Bruno Goldhammer

Stadtwiki Dresden - Freiraum für Ideen und Wissen über Dresden
Wechseln zu: Navigation, Suche

Bruno Goldhammer (* 10. Februar 1905 in Dresden; † 7. August 1971 Bad Elster) war ein kommunistischer Redakteur und Journalist, KPD-Funktionär, antifaschistischer Widerstandskämpfer, Verfolgter des NS-Regimes, SED-Mitglied, Opfer stalinistischer Säuberungen, Dresdner Arbeiterveteran und -funktionär.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Bruno Goldhammer entstammte der jüdischen Familie Goldhammer, die ursprünglich aus Nadwórna im damaligen Kaiserreich Österreich stammte. Der Ort gehört heute zur Ukraine. Goldhammers Großeltern väterlicherseits waren der Tagelöhner Berl Goldhammer (18551943)[1] und dessen Ehefrau Hersch Sura geb. Jung (um 18561894). Goldhammers Onkel war Joseph Goldhammer (18861943). Goldhammer hatte mehrere bekannte Cousins und Cousinen: Er war über seine Tanten Perel Langer geb. Zimmering mit Lea Grundig geb. Langer, über Lisa Dankner geb. Zimmering mit Hans Dankner und über seinen Onkel Adolf Zimmering mit Max Zimmering verwandt.

Bruno Goldhammer war der Sohn des Kauf- und Handelsherren sowie Besitzers des Dresdner Kinos und Theaters Westend, Elias Goldhammer (* 21. Februar 1875 in Nadwórna; ✡ 24. Oktober 1934 in Dresden)[2] und dessen Ehefrau, der Schneiderin Anna Chane geb. Zimmering (* 16. August 1874 in Horodenka; ✡ 12. Februar 1935 in Dresden). Goldhammers Vater kam 1899 aus Berlin nach Dresden, wo er in der Heinrichstraße 5 eine Möbel-, Bilder-, Spiegel- und Uhrenhandlung eröffnete.[3] Die Familie wohnte 1905 in der Pillnitzer Straße 14.[4] Goldhammer hatte noch mehrere Geschwister, u.a.:

Bruno Goldhammer hatte aus seiner Partnerschaft mit Therese Erna Gute geb. Balke (19051965), Tochter des aus Riesa stammenden Hafenarbeiters Oswald Balke (* 1871) und dessen 1897 in der Friedenskirche in Löbtau geheirateten Ehefrau Therese Victoria Pauline Hermine geb. Becker (* 1870) einen Sohn:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Bruno Goldhammer besuchte in Dresden die Bürgerschule und das humanistische Gymnasium. In seiner Jugend war er Mitglied der jüdischen Jugendgruppe „Morgenröte“. 1922/23 war er Volontär im Osterag Verlag in Berlin, wo er eine Ausbildung zum Buchhändler und Bibliothekar begann. Goldhammer betätigte sich frühzeitig in der Politik. Er kam über den Anarchismus zur Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), deren Mitglied er 1922 wurde, u. a. als kommunistischer Jugendfunktionär.

1923 kehrte Goldhammer in seine Heimatstadt Dresden zurück, wo er im gleichen Jahr politischer Leiter des KPD-Unterbezirks Dresden wurde. 1924 trat er aufgrund seiner kommunistischer Überzeugung aus der Jüdischen Gemeinde aus. Von 1924 bis 1930 war er Mitglied der KPD-Bezirksleitung Ostsachsen. Seit 1925 war Goldhammer mit Herbert Wehner befreundet, die beide ab 1927 in der Dresdner KPD und der KPD-Ostsachsen wirkten. Goldhammer war ab 1925 Redakteur, ab 1929 Chefredakteur der ostsächsischen kommunistischen Zeitung „Arbeiterstimme“, für welche auch Wehner Artikel schrieb.

1930 wurde Goldhammer Chefredakteur der Zeitung „Der Kämpfer“ in Chemnitz. Im gleichen Jahr wurde er zu Festungshaft wegen „Vorbereitungen zum Hochverrat“ verurteilt, die er in Auerbach (Vogtland) verbringen musste. Auf dem Dresdner Landesparteitag der KPD von 1930 verlas Herbert Wehner ein Grußwort von Goldhammer. Nach seiner Haft arbeitete Goldhammer bis 1932 weiter als politischer Redakteur in Chemnitz und auch als Parlamentsberichterstatter in Dresden. Ende 1932 kam er erneut in Untersuchungshaft und wurde in einem Prozess wegen Verrats militärischer Geheimnisse verurteilt.

