Georg Theodor Chalybäus

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Georg Theodor Chalybäus 1916, Stadtmuseum Dresden

Georg Theodor Chalybäus, auch Chalibaeus/Chalybaeus (* 29. April 1838 in Dresden; † 26. März 1920 ebenda)[1] war ein sächsischer Arzt und Serologe, Dresdner Impfarzt und Vorstand des königlichen Impfinstituts und der Dresdner Lymphanstalt, u.a. mit dem Titel eines königlich-sächsischen Medizinalrates und zuletzt als Geheimer Sanitätsrat. Er war Vorreiter zur Entwicklung und des Einsatzes der Schutzpocken- und Kinderimpfungen in Sachsen sowie der Gründung staatlicher Impfstellen, Mitbegründer und erster Vorsitzender der Invalidenversorgungs- und der Witwen- und Waisenkasse für die ärztlichen Bezirksvereine im Königreich Sachsen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Georg Theodor Chalybäus entstammte der sächsischen Pfarrers- und Gelehrtenfamilie Chalybäus, die ursprünglich aus Spremberg stammte. Ahnherr ist der Spremberger Diakon Friedrich Chalybaeus († 1626).[2] Chalybäus Urgroßvater war Großvater war der evangelisch-lutherische Pfaffrodaer Pfarrer Christian Liebegott Chalybaeus (17281793). Sein Großvater Friedrich Heinrich Chalybaeus (* 12. Januar 1770 in Pfaffroda; † 14. Juni 1818]] ebenda) übernahm die Pfarrersstelle im heutigen Ortsteil der erzgebirgischen Stadt Olbernhau. Heinrich Moritz Chalybäus (17961862), Professor an der St. Afra in Meißen, am Kadettenhaus und an der Christian-Albrechts-Universität Kiel war sein Onkel. Dessen Sohn, der Jurist Heinrich Franz Chalybäus (18401911) war sein Cousin.

Theodor Chalybäus war der Sohn des Antiken-Inspektors und späteren Direktors des Grünen Gewölbes Carl Theodor Chalybäus (* 16. September 1803 in Pfaffroda, heute Olbernhau/Erzgebirge; † 21. Dezember 1874 in Dresden) und dessen Ehefrau Mathilde Louise Chalybäus. Chalybäus hatte noch zwei jüngere Brüder:

Theodor Chalybäus heiratete am 26. Juli 1879 in Berlin Louise Klara geb. Hansch. Das Ehepaar Chalybäus hatte einen Sohn, der allerdings schon als Kleinkind starb:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Neubau der Dresdner Lymphanstalt 1910 nahe des Schlachthofes in der Bremer Straße
Veröffentlichung zur Geschichte der staatlichen Lymphanstalt Sachsens

Theodor Chalybäus nahm nach seinem höheren Schulbesuch ein Studium der Medizin auf, promovierte zum Dr. med. (Doktor der Medizin), kehrte danach in seine Heimatstadt Dresden zurück und ist erstmals 1864 im Dresdner Adressbuch als Assistenzart in der Diakonissenanstalt verzeichnet. Er arbeitete auch als niedergelassener Arzt in seiner Wohnung in der Bautzner Straße 38, wo er täglich außer sonntags Sprechstunden hatte, für Arme unentgeltlich.[4]

Ab 1865 könzentrierte sich Chalybäus auf seine eigene Praxis als niedergelassener Wund- und Augenarzt in der Bautzner Straße 57b.[5] 1866 zog er in die Hauptstraße 31,[6] 1868 dann dort in die Hausnummer 24. Im gleichen Jahr begann er auch seine Tätigkeit in der Neustädter Poliklinik am Palaisplatz 1,[7] ab 1871 dann in der Poliklinik am Kaiser-Wilhelm-Platz 1,[8] wo er bis 1875 arbeitete. 1873 zog er in eine Wohnung in der Bautzner Straße 53,[9] 1874 dort in die Hausnummer 76,[10]

1875, mittlerweile in der Hauptstraße 11 wohnend, wurde Chalybäus nach dem Inkrafttreten des Reichs.Impfgesetzes von 1874 zum Stadt-Impfbezirksarzt ernannt.[11] 1877 zog er mit seiner verwitweten Mutter in das Blockhausgäßchen 2.[12] Anfang 1877 wurde aufgrund des Antrages von Chalybäus vom Dresdner Stadtrat sie erste städtische Impfanstalt im Hofgebäude des alten Waisenhauses am Georgplatz 5 eingerichtet. 1879 wurde Chalybäus neben seiner Funktion als Impfbezirksarzt zum:

Ostern 1883 zog Chalybäus in die Königstraße 4.[14] Im gleichen Jahr wurde ihm von der sächsischen Regierung die Leitung der bisher in Pillnitz bestandenen Lymphregenerationsanstalt des Regierungsbezirkes Dresden übertragen. Im gleichen Jahr verfasste er für die öffentlichen Impfungen Verhaltensvorschriften und lies diese drucken und an die Mütter von den zu impfenden Kindern verteilen. 1883 besuchte Chalybäus mehrere deutsche und ausländische Lymphanstalten in Berlin, Leipzig, Hamburg, Halle(Saale), Kassel, Frankfurt am Main, Darmstadt, Stuttgart, Würzburg, München, Prag, Wien, Linz und in Genf. Seine Erkenntnisse veröffentlichte er in einem Jahresbericht in 1884 und wandte diese auch für die neue Lymphanstalt in Dresden an.[15]

Nach einiger erfolgloser Suche für einen Standort für die neue Lymphanstalt konnte Chalybäus am 1. April 1886 dem Ministerium des Innern berichten, dass das Finanzministerium bereit sei, ein an der Leipziger Straße 11b gelegenes, wenige hundert Meter vom Schlachthof entferntes Wiesenareal der Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen für die Errichtung der neuen Lymphanstalt zu verpachten. Diese Anstalt diente der Erzeugung und der Zubereitung der Lymphe für die Schutzpockenimpfung. Am 1. September 1887 konnte das Institut aus den bisher provisorischen Unterkunfsträumen in das neue eigene Gebäude ziehen. Im gleichen Jahr zog Chalybäus in das Wallgäßchen 7.[16] Ab [[1888] entwickelte sich die Dresdner Lymphanstalt unter seinem weiter tätigen Vorstand Chalybäus weiter. Ihm unterstellte Hilfsärzte war anfangs Dr. med. Bautzmann, ab 1895 Dr. med. Burckhart, ab 1897 Dr. Flachs.

