Centurius Pflugk

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Wappen der Adelsfamilie (von) Pflugk

Centurius Pflugk, auch Pflug, seltener von Pflug(k), latinisiert Centurius Pflugius, auf Gersdorf bei Roßwein (* 2. Februar 1568 in Strehla bei Riesa; † 29. März 1619 Gersdorf) war ein kurfürstlich-sächsischer Offizier und Beamter, u.a. als Stadthauptmann und später Stadtoberster von Dresden, zuletzt im Rang eines Obristen (Oberst). Er war auch Amtshauptmann zu Nossen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Centurius Pflugk entstammte dem böhmischen und sächsisches Uradelsgeschlecht Pflugk, das mit Ulricus Pluoch im Jahr 1287 auf Pluhowy Zdiar im südlichen Böhmen zuerst erscheint und um 1295 die Burg Rab(en)stein an der Schnella in Westböhmen erwarb. In den 1330er Jahren erwarben Familienmitglieder Besitz auch in der Markgrafschaft Meißen, später weiteren in Böhmen und Kursachsen. Seit 1338/1384 gehörten Stadt und Burg Strehla an der Elbe als Lehen der Naumburger Bischöfe der Familie Pflugk. Das Schloss und die ehemalige Grundherrschaft blieben bis zur Enteignung durch die Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone 1945 über 600 Jahre im Besitz der Familie. Die Familie verzichtete in den ersten Jahrhunderten auf das Adelsprädikat "von", ähnlich wie die adlige Familie Bose. Pflugks Urgroßvater väterlicherseits war Otto Pflugk auf Strehla († 1512), seine Großeltern väterlicherseits waren Sebastian Pflugk auf Strehla (14821557) und dessen Ehefrau Margarete geb. von Einsiedel (15001544).[1]

Centurius Pflugk war der Sohn des kurfürstlich-sächsischen Hof- und Ratsmeisters Otto Pflugk des Älteren auf Strehla und Kreinitz (* 1521; † 2. April 1583 in Strehla) und dessen Ehefrau Elisabeth geb. von Carlowitz (* 1545; † 1. Mai 1593) aus dem Hause Kriebstein, Tochter des Georg von Carlowitz auf Kriebstein, Ehrenberg und Waldheim. Pflugk hatte noch zwei Schwestern:

Centurius Pflugk heiratete am 27. Februar 1603 auf dem kurfürstlichen Schloss zu Dresden Sara geb. von Starschedel (* 1578; † 14. Oktober 1604), Tochter des kursächsischen Landrats und Obersteuereinnehmers Innozenz von Starschedel auf Borna und Melliß und dessen Ehefrau Sara geb. von Schleinitz. Aus dieser Ehe entstammte ein Sohn:

Nach knapp acht Jahren im Witwerstand heiratete Pflugk am 26. Juli 1612 in Gersdorf bei Roßwein Brigitte geb. von Grünroth (auch Grunradt) aus dem Hause Seifersdorf, Tochter des Wolff Dietrich von Grunradt auf Seifersdorf und Wiederroda. Aus dieser Ehe entstammten ein Sohn und vier Töchter, von denen der Sohn und eine Tochter im Kindesalter verstarben. Die anderen Töchter lebten noch beim Tod des Vaters. Bekannt davon sind:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Centurius Pflugk kam mit 13 Jahren zu seiner adligen und militärischen Ausbildung zum kursächsischen Obristen Hans Wolf von Schönberg auf Pulsnitz. Mit diesem reiste er 1585 auch zum Reichstag nach Augsburg. Er blieb bei von Schönberg bis 1588.

