Karl Paul Ehregott von Seydlitz
Karl Paul Ehregott von Seydlitz, früher auch Carl Paul Ehregott von Seydlitz, auch von Seidlitz (* 7. September 1853 in Nepperwitz bei Wurzen; † 25. Februar 1934 in Dresden) war ein königlich-sächsischer Offizier und General, zuletzt als Stadtkommandant von Dresden im Rang eines Generalleutnants.
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[Bearbeiten] Familie
Karl Paul Ehregott von Seydlitz entstammte der uradeligen Familie von Seidlitz/ von Seydlitz. Als älteste Träger des Namens werden 1288 die beiden Burggrafen Apecz de Silicz und Cunemann von Silicz sowie Otto de Silicz, Ritter der Herzoge Konrad und Heinrich von Sagan und Glogau. Die Familie unterteilt sich in einen schlesischen und einen polnischen Stamm. Von Seydlitz entstammte der II. Linie des polnischen Stammes mit dem Stammvater Johann von Seydlitz († vor 1641). Von Seydlitz Urgroßvater väterlicherseits war, sein Großvater der königlich-sächsische Major Karl Traugott von Seydlitz (1768–1848). Der königlich-sächsische Generalmajor Friedrich von Seydlitz-Gerstenberg (1819–1884) war von Seydlitz Onkel.
Paul von Seydlitz war der zweite Sohn des königlich-sächsischen Oberstleutnants Ludwig Ehregott von Seydlitz (* 10. Juli 1817 in Dresden; † 19. Oktober 1890 ebenda) und dessen erster, 1851 geheirateter Ehefrau Anna Pauline geb. Gebhard (* 9. Juli 1832 in Schönborn; † 13. Oktober 1880 in Dresden). Von Seydlitz hatte noch drei Geschwister:
- Ludwig Friedrich Traugott von Seydlitz (1852–1928), königlich-sächsischer Oberleutnant, starb in Davos/USA.
- Helene Walpurga von Seydlitz (1855–1876) ⚭ Otto Lebmann.
- Elisabeth Margarete von Seydlitz (1868–1944) ⚭ 1894 Paul Schacht (1856–1925), gräflich-hohenthalscher Revierförster in Frießnitz bei Weida.
- Hans Fürchtegott von Seydlitz (1868–1943), sächsischer Oberst ⚭ 1893 Frieda Henriette geb. Müller ( 1873–1967), geschieden 1919, drei Kinder.
Von Seydlitz Vater heiratete in zweiter Ehe 1882 Anna Amalie Karoline Marie geb. Freiin von Patow (1837–1908). Diese Ehe blieb kinderlos.
Paul von Seydlitz heiratete am 23. März 1887 in Dresden Editha Asta Henriette Emilie Editha geb. von Buhl genannt Baronesse Schimmelpfennig von der Oye (* 24. August 1865 in Reußen/Ostpreußen; † 13. Januar 1947 in Spittewitz/Ostpreußen) Das Ehepaar von Seydlitz hatte vier Töchter:
- Edith Johanna Hilde von Seydlitz (* 29. Dezember 1887 in Dresden; †12. September 1969 ebenda).
- Hilda Edith von Seydlitz (* 29. Dezember 1887 in Dresden), Zwillingsschwester.
- Edith Wiltrud von Seydlitz (* 4. April 1890 in Dresden; † 27. März 1975) ⚭ 1926 Bernhard Heydenreich, Hauptmann im 4. Artillerieregiment.
- Edith Paula Sigrid von Seydlitz (* 9. September 1894 in Dresden).
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Paul von Seydlitz entschied sich - sicher geprägt durch seinen Vater - für eine militärische Karriere, wie viele männliche Angehörige seiner Familie. Anfang 1867, im Alter von 13 Jahren trat er als Kadett in die V. Division (entsprach der untersten Klasse), noch im alten Dresdner Kadettenhaus ein. Nachdem er bis 1870 jedes Jahr in die nächsthöhere Division des sächsischen Kadettenkorps kam, wurde er im April 1870 in der 1. Division dort zum Gefreiten ernannt. Als solcher wurde er noch in den Ranglisten von 1871 geführt. Am 1. April 1872 erhielt er seine Ernennung zum Portepee-Fähnrich und damit auch zum Offiziersanwärter, mit gleichzeitiger Versetzung in das Feld-Artillerie-Regiment Nr. 12. Von Seydlitz kam dort in die 5. leichte Batterie der sogenannten Korps-Artillerie. Er ist erstmals als solcher 1873 im Dresdner Adressbuch verzeichnet, in der Kaserne in der Wiesenthorstraße 5.[1] Kommandeur des Artillerieregiments war damals Oberst Bernhard August Heinrich Heydenreich, der das Regiment in den Garnisonen Dresden, Freiberg, Radeberg und Geithain führte.
