Elbbrückenzoll

Stadtwiki Dresden - Freiraum für Ideen und Wissen über Dresden
Wechseln zu: Navigation, Suche

Ein Elbbrückenzoll (später auch Augustusbrückenzoll) wurde seit Bestehen einer Elbbrücke an der Furt Nisana erhoben - genau wie zuvor bereits Fährgebühren an dieser Stelle.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Brückenzollrollen

siehe Hauptartikel Brückenzollrollen

[Bearbeiten] Elbbrückenzolleinnehmer

siehe Hauptartikel Elbbrückenzolleinnehmer

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] 979/983: deutscher Elb-Zoll von Meißen bis Belgern

Wohl im Jahre 979 (beurkundet am 27. Februar 983) schenkte Kaiser Otto II. dem Meißner Bistum neben einem Dorf im Burgward Boritz unter anderem den Elbzoll von Meißen bis Belgern.[2]

Der Elbzoll flußaufwärts von Meißen war nicht in königlicher Hand, sondern stand dem böhmischen Herzog Boleslav II. zu.

Elbzollstationen gab es nach Meißen zwischen Boritz und Merschwitz an der etwa 13 Kilometer entfernten Furt der Hohen Straße (eine alte Salzstraße), danach in Belgern und wohl auch in Strehla. Das Wort "Furt" bedeutet so viel wie Weg oder Fahrweg.

983 war in Meißen ein portus (Handelsplatz, Warenplatz; etymologisch aus Proto-Italisch *portus = Hafen) vorhanden, aus welchem sich innerhalb kürzester Zeit die Händlersiedlung unterhalb des Burgberges (im Nordteil der heutigen Altstadt) bildete.

Die frühdeutschen Elbzollstationen an der Elbe im sächsischen Markengebiet wurden offenbar nach dem Vorbild des auf der Donau bewährten ostfränkischen Zollsystems eingerichtet, welches in der Raffelstettener Zollordnung aus den Jahren 902 bis 906 überliefert ist und den Handel mit den Slawen reglementierte. Die östlichste Zollstation war Mautern an der Donau, nach der Maut benannt. Im Jahre 906 oder 907 zerstörten die Ungarn das Altmährische Reich, weswegen dieses Zollsystem zusammenbrach. Ende des 10. Jahrhunderts - etwa zeitgleich mit der Zollentwicklung auf der Elbe - gründeten die Babenberger als Markgrafen der Marcha orientalis (996 Ostarrîchi, heute Österreich) in Muthusin (Mauthausen) eine Mautstätte, wobei sich rund um das Mauthaus bald eine Siedlung bildete.

[Bearbeiten] 984: Meißen wird von den Böhmen besetzt, welche auch in Nisan nach deutschem Vorbild Zoll erheben

Anfang 984 heiratete Bolesław I Chrobry (später der erste König von Polen) Henilda, eine von zwei Töchtern des Markgrafen Rikdag von Meißen, um nach dem Tod des Kaisers (am 7. Dezember 983 in Rom) den Einfluß Polens auf die Mark zu erhöhen und diese womöglich in polnischen Besitz zu bringen.

Ebenfalls im Jahre 984 begleitete Herzog Boleslav II. von Böhmen den aufständischen Heinrich den Zänkers mit seinen Truppen durch die Gaue Nisan und Daleminzien bis nach Mügeln. Im Anschluß daran - auf dem Rückweg im Juni 984 - brachte sich Boleslav II. im Einvernehmen mit dem Zänker in den Besitz der Burg Meißen und vertrieb den Markgrafen von Meißen Rikdag und den Meißener Bischof Volkold, der Burggraf Rigdag (gleichen namens wie der Markgraf) wurde dabei getötet). Hierdurch fiel auch der Elbzoll von Meißen bis weit stromabwärts in böhmische Hände. Da genauere schriftliche Zeugnisse nicht vorliegen, wird davon ausgegangen, daß die gesamte Elbe im ehemaligen Einflußbereich des Markgrafen von Meißen an Böhmen fiel. Eine Markgrafschaft Meißen gab es zu dieser Zeit noch nicht, sie ist erst zu 1046 erstmals als selbständiger Herrschaftsbereich belegt und für das 10. Jahrhundert genau so eine historisch überholte Vorstellung wie die Sächsische Ostmark.

