerbetrieblichen Verkostungen testeten ab 1967 Kindergärten und Schulklassen das neue Produkt. Im Sommer 1968 kam der süße Brotaufstrich mit dem Namen „Nudossi“, einer Kombination aus „Nuss“ und „Vadossi“, schließlich in die DDR-Feinkost- und Delikatgeschäfte. Das Werbegesicht war der damals zwölfjährige Michael Golm. Im Jahr 1970 produzierte Vadossi 500.000 Becher voller Nudossi, 1971 eine Million, 1985 sechs Millionen. Die Haselnüsse stammten aus der Türkei, was allerdings für Devisenprobleme sorgte.

Mit der Abwicklung des VEB Elbflorenz starb vorerst auch das beliebte Produkt „Nudossi“.

Im Oktober 1997 kündigte der neue Vadossi-Eigentümer, Konditormeister Karl-Heinz Hartmann, spontan bei einer Pressekonferenz an, „Nudossi“ wiederbeleben zu wollen. Vom ehemaligen „Elbflorenz“-Schichtleiter Dieter Berger erhielt er das Originalrezept, vom Mitteldeutschen Rundfunk erwarb er Anfang 1998 das Markenrecht. Am 23. März 1998 begann die Produktion von Nudossi wieder.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Weblinks

Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Werkzeuge