Am 12. September 1873 erhielt von Seydlitz sein Offizierspatent im ersten Leutnantsdienstgrad als Sekondé-Leutnant mit gleichzeitiger Anstellung in der 6. Batterie der 2. Abteilung des Feld-Artillerie-Regiment Nr. 12 in Dresden. 1874 wurde er in die 2. Batterie nach Radeberg versetzt, wo er bis 1878 blieb. Am 24. Mai 1878 erhielt von Seydlitz seine Beförderung zum Oberleutnant im Etat des 2. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 28 (dort in der 8. Batterie in Freiberg), allerdings mit gleichzeitiger Kommandierung zum Kadettenkorps nach Dresden. Dort arbeitete er als Disziplinaroffizier und Mathematiklehrer in der neu errichteten Kadettenanstalt in der Marienallee in der Albertstadt, wo er auch eine Dienststube im dortigen Hauptgebäude bezog.[2] 1879 bezog er eine Privatwohnung im zweiten Obergeschoss in der Bautzner Straße 60,[3] zwei Jahre später in die näher an der Kaserne gelegene Nordstraße 42.[4] Von Seydlitz blieb bis 1884 in seiner Dienststellung in der sächsischen Kadettenanstalt.
Am 22. Februar 1885 wurde von Seydlitz zum Artillerie-Hauptmann (2. Klasse) befördert. Mit dieser Rangerhöhung wurde er wieder zurück in das 1. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 12 versetzt, wo er als Batteriechef die 4. Batterie der 2. Abteilung in Dresden übernahm. Damit bezog er vorerst eine Dienststube in der Artillerie-Kaserne in der Prinz-Georg-Allee.[5] Ab 1886 wurde neuer Kommandeur des Artillerieregiments Nr. 12 der damalige Oberst Herrmann Gottlob Friedrich Haberland. 1887, nach seiner Hochzeit, nahm sich von Seydlitz eine Wohnung am Bischofsweg 80,[6] ein Jahr später in der Radeberger Straße 6.[7] 1889 wurde von Seydlitz Batteriechef der 3. Batterie im Artillerieregiment Nr. 12. 1890 wurde der damalige Oberstleutnant Bernhard Teichmann neuer Kommandeur des Artillerieregiments, in dem von Seydlitz als Batteriechef diente.
1891 wurde von Seydlitz à la suite seines Feldartillerieregiments gestellt und zu den Artillerie-Werkstätten und Depots in der Dresdner Albertstadt abkommandiert. Dort wurde er zum Vorstand des Artillerie-Depots und zum Artillerieoffizier vom Platz in Dresden ernannt. Er zog damit in eine Dienstwohnung im Administrationsgebäude am Arsenal in der Dresdner Albertstadt.[8] In dieser Dienststellung erfolgte am 24. Juli 1893 seine Beförderung zum Major. 1895 wurde von Seydlitz zum Kommandeur der 2. Abteilung des 2. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 28 in Pirna ernannt. Kommandeur dieser Einheit war Oberst Adolph Bernhard von Rabenhorst. Diese Dienststellung hatte von Seydlitz nur etwa ein Jahr inne.
1896 wurde von Seydlitz zum Abteilungschef der Abteilung IV (Waffen-Abteilung) im sächsischen Kriegsministerium beim damaligen Kriegsminister General der Infanterie, Paul Edler von der Planitz berufen. Damit kehrte er nach Dresden zurück und zog hier wieder in die Nordstraße, diesmal in die Hausnummer 5.[9] In der Dienststellung als Abteilungschef im Kriegsministerium wurde von Seydlitz am 16. November 1898 zum Oberstleutnant befördert. 1899 ernannte der sächsische König Albert von Seydlitz zum Kommandeur des 4. Feldartillerie-Regiments Nr. 48 in Dresden.
Am 23. März 1901 wurde von Seydlitz zum Oberst befördert und mit der Führung als Kommandeur der 4. Feldartillerie-Brigade Nr. 40 in Riesa beauftragt. Damit befehligte er:
- das 3. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 32,
- das 6. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 68 und
- den 2. Landwehr-Bezirk der 7. Infanteriebrigade Nr. 88, d.h. die Bezirkskommandos Annaberg und Schneeberg.
In Riesa zog von Seydlitz in die Bismarckstraße 33.[10] Am 28. Oktober 1904 ernannte der letzte sächsische KönigFriedrich August III. von Seydlitz zum Generalmajor in seiner Dienstellung als Brigadekommandeur der sächsischen Feldartilleriebrigade Nr. 40.
