Hugo von Altrock
Hugo Alexander von Altrock (* 1851 in Glauschnitz bei Königsbrück; † 3. November 1927 in Gröba bei Riesa)[1] war ein königlich-sächsischer Offizier und General, u.a. als Kommandeur eines sächsischen Infanteriegroßverbandes und zuletzt als Generaladjutant des Königs Friedrich August III. im Rang eines Generalleutnants. Von Altrock war Rittergutsbesitzer auf Zimpel und Tauer bei Niesky in der Oberlausitz sowie Gröba bei Riesa.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Familie
Hugo Alexander von Altrock entstammte der ursprünglich bürgerlichen Familie Altrock aus Mecklenburg. Stamvater der Familie ist Jürgen (Georg) Altrock (um 1672–1753), herzoglich-mecklenburg-strelitzscher Amtmann in Feldberg. Von Altrock entstammte der III. Linie der Familie, deren Urahn Jürgen Altrocks Sohn, Daniel von Altrock (1714–1784), herzoglich-mecklenburg-strelitzscher Stallmeister ist. Dieser erhielt am 21. Juni 1746 die Erhebung in den erblichen Reichsadelsstand. Von Altrocks Urgroßvater war der kursächsische und königlich-polnische Kammerherr und Herr auf Eula und Kesselshain, Ernst von Altrock (1755–1827), sein Großvater der königlich-preußische Rittmeister und Herr auf Groß-Kmehlen Friedrich von Altrock (1791–1832). Der königlich-preußische Generalleutnant Konstantin von Altrock (1861–1942) sowie der königlich-preußische Ökonomierat Walther von Altrock (1873–1951) waren Neffen von Altrock.
Hugo von Altrock war der dritte Sohn des Rittergutsbesitzers auf Glauschnitz (bis 1858) und dann auf Waltersdorf (bis 1862), Friedrich Wilhelm von Altrock (* 29. März 1823 in Halle/Saale; † 31. Juli 1880 in Groß-Kmehlen) und dessen 1848 geheirateter Ehefrau Auguste Wilhelmine geb. Allmer (* 21. Juni 1823 in Kraußnitz; † 5. Juli 1870 in Görbersdorf). Von Altrock hatte noch sechs Geschwister, u.a.:
- Paul Wilhelm von Altrock (1849–1870), 1868 königlich-sächsischer Leutnant im 2. Grenadier-Regiment Nr. 101, ⚔ 1870 in Sedan im Deutsch-Französischen Krieg.
- Hans Konstantin von Altrock (1853–1883), königlich-sächsischer Leutnant,
- Georg Friedrich von Altrock (1857–1918), Herr auf Gröba bei Riesa, Abgeordneter des Meißner Kreises im Sächsischen Landtag in der 1. Kammer. Er heiratete die ältere Schwester der Ehefrau von Hugo von Altrock, Marie Luise von Kommerstädt (* 1855).
- Adolf Kurt (1859–1901), Kauf- und Handelsherr, gestorben auf einer Seereise von Veracruz nach Jeremie.
Hugo von Altrock heiratete am 23. September 1886 in Gröba Elisabeth Karoline geb. von Kommerstädt (* 9. Februar 1860 in Gröba; † 2. September 1935 in Gröba), Tochter des Rittergutsbesitzers auf Gröba, Eduard von Kommerstädt (1828–1863) und dessen Ehefrau Agnes geb. Rüssing.[2] Das Ehepaar von Altrock hatte zwei Söhne:
- Wilhelm Eduard Paul Hugo von Altrock (* 24. August 1887 in Gröba; † 26. Februar 1952 in Diedersen), 1907 königlich-sächsischer Fähnrich im Jägerbataillon Nr. 13 in Dresden, 1918 dort Hauptmann, nach dem Ersten Weltkrieg Übernahme in die 100.000 Mann starke Reichswehr, zuletzt Generalleutnant in der Wehrmacht.[3]
- Hans Georg Dietrich von Altrock (* 24. August 1887), 1907 königlich-sächsischer Fähnrich im Schützen-(Füsilier-)Regiment Nr. 108 in Dresden, 1908 Leutnant, lebte 1918 in Gröba.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Hugo von Altrock schlug wie viele Angehörige seiner Familie eine militärische Laufbahn ein. 1866 trat er als Kadett in das sächsische Kadettenkorps ein und wurde im alten Kadettenhaus in der Dresdner Neustadt unterrichtet. Am 1. April 1870 erhielt er den Charakter eines Portepee-Fähnrichs und wurde zum 2. Jäger-Bataillon Nr. 13 nach Meißen versetzt, wo er am 7. Oktober 1870 sein Offizierspatent im ersten Leutnantsdienstgrad als Seconde-Lieutenant erhielt. Als solcher nahm er auch am Deutsch-Französischen Krieg teil. Am 27. Mai 1875 erhielt er seine Beförderung zum Premier-Lieutenant im Meißner Jägerbataillon.