Die Böhmen hatten den Wettlauf um die Mark Meißen zunächst für sich entschieden. Damit waren die Pläne der Polen, nach dem Tod von Kaiser Otto II. in der Mark Meißen Fuß zu fassen, zunächst gescheitert. Bolesław löste die Ehe mit Henilda, der Tochter eines entmachteten Markgrafen, wieder auf. Aber auch seine dritte Ehe, im Jahre 987, sollte die geplante Allianz mit Meißen festigen und war vor allem gegen Böhmen und dessen Vormachtstreben in Schlesien gerichtet. Im Rahmen einer Doppelhochzeit heiratete Bolesław eine Schwägerin von Gunzelin, eines Bruders des damaligen Meißner Markgrafen.

[Bearbeiten] 990: Nisana - böhmische Zollstation von und nach Böhmen und Brückenzollstelle

Der natürliche Hafen in Nisana an der Einmündung des Altwasserarmes Gruna-Striesen in die Elbe war bereits 990 bei der Ankunft der böhmischen Akademie in Bresnice böhmische Zollstation vor dem Verlassen des böhmischen Einflußbereiches. Offenbar entwickelte sich das römisch-deutsche Meißen und das böhmische Nisana ziemlich spiegelbildlich zur gleichen Zeit in recht kurzer räumlicher Distanz.

Ein Zoll von und nach Böhmen ist noch zu 1118 belegt, als die erste Zwickauer Kirche den Ertrag des dortigen böhmischen Zolls erhielt.[4]

[Bearbeiten] Die Furt von Nisana/Altendresden

Entscheidend für die Anlage des Hafens in Nisan war auch die Furt nach Altendresden, der heutigen Dresdner Neustadt, an der sich gleich zwei Altstraßen trafen. Das Wort „Furt“ bedeutet so viel wie Weg oder Fahrweg. Der "Kulmer Steig" kam aus Böhmen über das Erzgebirge und war Teil einer Salzstraße von Prag nach Halle. Die "Frankenstraße" kam von Zwickau über das Erzgebirge und ging nach Bautzen. Als Frankfurter Gleis verlief sie sogar von Nürnberg nach Frankfurt an der Oder und war ein Abzweig der Via Imperii, die von Rom über Nürnberg nach Stettin an der Oder führte. Diese Wege-Leitlinien bestanden in der durch die Natur als Durchgangskorridor vorgezeichneten Elbtalweitung bereits seit der Lausitzer Kultur der Bronzezeit um 1000 vor Christus und führten zu reichem Verkehrsaufkommen. Furt und Hafen wurden sehr wahrscheinlich von einer abgegangenen sorbischen Wallburg geschützt (vgl. die "Burgwardlücke"), welche vermutlich auf dem Hahneberg südwestlich Nisanas am Weg nach Plauen (via Plawa) lag.

[Bearbeiten] 990/998: Die böhmische Holzbrücke von Nisana

Es gibt einen frühneuzeitlichen Hinweis darauf, daß in Dresden im Jahre 998 eine Brücke bestand.

