Egon von Gersdorff
Karl Adolf Egon von Gersdorff, anfangs auch Carl Adolph Egon von Gersdorff, teilweise auch Gersdorf (* 6. Juli 1854 in Dresden; † 10. Oktober 1917 ebenda) war ein königlich-sächsischer Offizier und General, u.a. als Kommandeur eines sächsischen Großverbandes, zuletzt als Militärgouverneur von Czenstochau in Schlesien im Rang eines Generalleutnants.
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[Bearbeiten] Familie
Karl Adolf Egon von Gersdorff entstammte der uradeligen Familie von Gersdorff mit dem gleichnamigen Stammsitz Gersdorf, die zum ersten Mal 1241 urkundlich erwähnt. Die ununterbrochene Stammlinie beginnt mit dem 1301 urkundlich erwähnten Christian von Gersdorff, der mehrfach das Amt des Landvogts der Görlitzer Provinz ausübte. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit waren die Gersdorffs vor allem in der Oberlausitz und in Sachsen ansässig. Von Gersdorffs Großvater Adolf Heinrich von Gersdorff (1777–1837) war königlich-sächsischer Hauptmann.
Egon von Gersdorff war der Sohn des königlich-sächsischen Oberst Friedrich Eduard von Gersdorff (* 1. Dezember 1829 in Dresden; † 6. Dezember 1899 ebenda) und dessen 1853 in Loschwitz geheirateter Ehefrau Ida Agnes geb. May (* 18. Juli 1831 in Neustadt/Sachsen; † 30. Dezember 1917 in Coswig), Tochter von Karl May und dessen Ehefrau Agnes geb. Hirschof. Von Gersdorff hatte noch zwei Geschwister:
- Margarethe Agnes Liberta von Gersdorff (1855–1934), wohnte zuletzt in ihrem Haus in der Mozartstraße 8[1] ⚭ 1878 Max von Zimmermann († 1922), Rentier.
- Georg Eduard William von Gersdorff (1859–1917), königlich-sächsischer Offizier und General, zuletzt Generalleutnant ⚭ 1889 Lisbeth Anna Therese Mathilde geb. Siemens (1866–1947), Tochter von Friedrich Siemens (1826–1904), vier Söhne.
Egon von Gersdorff heiratete am 18. September 1896 in Dresden Elisabeth Marie Amalie Margarethe verw. von Metzradt geb. Loimann (* 7. April 1866 in Franzensbad/Böhmen; † 21. Juni 1939 in Tutzing/Bayern), Witwe des königlich-sächsischen Majors Rudolf Carl von Metzradt (1853–1895) und Tochter von Josef Gustav Loimann und dessen Ehefrau Anna geb. Schulz. Der Sohn des Ehepaares von Gersdorff war:
- Hans-Henning Gero Adolf Egon von Gersdorff (* 23. September 1897 in Dresden; †/⚔ 9. Juli 1916 in Frankreich), starb im Ersten Weltkrieg.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Egon von Gersdorff schlug der Tradition vieler Familienmitglieder folgend eine militärische Karriere ein. Er trat am 1. April 1867, im Alter von 12 Jahren, als Kadett in das sächsische Kadettenkorps ein. 1871 wurde er zum Kadett-Gefreiten in der 1. Division (oberste Klasse) des Kadettenhauses, am 1. April 1872 dann zum Fähnrich und damit zum Offiziersanwärter ernannt. Mit der Ernennung zum Fähnrich wurde er zum 1. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 12 „Korps-Artillerie“ versetzt, dessen Kommandeur der damalige Oberst Bernhard August Heydenreich war. 1873 wurde von Gersdorff in der 5. Batterie des Regiments in Dresden eingesetzt. Er ist erstmals 1873 im Dresdner Adressbuch als Portepee-Fähnrich in der alten Neustädter Kaserne in der Wiesenthorstraße 5 verzeichnet.[2] Am 18. September 1873 erhielt von Gersdorff sein Offizierspatent im ersten Leutnantsdienstgrad als Secondé-Lieutenant. Versetzt in die 8. Batterie des Feldartillerieregiments, wurde er 1875 nach Berlin kommandiert und diente anschließend, von 1876 bis 1878 als Adjutant der 2. Abteilung des Feldartillerieregiments Nr. 12. Zu dieser Zeit zog er in die Rähnitzgasse 18,[3] 1877 in die Bautzner Straße 67.[4]