Als Ende der 1580er Jahre der königlich-niederländische Obrist Philipp Graf zu Hohenlohe in Dresden weilte, engagierte er Pflugk für den Kriegsdienst in den Niederlanden, wo er anfangs bei dem Grafen Philipp von Nassau zur Schildwache als gemeiner Soldat und Schütze eingeteilt wurde. Nach verschiedenen Kämpfen und Gefechten sowie Eroberungen von Städten im Spanisch-Niederländischen Krieg wurde er dort zum Gefreiten befördert. Als er am Neujahrabend 1594 bei seinen Freunden wieder angelangt war, fasste er den Entschluss an dem 1593 ausgebrochenen Langen Türkenkrieg teilzunehmen. Am 15. Mai 1595 erhielt er von dem Obristen Alexander I. von Velen das Patent eines Hauptmannes für 300 Soldaten inklusive einem Laufgeld für ein Fähnlein von Knechten. Mit diesen Männern, bald allerdings auf 200 reduziert, kämpfte er erst in Nieder-, später in Oberungarn. In der Schlacht vor Erlau in Ungarn kämpfte er an der Seite eines sächsischen Reiterkontingents unter dem Kommandeur Bernhard Fürst von Anhalt.

1597 erhielt Pflugk von dem Oberst Johann von Bernstein eine erneute Bestallung als Hauptmann für die Rückeroberung der Festung Raab. Als von Bernstein im Kampf durch einen Kanonentreffer seinen Kopf verlor, dessen Obrist-Lieutenant ebenfalls auf dem Totenbett lag, übernahm Pflugk das Kommando über die vorher von Bernstein befehligte Schanze mit 4.000 Soldaten zu Fuß, sieben Kompanien niederländische Reiter, vier Geschützen und weiteren ungarischen Soldaten zu Fuß und zu Ross. Anschließend wurde Pflugk von Christoph Hermann von Rußwurm, der ein Regiment mit 4.000 Mann besaß, zum Oberstleutnant über dieses Regiment bestallt. 1598 konnte die Festung Raab durch Adolf von Schwarzenberg zurückerobert werden – ein Ereignis, dem eine solche Bedeutung beigemessen wurde, dass im ganzen Reich auf Befehl Rudolfs II. Raaberkreuze mit der Inschrift „Sag Gott, dem Herrn, Lob und Dank, dass Raab wieder kommen in der Christen Hand“ errichtet wurden, die man vor allem in Niederösterreich heute noch findet.

1599 wurde Pflugk von dem Obristen Friedrich von Merseburg erneut zu einem Oberstleutnant angestellt, diesmal über zwei Fähnlein von 800 Mann, im gleichen Jahr erneut in diesem Rang über drei Fähnlein kursächsischer Soldaten, bestallt durch den damaligen kursächsischen Administrator, Herzog Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar. Im Jahr 1600 führte er dann erneut im Rang eines Oberstleutnants das Regiment von Johann Breuner im ungarischen Pápa, das damals von 120.000 Türken belagert wurde. Nach der Aufgabe der Festung führte Pflugk weiterhin als Oberstleutnant das Breunersche Regiment in der Schlacht vor Stuhlweissenburg und begab sich danach nach Prag.

1601 wurde Pflugk während der Regentschaft von Kurfürst Christian II. zum kursächsischen Amtshauptmann des Amtes Nossen ernannt. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tod inne. Im folgenden Jahr, 1602 übertrug der sächsische Kurfürst den Oberbefehl über sämtliche Festungen, Besatzungen, Proviant- und Zeughäuser im Kurfürstentum Sachsen an Centurius Pflugk, diesmal erstmals im Rang eines Obristen (Oberst). 1603 wurde Pflugk erster Stadtoberster und Oberkommandant von Dresden. Im gleichen Jahr kaufte Pflugk das Rittergut Gersdorf, das fortan, vor allem in späteren Jahren der Hauptsitz von ihm und seiner Familie wurde.[5] Aufgrund der Unruhen in Böhmen wurde Pflugk jedoch vom deutschen Kaiser Rudolf II. nach Prag abkommandiert, wo er ein Kommando über ein Regiment von 3.000 Soldaten sowie ausreichend Geschützen und Munition bekam. Daher übernahm von 1605 bis 1606 der Schwager des sächsischen Kurfürsten Christian II., Ulrich Prinz von Schleswig-Holstein, bereits kurfürstlicher Generalobrist, für diese Zeit die Kommandantur als Dresdner Stadtoberster.[6]