Adam Stolze in seinem sehenswürdigen Dresden, vom Jahre 1678, setzt zwar den Bau der ersten Brücke, doch ohne weder eine Urkunde, noch einen älteren Gewährsmann anzuführen, in das Jahr 998, während der pirnaische Mönch (Lindner, Tilianus), Albinus in seiner meißner Land= und Bergchronik (von 1589), Dresserus in seiner Geschichte der vornehmsten deutschen Städte (Seite // 205), Michaelis in der Vorrede zu seinen Dresdnischen Inschriften (Seite 4) und Weck, doch mit ebenso wenig urkundlich historischer Beweisführung, als das Erbauungsjahr 1070 nennen.
Keinesfalls scheint aber die Angabe Stolzens, daß bereits im Jahre 998 zu Dresden eine Bruͤcke beide Elbufer verband, seine Richtigkeit zu haben, da Kaiser Heinrich II., mit dem Beinamen "der Heilige", bei seinem Feldzug gegen Boͤhmen, zu Boruz und zu Nisan zur Bewerkstelligung seines Uebergangs uͤber die Elbe zum Bau einer Brücke Schiffe herbeischaffen ließ, weil er sonst gewiß die Dresdener Bruͤcke benutzt haben wuͤrde. In: Wilhelm Schäfer: Chronik der Dresdner Elbbrücke, nebst den Annalen der grössten Elbfluthen von der fruͤhesten auf die neueste Zeit. Aus den vorhandenen Quellen, namentlich den Acten des Bruͤckenamtsarchivs geschoͤpft und bearbeitet. Verlag von Adler und Dietze, Dresden 1848, S. 5f.

Dieser Hinweis wurde bislang in das Reich der Legende verwiesen (1678 in Leipzig erschienen).

Im Zusammenhang damit, daß sich die Böhmische Akademie 990 an der Burg Bresnice ansiedelte und deren Burgkapelle mitbenutzte, erhält diese angebliche Legende einen neuen Wert. Für das Jahr 990 erwähnen die slawischen Quellen sowohl eine Elbzollstation Nisana als auch eine Elbbrücke in Nisana, welche die Altendresdener Furt zum Teil ersetzte und unterstützte. Diese Brücke war in das System der Zollstation einbezogen und konnte je nach Bedarf für den Schiffsverkehr geöffnet oder geschlossen werden.

Das Nisani von 1004 ist der Hafen Neußen an der Elbe.[5]

Die Brücke wird wie alle damaligen Slawenbrücken aus Holz gewesen sein. Sowohl bei den Westslawen als auch bei den Ostslawen sind kilometerlange Brücken überliefert, welche Seen in Mecklenburg oder die Wolga überspannten. Die Elbe war für die slawischen Baumeister kein Problem, noch dazu an einer flachen Furt. Die Furt von Nisana war für den Fernhandel von außerordentlicher Bedeutung, so daß hier die Böhmen eine Brücke errichteten - im Zusammenhang mit dem Ausbau zu einer Elbzollstation ab dem Jahr 984.

[Bearbeiten] 990/993: Böhmische Zollstationen in Nisana, Donin, Usti (Aussig) und Chlumec (Kulm)

Neben der Elbzollstation Nisana erwähnen die altsorbischen Quellen zu 990 auch noch einen Wegezoll in Dohna (für den Kulmer Steig).

Im Jahre 993 wurde als Elbzollstation in Böhmen der Handelsplatz Ústí nad Labem (Aussig an der Elbe) gemeinsam mit der nahen Zollstation Chlumec u Chabařovic (Kulm) an der Kreuzung von Lausitzer Straße und dem Sorbenweg erwähnt.

Da den Böhmen die Mark Meißen mit den Elbzollstationen 985 oder 986 bereits wieder verlustig ging, bauten sie nun ein eigenes Zollsystem an ihrer Nordwestgrenze (Gau Nisan = Böhmische Niederlande) und im Hinterland auf.

