Schönfelder Hochlandbahn
Die Schönfelder Hochlandbahn, offiziell die Bahnstrecke Dürrröhrsdorf–Weißig, war eine Nebenbahn in Sachsen. Sie begann in Dürrröhrsdorf und führte durch das Schönfelder Hochland nach Weißig. Die Strecke bestand nur 43 Jahre, von 1908 bis 1951.
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[Bearbeiten] Vorgeschichte und Bauphase
- 1876: Forderung nach einem Bahnanschluss durch den Eschdorfer Gutsbesitzer Grützner.
- Oktober 1880: Gründung eines Eisenbahnkomitees unter dem Vorsitz des Schönfelder Rittergutsbesitzers Kanitz.
- 10. Dezember 1881: Petition zum Bau einer Bahnstrecke vom Bahnhof Dresden-Neustadt über den Weißen Hirsch, Bühlau und Weißig nach Dürrröhrsdorf.
- 1883 und 1890: weitere Gesuche zum Bau der Bahn.
- 1893: Projekt einer meterspurigen Schmalspurbahn, beginnend in Dresden-Neustadt über den Weißen Hirsch, Bühlau und Weißig nach Dürrröhrsdorf mit 17,08 km Länge für 2 Millionen Mark Baukosten.
- 22. August 1899: Durch den erfolgten Bau der Straßenbahnlinie nach Bühlau ("Bühlauer Außenbahn", heute Linie 11) wurde das Projekt von 1881 unrealistisch.
- 9. Mai 1900: einstimmiger Beschluss der Ständeversammlung des Sächsischen Landtages zum Bau einer meterspurigen Sekundärbahn von Bühlau nach Dürrröhrsdorf. Verlegung eines Dreischienengleies zwischen Dresden und Bühlau.
- 1901: Die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen gründen in Bühlau ein "Königlich Sächsisches Eisenbahn-Bau-Bureau".
- ab Mai 1902: Der Regierungsbaumeister Otto Heinrich Heim wird von der Bauinspektion Zwickau zum Baubüro Bühlau versetzt [1] und übernimmt dort als Bauinspektor den Vorsitz. Er wohnt bis 1909 mit seiner verwitweten Mutter in Bühlau in der Bautzner Straße 34.[2] Nach dem Abschluss der Bauarbeiten an der Eisenbahnstrecke wurde er vom sächsischen König Friedrich August III. mit Wirkung vom 1. Januar 1909 zum königlich-sächsischen Bauamtmann und damit in die Klasse IV, Nr. 18 der Hofrangordnung befördert.[3]
- 1903: Erste Vorarbeiten, wie z.B. Vermessungsarbeiten, nun jedoch für eine normalspurige Nebenbahn. Von 1903 bis 1905 wird in den Adressbüchern von Dresden noch der Bau der Eisenbahnlinie Bühlau-Dürrröhrsdorf angekündigt.[4]
- 1. November 1904: Erlass der Verordnung zum Bau der Bahnlinie Weißig – Dürrröhrsdorf
- 10. Mai 1906: Erster offizieller Spatenstich in Höhe der Eschdorfer Kirche, Beginn der Bauarbeiten, auch mit polnischen und italienischen Gastarbeitern. Neuer Endpunkt wurde statt Bühlau nun Weißig.
- Ende 1906: Fertigstellung aller Brücken, einschließlich des Porschendorfer Viadukts über das Wesenitztal.
- Oktober 1907: Beginn der Verlegung der Gleise: Als erstes wurde eine Doppelkreuzungsweiche am km 16,308 in das Bestehende Streckengleis Kamenz – Pirna verlegt. Insgesamt wurden 15886 Meter Gleis und 30 Weichen beim Bau verlegt.
- Dezember 1907: Wintereinbruch mit starkem Frost unterbrach die Bauarbeiten und führte zum Abrutschen von Böschungen.
- ab April 1908: Verlängerung der Bühlauer Außenbahn, d.h. von der Linie 11 von Bühlau bis Weißig durch Regierungsbaumeister Schauer.
[Bearbeiten] Geschichte
- 27. Juni 1908: Prüfungs- und Abnahmefahrten der Strecke Weißig – Dürrröhrsdorf.