Nach der Machtergereifung der Nationalsozialisten 1933 betätigte sich Goldhammer zunächst weiter illegal für die KPD in Chemnitz, bis er nach Erlass eines neuen Haftbefehls gegen ihn ins Exil in die Tschechoslowakische Republik, zuerst im Februar 1933 nach Chomutov, 1934 dann nach Prag ging. Als Mitglied der Emigrationsleitung der KPD wohnte er in einem Hotel, als er 1935 erneut Herbert Wehner und seine Lebensgefährtin Lotte Treuber traf. Im gleichen Jahr arbeitete Goldhammer unter dem Pseudonym „Brenner“ als Redakteur der in Brüssel erscheinenden Korrespondenz der Kommunistischen Internationale „Rundschau“. Noch im Herbst desgleichen Jahres wurde Goldhammer von der KPD-Leitung in die Schweiz geschickt, wo sich Goldhammer als verfolgter Gewerkschaftler ausgab.

1937 erhielt Goldhammer in der Schweiz seine Anerkennung als politischer Flüchtling. 1936 bis 1940 war er Mitarbeiter der Abschnittsleitung Süd der KPD und Chefredakteur der illegalen KPD-Zeitung „Süddeutsche Informationen“ bzw. deren Nachfolgezeitung „Süddeutsche Volksstimme“. Seit 1939 hatte Goldhammer private Kontakte zu dem US-Diplomaten und amerikanischen Marxisten Noel Field und dessen Pflegetochter Erica Glaser, womit er neben Paul Meuter einer der ersten KPD-Flüchtlinge in der Schweiz war, der mit Field privat verkehrte. 1940 wurde er wegen verbotener politischer Betätigung als Emigrant verhaftet, verurteilt und vom Schweizer Bundesrat formal ausgewiesen. Die Folgejahre bis 1944 verbrachte er in einem Internierungslager. Ab 1944 bekam Goldhammer die Möglichkeit, aller sechs Wochen das Internierungslager wegen ärztlicher Untersuchungen zu verlassen. Dies nutzte er, um die Untergrundarbeit gegen Nazideutschland mit der kommunistischen Gruppe des Schauspielhauses Zürich um Wolfgang Langhoff mit zu organisieren. Im Exil war Goldhammer auch Mitglied der Bewegung Freies Deutschland und von 1944 bis 1945 Chefredakreur der Zeitschrift „Freies Deutschland“ in der Schweiz.

Direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging Goldhammer im Juni 1945 zunächst nach München, wo er im Januar 1946 als 2. Parteisekretär der KPD von der amerikanischen Militärregierung die Zulassung der Partei für ganz Bayern erhielt. Er setzte sich im weiteren dann in Bayern besonders für die Schaffung der SED auch in den Westzonen ein. Er war Mitbegründer der Aktionsgemeinschaft SPD-KPD München. In Bayern wurde Goldhammer als Landessekretär der KPD Bayern bei den ersten Landtagswahlen nach dem Krieg auch als Landtagsabgeordneter gewählt. Im Juni 1946 wurde Goldhammer von einem amerikanischen Militärgericht zu vier Monaten Haft wegen illegalen Zonengrenzübertritts verurteilt, als er im Februar 1946 an der KPD-Parteikonferenz in Berlin teilnahm. Seine Haft verbüßte er im Gefängnis in Landsberg am Lech.

Im Januar 1947 übersiedelte Goldhammer in die sowjetische Besatzungszone, nach Berlin, wo er SED-Mitglied und -Funktionär wurde. Dort arbeitete er bis April 1947 als Lehrer am 1. Journalistenlehrgang der Parteihochschule der SED. Außerdem wurde er Mitarbeiter der Zentralverwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone. Im Februar 1947 erfolgte seine Anerkennung als Opfer des Faschismus (die im März 1951 wieder aberkannt, 1956 wiederum zuerkannt wurde). 1948/49 war Goldhammer Chefredakteur, ab 1949 stellvertretender Intendant des sowjetisch kontrollierten Berliner Rundfunks in Berlin-Charlottenburg, nachdem sein Vorgänger Wilhelm Girnus in das Redaktionskollegium der SED-Tageszeitung „Neues Deutschland“ eingetreten war.[8] Im Oktober 1949, nach der Gründung der DDR, erfolgte Goldhammers Ernennung zum Leiter des Amtes für Nachrichtenkontrolle im Amt für Information der DDR. Daneben hatte er auch einen Lehrauftrag an der Humboldt-Universität. 1950 wurde Goldhammer stellvertretender Leiter der Presseabteilung des Amtes für Nachrichtenkontrolle.

