Hans Paul Adolf von Mangoldt

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Wappen der Adelsfamilie von Mangoldt

Hans Paul Adolf von Mangoldt (* 11. November 1838 in Zwickau; † 1. Juni 1897 in Dresden)[1] war ein sächsischer Beamter und Jurist, zuletzt als königlich-sächsischer Landgerichtspräsident in Zwickau. Er führte als Direktor des Dresdner Landgerichts einen Prozess gegen den Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, den Sozialisten August Bebel.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Hans Paul Adolf von Mangoldt enstammte der Adelsfamilie von Mangoldt aus dem osterländischen Uradel, die schon im 13. Jahrhundert, genau 1261 in der Stadt Weißenfels ein Manegoldus de Wizenfels urkundlich erwähnt wurde. Die ununterbrochene Stammreihe beginnt mit Henrich von Puzerne, der da ist genandt Manegolt, begütert bei Weißenfels. Von Mangoldts Urgroßvater väterlicherseits war der kursächsische Kreishauptmann Georg Christoph von Mangoldt auf Schilbach, Weißensand und Tannenbergsthal (17171796), sein Großvater der königlich-sächsische Oberst Karl Gottlob von Mangoldt auf Schilbach und Tannenbergsthal (17561826). Der sächsische Generalleutnant Hans Julius August von Mangoldt (17981865) war sein Großonkel.

Paul von Mangoldt war das siebte Kind und der zweitälteste Sohn des königlich-sächsischen Appellationsgerichtspräsidenten Karl Georg Julius von Mangoldt (* 16. Juli 1795 in Rochlitz; † 4. Juli 1870 in Zwickau) und dessen zweiter, 1836 in Zwickau geheirateter Ehefrau Marie geb. von Stieglitz (* 1. Juli 1806 in Mannichswalde; † 30. Oktober 1866 in Zwickau). Von Mangoldt hatte aus der ersten, 1822 in Dresden geschlossenen Ehe seines Vaters mit Emilie Friederike geb. von Reiboldt aus dem Hause Polenz († 1835) noch fünf Halbgeschwister, von denen drei Kinder im Kleinkindalter starben, aus der zweiten Ehe noch drei Geschwister, u.a.:

Paul von Mangoldt verstarb ohne Nachkommen.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

[Bearbeiten] Schule, Studium und erste juristische Arbeit

Paul von Mangoldt erhielt seine höhere Schulbildung an der Landes- und Fürstenschule St. Afra in Meißen, wo er zu Michaelis 1852, ab 15. Oktober 1852 als Schüler in die Gymnasialstufe eintrat. Er blieb dort bis Michaelis 1858, dem 23. September 1858 als er seine Reifeprüfung ablegte.[2] Von Mangoldt studierte nach seinem erfolgreich abgelegten Reifezeugnis ab dem Herbstsemester 1858 Rechtswissenschaften an der Universität in Leipzig.[3] Nach seinem Studium begann er als einer von sechs Aktuaren im Gerichtsamt Zwickau, wo er erstmals 1865 im Staatshandbuch des Königreich Sachsen verzeichnet ist.[4] Er blieb dort in dieser Funktion bis mindestens nachweislich 1867.[5]

[Bearbeiten] Weitere Karriere bis zum Landgerichtsdirektor

1870 wurde von Mangoldt zum Assessor (Beisitzer) am Gerichtsamt Zwickau berufen.[6] 1873 wurde er nach Chemnitz versetzt, wo er zum Zweiten Staatsanwalt am Bezirksgericht Chemnitz ernannt wurde. In Chemnitz wohnte er 1874 in der dortigen Moritzstraße 1.[7] 1875 ist von Mangoldt als Staatsanwalt im Staatshandbuch für das Königreich Sachsen verzeichnet.[8] Im gleichen Jahr wohnte er in der Chemnitzer Albertstraße 8,[9] wo er bis zum Ende seiner Amtszeit, bis 1877, in Chemnitz blieb.[10]

Im gleichen Jahr erfolgte von Mangoldts Versetzung nach Dresden und seine Berufung als Dritter Staatsanwalt am Bezirksgericht Dresden.[11] Hier zog er anfangs in eine Erdgeschosswohnung in der Blumenstraße 32.[12] Ein Jahr später zog er in eine Wohnung im dritten Obergeschoss in der Annenstraße 1.[13] Im Februar 1879 erhielt von Mangoldt als Staatsanwalt zu Dresden vom sächsischen König Albert den Rang und den Titel eines königlich-sächsischen Gerichtsrates.[14] Im gleichen Jahr Erhebung zum Landgerichtsdirektor mit gleichzeitiger Versetzung an das Landgericht Plauen im Vogtland.