1891 zog Chalybäus an die Bürgerwiese 22. Ab diesem Zeitpunkt ist er im Adressbuch auch als Spezialist für Hydrotherapie aufgeführt.[17] Im Oktober beantragte Chalybäus nach der großen Elbeflut vom September 1890, wo seine Institutsräumlichkeiten am Schlachthof in Mitleidenschaft gezogen wurden, einen Anbau für das Impfinstitut. Nach der 1893 erfolgten Bewilligung wurde der Neubau vom September bis Dezember 1894 ausgeführt. Zu Ostern desgleichen Jahres zog Chalybäus in die Johannesstraße 7.[18]

1898 erhielt Chalybäus vom sächsischen König Albert den Titel eines königlich-sächsischen Medizinalrates. Im gleichen Jahr übernahm Chalybäus als Vorstand der Lymphanstalt auch den Betrieb der beiden Anstalten in Zwickau und Bautzen, die nach dem Tod der dortigen Vorstände aufgelöst wurden. Außerdem zog er im selben Jahr an den Neumarkt 9,[19] 1900 in die Hähnelstraße 15,[20] 1904 in die Zeughausstraße 1.[21] Im Januar 1906 beauftragte das sächsische Ministerium des Innern Chalybäus, für die Errichtung einer staatlichen Kinderimpfstelle eine geeignete Räumlichkeit in Dresden zu suchen. Dies fand er schließlich in der Doppelturnhalle der früheren 10. Bürgerschule in der Marschallstraße 21.

1907 verlieh der letzte sächsische König, Friedrich August III. Chalybäus den Titel eines Geheimen Sanitätsrates.[22] 1909 zog Chalybäus an den Herzogin Garten 2,[23] wo er bis zu seinem Tod zur Miete wohnte. 1910, nach mehrjähriger Verzögerung, bezog die städtische Lymphanstalt nach erheblicher Erweiterung einen Neubau im heutigen Schlachthofgelände in der Bremer Straße 16 nahe der Friedrichstadt. Ursprünglich sollte die Bauten schon zum 1. Oktober 1908 fertiggestellt sein. Über die Entwicklung der Einrichtung und des Betriebes der Lymphbereitungsanstalt referierte Chalybäus auf der Dresdner Hygiene-Ausstellung 1911, die er auch veröffentlichte. Sein Hilfsarzt am Impfinstitut war zu dieser Zeit Dr. med. von Einsiedel.

Chalybäus war der Erfinder einer Lymphreibemaschine vom System „Chalybäus“ für den hydraulischen oder elektischen Betrieb, auch für den Fußbetrieb auf einem Nähmaschinengestell. Diese Maschine verrieb den durch Auasschabung der Impfpocken des Kalbes gewonnenen rohen Impfstoff in kurzer Zeit zu einem feinen Brei, der sich unter dem Zusatz von Glyzerin zu einer Emulsion verarbeiten ließ, die sich leicht in Glaskapillaren füllen ließ. Chalybäus übte seine Tätigkeit als Vorstand des Dresdner Impfinstituts und der staatlichen Impfanstalt bis 1919 aus. Er starb rund einen Monat vor Vollendung seines 82. Lebensjahres.

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Dresdner Lymphanstalt

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Datensatz auf Ancestry
  2. Stammbaum der Familie Zenker, Online auf www.zenker.se
  3. Carl von Fischer, Isabel Sellheim: Teplitz 1840, das Tagebuch des Land- und Stadtgerichtsrats Carl von Fischer: mit einer familiengeschichtlichen Einleitung, 1980, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 188
  4. Adressbuch Dresden 1864, S. 59, SLUB
  5. Adressbuch Dresden 1866, S. 59, SLUB
  6. Adressbuch Dresden 1867, S. 60, SLUB
  7. Adressbuch Dresden 1869, S. 56, SLUB
  8. Adressbuch Dresden 1872, S. 58, SLUB
  9. Adressbuch Dresden 1874, S. 63, SLUB
  10. Adressbuch Dresden 1875, S. 65, SLUB
  11. Adressbuch Dresden 1876, S. 67, SLUB
  12. Adressbuch Dresden 1878, S. 77, SLUB
  13. Adressbuch Dresden 1880, S. 77, SLUB
  14. Adressbuch Dresden 1883, S. 76, SLUB
  15. Korrespondenzblatt für die ärztlichen Vereine im Königreich Sachsen, Band 39, 1885, Nr. 2-8
  16. Adressbuch Dresden 1888, S. 95, SLUB
  17. Adressbuch Dresden 1892, S. 115, SLUB
  18. Adressbuch Dresden 1894, S. 121, SLUB
  19. Adressbuch Dresden 1899, S. 186, SLUB
  20. Adressbuch Dresden 1901, S. 192, SLUB
  21. Adressbuch Dresden 1905, S. 225, SLUB
  22. Adressbuch Dresden 1908, S. 223, SLUB
  23. Adressbuch Dresden 1910, S. 218, SLUB

[Bearbeiten] Weblinks

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