Am 29. August 1878 wurde von Gersdorff zum Premier-Lieutenant befördert und in die 4. Batterie des Feldartillerieregiments Nr. 12 versetzt, die mittlerweile mit der 1. Abteilung des Truppenteils von Radeberg nach Dresden verlegt wurde. 1879 wechselte er zur 2. Batterie, wurde jedoch noch im gleichen Jahr als Disziplinaroffizier zum Kadettenkorps in die Albertstadt kommandiert. Dort bezog er für zwei Jahre eine Dienststube im Hauptgebäude in der Marienallee. 1881 kehrte von Gersdorff zurück zum Feldartillerieregiment, das mittlerweile auch in der neuen Dresdner Artilleriekaserne in der Prinz-Georg-Allee untergebracht war, diesmal zur 9. Batterie. 1883 zur 5. Batterie versetzt, wechselte er 1885 zur 7. Batterie nach Riesa. In Riesa wurde von Gersdorff am 23. Juli 1885 zum Hauptmann (2. Klasse) befördert und gleichzeitig zum Batteriechef der 7. Batterie ernannt.
1886 versetzt zum 2. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 28 unter dem damaligen Kommandeur Oberst Ernst Hugo von Wolf. In Pirna kam er in die 10. Batterie, die zur 3. Abteilung des Truppenteils gehörte. Er zog in Pirna in die Breite Straße 26.[5] 1889 zum Hauptmann 1. Klasse erhoben, übernahm er im gleichen Jahr die 4. Batterie, mittlerweile unter dem Regimentskommandeur von Alexander Richard Bucher. Etwa zur gleichen Zeit bezog er eine Wohnung in der Pirnaer Schuhgasse 15.[6] 1891 kurzzeitig versetzt zum 3. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 32 nach Freiberg, wurde von Gersdorff ab 1. April 1892 in Riesa, dort als aggregierter (überzähliger) Hauptmann, ohne die Führung einer Batterie, eingesetzt. Regimentschef war zu dieser Zeit Oberst Camillo von Watzdorf.
Am 20. Oktober 1892 wurde von Gersdorff zum Major (ohne Patent) im 1. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 12 ernannt, in jenem Jahr unter dem neuen Kommandeur Oberstleutnant Bernhard Teichmann. Damit kehrte von Gersdorff zurück nach Dresden, wo er in die Melanchthonstraße 8 zog.[7] Mit dem Majorspatent vom 24. Juli 1893 Kommandeur der 2. Abteilung, zog von Gersdorff im gleichen Jahr in die Tieckstraße 19,[8] 1896 in die Kurfürstenstraße 12.[9] In der Dienststellung als Abteilungschef im Dresdner Feldartillerieregiment am 16. November 1898 zum Oberstleutnant befördert, wurde von Gersdorf 1899 zum neuen Kommandeur des 7. Feldartillerie-Regiments Nr. 77 mit dem Stab, der 1. und 2. Abteilung in Leipzig und der 3. Abteilung in Wurzen ernannt. In Leipzig zog von Gersdorff erst in die Nordstraße 46,[10] 1900 in die Louisenstraße 4b im Stadtteil Gohlis.[11] Als Regimentschef wurde von Gersdorff am 23. März 1901 zum Oberst befördert. Er blieb in Leipzig bis 1904.