1881 kehrte von Mangoldt nach Dresden zurück, wo er - wie im vogtländischen Plauen - ebenfalls zum Landgerichtsdirektor berufen wurde. Diesmal zog er an den Eliasplatz 2, wo er eine Wohnung in der ersten Etage mietete.[15] Ein Jahr später zog er in die Schloßstraße 27,[16] 1883 in die Stephanienstraße 22d.[17]

Erlass von Mangoldt gegen August Bebel

[Bearbeiten] August Bebel und Paul von Mangoldt

Von Mangoldt war Direktor des Dresdner Landgerichts, als im Zuge der damaligen Sozialistenverfolgungen im Deutschen Reich die Anklage wegen „Geheimbündelei“ gegen den Arbeiterführer August Bebel vollzogen wurde. Bereits im Vorfeld, am 13. Mai 1882 ordnete von Mangoldt als gleichzeitiger Vorsitzender der Strafkammer II in Dresden die Vollstreckung von einer früher gegen Bebel verordneten Haftstrafe an. Am 27. Mai 1882 (Pfingstsamstag) wurde Bebel während eines Spaziergangs mit seiner Tochter auf der Brühlschen Terrasse in Dresden festgenommen[18] und in das Landgerichtsgefängnis überführt. Am übernächsten Tag legte Bebel persönlich bei von Mangoldt Beschwerde gegen den Gerichtsbeschluss ein. Von Mangoldt erklärte barsch, dass er sich mit Bebel über den Gerichtsbeschluss nicht unterhalten würde, zeigte sich aber dennoch gegenüber Bebel kompromissbereit bei der Freilassung gegen eine Kaution in Höhe von 1000 Mark. Bei der Freilassung am folgenden Tag teilte von Mangoldt Bebel noch mit, dass die neue Gerichtsverhandlung am Dresdner Landgericht am 15. Juni 1882 beginnen sollte.[19]

Angeklagt war Bebel im neuen Prozess wegen eines Flugblatts zur Reichstagswahl 1881 wegen „Beleidigung des Bundesrates“. Staatsanwalt im Prozess gegen den sozialistischen Arbeiterführer war Moritz Maximilian von Beschwitz, Bebels Verteidiger war der Rechtsanwalt Emil Lehmann.[20] Bebel reichte zwar einen Antrag wegen Befangenheit gegen von Mangoldt ein, weil dieser in einem Wahlaufruf gegen ihn unnterzeichnet hatte, jedoch erklärte sich von Mangoldt als nicht befangen, weil er zwar seine Unterschrift in dem Wahlaufruf gegen Bebel gegeben habe, ohne aber den Inhalt zu kennen. Bebel verzichtete daraufhin auf eine weitere Beschwerde.

Als im Prozess Bebel mehrmals selbst das Wort zu seiner Verteidigung durch Zwischenrufe ergriff, weil der Staatsanwalt in mehrfach angriff und verdächtigte unterbrach ihn von Mangoldt mehrmals und drohte ihm, wenn er gegen den Staatsanwalt so fortfahre, dass er Bebel erneut ins Gefängnis abführen lassen wolle. Allein die Zwischenrufe, die von Mangoldt mit der Bemerkung rügte, dass Bebel hier nicht im Reichstag sei, kosteten Bebel schließlich einn weiteren Monat Haft. Insgesamt wurde er zu zwei Monaten Haft verurteilt. Von der Anklage wegen Majestätsbeleidgung gegen den deutschen Kaiser wurde Bebel aber von der Strafkammer II unter Vorsitz von Mangoldt freigesprochen. Im Anschluss an den Prozess musste Bebel seine Haftstrafe antreten. Trotzdem beglückwünschten Bebels Parteigenossen ihren Arbeiterführer zu dem "milden Urteil", stand doch die sogenannte Mangoldtkammer wegen ihrer harten Urteile sonst in einem schlechten Ruf.

Danach musste Bebel aufgrund seiner sozialistengesetzlichen Ausweisung aus Leipzig weiter in Dresden bleiben, trat 1886/87 nochmals eine Haftstrafe an,[21] nachdem Bebel ein zweites Mal, diesmal in einem Hochverratsprozess vor dem deutschen Reichsgericht in Leipzig der Prozess gemacht wurde.[22]

[Bearbeiten] Präsident in Zwickau und Tod in Dresden

1886 wurde von Mangoldt zum letzten Mal versetzt, als er vom sächsischen König Albert zum Präsidenten des Landgerichts Zwickau ernannt wurde,[23] nachdem sein Amtsvorgänger Landgerichtspräsident von Abeken in einem weiteren Prozess wegen einem Wahlflugblatt gegen Bebel sowie seine Parteigenossen Kleemann und Goldhausen keine Verletzung feststellte und die Angeklagten mit einem Freispuch entließ. In Zwickau zog von Mangoldt mit seiner Schwester Hedwig von Mangoldt in die Parkstraße 2.[24] 1891 zogen beide in den Zwickauer Moritzgrabenweg 8,[25] ein Jahr später in den Schulgrabenweg 13 in Zwickau,[26] wo sie bis 1896 in Zwickau wohnten. Paul von Mangoldt gab vor allem in seinen letzten Berufs- und Lebensjahren noch einige Kommentare und Handbücher zu Gesetzen heraus.

