Andreas Carl Baltzer
Andreas Carl Baltzer, auch Andreas Karl Baltzer (* 23. April 1789 in Eilenburg: † 6. März 1844 in Colditz) war ein sächsischer Pfarrer, Theologe, Schriftsteller und Lehrer, u.a. an der Landes- und Fürstenschule St. Afra in Meißen, zuletzt im Rang eines Professors.
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[Bearbeiten] Familie
Andreas Carl Baltzer entstammte der weit verzweigten deutschen Familie Baltzer aus der damals noch zu Kursachsen gehörenden, heutigen brandenburgischen Stadt Jüterbog, die dort auch etliche Ratsherren stellte. Die ununterbrochene Stammlinie beginnt mit dem Bürger und Nadler zu Jüterbog Johann Joachim Baltzer (ca. 1600–1661). Baltzers Urgroßvater war Johann Tobias Baltzer (1690–1748), sein Großvater der Kaufmann und Ratsherr Johann Christoph Baltzer (1713–1780).
Baltzer war das sechste Kind des Jüterboger Kaufmanns und Ratsherrn Johann Ehrenfried Baltzer (* 18. Juni 1757 in Jüterbog; † 4. April 1834 ebenda) und dessen 1781 geheirateter Ehefrau Christine Helene geb. Limmer (* 22. März 1759 in Hosterwitz; † 7. September 1825 in Lorenzkirch bei Zeithain), Tochter des Johann Christian Limmer (1710–1772) und dessen Ehefrau Rosine Helene geb. Hermann (1720–1773). Baltzer hatte noch zwölf Geschwister. Sein Bruder:
- Christian Gottlob Baltzer (1798–1877), lernte ab 1812 ebenfalls an der St. Afra, studierte Theologie, Pfarrer in Gusow bei Frankfurt an der Oder.
Andreas Carl Baltzer heiratete am 1. März 1813 in Meißen Auguste Charlotte geb. Kenzelmann, Tochter des Pfarrers, Archidiakons, Weingutsbesitzers und Ehrenbürgers von Meißen, Christian Beatus Kenzelmann (1760–1843)[1] und dessen 1789 geheirateter Ehefrau Charlotte Christiana geb. Etzler (ca.1770–1851). Das Ehepaar Baltzer hatte sieben Kinder:
- Carl Hermann Baltzer (* 6. Dezember 1813 in Meißen; † 31. Juli 1904 in Dresden),[2] lernte ab 1827 ebenfalls an der St. Afra, 1844 Lehrer, ab 1848 Oberlehrer am Königlichen Seminar in Annaberg/ Erzgebirge,[3] ab 1854 Pastor in Lunzenau, ab 1862 in Falkenstein bei Auerbach, 1866 emeritiert, lebte nach seiner Pensionierung in Dresden, anfangs in der Böhmischen Straße 28,[4] zuletzt in der Schumannstraße 58.[5]
- Tusnelda Thekla Baltzer (* 11. November 1815 in Meißen; † ebenda),
- Henrich Richard Baltzer (* 27. Januar 1818 in Meißen; † 7. November 1887 in Gießen), lernte ab 1830 ebenfalls an der St. Afra, Dr. phil. , deutscher Mathematiker, ordentlicher Professor für Mathematik an die Universität Gießen, Direktor des mathematischen Seminars und des mathematischen Kabinetts in Gießen ⚭ 1854 Jenny geb. Gottheiner, zwei Söhne, u.a. Franz Baltzer (1857–1927), Eisenbahningenieur, Regierungsbeamter und Berater der japanischen Regierung.
- Totgeburt (*/† 8. März 1820 in Meißen), Todesanzeige in der Leipziger Zeitung.[6]
- Augusta Rosamunde Baltzer (* 5. September 1821 in Meißen; † ebenda),
- Friederike Corinna Baltzer (* 3. Juni 1823 in Meißen; † 23. Mai 1898),
- Sophia Hildegard Baltzer (* 22. November 1825 in Meißen; † 22. März 1900 in Hubertusburg).