Am 28. Oktober 1904 wurde von Gersdorff unter gleichzeitiger Ernennung zum Generalmajor vom sächsischen König Friedrich August III. zum Kommandeur der 3. Feldartillerie-Brigade Nr. 32 mit Stabssitz in Pirna ernannt. Diese Brigade gehörte zur [ 3. Division Nr. 32] (Kommandeur Generalleutnant Hans von Kirchbach) innerhalb des XII. (1. königlich-sächsischen) Armeekorps unter dem kommandierenden General der Kavallerie Georg Hermann von Broizem. In Pirna zog von Gersdorff anfangs in die Kamenzer Straße 16,[12] 1907 dann in die Kaiser-Wilhelm-Straße 4.[13]
Am 27. Januar 1908 erhielt von Gersdorff vom sächsischen König seine Beförderung zum Generalleutnant, verbunden mit der Übernahme der 1. königlich-sächsischen Division Nr. 23 als Divisionskommandeur. Mit dieser Rangerhöhung durften von Gersdorff und seine Ehefrau den Ehrentitel „Exzellenz“ führen. Da der Stabssitz dieses Großverbandes in Dresden disloziert war, kehrte er damit in seine Geburtsstadt zurück, wo er in die Königstraße 3 zog.[14] Am 20. März 1911 wurde von Gersdorff unter Fortzahlung der gesetzlichen Pension und der Erlaubnis des Tragens der Generalsuniform in der Öffentlichkeit als Generalleutnant z.D. (zur Disposition) aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Im gleichen Jahr zog er in die Comeniusstraße 49,[15] wo er bis 1916 wohnte. Im gleichen Jahr noch kurzzeitig als Militärgouverneur von Czenstochau in Schlesien im Rang eines Generalleutnants aktiviert, starb er im Folgejahr in Dresden.
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1894: Ehrenkreuz 3. Klasse (Ritterkreuz) des fürstlich-Hohenzollernschen Hausordens
- 1897: Königlich-sächsisches Dienstauszeichnungskreuz für 25 Berufsjahre in der sächsischen Armee
- 1898: Komturkreuz 2. Klasse des großherzoglich-Sachsen-Weimarischen Weißen-Falken-Ordens
- 1900: Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1902: Offizierskreuz des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1903: Königlich-preußischer Kronenorden 2. Klasse
- 1905: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1905: Komturkreuz 1. Klasse des großherzoglich-Sachsen-Weimarischen Weißen-Falken-Ordens
- 1906: Ehren-Großkomturkreuz des großherzoglich-oldenburgischen Haus- und Verdienstordens des Herzogs Peter Friedrich Ludwig
- 1906: Ehrenritter des königlich-preußischen Johanniter-Ordens
- 1907: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1909: Komturkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1909: Großkreuz des königlichen Ordens der italienischen Krone
- 1911: Großkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1911: Rechtsritter des königlich-preußischen Johanniter-Ordens
[Bearbeiten] Quellen
- Ranglisten der Königlich-Sächsischen Armee, 1850 bis 1914, digitalisierte Bände der SLUB
- Genealogische Angaben aus: Ahnenforschung Dirk Peters, Karl Adolf Egon von Gersdorff, Datensatz auf Gedbas
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch Dresden 1934, S. 1065, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1873, S. 109, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1877, S. 122, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1878, S. 132, SLUB
- ↑ Adressbuch Pirna 1887, S. 124, SLUB
- ↑ Adressbuch Pirna 1891, S. 143, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1893, S. 216, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1894, S. 222, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1897, S. 177, SLUB
- ↑ Adressbuch Leipzig 1900, S. 335, SLUB
- ↑ Adressbuch Leipzig 1901, S. 350, SLUB
- ↑ Adressbuch Pirna 1906, S. 185, SLUB
- ↑ Adressbuch Pirna 1908, S. 213, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1909, S. 340, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1912, S. 356, SLUB
[Bearbeiten] Weblinks
- Gersdorff, Egon von, Indexeintrag: Deutsche Biographie
- Gersdorff, Egon von, Datensatz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Egon von Gersdorff auf VIAF
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Gersdorff (Adelsgeschlecht)“