Am 29. Oktober 1881 wurde von Altrock unter gleichzeitiger Beförderung zum Hauptmann 2. Klasse zum Kompaniechef der 4. Kompanie im Jägerbataillon ernannt. Am 30. September 1882 kam von Altrock mit dem Umzug in die neue Jägerkaserne für das 2. Jägerbataillons Nr. 13 nach Dresden. Er ist erstmals 1883 im Dresdner Adressbuch in einer Offizierstube in der Kaserne am Sachsenplatz 1 verzeichnet.[4] 1887 wurde von Altrock als Kompaniechef der 3. Kompanie zum 1. Jäger-Bataillon Nr. 12 nach Freiberg versetzt, wo er gleichzeitig zum Hauptmann 1. Klasse erhoben wurde. In Freiberg wohnte er in der Weisbachstraße 310x.[5] Am 16. September 1891 wurde er zum Major befördert, à la suite des 1. Jäger-Bataillons Nr. 12 gestellt und gleichzeitig zum neuen Kommandeur der Unteroffiziersschule in Marienberg ernannt. Diese Dienststellung übte er bis 1893 aus.
Im gleichen Jahr kehrte von Altrock zurück nach Dresden, wo er noch Ende 1893 zum Kommandeur des Kadettenkorps ernannt wurde, weiterhin à la suite des Freiberger Jägerbataillons gestellt. Er wohnte zu dieser Zeit im Kommandantengebäude des neuen Kadettenhauses in der Dresdner Albertstadt in der heutigen Marienallee. Am 12. September 1896 wurde von Altrock zum Oberstleutnant befördert, weiterhin als Kommandeur der Kadettenschule dienend. Nach der Pensionierung von Oberst Friedrich Paul von Criegern wurde von Altrock noch Ende 1897 als Kommandeur des 3. Jägerbataillons Nr. 15 nach Wurzen versetzt. Dort zog er mit seiner Familie in eine Wohnung am Domplatz 3.[6]
Am 26. März 1899 wurde von Altrock unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberst zum Kommandeur des Schützen-(Füsilier-)Regiments Nr. 108 in Dresden ernannt. Diesmal wohnte er in der Georgenstraße 6,[7] ab 1901 dann in der Melanchthonstraße 23.[8] Von Altrock führte das Dresdner Schützenregiment als Kommandeur bis 1902. Anfang 1903 kurzzeitig ohne Dienststellung, aber noch in der Uniform des Schützenfüsilierregiments wurde von Altrock am 27. Januar 1903 vom sächsischen König Georg zum Generalmajor ernannt. Gleichzeitig wurde er Garnisonältester und Kommandeur der 5. Infanterie-Nrigade Nr. 63 mit Stabssitz in Bautzen. Er übernahm den Truppenteil von Julius Basse. Der Großverband der sächsischen Infanterie war Bestandteil der 3. sächsischen Division Nr. 32 unter der Führung von Generalleutnant von Georg von Stieglitz und als eine von vier sächsischen Infanteriebrigaden auch Teil des XII. (1. königlich-sächsischen) Armeekorps, das wiederum vom damaligen Kronprinzen, dem General der Infanterie Friedrich August befehligt wurde. Als Brigadekommandeur befehligte von Altrock damit folgende Truppenteile:
- das 4. Infanterie-Regiment Nr. 103 in Bautzen,
- das 13. Infanterie-Regiment Nr. 178 in Kamenz,
- und die Landwehrbezirkseinheiten der Bezirkskommandos in Zittau und Bautzen, die im Kriegsfall auch je ein zusätzliches Landwehrregiment zu stellen hatten.
In Bautzen wohnte von Altrock in der Wallstraße 16.[9] Am 19. Juni 1904 übergab von Altrock das Kommando als Brigadekommandeur in Bautzen an Karl von Laffert-Woldeck. Von Altrock selbst wurde vom sächsischen König Georg zum Diensttuenden General à la suite des Königs ernannt und kehrte damit erneut zurück nach Dresden. Diesmal bezog er eine Erdgeschosswohnung in der Zinzendorfstraße 2b.[10] Am 16. Oktober 1906 wurde von Altrock von Friedrich August III. zum Generalleutnant befördert. Damit durften er und seine Ehefrau den Ehrentitel „Exzellenz“ führen. Seine Dienststellung wurde unbenannt in „Diensttuender Generaladjutant Seiner Majestät des Königs“.
Am 30. September 1907 wurde von Altrock vom sächsischen König unter Fortzahlung der gesetzlichen Pension und der Erlaubnis des Tragens der Generalsuniform in der Öffentlichkeit als Generalleutnant z.D. (zur Disposition) in deneinstweiligen Ruhestand versetzt. Von Altrock erhielt für seine Verdienste eine Vielzahl von hohen in- und ausländischen Orden, darunter insgesamt zehn Komtur- und Kommandeurskreuzen sowie elf Großkreuzen, viele davon während seiner Dienstzeit als Generaladjutant, als er den sächsischen König auf seinen Reisen begleitete oder von ausländischen Gesandten empfangen wurde.
