Erna Rentzsch
Therese Erna Rentzsch, geb. Balke, später auch Erna Fleischer, Erna Fleischer-Gute bzw. Erna Gute (* 3. Juli 1905 in Dresden;[1] † 1965[2]) war eine antifaschistische Widerstandskämpferin. Während der Zeit des Nationalsozialismus ab 1933 war sie Mitarbeiterin der illegalen KPD-Bezirksleitung Ostsachsen.
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[Bearbeiten] Familie
Erna Balke entstammte der sächsischen Familie Balke mit dem Spitzenahn, dem Schäfer Caspar Balke (1649–1762). Ihr Urgroßvater väterlicherseits war der Gärtner und Richter Johann Gottlob Balke (1795–1863), ihr Großvater der Wirtschaftsbesitzer in Heidehäuser, Gottlob Ernst Balke (1827–1888).[3]
Erna Balke war Tochter des aus Riesa stammenden Hafenarbeiters und Bodenmeisters Oswald Balke (1871–?) und dessen 1897 in der Friedenskirche in Löbtau geheirateten Ehefrau Therese Victoria Pauline Hermine geb. Becker (1870–?)[1] Ihr Vater ist noch 1943/44 im Dresdner Adressbuch in der Langen Straße 52 verzeichnet,[4] nachdem die Familie viele Jahre in der Deubener Straße 19 wohnte.[5] Ernas Brüder waren:
- Oswald Karl Georg Balke (1899–?),[6] kaufmännischer Angestellter, wohnte in der Kesselsdorfer Straße 39.
- Erich Hugo Balke, Bahnassistent, 1943/44 Reichsbahn-Obersekretär, wohnte in der Wiesbadener Straße 5.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Balke war zunächst von 1926 bis 1930 mit dem Dresdner KPD-Funktionär Oswald Rentzsch (1904–1943) verheiratet.[7] Später ging sie eine Partnerschaft mit dem Redakteur und KPD-Funktionär Bruno Goldhammer (1905–1971) ein. Aus dieser Beziehung stammte ein Sohn:
- Dr. phil. Herbert Goldhammer (* 3. April 1933 in Dresden; † 3. Februar 2021),[8] Kunsthistoriker und -wissenschaftler.[9] Er war als sechswöchiges Kleinkind mit seiner Mutter Erna einer der ersten Häftlinge der Nationalsozialisten in der Haftanstalt am Münchner Platz in Dresden. Er war aktiv in der Gedenkstätte Münchner Platz und in der Stiftung Sächsische Gedenkstätten tätig. Er wohnte 1974 in der Elsa-Brandström-Straße 8.[10]
Sechs Wochen nach der Geburt wurde Rentzsch wegen ihrer Tätigkeit für die illegale KPD-Bezirksleitung Ostsachsen zum ersten Mal verhaftet. Sie verbrachte zusammen mit ihrem Sohn 13 Monate im Untersuchungsgefängnis Münchner Platz und wurde dann zunächst wieder entlassen.[11]
Erna Rentzsch arbeitete in der Gruppe um Anni Sindermann zusammen mit Frieda Gansauge und Hilde Lehmann. 1935 wurde sie erneut verhaftet[11] und mit anderen KPD-Mitgliedern aufgrund der illegalen politischen Tätigkeit am 6. August 1936 „...wegen gemeinschaftlicher Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ vor dem Oberlandesgericht Dresden zu einer Zuchthausstrafe verurteilt,[12] die sie zunächst im Zuchthaus Waldheim verbüßte. Später war sie zeitweilig in den Konzentrationslagern Moringen und Lichtenburg inhaftiert.[11]
Bei der Deutschen Minderheiten-Volkszählung im Mai 1939 lebte Erna Rentzsch geb. Balke in Dresden in einem Haushalt mit ihrem minderjährigen Sohn Herbert (damals noch Herbert Balke).[13] Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges umfasste die antifaschistische Widerstandsgruppe um Erna Rentzsch und dem Sozialdemokraten Hermann Eckardt etwa 50 Personen, neben Kommunisten auch Angehörige der verbotenen sozialdemokratischen Parteien SAP und SPD. Diese Gruppe stand in Kontakt zu Antifaschisten in nahezu allen Teilen der Stadt Dresden.[14] In späteren Publikationen wurde der Gruppe Frölich/Rentzsch/Eckardt die Rolle eines Führungszentrums des antifaschistischen Kampfes in Dresden zugeschrieben, auch wenn vor allem im August 1944 im Rahmen der Aktion Gitter Mitglieder der Gruppe verhaftet wurden.[15]
Am 9. Mai 1945 nahm sie zusammen mit Elsa Frölich und Hermann Eckardt am ersten Treffen von Mitgliedern der Dresdner Widerstandsgruppe mit aus der Sowjetunion zurückgekehrten Emigranten wie Hermann Matern und Kurt Fischer in der Pestalozzischule, dem Sitz des sowjetischen Stadtkommandanten, teil.[16][17]
Im Jahr 1957 heiratete sie den späteren Dresdner Oberbürgermeister Prof. Herbert Gute (1905–1975).[2]
Erna Gute starb 1965. Sie wurde auf dem städtischen Heidefriedhof beerdigt. Das Grab ist erhalten.[18]
[Bearbeiten] Veröffentlichungen
- mit Elsa Frölich: Der erste Händedruck. In: SZ, 8. Mai 1959; Nachdruck in: Beginn eines neuen Lebens. Eine Auswahl von Erinnerungen an den Beginn des Neuaufbaus in Dresden im Mai 1945 (Schriftenreihe zur Geschichte der Dresdner Arbeiterbewegung Heft 7), hrsg. vom Museum für Geschichte der Dresdner Arbeiterbewegung im Auftrag der Stadtkommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung bei der SED-Stadtleitung, Dresden 1960, S, 59–62.