Auf sein eigenes Ersuchen wurde von Mangoldt unter Beibehaltung seines Titels als Landgerichtspräsident a.D. (außer Dienst) und unter Fortzahlung einer gesetzlichen Beamtenpension 1895, nach über 30 Jahren im sächsischen Staatsdienst aus dem aktiven Dienst in der sächsischen Justiz entlassen. Paul von Mangoldt und seine Schwester und Haushälterin Hedwig zogen zurück nach Dresden, wo sie in Johannstadt eine Erdgeschosswohnung in der Holbeinstraße 28 bezogen, wo von Mangoldt bis zu seinem Tod im folgenden Jahr lebte.[27] Seine Schwester lebte nach seinem Tod weiter in der ehemals gemeinsamen Wohnung.

Veröffentlichungen

[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Literatur

  • Deutsche Adelsgenossenschaft (Hrsg): Jahrbuch des Deutschen Adels, 2. Band, Berlin 1898, S. 538ff.
  • Mangoldt in: Justus Perthes (Hrsg.): Gothaisches genealogisches Taschenbuch der uradeligen Häuser, Gotha 1911, Digitalisat auf Google Books, S. 451.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Abweichend wird in einigen Publikationen als Todesort Zwickau genannt. Das erscheint wegen seinem Wohnungswechsel zurück nach Dresden wenig wahrscheinlich.
  2. Jahresbericht über die Fürsten- und Landesschule Meissen vom Juli 1897 bis Juli 1898, Digitalisat auf Google Books, S. 37.
  3. Jens Blecher, Gerald Wiemers, Universität Leipzig: Die Matrikel der Universität Leipzig: Die Jahre 1832 bis 1863, Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, 2006, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 574.
  4. Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1865/1866, Digitalisat auf MDZ der Bayrischen Staatsbibliothek München, S. 178f.
  5. Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1867, Digitalisat Hathi Trust, S. 193.
  6. Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1870, Digitalisat auf MDZ der Bayrischen Staatsbibliothek München, S. 203.
  7. Adressbuch der Fabrik- und Handelsstadt Chemnitz, 1874, S. 111 auf Sachsen.digital.
  8. Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1875, Digitalisat auf Google Books, S. 89f.
  9. Adressbuch der Fabrik- und Handelsstadt Chemnitz, 1875, Digitalisat der SLUB, S. 108.
  10. Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1877, Digitalisat auf Hathi Trust, S. 95f.
  11. Staatshandbuch für das Königreich Sachsen 1878, Digitalisat Hathi Trust, S. 68ff.
  12. Adressbuch Dresden 1878, S. 247, SLUB.
  13. Adressbuch Dresden 1879, S. 253, SLUB.
  14. Königlich Sächsisches Justizministerialblatt, 13. Jahrgang, Dresden 1879, Digitalisat auf Google Books, S. 11.
  15. Adressbuch Dresden 1882, S. 241, SLUB.
  16. Adressbuch Dresden 1883, S. 245, SLUB.
  17. Adressbuch Dresden 1884, S. 255, SLUB.
  18. August Bebel: Die erste Dresdner Reichstagswahl unter dem Sozialistengesetz. In: Sozialdemokratischer Parteitag Dresden 1903. Max Beyer, Dresden 1903, S. 12–14, hier S. 14. (Digitalisat, SLUB)
  19. August Bebel: Ausgewählte Reden und Schriften: Aus meinem Leben, bearb. von U. Herrmann unter Mitarbeit von W. Henze und R. Rüdiger, Dietz Verlag Berlin 1970, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 636ff.
  20. August Bebel, Julie Bebel: Briefe einer Ehe, Dietz-Verlag 1997, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 135.
  21. Sozialdemokrat August Bebel im Juraforum.
  22. Francis Ludwig Carsten: August Bebel und die Organisation der Massen, Siedler-Verlag 1991, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 86.
  23. Königlich Sächsisches Justizministerialblatt, 13. Jahrgang, Dresden 1886, Digitalisat auf Google Books, S. 62.
  24. Adressbuch der Kreisstadt Zwickau 1888, S. 223, SLUB.
  25. Adressbuch Zwickau 1892, S. 264, SLUB.
  26. Adressbuch Zwickau 1893, S. 270, SLUB.
  27. Adressbuch Dresden 1897, S. 319, SLUB.
  28. Handausgabe königl. sächs. Gesetze, Online in der SLUB,

[Bearbeiten] Weblinks

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