Am 24. August 1950 entzog die SED dem ehemaligen „Westemigranten“ im Rahmen der letzten stalinistischen Säuberungen die Mitgliedschaft in ihrer Partei. Am 1. September 1950 meldete die SED-Parteizeitung „Neues Deutschland“ den Ausschluss von Goldhammer und weiteren neun ehemaligen Genossen, darunter Paul Merker, Leo Bauer, Willi Kreikemeyer, Lex Ende, Hans Teubner und Maria Weiterer. Goldhammer wurde in einem Schauprozess unter dem falschen Vorwurf der Spionage im Rahmen der „Field-Prozesse“ zuerst zum Tode verurteilt. Das Strafmaß wurde wenig später zu Zwangsarbeit der Sowjetunion umgewandelt.[9] Von 1950 bis 1953 saß Goldhammer in Untersuchungshaft in verschiedenen Gefängnissen. Ab April 1951 war er in sowjetischem Gewahrsam (in der DDR). Mitte 1953 wurde er von den sowjetischen Geheimdienstorganen an das Ministerium für Staatssicherheit überstellt. Im April 1954 wurde Goldhammer vom Obersten Gericht der DDR zu zehn Jahren Zuchthaus wegen angeblicher Agententätigkeit verurteilt. Seine Haft verbrachte er anschließend bis zum 28. April 1956 Haft im Zuchthaus Brandenburg. An jenem Tag erfolgte seine Entlassung nach Berlin. Im gleichen Jahr, im Zuge der Entstalinisierung, wurde Goldhammer Oktober 1956 öffentlich rehabilitiert. Er stand allerdings weiterhin im Fokus der Staatssicherheit der DDR.

Nach seiner Haft arbeitete Goldhammer ab Juni 1956 als Redakteur im Verlag „Zeit im Bild“ (ZIB) in Dresden. Parallel schloss er ein Fachstudium für Journalistik ab. Im Juni 1957 berief man Goldhammer zum Chefredakteur der Zeitung „Freiheit“ in Halle an der Saale. Im Juli 1957 erlitt er einen Schlaganfall. 1958 wechselte Goldhammer wieder als Redakteur zu „Zeit im Bild“ nach Dresden, wo er 1959 Mitglied der Betriebsparteiorganisation (BPO) der SED wurde. Erst 1965 wurde Goldhammer wieder in der Tageszeitung „Neues Deutschland" (ND) erwähnt, als das Zentralkomitee der SED ihm zu seinem 60. Geburtstag gratulierte.[10] 1968 erschien erstmals ein Artikel unter der Überschrift „Arbeiterklasse - Kraftquell der Partei“ von Goldhammer, den er selbst geschrieben hatte, im ND.[11] Er arbeitete bis 1971 als Leiter der Nachwuchsausbildung des Verlags und war Mitarbeiter in der „Kommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung“ in Dresden. So erinnerte er Anfang April 1970 gemeinsam mit seinen ehemaligen Redaktionskollegen Willy Forner und Richard Spengler in der wöchentlichen Beilage der „Sächsischen Zeitung“ an das erstmalige Erscheinen der KPD-Zeitung Arbeiterstimme.[12]

Goldhammer starb im 67. Lebensjahr. Der Verlag „Zeit im Bild“ Dresden veröffentlichte am 12. August 1971 eine Traueranzeige im SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“ und bezeichnete Goldhammer als treu ergebenen Genossen der Partei der Arbeiterklasse und der DDR. Laut Goldhammers Enkel starb er - aufgrund seines wechselvollen Lebens und der Verfolgung und Inhaftierung durch die eigenen Genossen - allerdings als gebrochener Mann. Die Trauerfeier fand am 13. August 1971 im Krematorium Tolkewitz statt.[13]

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Datensatz auf Geni
  2. Datensatz auf Geni
  3. Adressbuch Dresden 1900, S. 172, SLUB.
  4. Adressbuch Dresden 1905, S. 238, SLUB.
  5. Nachruf der Gedenkstätte Münchner Platz, Stiftung Sächsische Gedenkstätten.
  6. Datensatz auf Geni
  7. Fernsprechbuch Deutsche Post, Bezirk Dresden, 1974, S. 96.
  8. Berliner Zeitung vom 8. Mai 1949, Seite 6.
  9. Ulrich Weissgerber: Giftige Worte der SED-Diktatur: Sprache als Instrument von Machtausübung und Ausgrenzung in der SBZ und der DDR, Band 15, Berlin 2010, Leseprobe auf Google Books, S. 116.
  10. „Neues Deutschland“ vom 10. Februar 1965, Seite 2.
  11. „Neues Deutschland“ vom 29. Dezember 1968, [page=3 Digitalisat] im DFG-Viewer, Seite 3, Anmeldung erforderlich.
  12. Sie trug das Wort der Partei in die Massen. Vor 45 Jahren erschien in Dresden als Organ der KPD die erste Ausgabe der „Arbeiterstimme“. In: „wir“ Nr. 13 als Beilage zur „Sächsischen Zeitung“ vom 3. April 1970.
  13. Traueranzeige in der Tageszeitung Neues Deutschland vom 12. August 1971, [page=8 Digitalisat] im DFG Viewer, Seite 8, Anmeldung erforderlich.
  14. „Neues Deutschland“ vom 25. März 1965, Seite 2.

[Bearbeiten] Weblinks

Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Werkzeuge