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Baltzer erhielt seine höhere Schulbildung an der Landes- und Fürstenschule St. Afra in Meißen, in die er am 1. März 1803 als Schüler eintrat. Sein Reifezeugnis erhielt er mit Beendigung der Schule am 8. Mai 1806. Danach studierte er Theologie und Philosophie an der Universität Leipzig, wo er auch den Magistertitel erlangte.
Nach seinem Studium wurde Baltzer 1809 zuerst Nachmittagsprediger an der Universitätskirche in Leipzig. Von 1811 wurde er als Domvikar nach Meißen berufen, wo er diese Funktion bis 1814 begleitete. Parallel zu diesem Amt berief am Baltzer 1812, im Alter von nur 23 Jahren als Lehrer an die Fürstenschule St. Afra im Rang des sechsten Professors. 1814 wurde er dort vierter Professor. In seinem 1817 erschienen Buch würdigte Baltzer nach den Napoleonischen Kriegen Martin Luther als Ausgangspunkt der geistigen und nationalen Unabhängigkeit der Deutschen.[7]
1818 wurde Baltzer zum dritten Professor an der Landesschule befördert, allerdings mit Beibehaltung des Gehaltes des Ranges als vierter Professor.[8] 1822 wurde Baltzer für geisteskrank erklärt und in Folge dessen in die Heilanstalt auf dem Sonnenstein nach Pirna gebracht. Nach einem Jahr ärztlicher Behandlung nahm Baltzer 1823 wieder seine Lehrtätigkeit an der Schule in Meißen auf, musste diese aber bald darauf wegen eines erneuten Nervenleidens aufgeben. 1825 wurde er von seinem Amt als Lehrer und Professor an der Meißner Schule entbunden. Trotzdem ist er noch 1826 im Staatshandbuch des Königreiches Sachsen als dritter Professor am Meißner Gymnasium enthalten.[9]
Baltzer wurde anschließend für den Rest seines Lebens zuerst wieder auf die Heilanstalt nach Sonnenstein verbracht. Zuletzt lebte er in der Anstalt im mittelsächsischen Colditz, wo er auch verstarb.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)
- 1817: Jubelblätter. Zur Erinnerung an den Eintritt der verbesserten Kirche in ihr viertes Jahrhundert
[Bearbeiten] Quellen
- Genealogie aus Stammbaum von Hans-Jörg Knitsch, Datensatz in MyHeritage, Anmeldung erforderlich sowie in der Gäbler Genealogie, Stammbaum Christoph Gäbler
- August Hermann Kreyssig: Afraner-Album, Verzeichnis sämtlicher Schüler der Königlichen Landesschule zu Meissen von 1543 bis 1875, 8422 an der Zahl, Meissen 1876, Digitalisat der SLUB, S. 414
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Datensatz in der Gäbler Genealogie, Stammbaum Christoph Gäbler
- ↑ Datensatz auf Ancestry
- ↑ W.J.C. Mützell: Zeitschrift für das Gymnasialwesen: im Auftrage des Berlinischen Gymnasiallehrer-Vereins..., Band 6, Teil 2, Berlin 1852, Digitalisat auf Google Books, S. 933
- ↑ Adressbuch Dresden 1867, S. 35, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1904, S. 156, SLUB
- ↑ Leipziger Zeitung 1820, Digitalisat auf Google Books, S. 584
- ↑ Heinz Schilling (Hrsg): Der Reformator Martin Luther 2017: Eine wissenschaftliche und gedenkpolitische Bestandsaufnahme, De Gryuter Oldenburg 2014, Leseprobe auf Google Books, S. 187
- ↑ Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung, 3. Band, Jena 1818, Digitalisat auf Google Books, S. 373
- ↑ Königlich Sächsischer Hof-, Civil- und Militär-Staat: im Jahre 1826 Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek, S. 192