- 30. Juni 1908: Eröffnung der Schönfelder Hochlandbahn mit einem Festzug mit 311 geladenen Gästen, der mittags in Dürrröhrsdorf startete. In Weißig wurde der Zug von 400 Schulkindern sowie mehreren Vereinen begrüßt. Die Kapelle des 12. sächsischen Infanterieregiments spielte bei der Einfahrt des Zuges auf. Danach fand eine Feier im Gasthof Weißg statt. Rückfahrt des Festzuges in Weißig nach Dürrröhrsdorf um 19:50 Uhr.
- 1. Juli 1908: Aufnahme des planmäßigen Zugverkehrs auf der Gesamtstrecke zwischen Weißig und Dürrröhrsdorf mit meist nur 5 bis 6 Zugpaaren. Die Züge verkehrten als gemischte Züge der Zuggattung PmG (Personenzug mit Güterbeförderung).
- 11. Mai 1910: nach achtmonatiger Bauzeit entsteht am Bahnhof Weißig ein Gaswerk, das einen Eisenbahnanschluss erhält.
- 11. Juni 1912: Entgleisung eines Zuges GmP 2802 bei Wünschendorf aufgrund eines Schienebruchs mit einer Dampflok der sächsischen Baureihe V T.
- 14. Juli 1927: Entgleisung eines Zuges aufgrund eines heftigen Gewittergusses und einer Unterspülung des Gleises.
- Februar 1928: Aufgrund starker Schneefälle und Schneeverwehungen blieb der Zug mit der Dampflok 91 1682 mit einer dringend benötigten Kohleladung mehrere Tage im Schnee stecken.
- Ende der 1930er Jahre: Planung zur Fortführung der Trasse durch die Dresdner Heide entlang des Prießnitztals, kam durch den Beginn des Zweiten Weltkrieges nicht zur Ausführung.
- 19. Februar 1949: Stilllegung des Pendelverkehrs der Bühlauer Außenbahn von Bühlau bis Weißig. Danach Abbau der Straßenbahngleise und Verbreiterung der Fernverkehrsstraße F6.
- 1. November 1949: Eröffnung des O-Bus-Betriebes der Linie 61 ab Weißig. Der Betrieb währte bis zum 3. Juli 1971.
- 23. April 1951: Letzter Zug auf der Schönfelder Hochlandbahn.
- ab 24. April 1951: Beginn des Abbaus der Gleise für Reparationsleistungen der DDR an die Sowjetunion. Offiziell hieß es, dass das Gleismaterial zum Ausbau des Berliner Außenrings benötigt werden würde. Das war aber aufgrund des geringen Querschnitts der Schienen, die nicht für Hauptbahnen geeignet waren, nicht möglich.
- 23. Mai 1951: Abschluss des Abbaus der Gleise zwischen Weißig und Dürrröhrsdorf.
- 30. Juni 1951: Auflösung der Bahnmeisterei Dürrröhrsdorf.
- Juli 1951: Die Reichsbahndirektion Dresden sprach sich endgültig gegen einen Wiederaufbau der Strecke aus.
Bis 1963 wechselte die Rechtsträgerschaft des nun ungenutzten Bahnlandes. Lediglich das Wohnhaus der Mitarbeiter der Bahn in Weißig blieb Eigentum der Deutschen Reichsbahn. Heute befindet sich auf Teilen des alten Bahndammes ein Fahrradweg. Viele Hochbauten, Brücken, Durchlässe und das Viadukt Porschendorf sind noch erhalten. Im ehemaligen Bahnhof Schullwitz-Eschdorf wurden alte Signale wieder aufgestellt. In Weißig befindet sich heute anstelle des Bahngeländes das Gebäude eines Baumarktes.
