Wilhelm Rüger

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Conrad Wilhelm Rüger, auch Konrad Wilhelm von Rüger, (* 26. Oktober 1837 in Dresden; † 20. Februar 1916 ebenda [1]) war ein deutscher Jurist und Politiker. Er war von 1880 bis 1884 Bürgermeister von Dresden, später sächsischer Justiz- und Finanzminister sowie Vorsitzender des Gesamtministeriums.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Conrad Wilhelm Rüger entstammte der Familie Rüger mit dem Stammvater Egidius Rüger (15531610). Sein Großvater war der königlich-sächsische Regierungssekretär zu Dresden und deutsche Numismatiker Carl Conrad Rüger (17471807).

Wilhelm Rüger wurde 1837 als jüngster Sohn des königlich-sächsischen Hauptmanns der Artillerie, Johann Conrad Wilhelm Rüger (17881838) und dessen Ehefrau, Wilhelmine Theodore geb. Leonhardi (18041875), der Tochter des königlich-sächsischen Oberst der Artillerie und Grundsteuer-Vermessungsdirektors, Gottfried Wilhelm Leonhardi (17791867) geboren. Die Familie wohnte zu dieser Zeit am Kohlmarkt 20 in der Neustadt. [2] Wilhelm Rüger hatte noch vier Geschwister:

Wilhelm Rüger heiratete am 12. Mai 1870 [3] in Dresden Hulda Maria Pauline geb. Börner (* 9. Oktober 1846 in Dresden; † 24. September 1935 ebenda). Das Paar hatte zwei Töchter:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Wilhelm Rüger besuchte zunächst die Dresdner Böttchersche Privatschule und legte dann an der Kreuzschule sein Abitur ab. Danach studierte er an der Universität Leipzig von 1856 bis 1859 Rechtswissenschaften. Ab 1860 war er in einer Anwaltskanzlei angestellt. 1864 promovierte er zum Dr. jur. (Doktor der Rechtswissenschaften) und eröffnete danach 1865 seine eigene Kanzlei als Rechtsanwalt.

1875 wurde Rüger königlich-sächsischer Gerichtsrat am Dresdner Appellationsgericht. Ein Jahr später ging er als Justizrat ins Justizministerium. 1878 erhielt Rüger vom sächsischen König Albert den Titel eines königlich-sächsischen Geheimen Jusitzrates, 1879 wurde er dann "Vortragender Rat" im Ministerium. Die Tätigkeit als Staatsbeamter hatte er bis 1880 inne. Dabei vertrat Rüger die sächsische Regierung wiederholt im Bundesrat und im sächsischen Landtag.

Am 1. Juli 1880 wurde Rüger vom Stadtrat in Dresden als Leiter des Finanzamtes zum zweiten Bürgermeister gewählt und war damit einer der Stellvertreter des Oberbürgermeisters Paul Alfred Stübel (18271895), der 1877 das Amt von Friedrich Wilhelm Pfotenhauer (1812–1877) nach dessen Tod übernommen hatte. 1884 quittierte er jedoch den Posten als Bürgermeister und wurde königlich-sächsischer Kommissar der Brandversicherung. Auch dieses Amt übte er nur kurzzeitig aus und ging danach zurück als Rat ins Justizministerium.

Rüger war mehrere Jahre Mitglied der Kommission zur Ausarbeitung des Bürgerlichen Gesetzbuches, in der er ab 1888 an der Entstehung des Bürgerliches Gesetzbuchs - vor allem zum Thema Erbrecht - beteiligt war. In der gleichen Zeit war er sächsischer Bevollmächtigter im Bundesrat. Im März 1895 schied er aus der 2. Kommission im sächsischen Justizministerium aus, um ab dem 1. April 1895, nach dem Tod von Hermann Gustav Held (18301894) das Amt des Generalstaatsanwalts am Oberlandesgericht Dresden zu übernehmen. Zusätzlich war er ab Juni 1895 als "Vortragender Rat" im Sächsischen Gesamtministerium tätig. Ende des 19. Jahrhunderts ließ Rüger das Winzerhaus Am Steinberg Nr. 9 zum Sommersitz umbauen.[7]

Am 19. Juni 1901, vier Tage nach dem Tod von Heinrich Rudolf Schurig (18351901), wurde Rüger neuer sächsischer Justizminister. Nur knapp acht Monate später, am 11. Februar 1902 wurde er nach dem Rücktritt von Werner von Watzdorf (18361904), dem man eine wesentliche Schuld an Sachsens katastrophaler Finanzlage zuschrieb, Finanzminister des Königreiches Sachsen. Am 21. Mai 1906 übernahm er nach dem Rücktritt von Georg von Metzsch-Reichenbach (18361927) zusätzlich die Leitung des Gesamtministeriums. In dieser Zeit entstanden unter seiner Führung die grundlegenden Finanzgesetze von Sachsen. In seiner über achtjährigen Amtszeit gelang ihm die Konsolidierung der völlig zerrütteten sächsischen Staatsfinanzen. Vom sächsischen König Friedrich August III. wurde Rüger für seine Leistungen in den erblichen Adelsstand erhoben, wodurch er sich nun "von Rüger" nannte.

Rüger war ein hervorragender Redner in den Verhandlungen des ordentlichen Landtags in der II. Kammer des Königreiches Sachsen, jedoch vertrat er stets konservative Positionen. Er unterstützte zwar den Mittelstand, war aber der fortschreitenden Industrialisierung wenig aufgeschlossen. Als im sächsischen Parlament die Einführung der 4. Wagenklasse für das einfache Volk bei den Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen diskutiert wurde, bezweifelte Rüger, dass es zu den "unveräußerlichen Menschenrechten gehöre, sonntags auf Kosten der Allgemeinheit spazieren zu fahren".[8]

Am 30. November 1910 vermeldete die "Leipziger Zeitung" in ihrer Abendausgabe den Rücktritt des Ministers Wilhelm von Rüger. Vor allem sein späterer Nachfolger im Amt des Vorsitzenden des Gesamtministeriums, der spätere Kriegsminister Freiherr Max von Hausen (18461922) warf Rüger während dessen Amtszeit unnötige Provokationen gegenüber Preußen vor.[9] Rüger galt in seiner Freizeit als hervorragender Kenner der französischen Sprache und Literatur.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Datensatz zu Conrad Wilhelm Rüger auf www.gedbas.de,abgerufen am 9. Juni 2012
  2. Conrad Wilhelm Rüger im Dresdner Adress-Kalender 1831, Seite 227 auf www.adressbuecher.net
  3. Datensatz zur Hochzeit auf www.familysearch.org, abgerufen am 9. Juni 2012
  4. Datensatz zu Rahel Pauline Martha Rüger auf www.familysearch.org, abgerufen am 9. Juni 2012
  5. Datensatz zur Hochzeit auf www.familysearch.org, abgerufen am 9. Juni 2012
  6. Datensatz zu Susanna Catharina Rüger auf www.familysearch.org, abgerufen am 9. Juni 2012
  7. Notiz zur Villa am Steinberg auf www.dresdner-stadtteile.de (Archivversion)
  8. Horst Heinrich Jakobs, Werner Schubert: Materialien zur Entstehungsgeschichte des BGB: Einf., Biographien, Materialien, 1978, S. 84 (Online-Ausgabe bei Google-Books)
  9. Jan Hoffmann, Hausen, Max Clemens Lothar Freiherr von, in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., bearb. von Martina Schattkowsky, Online-Ausgabe

[Bearbeiten] Weblinks

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