Von Seydlitz wurde am 19. August 1907 als Nachfolger von Hermann von Schweinitz Stadtkommandant von Dresden. Von Seydlitz wurde außerdem mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Inspekteurs der militärischen Strafanstalten beauftragt. Sein Nachfolger in der Dienststellung als Brigadekommandeur der Feldartilleriebrigade wurde Generalmajor Franz Paul Gerhard Hilgendorff. Als Stadtkommandant von Dresden zog von Seydlitz in eine große, repräsentative Wohnung in der Großen Klostergasse 4 im ersten und zweiten Obergeschoss des Gartengebäudes. Das Gebäude, das im Erdgeschoss die Kommandantur von Dresden beherbergte, gehörte der Reichsmilitärverwaltung als Eigentümer In den oberen drei Stockwerken befanden sich die Büros des königlich-sächsischen Generalkommandos, in der dritten Etage der königliche Generalstab und die sächsische Militärblibliothek.[11] Am 22. Mai 1908 erhielt von Seydlitz den Charakter eines Generalleutnants verliehen, weiterhin in seiner Dienststellung als Kommandant von Dresden und Inspekteur der militärischen Strafanstalten. Damit durften er und seine Ehefrau den Ehrentitel „Exzellenz“ führen.
Am 24. September 1910 wurde von Seydlitz unter Fortzahlung einer gesetzlichen Pension und der Erlaubnis des Tragens der Generalsuniform im Rang eines Generalleutnants z.D. (zur Disposition) in den vorläufigen Ruhestand versetzt. Für seine Verdienste wurde er am Ende seiner Dienstzeit mit dem Komturkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens ausgezeichnet. Noch im gleichen Jahr zog er mit seiner Ehefrau in eine Wohnung in der ersten Etage in der Weintraubenstraße 4,[12] einem Haus des Dresdner Kaufmanns Karl Walther Lahode.[13] Dort wohnte das Paar gemeinsam bis zum Tod von Seydlitz, seine Witwe weiter bis mindestens 1944.
Während des Ersten Weltkrieges wirkte von Seydlitz als Vorsitzender des Landesausschusses des Roten Kreuzes des Königreiches Sachsen. Bis 1919 übernahm er zudem das Ehrenamt als Vorsteher der privilegierten Bogenschützengilde.[14] Von Seydlitz starb im 81. Lebensjahr und wurde auf dem Dresdner Garnisonfriedhof am Rande der Dresdner Heide in der Marienallee beigesetzt.
[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)
- 1893: Fürstlich-Schwarzburgisches Ehrenkreuz 2. Klasse
- 1898: königlich-sächsisches- Dienstauszeichnungkreuz für 25 Dienstjahre in der sächsischen Armee.
- 1899: Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1902: Offizierskreuz des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1903: Königlich-preußischer Kronenorden 2. Klasse (Komturkreuz)
- 1903: Kaiserlich-japanischer Orden des Heiligen Schatzes 3. Klasse (Offizierskreuz)
- 1905: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1906: Stern zum königlich-preußischen Kronenorden 2. Klasse
- 1907: Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1908: Großkreuz des königlich-spanischen Ordens Isabellas der Katholischen
- 1909: Großkreuz des großherzoglich-badischen Ordens vom Zähringer Lösen
- 1909: Komturkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechts-Ordens
- 1910: Komturkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
- 1916: königlich-sächsisches Kriegsverdienstkreuz
[Bearbeiten] Literatur
- Justus Perthes (Hrsg.): Gothaisches Genealogisches Taschenbuch, Adelige Häuser (Deutscher Uradel), Gotha 1929-1930, Digitalisat auf FamilySearch, Anmeldung erforderlich, S. 573f.
- Ranglisten der Königlich-Sächsischen Armee, Digitalisierte Ausgaben der SLUB, 1867 bis 1914.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Adressbuch Dresden 1873, S. 322, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1879, S. 387, SLUB.
- ↑ Adressbuch Dresden 1880, S. 407, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1882, S. 368, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1886, S. 469, SLUB.
- ↑ Adressbuch Dresden 1888, S. 523, SLUB.
- ↑ Adressbuch Dresden 1889, S. 549, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1892, S. 636, SLUB.
- ↑ Adressbuch Dresden 1897, S. 496, SLUB.
- ↑ Adressbuch Riesa 1903/04, S. 58, SLUB.
- ↑ Adressbuch Dresden 1909, Teil II, S. 336, SLUB.
- ↑ Adressbuch Dresden 1911, S. 896, SLUB.
- ↑ Adressbuch Dresden 1912, Teil II, S. 736, SLUB.
- ↑ Illustriertes Tagesblatt, Ausgabe vom 2. März 1934, Digitalisat der SLUB, S. 9.
[Bearbeiten] Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Paul von Seydlitz“
- Karl Paul Ehregott Von Seydlitz-Kurzbach auf MyHeritage, Anmeldung erforderlich, Planert Web Site