[Bearbeiten] Streckenführung und Betrieb
Im letzten Betriebsjahr, 1951 wurde die Bahn als Kursbuchstrecke 165b geführt. Die Länge der Strecke betrug 14,7 Kilometer. Die Kilometrierung erfolgte vom Bahnhof Neustadt/Sa., so dass der Bahnhof Weißig bei Kilometer 30,751 lag. Allerdings gab es keine durchgehenden Züge von Neustadt nach Weißig. Die Züge endeten immer im Bahnhof Dürrröhrsdorf, in dem drei weitere Streckengleise abzweigten:
Strecken-km | Betriebsstelle | Höhe (NHN) | Bemerkung |
---|---|---|---|
0,000 | Bf. Neustadt (Sachs) | 340,58 | Beginn der Kilometrierung der Bahnstrecke |
... | |||
16,064 | Bf Dürrröhrsdorf | 240,54 | Inselbahnhof, Übergang zur Sächsisch-Böhmischen Semmeringbahn |
17,513 | Viadukt Porschendorf | 209,35 | größtes Bauwerk der Strecke: Länge 83 m, niedrigster Punkt der Strecke |
17,713 | Bf Porschendorf (bei Lohmen) | 209,53 | niedrigster Bahnhof der Strecke |
21,085 | Bf Wünschendorf (bei Lohmen) | 250,58 | |
22,804 | Hp Eschdorf | 271,95 | einziger Haltepunkt |
24,200 | Bf Schullwitz-Eschdorf | 288,89 | heute wieder mit aufgebautem doppelflügligen Formhauptsignal am Picknickplatz am Radweg |
26,687 | Bf Schönfeld (bei Dresden) | 302,10 | höchster Bahnhof der Strecke |
27,931 | Bf Cunnersdorf (bei Helfenberg) | 275,29 | |
30,595 | Ast Gaswerk Weißig | 265,65 | einzige Anschlusstelle: 1910–1926 Gaswerk, 1944–1951 Chemische Fabrik Weißig |
30,751 | Bf Weißig-Bühlau | 265,13 | einziger Bahnhof mit Stationsaufseher und Fahrkartenverkauf, Übergang zur Bühlauer Außenbahn (Linie 11) |
30,928 | Streckenende Richtung Dresden | 265,13 | Die Verlängerung der Strecke bis Bühlau wurde 1905 verworfen. |
Die Bahnhofsgleise hatten nur eine Länge von 60 Metern sowie eine Breite von 4,50 m. Zugkreuzungen waren auf der Strecke nur im Bahnhof Schullwitz-Eschdorf vorgesehen. Alle anderen Bahnhöfe hatten neben dem durchgängigen Hauptgleis nur ein Ladegleis. Mit Ausnahme des Haltepunktes Eschdorf, an dem das Planum für eine spätere Erweiterung für ein Ladegleis vorbereitet war, aber nie ausgeführt wurde, dienten alle Stationen neben dem Personenverkehr auch dem Stückgut- und Wagenladungsverkehr. Daher galten anfangs bis auf Eschdorf alle Stationen als Bahnhöfe. In den 1930er Jahren wurden bis auf die beiden Endpunkte Weißig und Dürrröhrsdorf, die weiterhin Bahnhöfe blieben, sowie dem Haltepunkt Eschdorf alle anderen Stationen zur Haltestelle herabgestuft. Die stärkste Steigung auf der gebirgigen Strecke betrug 1:35, der kleinste Halbmesser 180 m Gleisradius. Die Bahnstrecke unterstand der Eisenbahn-Betriebsdirektion Dresden-Altstadt.
Der Fahrkartenverkauf erfolgte auf der Strecke durch den Zugführer.
Weißig, Infopunkt
[Bearbeiten] Quellen
- Infotafeln: Alter Bahndamm, 1908 bis 1951 Bahnlinie Weißig-Bühlau – Dürrröhrsdorf, ab 2002 Rad- & Wanderweg Schönfelder Hochland, Herausgeber: Landeshauptstadt Dresden, Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Postfach 120020, 01001 Dresden, Juni 2008
- Wolfram Vogel: 1. Juli 2008 – 100 Jahre Eisenbahn Dürrröhrsdorf-Weißig und Straßenbahn Bühlau-Weißig: langwierige Planungen auch schon im 19. Jahrhundert. in: Elbhang-Kurier Heft 7/2008, S. 18–19
- Neustadt (Sachs) — Weißig-Bühlau (NWg) auf Sachsenschiene.de
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Verein deutscher Eisenbahn-Verwaltungen: Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen, Band 42, Ausgabe 28, 1902, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 459
- ↑ Adressbuch Dresden 1909, Vororte: Bühlau, S. 2504, SLUB
- ↑ Zentralblatt der Bauverwaltung, Ausgabe 1909, Diitalisat der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, S. 14
- ↑ Adressbuch Dresden 1905, Vororte: Bühlau, S. 2508, SLUB
[Bearbeiten] Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Bahnstrecke Dürrröhrsdorf–Weißig“
- Bilder der Eisenbahn in Schullwitz auf www.schullwitz.de
- Eisenbahnstrecke Weißig - Dürrröhrsdorf auf www.dresdner-stadtteile.de (Archivversion)
- Radweg Schönfelder Hochland: Weißig – Dürrröhrsdorf-Dittersbach auf www.bahntrassenradeln.de