Nach seiner Pensionierung zog von Altrock sich zuerst auf sein Rittergut nach Zimpel bei Niesky in der Oberlausitz zurück. Das Gut hat eine Größe von 345 Hektar. Außerdem besaß er zu dieser Zeit noch das Gut Tauer mit 493 Hektar. Ab spätestens 1917 war von Altrock auch Mitbesitzer des Ritterguts Gröba bei Riesa mit 329 Hektar Grund und Boden. Nach dem Tod seines Bruders Georg zog Hugo von Altrock nach Gröba, wo er und seine Ehefrau den Lebensabend verbrachten. Der Grabstein auf dem Friedhof der Kirche Gröba ist erhalten.
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1887: Ritterkreuz 1. Klasse des herzoglich-Sachsen-Ernestinischen Hausordens
- 1888: Offizierskreuz des kaiserlich-japanischen Verdienstordens der aufgehenden Sonne (4. Klasse)
- 1891: königlich-sächsisches Dienstauszeichnungskreuz für 25 Dienstjahre in der sächsischen Armee
- 1893: Kommandeurskreuz 2. Klasse des herzoglich-anhanltischens Ordens Albrecht des Bären
- 1894: Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1896: Königlich-preußischer Kronenorden 3. Klasse
- 1897: Offizierskreuz des königlich-sächsischen Albrechtsordens
- 1899: Kommandeurskreuz des kaiserlich-japanischen heiligen Schatzes (3. Klasse)
- 1902: Komturkreuz des kaiserlich-japanischen Verdienstordens der aufgehenden Sonne (3. Klasse)
- 1903: Königlich-preußischer Roter Adler-Orden 2. Klasse
- 1904: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Albrechtsordens
- 1904: Königlich-preußischer Kronenorden 2. Klasse mit Stern
- 1905:
- Komturkreuz 1. Klasse des großherzoglich-badischen Ordens vom Zähringer Löwen
- Verdienstkreuz des königlich-bayrischen Verdienstordens vom Heiligen Michael
- Großkreuz des königlich-bayrischen Militär-Verdienst-Ordens
- Komturkreuz 1. Klasse des großherzoglich-hessischen Verdienstordens Philipps des Großmütigen
- Großkreuz des kaiserlich-österreichischen Franz-Joseph-Ordens
- Stern zum königlich-preußischen Roten-Adler-Orden 2. Klasse
- Ehrenkreuz 1. Klasse des fürstlich-hohenzollernschen Hausordens
- Fürstlich-reußisches Ehrenkreuz 1. Klasse mit Kriegsdekoration
- Komturkreuz 1. Klasse mit Stern des königlichen Ordens der Württembergischen Krone
- Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1906:
- Stern zum köglich-bayrischen Militärverdienstordens
- Großkreuz des großherzoglich-hessischen Verdienstordens Philipps des Großmüthigen
- Ehrenkreuz 2. Klasse des fürstlich-lippeschen Hausordens mit Eichenlaub
- Kaiserlich-österreichische Eiserne Krone 1. Klasse
- Ehren-Großkreuz des großherzoglich-oldenburgischen Haus- und Verdienstordens des Herzogs Peter Friedrich Ludwig
- Königlich-preußischer Kronenorden 1. Klasse
- Großkreuz des großherzoglich-Sachsen-Weimarischen Hausordens der Wachsamkeit oder vom Weißen Falken
- Großkreuz des herzoglich-Sachsen-Ernestinischen Hausordens
- 1907:
- Großkreuz des königlich-sächsischen Albrechtsordens
- Ehrenkreuz 1. Klasse des fürstlich-lippeschen Hausordens
- Großkreuz des königlich-portugiesischen Militärordens San Bento d'Aviz
- Großkreuz zum königlich-spanischen Militärverdienstorden (4. Klasse)
[Bearbeiten] Quellen
- Ranglisten der Königlich Sächsischen Armee, 1850–1914, Digitalisierte Bände der SLUB
- Justus Perthes: Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der briefadeligen Häuser, Gotha 1908, 2. Jahrgang, Digitalisat der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, S. 15 (1)ff.
- Justus Perthes: Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der briefadeligen Häuser, Gotha 1918, 12. Jahrgang, Digitalisat der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, S. 65 (3)ff.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Datensatz in: Günter Wegner: Stellenbesetzung der Deutschen Heere 1815-1939: Die höheren Kommandostellen 1815-1939, Bliblio-Verlag 1990, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 294
- ↑ Archivale 20397 Rittergut Gröba (Patrimonialgericht) auf www.archiv.sachsen.de
- ↑ S.a. Bildnis auf alifrafikkhan.blogspot.com
- ↑ Adressbuch Dresden 1883, S. 32, SLUB
- ↑ Adressbuch Freiberg 1889, S. 73, SLUB
- ↑ Adressbuch Wurzen 1899, S. 27, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1900, S. 112, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1902, S. 121, SLUB
- ↑ Adressbuch Bautzen 1903, S. 57, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1905, S. 131, SLUB