- mit Herbert Gute: Über die Erfahrungen mit einem Hilfsmittel bei der systematischen Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung in Dresden (Stichwortkartei). In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Heft 3/1961, S. 666-669.
[Bearbeiten] Quellen
- Herbert Hilse: Ihr Herz gehörte vor allem den Kindern. Frieda Gansauge, Aktivist der ersten Stunde. In: SZ 16. März 1985
- Patrioten gegen Barbaren. Aus der Chronik des Kampfes gegen Faschismus und Krieg in Dresden in den Jahren 1933 - 1945. Arbeitsergebnisse der Stadtkommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung bei der SED-Stadtleitung Dresden, Arbeitsgruppe Antifaschistischer Widerstandskampf; ausgewählt, redaktionell bearbeitet und eingeleitet vom Institut und Museum für Geschichte der Stadt Dresden; hrsg. von der Stadtleitung Dresden der SED, Abt. Agitation und Propaganda, Dresden 1985, S. 39, 61, 64 (Erna Fleischer)
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ a b Standesamt Dresden VI, Geburtsregister Nr. 865/1905 (via Ancestry).
- ↑ a b Christel Hermann: Herbert Gute. In: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Zugriff 15. März 2025).
- ↑ Datensatz auf My Heritage, Anmeldung erforderlich.
- ↑ Adressbuch Dresden 1943/44, S. 26, SLUB
- ↑ Adressbuch Dresden 1925/26, S. 24, SLUB
- ↑ Datensatz auf MyHeritage, Anmeldung erforderlich.
- ↑ Standesamt Dresden VI, Heiratsregister Nr. 313/1926 (via Ancestry).
- ↑ Nachruf der Gedenkstätte Münchner Platz, Stiftung Sächsische Gedenkstätten.
- ↑ Datensatz auf Geni
- ↑ Fernsprechbuch Deutsche Post, Bezirk Dresden, 1974, S. 96.
- ↑ a b c Dr. Herbert Goldhammer verstorben, Nachruf der Gedenkstätte Münchner Platz, Stiftung Sächsische Gedenkstätten.
- ↑ Mitverurteilt wurden ebenfalls:Albert Arthur Ebert, Anni Ilse Hildegard Sindermann, Malwine Roch, Kurt Martin Herbert Gutmann, Heinrich Wilhelm Bausch, Paul Hermann Curt Heß, Walter Georg Richter, Willy Hermann Buchholz, Johannes Max Jähnichen, Alfred Richard Partzsch und Otto Kurt Collmar. Archivale 30071 Sächsisches Staatsarchiv, 30071 Zuchthaus Zwickau, Nr. 2617.
- ↑ Datensatz auf MyHeritage, Anmeldung erforderlich.
- ↑ Olaf Groehler, Wolfgang Bleyer, Wolfgang Schumann: Die Zerschlagung des Hitlerfaschismus und die Befreiung des deutschen Volkes (Juni 1944 bis zum 8. Mai 1945), 1985, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 312.
- ↑ Jahrbuch für Geschichte, Band 27, 1983, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 296.
- ↑ Elsa Frölich, Erna Gute: Der erste Händedruck. In: Beginn eines neuen Lebens. Eine Auswahl von Erinnerungen an den Beginn des Neuaufbaus in Dresden im Mai 1945 (Schriftenreihe zur Geschichte der Dresdner Arbeiterbewegung Heft 7), hrsg. vom Museum für Geschichte der Dresdner Arbeiterbewegung im Auftrag der Stadtkommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung bei der SED-Stadtleitung, Dresden 1960, S, 59–62, hier S. 61.
- ↑ Lya Rothe, Erich Woitinas: Hermann Matern, aus seinem Leben und Wirken, 1981, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 78.
- ↑ Erna Gute, Datensatz auf Find a Grave.
[Bearbeiten] Weblinks
- Therese Erna Gute Rentzsch, Datensatz auf Geni, Anmeldung erforderlich.
- Therese Erna Gute Rentzsch (geb. Balke), Datensatz auf MyHeritage, Anmeldung erforderlich.