[Bearbeiten] Der Zoll für die deutsche Brücke

[Bearbeiten] Um 1220: Erste deutsche Brücke vollendet

Die erste deutsche Brücke an Stelle der heutigen Brücke besaß 25 Pfeiler und 24 Bögen, war 8,50 Meter breit und rund 561 Meter ("800 Schritte") lang und gehörte damit zu den längsten und aufwändigsten Steinbrücken ihrer Zeit in Europa. Ein Dokument aus dem 13. Jahrhundert berichtet über eine notwendige Reperatur nach Zerstörungen durch ein Hochwasser und daß nun alle Pfeiler aus Stein errichtet werden sollten (der Oberbau allerdings noch aus Holz). Klassisch wird dieses Dokument auf das Jahr 1275 datiert (in die Amtszeit des Bischof von Meißen Withego I.). Da die Brücke in einer Urkunde über die Viehweide schon 1287 als Steinbrücke (pons lapideus) erwähnt wurde, datiert die neuere Forschung dieses Dokument eher in die 1230er Jahre.

Der Baubeginn wurde in der frühen Neuzeit auf 1169, 1173 (Anton Weck) und 1175 datiert, als Vollendung wurde 1222 angenommen.

Die moderne Forschung unterscheidet in

Da nach neueren Erkenntnissen die Brücke bereits um 1230 repariert werden mußte, ist wegen der jahrzehntelangen Bauzeit für ein solches Bauobjekt die Spätdatierung unwahrscheinlicher. Wahrscheinlicher ist hingegen eine Brückennutzung ab etwa 1220.

[Bearbeiten] 1388: erster nicht ganz niedriger Brückenzoll (percepta de ponte) überliefert
[Bearbeiten] 15. Jahrhundert: Schafe wurden mit einem (alten) Pfennig verzollt

Die Brückenzollrollen des 17. Jahrhunderts enthalten auch noch eine Bestimmung, die aus dem 15. Jahrhundert stammen muß:

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Stadtrat Oskar Lehmann: "Zur Geschichte des Augustusbrückenzolls" (1904). Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter, Band 3 (1901 bis 1904), S. 262.
  2. qualiter nos ob petitionem et interventum fidelium nostrorum, Willegisi videlicet archiepiscopi et Diemonis marchionis ... tradidimus quandam villam Setleboresdorf vocitatam iacentem in burcwardo Boruz dicto prope fluvium qui Albia dicitur, Misnensi ecclesiae cui venerabilis Folcholdus episcopus praeesse dinoscitur, cum omnibus rebus iuris nostri in eodem villae situ manentibus et accidentibus, proventus in theloneo quod ad fiscum nostrum pertinuerat, a civitate quae dicitur Belegora usque ad eiusdem Misnensis ecclesiae portum sursum indeque denuo per ambas plagas praefati fluminis Albiae deorsum sicque infra praefinitum terminum, ubicumque manus negociatorum ultra Albiam huc illucque sese diverterit, ex integro et absque ulla contradictione theloneum eidem praenominatae Misnensi sedi persolvant, veluti ad fiscum nostrum debuerint. RI II,2 n. 776, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0979-02-27_1_0_2_2_0_354_776 (Abgerufen am 3. Februar 2025)
  3. Karlheinz Blaschke: Geschichte Sachsens im Mittelalter. Union Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-372-00076-5, S. 74.
  4. Über Zwickau ging also ein Handelsverkehr mit Böhmen, der auch hier wieder mit Geldwirtschaft verbunden war. Das schmale, sorbisch besiedelte Offenland an der Mulde um Zwickau war damals der äußerste Vorposten gegen den weiten Miriquidiwald, der aber dennoch von einer Straße nach Böhmen überquert wurde. In: Karlheinz Blaschke: Geschichte Sachsens im Mittelalter. Union Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-372-00076-5, S. 74.
  5. Thieme, Nisan oder Neußen.
  6. Stadtrat Oskar Lehmann: "Zur Geschichte des Augustusbrückenzolls" (1904). Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter, Band 3 (1901 bis 1904), S. 262.
  7. Stadtrat Oskar Lehmann: "Zur Geschichte des Augustusbrückenzolls" (1904). Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter, Band 3 (1901 bis 1904), S. 262f.
Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Werkzeuge