Nach seiner Rückkehr übertrug der sächsische Kurfürst am 22. Oktober 1607 das erneute Kommando über alle sächsischen Festungen, militärische Einrichtungen und Zeughäuser mit nun beinahe unbeschränkter Vollmacht. In dieser Funktion als kursächsischer Oberst blieb er nominell bis zu seinem Tod, wobei er die sächsische Armee auch reformierte. Pflugk musste wegen der fortdauernden böhmischen Unruhen 1608 aber erneut nach Böhmen, diesmal mit einem Regiment mit acht Fähnlein in der Stärke von 5.000 Soldaten. Zwischen 1610 und 1612 erhielt Pflugk vom sächsischen Kurfürsten drei unterschiedliche Kommandos zur Verteidigung des Kurfürstentums sowohl zu Ross als auch zu Fuß über mehrere tausend Soldaten. In dieser Zeit kam es auch zu Klagen von Pflugk in seiner Eigenschaft als Amtshauptmann von Nossen gegen den Rat von Roßwein wegen Nichtahndung von Ordnungswidrigkeiten.[7]

Danach kämpfte Pflugk immer mehr mit fortschreitenden Krankheiten. Aufgrund seiner jahrelangen Treue zum Kurfürstentum Sachsen besuchte ihn in seinem Krankenbett auch der neue sächsische Kurfürst Johann Georg I., der um seine Gesundheit besorgt war. Nachdem er nochmals auf allerhöchsten kursächsischen Befehl vom 19. August 1618 nach Böhmen geschickt wurde, wo erneut Unruhen ausgebrochen waren, kam er am 9. September 1618 mit Fieber von dieser Verschickung zurück nach Hause nach Gersdorf. Von dieser Krankheit erholte er sich trotz Fürsorge der kursächsischen Leibmedicis, die aus Dresden zu ihm zu Hilfe geeilt waren, in den nächsten 29 Wochen nicht mehr.

Am Karfreitag 1619 befiel Pflugk eine große Schwäche. Nachdem er noch am Ostersonntag die Predigt seines Pfarrers zuhören konnte, verstarb er am Ostermontag 1619 gegen 15:15 und wurde am 25. Mai desgleichen Jahres in der Sophienkirche in Dresden beigesetzt. Bei seiner Leichenpredigt waren aus seiner Familie anwesend:

Pflugk ließ zu seinen Lebzeiten die Kirche von Etzdorf bei Striegistal auf seine Kosten renovieren und stiftete dazu für seinen Pfarrherren ein neues Kirchenornat.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Rittergut Strehla, Archivale 20558 im Staatsarchiv Leipzig.
  2. Vergleiche über Dienste und Abgaben zwischen den Rittergutsbesitzern von Gersdorf, Centurius Pflugk und seinem Sohn Christian Pflugk, sowie der Stadt Roßwein in: Rittergut Gersdorf bei Roßwein mit Böhrigen, Archivale 20391 im Staatsarchiv Leipzig.
  3. Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen, IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 26, Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource.
  4. Rittergut Hof, Altes Schloss (Renaissanceschloss, bei Leipzig) auf www.architektur-blicklicht.de.
  5. Ulrich Bänsch: Das Rittergut Gersdorf bei Roßwein, [id=https%3A%2F%2Fslub.qucosa.de%2Fapi%2Fqucosa%253A90139%2Fmets Datensatz] der SLUB.
  6. Dr. Hubert Ermisch (Hrsg.): Neues Archiv für sächsische Geschichte, 7. Band, Dresden 1886, Digitalisat auf Google Books, S. 243f.
  7. Klage des Centurius Pflugk, Amtshauptmann von Nossen, gegen den Rat von Roßwein..., Datensatz in der Deutschen Digitalen Bibliothek.

[Bearbeiten] Weblinks

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